Zwischen Krise und Euphorie: Chemie bleibt gelassen und ist damit erfolgreich

Zwischen Krise und Euphorie: Chemie bleibt gelassen und ist damit erfolgreich

Binnen weniger Tage hat sich die Stimmungslage bei der BSG Chemie Leipzig um 180 Grad gedreht. Von der Krisenstimmung zum Jahresanfang ist nach vier Siegen in Serie nichts mehr zu spüren.

Vin Kastull trifft zum 1:0 gegen Meuselwitz und jubelt mit den Teamkollegen.

Vin Kastull trifft zum 1:0 gegen Meuselwitz und jubelt mit den Teamkollegen.

IMAGO/Picture Point

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Zwischen beginnender Krisenstimmung und heiterer Hochstimmung liegen nur 14 Tage. Als die VSG Altglienicke die Leutzscher mit einem 4:0 abfertigte, war das die dritte Niederlage in Folge, leichter Frust machte sich breit. Eine englische Woche später standen drei Heimsiege inklusive eines spektakulären 3:0-Erfolges gegen Aufstiegsanwärter Cottbus und ein totaler Stimmungswandel zu Buche, ein vierter Sieg folgte auf dem Fuße (3:1 in Eilenburg).

Heimstärke als Ass im Ärmel

“So ist der Fußball” – der Standardsatz von Chemie-Trainer Miro Jagatic hatte selten mehr Berechtigung als in dieser Phase. “Wir haben gar nichts anders gemacht. Es wurde alles beibehalten”, sagt Stürmer Denis Jäpel. Natürlich hätten die drei Heimspiele in Folge gut getan, weil Chemie zu Hause eben einen Ticken stärker ist mit der großen und stimmungsvollen Kulisse hinter sich. “Zuhause haben wir einfach ein paar mehr Prozente im Tank”, so Jäpel, der von der ungewohnten Sechser-Position wieder in die Offensive rückte. Die für Fußballer doch so wichtige Psyche hält er für entscheidend: “Als wir die vier Dinger in Altglienicke bekommen haben, fiel kein böses Wort von unseren Fans. Im Gegenteil sie haben uns aufgebaut und sogar gefeiert. So was habe ich noch nie zuvor erlebt!”

Die Wende brachte das Heimspiel gegen die kleine Hertha, als nach Jäpels Meinung das klare 3:0 nicht unbedingt den Spielverlauf korrekt widerspiegelte. “Aber man hat da gesehen, was das Team drauf hat, wenn alle bei 100 Prozent sind.” Und außer dem langzeitverletzten Alex Bury waren alle Spieler gesund und fit, womit Jagatic die Qual der Wahl hatte.

Mit dem Erfolg im Rücken wurde dann Cottbus überrascht und regelrecht überrannt. Das vielleicht beste Spiel der letzten Jahre zeigte, zu was die Mannen in Grün und Weiß imstande sind – an einem guten Tag. Auf den hoffen sie nun auch gegen Jena, das am kommenden Sonntag im Alfred-Kunze-Sportpark gastiert (13 Uhr).

Da hat auch Denis Jäpel ganz besondere Ambitionen. Der gebürtige Weimarer war in seiner Jugend großer Carl Zeiss-Fan und drauf und dran, sich seinen ganz persönlichen Traum zu erfüllen, als er 2017 ins Paradies wechselte. Als er in der zweiten Mannschaft in 28 Spielen 20 Treffer erzielte, hoffte er auf seine Chance in der “Ersten” – vergeblich. Eine Leihe nach Halberstadt, der Wechsel nach Zwickau und dann zu Lok erwiesen sich als nicht nachhaltig. In Leutzsch hingegen spielte “Jäpi” nun seine dritte Saison. Ob es für ihn weiter geht, werden die Gespräche zeigen, die momentan zwischen Spieler und Verein laufen. Zunächst aber hofft der Stürmer auf einen erneuten Erfolg gegen seinen Ex-Verein – am liebsten mit einem Tor von ihm.