Lue führt die Stars zusammen: Clippers greifen nach dem Titel

Lue führt die Stars zusammen: Clippers greifen nach dem Titel

Der Saisonstart lief nicht gut, aber mittlerweile sind die Clippers in Fahrt gekommen. Coach Tyronn Lue hat das geschafft, was man von ihm erwarten durfte. Und nun ist “das andere Team aus Los Angeles” dem ersten Titel vielleicht so nah wie lange nicht.

Reichlich Qualität im Kader: Paul George, James Harden, Kawhi Leonard und Terance Mann.

Reichlich Qualität im Kader: Paul George, James Harden, Kawhi Leonard und Terance Mann.

NBAE via Getty Images

Der Start in die neue Saison lief alles andere als gut für die Clippers. James Harden kam per Trade aus Philadelphia erst spät dazu, konnte sich mit seinen Teamkollegen kaum einspielen und sollte natürlich direkt einen wichtigen Part übernehmen. Nur neun Siege aus den ersten 19 Spielen waren nicht sonderlich erschwinglich. Aber seit Dezember läuft es besser – und zwar deutlich.

NBA-Playoffs 2024

Die Mannschaft um den deutschen Center Daniel Theis, der im Schnitt etwa 17 Minuten spielen darf und dabei etwas mehr als sechs Punkte macht, hat sich gefunden. Dass die Clippers einen der besten Kader der Liga haben, war spätestens nach dem Harden-Trade klar. Es spielten ja vorher bereits Kawhi Leonard, Paul George und Russell Westbrook in Los Angeles. Harden war eigentlich genau der richtige Mann, der mit seinem Basketball-IQ die Einzelteile dieses Teams zusammenführen kann.

Aber das Zusammenspiel dieser “Big Four” funktionierte natürlich nicht auf Anhieb, jeder musste seine Rolle finden. “Clippers-Coach Lue und das Harden-Problem” titelte der kicker Mitte November. Coach Lue sagte damals:  “Er ist großartig. Wir müssen ihm erlauben, er selbst zu sein. Ich denke, die ganze Gruppe hat das gehört und versteht es auch. Jetzt fühlt er sich etwas komfortabler, aber er will keinem auf die Füße treten.“

Lue drückt die richtigen Knöpfe

Die Stars der Clippers standen sich in der ersten Phase der Saison gefühlt auf den Füßen, jeder musste seine Rolle erst finden. Aber Taktikfuchs Lue ist ein Mann, der so ein Problem lösen kann – und das bis jetzt auch geschafft hat. Er hat die richtigen Knöpfe gedrückt, die Egos der Spieler zusammengeführt. Ein entscheidender Punkt war auch, dass Westbrook nur noch von der Bank kommt (nur elf von 68 Spielen in der Starting Five gespielt), Terance Mann stand stattdessen in der ersten Fünf. Somit herrschte mehr Balance zwischen Startern und Bankspielern, Energizer Westbrook konnte als sechster Mann für Impact sorgen.

Und so fanden die Clippers ihre Identität. Selbstverständlich ist das nicht, groß wundern dürfte das allerdings auch nicht, denn mit Leonard und George war eines der besten Flügel-Duos der Liga schon da, dazu kam mit Harden einer der besten Aufbauspieler seiner Zeit dazu. Ab Dezember startete L.A. einen Lauf von 26 Siegen aus 31 Spielen. Der Run auf die Playoff-Ränge war gestartet, letztlich wurde es Platz 4, der den Clippers gegen die Dallas Mavericks zunächst sogar Heimrecht beschert.

Mit Leonard (23,7 Punkte, Topscorer des Teams) haben die Clippers einen Spieler, der wieder an sein bestes Level angeknüpft hat – wenn er denn auf dem Parkett steht.  Die “Klaue” hat schon zweimal den NBA-Titel gewonnen und wurde zweimal als Finals-MVP ausgezeichnet, verpasste aber die letzten acht Spiele der Regular Season aufgrund von Knieproblemen. “Hoffentlich” wird er in Spiel 1 der Playoffs spielen können, meinte Coach Lue nur dazu. Sollte Leonard fehlen, fehlt ein Eckpfeiler des bisherigen Erfolgs.

George ist daneben offensiv wie defensiv brandgefährlich und Harden überzeugt mit seiner Übersicht – und wenn es sein muss auch mit dem eigenen Scoring (allerdings nur 16,6 Punkte im Schnitt). Von der Bank bringt Triple-Double-Maschine Westbrook immer Energie. In den Playoffs will sicherlich kein Team gerne gegen die Clippers spielen.

Fazit: Die Clippers haben längst gezeigt, dass sie mit allen Schwergewichten der Liga mithalten können und sind dann logischerweise ein Anwärter auf den Titel. Die Buchmacher führen die Clips hinter den herausragenden Celtics und Titelverteidiger Denver auf Rang 3 unter den Favoriten. Die Chancen für die erste Meisterschaft stehen womöglich so gut wie lange nicht für “das andere Team aus LA”…

Mirko Strässer