Der Traum platzt im Endspiel: Bietigheim unterliegt Györ

Der Traum platzt im Endspiel: Bietigheim unterliegt Györ

Für die SG BBM Bietigheim Frauen war es das wichtigste Spiel der Historie – und das letzte, bevor das Team als HB Ludwigsburg neu firmiert: Im Finale der EHF Champions League war Györi ETO KC allerdings übermächtig und krönte sich zum sechsten Mal zum Sieger. Bietigheim bleibt Rang zwei – dennoch der größte Erfolg eines Bundesligisten seit 1992.

Györi ETO KC kontrollierte Karolina Kudlacz-Gloc und die SG BBM Bietigheim

Györi ETO KC kontrollierte Karolina Kudlacz-Gloc und die SG BBM Bietigheim

sportseye.de / Heiner Lehmann

Bei der elften Auflage des EHF Final4 stieß mit der SG BBM Bietigheim erstmals ein Bundesligist ins Finale vor. Gegner war Györi ETO KC, der Lokalmatador hatte das Abschlussturnier der Königinnenklasse in den Jahren 2013, 2014 sowie zwischen 2017 und 2019 insgesamt fünfmal gewonnen. Allerdings hatte die wenig überzeugende Halbfinalleistung des Teams aus Ungarn die haushohe Favoritenrolle etwas geschmälert.

Die Bietigheimerinnen und die Gegnerinnen aus Györ hatten sich auf den infernalischen Anfeuerungs-Lärm gefreut, der mit dem Anpfiff in der Arena losbrach. Der Favorit im grünen Dress wirkte indes anfangs zielstrebiger. Angeführt von Stine Oftedal, deren Stärken im Halbfinale kaum zum Tragen gekommen waren, besorgte Ana Gros die 3:1-Führung. Jakob Vestergaard buzzerte schon nach fünf Minuten zur ersten Auszeit.

Der dänische SG-Trainer konnte die Nervosität der Spielerinnen kaum eindämmen. Hinter der Abwehr mutierte zwar Gabriela Moreschi einmal mehr zur Wand, doch Györ hatte eine ähnlich starke Torhüterin. Die Wahl des Schweden Per Johansson war auf Silje Solberg-Østhassel gefallen, die Antje Döll den 3:3-Ausgleich versagte. Nach elf Minuten machte Ana Gros der SG mit dem 6:2-Siebenmeter die Größe der Aufgabe klar.

Györ beeindruckend

Die Abwehr von Györi ETO KC schien für Bietighem bisher kaum überwindbar zu sein. Nach zwölf Minuten errang Karolina Kudlacz-Gloc den ersten Siebenmeter für den Bundesligisten, den Antje Döll nutzte. Dölls folgendes Feldtor zum 8:4 (15.) war das erste seit über zehn Spielminuten. Die Passgeschwindigkeit und die Entscheidungsqualität in Abwehr und Angriff sprachen klar für Györ als Champions League-Sieger 2024.

Es war schlicht beeindruckend, mit welcher Souveränität Györ im Endspiel der Königinnenklasse agierte. Die SG BBM konnte den Respekt jedoch manchmal ablegen. Kudlacz-Gloc setzte teils wichtige Akzente, etwa als sie zum 13:9 (22.) traf. In der Abwehr und im Umschaltspiel gab Kelly Dulfer Orientierung, allerdings scheiterte Kreisläuferin Sofia Hvenfeldt zur Unzeit an Solberg-Østhassel – die dritte Parade der Norwegerin.

Für Györ war der Fehlwurf der Schwedin offenbar das Signal, fünf Minuten vor der Pause nochmal eine Schippe draufzulegen. Csenge Fodor und Viktoria Györi-Lukacs erhöhten auf 16:10. Per Johansson sah trotz der komfortablen Führung Korrekturbedarf, denn Bietigheim blieb kämpferisch überzeugend. Mit etwas mehr Spielglück, etwa auf der Jagd nach Siebenmetern, wäre beim 17:12-Pausenstand mehr drin gewesen.

Bietigheim kämpferisch

Die SG BBM schien in der Kabine neuen Mut gefasst zu haben, allerdings störten zwei Paraden von Solberg-Østhassel die Aufholjagd zunächst, ehe Dorottya Faluvegi nach fast drei Spielminuten für Bietigheim traf. Die Norwegerin kam danach so richtig in Fahrt. Im Angriff trat Rückraum-Star Estelle Nze-Minko erstmals in Erscheinung und traf zum 19:13. Der 20. Treffer, Line Haugsted netzte ein, wurde von den Fans bejubelt.

Allmählich glaubten die zahlreichen Györ-Fans an den fünften Champions League-Titel ihres Klubs in Budapest – der Titelgewinn 2013 war nach dem Rückspiel in Veszprem gefeiert worden. Die Sprechchöre aus der “Grünen Wand” wollten nicht mehr enden. Ja, Györ machte Fehler, konnte sich diese aber vermeintlich erlauben, denn Bietigheim war im zweiten Spiel binnen 24 Stunden bisher kaum in der Lage, sie zu nutzen.

Mangel an Genauigkeit

Das 21:16 (43.) war eine solche, für Bietigheim nützliche Situation, als Mala konterte und den Rückstand auf fünf Tore eindämmte. Die SG musste nun zuschlagen, denn Györ wirkte schläfrig, doch die Wurfauswahl drohte es zu vermasseln. Der Wechsel Lønborg für Moreschi sollte einen Akzent gegen die Final-Niederlage zu setzen, doch letztlich war es Györs Time-out, der nach 49 Minuten eine hektische Phase zu beenden suchte.

Kurz darauf war Györ mit 25:18 vorne. Bietigheims Lønborg konnte danach immerhin den ersten Acht-Tore-Rückstand verhindern, doch ihren Vorderleuten fehlte beim Abschluss weiterhin die Genauigkeit. Bei Malas 25:21 (54.) hätte der Unterschied aufgrund der Vielzahl der zuvor vergebenen Chancen längst geringer sein können. Beim 30:23-Sieg konnte sich Györ auch bei Solberg-Østhassel und ihren 16/2 Paraden bedanken.

Györi ETO KC – SG BBM Bietigheim 30:23 (17:12)

Statistiken folgen…

Felix Buß