Yannick Gerhardt hat seinen Vertrag beim VfL Wolfsburg verlängert. Der 30-Jährige spricht über seine Zukunftspläne, die Rolle als Routinier und den neuen Trainer Ralph Hasenhüttl.
Freut sich auf die VfL-Zukunft: Yannick Gerhardt will mit Wolfsburg zurück in die Erfolgsspur.
IMAGO/Jan Huebner
Bis wann er verlängert hat beim VfL Wolfsburg? Neuerdings Dienstgeheimnis bei den Niedersachsen. Bis 2026 mit Option auf ein weiteres Jahr oder gar direkt bis 2027? Yannick Gerhardt mag dies weder bestätigen noch dementieren. Klar aber ist: Der 30-Jährige bleibt über 2025 hinaus beim VfL – und sprach am Mittwoch darüber.
Herr Gerhardt, wollen Sie Ihre Karriere in Wolfsburg beenden?
Ich habe jetzt erst einmal für die kommenden Jahre unterschrieben, aber es gibt viele Fußballer, die auch noch im fortgeschrittenen Alter Fußball spielen. Ich denke da an Modric, Ronaldo, Dante oder Pepe, der mit 41 noch spielt, und jetzt noch gar nicht an mein Karriereende. Ich liebe meinen Job, den Alltag als Bundesligaspieler. Ich will noch einige Jahre auf höchstem Niveau spielen. Dies soll nicht mein letzter Vertrag sein, vielleicht gehe ich irgendwann auch noch mal ins Ausland. Die nächsten Jahre aber bin ich hier beim VfL.
Für andere Spieler ist der VfL ein Sprungbrett auf ihrem Karriereweg, Sie sind nun schon seit bald acht Jahren da. Warum zog es Sie bislang nie weg?
Der VfL ist für mich noch immer eine der Topadressen in Deutschland, es gibt nicht viele Spieler, die hier über einen so langen Zeitraum spielen. Deswegen ist das für mich etwas ganz Besonderes und ich empfinde es als Wertschätzung, dass der Klub seine Zukunft weiterhin mit mir plant.
Ging es schnell mit den Verhandlungen?
Wir hatten gute Gespräche, schon Ende des letzten Jahres haben wir geredet. Es war in der sportlich schwierigen Situation nicht ganz so einfach, dafür hat man als Spieler Verständnis. Trotzdem ist es mir in dieser schwierigen Phase auch wichtig, ein Zeichen zu setzen.
Nun hat Ralph Hasenhüttl auf der Trainerbank Niko Kovac abgelöst. War dies etwas, was Sie abgewartet haben?
Nein. Einen Vertrag sollte man nicht vom Trainer abhängig machen. Es gibt keinen, der dir immer Spielzeit garantiert.
Zuletzt hatte Sie Max Kruse in seinem Podcast in Bezug auf Kovac in ein schlechtes Licht gerückt …
Dazu möchte ich mich nicht äußern. Ich bin mit allen Parteien, die mir wichtig sind, im Reinen.
“Ich will als Vorbild vorangehen”
Yannick Gerhardt
Nun unterschreiben Sie in einer Saison, in der Sie bislang lediglich zwölfmal in der Startelf standen. Zeigt das umso mehr Ihre Verbundenheit mit dem VfL?
Das motiviert mich umso mehr, ich möchte nicht aufgeben und aus Trotz gehen. Ich sehe weiterhin große Möglichkeiten, mich hier durchzusetzen. Und es ist schon auch ein besonderes Gefühl, hier viele im Klub zu kennen, dass jüngere Spieler zu einem aufschauen. Da will ich als Vorbild vorangehen.
Sie sind kürzlich 30 geworden. Werden Sie gerne als Routinier bezeichnet?
Kein Problem. Ich fühle mich aber körperlich noch nicht wie 30, manche Mannschaftskameraden wie zum Beispiel Maxence Lacroix halten mich sogar für Mitte 20 … (lacht).
Sie gelten als jemand, den Trainer eher mal auf die Bank setzen, weil Sie keinen Stress machen. Werden Sie im höheren Fußballeralter daran noch mal etwas verändern?
Ich glaube nicht, dass es auf Dauer langfristig von Erfolg gekrönt ist, wenn man versucht, schlechte Stimmung zu machen, wenn man nicht spielt. Intern habe ich mit allen Trainern immer einen guten und ehrlichen Austausch, spreche Dinge direkt an. Da muss man auch nicht immer laut brüllen und aus der Haut fahren, das ist einfach nicht meine Art. Trotz kommuniziere ich meine Meinung offen. Mittlerweile kann ich mich auch besser in die Trainerrolle hineinversetzen.
Schwebt Ihnen der Trainerjob für die Zeit nach der Karriere vor?
Ich beschäftige mich durchaus schon mit der Karriere nach der Karriere. Ich mache noch mein Master-Studium, versuche in den Gesprächen mit Marcel Schäfer und Sebastian Schindzielorz noch mehr zu verstehen, wie das Business läuft. Auch der Trainerjob ist sicher interessant, konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.
“Wir haben Druck, die Tabelle ändert sich nicht. Wir müssen direkt liefern.”
Yannick Gerhardt
Ralph Hasenhüttl ist nun der zehnte Trainer, den Sie in Wolfsburg erleben. Wie ist er es angegangen in den vergangenen Tagen?
Er hat viele Gruppensitzungen gemacht, um uns die Art seines Fußballs näherzubringen. Da geht es auch ums Umschalten, das Verinnerlichen des Pressings. Wir versuchen, so viel Input wie möglich aufzusaugen. Wir wissen aber: Wir haben Druck, die Tabelle ändert sich nicht. Wir müssen direkt liefern.
Sie haben mit dem VfL Höhen und Tiefen erlebt. Was möchten Sie noch erreichen?
Ich möchte natürlich wieder in die Champions League kommen, international spielen, diese Qualität haben wir jedes Jahr. Wir müssen aufarbeiten, warum es uns zu selten gelingt. Jetzt aber gilt ohnehin der volle Fokus auf die aktuelle Situation.
Sie haben schon zwei Relegationsjahre erlebt. Wie ordnen Sie diese aktuelle Situation im Vergleich zu den Krisenzeiten ein?
Die Situation ist gefährlich, aber in den Relegationsjahren war es teilweise so, dass wir so verunsichert waren, dass wir gar nicht wussten, wie wir überhaupt zu Torchancen kommen sollen. Jetzt haben wir uns in den letzten Spielen meistens selber geschlagen. Ich hoffe, dass wir durch den Trainerwechsel neue Impulse bekommen, um den Bock umzustoßen. Am besten schon am Samstag in Bremen.