xGoals und dieser eine Abschluss aufs Tor: Griechenlands EM-Triumph 2004 in Grafiken

Griechenland wurde 2004 der wohl überraschendste Europameister der Geschichte. So unwirklich wie der Titel wirken auch manche Daten. Ein Rückblick.

Ein Bild, mit dem keiner gerechnet hatte: Griechenland feiert 2004 in Lissabon den EM-Titel.

Ein Bild, mit dem keiner gerechnet hatte: Griechenland feiert 2004 in Lissabon den EM-Titel.

imago/Laci Perenyi

2004 war ein Jahr unerwarteter Fußball-Ereignisse. Der FC Porto gewann die Champions League, Valencia das Double aus UEFA-Cup und Meisterschaft. Werder Bremen stand in Deutschland ganz oben, der Grazer AK in Österreich, Arsenal in England gar ohne eine Niederlage. Und dann gewann Griechenland auch noch die EM. Ein Daten-Rückblick zeigt, wie Otto Rehhagels Mannschaft zum wohl überraschendsten Europameister der Geschichte wurde.

Vor der EM 2004 in Portugal konnte Griechenland nur eine Teilnahme an einem Endturnier vorweisen: 1980 in Italien. Nach zwei Pleiten gegen die Niederlande und die Tschechoslowakei trotzten die ausgeschiedenen Hellenen dem späteren Europameister Deutschland damals immerhin noch ein 0:0 ab.

5,2 xGoals – im gesamten Turnier

Folgerichtig waren sie 24 Jahre später als krasser Außenseiter ins Turnier gegangen. Der Ausrüster hatte damals den passenden Slogan: “Impossible is nothing”. Das erklärte Ziel war, einen Sieg in der schweren Gruppe gegen Portugal, Spanien und Russland zu erzielen und somit Geschichte zu schreiben. Die Wettquoten auf einen griechischen EM-Sieg lagen zwischen 65 und 75. Doch die Griechen starteten furios und schockten im Eröffnungsspiel die portugiesischen Hausherren mit 2:1.

Griechenlands Torschüsse bei der EM 2004.

Griechenlands Torschüsse bei der EM 2004.
Opta

Es sollte das einzige EM-Spiel der Griechen mit zwei erzielten Toren bleiben. Danach reichte immer nur eines zum jeweiligen Teilerfolg. Der xGoals-Wert – fürs komplette Turnier wohlgemerkt – lag laut Opta bei 5,2. Nie zuvor und danach reichten 0,87 xGoals pro Spiel zum EM-Sieg. Lediglich 49 Torschüsse genügten Rehhagels Team für die sieben Turniertore.

Im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien wurde Rehhagels Team von den Iberern fast schwindelig gespielt, doch am Ende stand trotz 2:15 Ecken und 3:9 Chancen (kicker-Datenbank) ein 1:1. Gefühlt gaben die Spanier vergeblich ein Drittel der insgesamt 105 Torschüsse des kompletten Turniers gegen die Griechen ab. Gegen die Russen im abschließenden Gruppenspiel reichte dann eine 1:2-Niederlage, um ins Viertelfinale einzuziehen und die punktgleichen Spanier aus dem Turnier zu werfen. Die Russen sollten das einzige Team sein, das gegen Hellas im Turnier doppelt traf.

Die Torschüsse der griechischen Gegner bei der EM 2004.

Die Torschüsse der griechischen Gegner bei der EM 2004.
Opta

Den 5,2 xGoals standen im EM-Verlauf 6,6 x-Gegentore gegenüber – ein Wert, den die starke Defensive um Torhüter Antonios Nikopolidis und Abwehrchef Traianos Dellas allerdings bei den tatsächlichen Gegentreffern unterbot. Das griechische Bollwerk kassierte in der K.-o.-Runde kein einziges Tor und beendete die EM mit nur vier Gegentreffern. Nacheinander mussten Titelverteidiger Frankreich, Pavel Nedveds Tschechen und erneut der Gastgeber mit jeweils 0:1 den Kürzeren ziehen.

Portugal, das auf Revanche für die Auftaktniederlage brannte, gab im Finale 22 erfolglose Torschüsse ab. Die Griechen nur deren fünf und lediglich einen einzigen aufs Tor: den entscheidenden Kopfball von Angelos Charisteas zum Siegtreffer. Effektiver geht’s nicht.

Podcast

Das Sommermärchen 2004: So wurde Griechenland sensationell Europameister

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Auch der Ballbesitz von 63:37 für die Portugiesen konnte Rehhagels größten Triumph nicht verhindern. Entgegen aller Vorhersagen passierte es am 4. Juli 2004 im Estadio da Luz in Lissabon wirklich: Griechenlands Kapitän Theo Zagorakis hielt den EM-Pokal in seinen Händen und machte das schier Unmögliche doch möglich.

Georgios Vavritsas