Schalke rechtfertigt schonungslose Radikalkur

Schalke rechtfertigt schonungslose Radikalkur

Schalke 04 vollzieht in diesen Tagen nicht nur auf Spieler-Ebene, sondern auch im Trainerstab und im Funktionsteam schonungslos eine personelle Radikalkur. Der Verein rechtfertigt diese nun in einem Statement.

Marc Wilmots, Matthias Tillmann und Ben Manga (v. re.) krempeln Schalke um.

Marc Wilmots, Matthias Tillmann und Ben Manga (v. re.) krempeln Schalke um.

IMAGO/RHR-Foto

Der FC Schalke 04 ist als Tiger (erklärtes Ziel: Bundesliga-Rückkehr) gesprungen und als Bettvorleger (Platz 10 nach monatelangem Abstiegskampf) gelandet. Jetzt zieht der Verein Konsequenzen, die in ihrer Schonungslosigkeit ihresgleichen suchen. Etliche Protagonisten der vergangenen Monate hatten zu Beginn der Woche nach Saisonschluss einen Gesprächstermin mit der Klubführung um Vorstandsboss Matthias Tillmann. Die meisten von ihnen waren anschließend konsterniert.

Der Verein räumt im großen Stil auf, die Radikalkur betrifft dabei nicht nur Spieler, egal ob mit auslaufenden Verträgen (etwa Thomas Ouwejan oder Cedric Brunner) oder bestehenden (etwa Ralf Fährmann, Henning Matriciani, Lino Tempelmann oder Tobias Mohr). Auch Angehörige des Trainerstabs (allen voran Mike Büskens, Matthias Kreutzer und Torwarttrainer Simon Henzler) und des Funktionsteams (Spielanalyse, Athletik, Physiotherapie) müssen ihre Siebensachen packen.

“Keine einfachen Entscheidungen”

Die vergangenen Tage haben viele Mitarbeiter auf Schalke aufgewühlt, viele fühlen sich wie vor den Kopf gestoßen. Tillmann räumt in einem am Mittwoch veröffentlichten Vereinsstatement ein, dass Veränderungsprozesse dieser Größe nie einfach und selten geräuschlos seien: “Das sind keine einfachen Entscheidungen und Gespräche, vor allem für die betroffenen Mitarbeiter”, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Gleichwohl sieht der Klub keine Alternative, der eingeschlagene Weg ist radikal. Im Einzelfall scheut der Klub das Risiko eines Rechtsstreits nicht, knallharte Abfindungsverhandlungen sind wahrscheinlich, zum Beispiel mit dem seit Wochen suspendierten Duo Dominick Drexler und Timo Baumgartl.

Eine neue Großbaustelle

Der nach einer “mehrmonatigen Analyse” nun getroffene Entschluss, etliche Posten entweder neu zu besetzen oder ganz zu streichen, sei jedoch “Teil der Neuausrichtung des Gesamtbereichs Fußball, die seit Beginn des Jahres läuft”, heißt es in der Klubmitteilung. Tillmann: “Um unsere langfristigen Ziele, insbesondere die Rückkehr in die Bundesliga, zu erreichen, brauchen wir tiefgreifende Veränderungen, um notwendige Impulse setzen zu können, davon sind wir überzeugt.” In der sportlichen Leitung habe der Klub dies zum Beispiel mit der Verpflichtung von Kaderplaner Ben Manga getan, “nun setzen wir diesen Weg auf den weiteren Ebenen des Lizenzbereichs fort”, sagt Tillmann.

Der XXL-Kaderumbau, den Manga, Direktor für Kaderplanung, bereits eingeleitet hat, ist schon herausfordernd genug. Mit den erweiterten Einschnitten hat sich der Verein nun zusätzlich eine Großbaustelle geschaffen. Darüber, wie sich Schalke die Neubesetzungen vorstellt, will der Verein nach eigener Aussage “zu gegebener Zeit” informieren.

Toni Lieto