Eriksen zwischen “persönlichem Sieg” und “schlechtem Gefühl”

Eriksen zwischen “persönlichem Sieg” und “schlechtem Gefühl”

Ein Siegerteam hatte das Aufeinandertreffen zwischen Dänemark und Slowenien in Stuttgart am Sonntagabend nicht, das ist bei einem 1:1 nun einmal so. Einen Matchwinner gab es trotzdem: Christian Eriksen.

Schrieb eine besondere Geschichte: Christian Eriksen.

Schrieb eine besondere Geschichte: Christian Eriksen.

IMAGO/LaPresse

Denn der Regisseur der Dänen schrieb mit seinem Führungstreffer in der 17. Minute, den Lukas Podolskis Teamkollege bei Gornik Zabrze, Erik Janza, in der 77. Minute egalisierte, schon jetzt eine der sicher besonderen Geschichten dieses Turniers.

Rückblick EM-Vorrunde 2021: Christian Eriksen bricht im ersten Gruppenspiel der Dänen zusammen. Herzstillstand. Reanimation noch auf dem Platz. Mit einem implantierten Defibrillator kämpft sich das Mittelfeld-Ass zurück – um in seinem ersten EM-Spiel nach dem Drama direkt zu treffen. “Ich habe jetzt schon mehr gespielt als bei der letzten EM, also ist es für mich persönlich ein Sieg”, sagte Eriksen nach dem Unentschieden zum Auftakt, verlieh aber vor den dänischen TV-Kameras seinem “schlechten Gefühl” Ausdruck, weil sein Team den Sieg unnötig aus der Hand gab.

Sein Teamkollege Jannik Vestergaard fand: “Klar war das, was vor drei Jahren passiert ist, furchtbar. Das hat uns einen Schock gegeben, aber auch sehr eng zusammengerückt. Christian bedeutet uns sehr viel, nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch. Ihn wieder bei einer EM zu sehen und dann schießt er ein Tor, das ist was Besonderes.” Als der Ball im Netz zappelte, spielte laut dem ehemaligen Bundesliga-Profi jedoch die Sache von damals keine Rolle: “Ich muss aber ehrlich zugeben: Ich habe mich beim 1:0 über das Tor gefreut und nicht eine Sekunde daran gedacht, was bei der letzten EM passiert ist.”

Schleichend kippt die Partie

Womöglich wäre es ein Stück weit emotionaler gewesen für die Skandinavier, die 2021 überraschend bis ins Halbfinale vorgedrungen waren, hätte Eriksens Tor zum Sieg gereicht. Lange sah es danach aus. Eriksen, Morten Hjulmand und Pierre-Emile Höjbjerg dominierten das Zentrum, doch das 2:0 wollte nicht fallen. Die Spielanlage der Slowenen geriet mit langen Bällen hinter die Kette zu einseitig, nur vereinzelt vermochte Leipzigs Benjamin Sesko für Gefahr zu sorgen. Doch nach dem Seitenwechsel stabilisierte sich die Elf von Trainer Matjaz Kek. “Wir hatten nicht mehr so viel Ballbesitz in der zweiten Halbzeit”, musste der Wolfsburger Jonas Wind, der Eriksens 1:0 sehenswert per Hacke vorbereitet hatte, quittieren.

Spielbericht

“Leider haben wir nicht das Zweite gemacht und ein bisschen die Dominanz verloren. Durch Fernschüsse und Standards haben sie plötzlich ein bisschen Momentum gewonnen”, beschrieb Vestergaard das schleichende Kippen der Partie. Spätestens mit dem Kopfball von Adam Gnezda Cerin knapp am Tor vorbei (66.) war klar: das würde ein Ritt auf der Rasierklinge werden für die Dänen, die bei einem Pfostentreffer von Sesko (76.) noch das Glück hatten, das ihnen eine Minute später fehlte. Da fälschte Victor Kristiansen Janzas Direktabnahme nach einer Ecke ab – 1:1. Folgerichtig, weil die Slowenen sich diesen Ausgleich mit ihrer Wucht und ihrem Willen erzwangen, dennoch bitter für die Dänen, weil sie ihre überlegene Spielanlage unnötigerweise in der Kabine gelassen hatten. Immerhin aber mit dem kleinen Trost, dass sie mit Eriksen definitiv den Matchwinner stellen.

Benni Hofmann, George Moissidis