“Dumme Frage”: Kek und das Reizthema Elfmeterschießen

“Dumme Frage”: Kek und das Reizthema Elfmeterschießen

Mit ordentlicher Bilanz und gemischten Gefühlen verabschiedet sich Slowenien von der EM. Für den Trainer ist das Glas definitiv halbvoll.

Zeigte Unverständnis beim Thema Elfmetertraining: Matjaz Kek.

Zeigte Unverständnis beim Thema Elfmetertraining: Matjaz Kek.

IMAGO/ANP

Nach vier Spielen ohne Sieg tritt Slowenien die Heimreise von der EURO an. Dennoch bilanziert Matjaz Kek: “Wir haben die Erwartungen beim Turnier übertroffen.” Aus der Perspektive des 62-jährigen Trainers ist diese Einschätzung sicher legitim, zumal sie von diesem Fakt gestützt wird: In 90 Minuten war sein Team weder von Dänemark (1:1), Serbien (1:1) noch England (0:0) zu bezwingen. Und selbst Portugal musste nach 120 torlosen Minuten ins Elfmetschießen. Als erfrischender Underdog, der die Veranstaltung auch auf dem Rasen bereichert hat, wird Slowenien indes weniger in Erinnerung bleiben als etwa die deutlich spektakuläreren Georgier.

Sesko steht am Anfang. Er wird eine außergewöhnliche Karriere haben.

Matjaz Kek

Spielbericht

So wurde auch im Achtelfinale erneut erkennbar: Der Vertretung des Zwei-Millionen-Einwohner-Landes mangelt es schlicht an individueller Qualität, mit Ausnahme von Weltklasse-Keeper Jan Oblak und Angreifer Benjamin Sesko. Wobei gerade auch der 21-jährige Leipziger den Beweis schuldig blieb, bereits auf ganz großer Bühne Glanzlichter setzen zu können: In der Verlängerung hatte er frei vor Diogo Costa den mutmaßlichen Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte aber am portugiesischen Schlussmann. Sesko, schließt Kek aus dieser Szene auch aufs Allgemeine, “steht am Anfang. Er wird noch eine außergewöhnliche Karriere haben. Ich bin sein größter Fan”.

Kek vernimmt einen “Startschuss für den slowenischen Fußball”

Auch generell, so der Coach zuversichtlich, werde “unsere junge Mannschaft an den hier gemachten Erfahrungen wachsen und noch besser werden. Dieses Turnier ist ein Startschuss für den slowenischen Fußball. Ich bin stolz auf die Spieler.” Diese Haltung, das Glas halbvoll zu sehen, empfiehlt Kek auch Fans und Medien im eigenen Land: “Wir müssen schlau sein und an dem festhalten, was wir haben. Dumme Leute würden alles wegwerfen.” Denn: “Man kann sicher noch besser spielen als wir es getan haben. Aber es ist unmöglich, mehr zu kämpfen als diese Mannschaft.”

Erstaunlich dünnhäutig reagierte der Routinier dann jedoch auf die Frage, ob er Elfmeterschießen habe üben lassen. Dass alle drei angetretenen Kandidaten im Shootout scheiterten, war schließlich reichlich kurios. Keks Antwort: “Das ist eine dumme Frage. Ich bin nicht hier, um zu diskutieren, ob wir Elfmeterschießen trainiert haben. Man kann im Training 30 mal hintereinander treffen und dann im Spiel verschießen. Das ist schon den größten Stars passiert.”

Thiemo Müller