Aufsteiger Eintracht Braunschweig kommt nicht in die Spur. Trainer Michael Schiele bemängelt nicht nur fehlende “Präzision und Galligkeit”.

Eintracht Braunschweig steht punkt- und torlos am Tabellenende.
IMAGO/Hübner
Die kleine Medienrunde nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz gab es schon während seiner zehn Jahre als Eintracht-Trainer von 2008 bis 2018. Nach seiner siegreichen Rückkehr mit Darmstadt 98 musterte Torsten Lieberknecht erst die bekannten Gesichter, die auf seinen Kollegen Michael Schiele warteten und empfahl ihnen dann: “Lasst den mal machen, der macht das gut.” Es war das Positivste, was Braunschweigs Aufstiegstrainer aus dem Sonntagnachmittag mitnehmen konnte. Denn das 0:1 täuscht ein enges Spiel vor, das tatsächlich nicht stattgefunden hat.
“Uns fehlt vorn die Galligkeit”
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Schieles Mängelliste war dementsprechend lang. Und wieder fing sie ganz vorn an. Null Tore nach drei Partien liefern den statistischen Beleg, wo der Schuh drückt. Hinzu kam gegen die Lilien: Nach vielversprechenden Ansätzen gegen Hamburg (0:2) und Heidenheim (0:3) kam die Eintracht nicht einmal ernsthaft für ein Erfolgserlebnis infrage. “Uns hat die Präzision nach vorn gefehlt, uns fehlt vorn die Galligkeit”, bemängelt der Coach. Und symptomatisch dafür ist auch die Entstehung des entscheidenden Gegentores vier Minuten vor dem Ende. Joker Luc Ihorst ließ sich nach einem der unzähligen langen Bälle einfach wegschieben, in der Folge hieß es 0:1. “Da will der Abwehrspieler den Ball mehr als wir”, sagt Schiele und schaut als hätte er soeben in eine Zitrone gebissen.
Ujah: “Mir hilft jede Minute”
Der Trainer muss diese Probleme lösen, und die Ansätze dafür sind rar. Anthony Ujah gab am Sonntag seinen Einstand und ist allein aufgrund seiner Vita ein Hoffnungsträger. Aber lässt seine zuletzt prall gefüllte Krankenakte und die wenige Spielpraxis diese Rolle auch zu? Schiele findet, “dass seine Qualität direkt sichtbar geworden ist. Was Tony noch fehlt, ist die Fitness. Aber die werden wir ihm antrainieren”. Ujah selbst gibt sich diesbezüglich ebenfalls optimistisch. Er sagte Dinge, die eben gesagt werden bei einer Premiere nach vielen Karriere-Stationen und langer Spielpause. Er sei gut aufgenommen worden und glücklich, wieder auf dem Platz zu stehen, er wolle seinen neuen Kollegen helfen. Sein vielleicht wichtigster Satz ist: “Mir hilft jede Minute.” Um irgendwann wirklich eine Hilfe sein zu können.
07. August 202205:43 Minuten
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Ob die Eintracht allein auf Ujah und den Faktor Hoffnung setzt, ist noch offen. Der 21-jährige Mainzer Marlon Mustapha bleibt ein Kandidat, mit dem sich die Niedersachsen beschäftigen. Und trotz des kurzen Hoffnungsschimmers durch den Pokalsieg gegen Hertha BSC wirkt die Eintracht-Offensive, als könne sie noch reichlich Qualitäts-Zuwachs und Hilfe vertragen.