Boss Witter: “Marcel Schäfer bleibt immer ein Teil der VfL-Familie”

Boss Witter: “Marcel Schäfer bleibt immer ein Teil der VfL-Familie”

Chaos beim VfL Wolfsburg sechs Spieltage vor Saisonende. Geschäftsführer und Vereinsikone Marcel Schäfer muss gehen, der Klub taumelt inmitten des Abstiegskampfes. Aufsichtsratschef Frank Witter bezieht Stellung.

Knallharter Abschied mit warmen Worten: VfL-Aufsichtsrat Frank Witter (links) und Ex-VfL-Manager Marcel Schäfer.

Knallharter Abschied mit warmen Worten: VfL-Aufsichtsrat Frank Witter (links) und Ex-VfL-Manager Marcel Schäfer.

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Marcel Schäfer ist nicht mehr Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Wie konnte es dazu kommen? Was ist passiert in Wolfsburg in den vergangenen Tagen? Am  Freitag ging Schäfer auf Aufsichtsrat Frank Witter zu, bat um das Gespräch, teilte mit, dass er den Weg freimachen wolle. Für einen Neustart beim VfL, einen neuen Impuls ab Sommer. Und offenbarte in totaler Ehrlichkeit, dass er ein Angebot von RB Leipzig vorliegen habe. Ein Zustand, der den Wolfsburger Aufsichtsrat, besetzt mit ehemaligen und aktuellen Volkswagen-Schwergewichten, zum Handeln bewog. Sie entzogen Schäfer direkt das Vertrauen.

„Marcel hat mich Ende letzter Woche um ein persönliches Gespräch gebeten und mir seine Motive und seine Gemengelage für seine Entscheidung geschildert”, berichtet Frank Witter, ehemaliger VW-Finanzvorstand. “Dann schläft man noch eine Nacht drüber, reflektiert noch einmal alles, aber an seinem konkreten Wunsch hat sich auch am Tag danach nichts geändert. Wir haben uns dann im Präsidium des Aufsichtsrats Gedanken darüber gemacht, was das für den VfL Wolfsburg bedeutet, denn darum geht es am Ende des Tages. Schließlich sind wir in keiner einfachen Situation. Wir müssen nach vorne schauen, deswegen haben wir entschieden: Es ist hier im Interesse von allen Beteiligten am besten, wenn er zeitnah seine Aufgaben ruhen lässt.”

Das wäre allen Beteiligten gegenüber unehrlich.

VfL-Aufsichtsrat Frank Witter

Er, das ist eine Vereinslegende. Schäfer spielte von 2007 bis 2017 für die Niedersachsen, wurde Meister, Pokalsieger, Nationalspieler, später Sportdirektor und Geschäftsführer. Und ist seit diesem Mittwoch Geschichte. Schäfer hatten den Wunsch, bis Saisonende im Amt zu bleiben, was das Präsidium aber ablehnte. Witter: “Es ist sehr schwierig, zum Beispiel eine Kaderplanung für die neue Saison zu machen, wenn man weiß, dass man nicht mehr dabei ist. Das wäre auch allen beteiligten Kollegen gegenüber am Ende des Tages unehrlich.” Schäfer habe “offensichtlich eine Verständigung über die beabsichtigte Zusammenarbeit mit dem anderen Verein. Wir haben Klarheit, welcher Klub das ist.“

“Marcel war nicht irgendein Geschäftsführer”

Schäfer nach Leipzig. Ob das so kommen wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Schäfer in Wolfsburg ist jedenfalls Vergangenheit, weil der Geschäftsführer selbst die Konsequenzen aus seiner unterm Strich erfolglosen Arbeit der vergangenen Monate als Geschäftsführer gezogen hat. So laut der Knall am Mittwoch war, so unterkühlt die Pressemitteilung ausfiel, so herzlich verabschiedet sich Witter dennoch von seinem Geschäftsführer.

Es ist auch die eine oder andere Träne geflossen.

VfL-Aufsichtsrat Frank Witter

“Natürlich ist Enttäuschung da”, sagt der 64-Jährige, “es ist auch die eine oder andere Träne geflossen. Denn Marcel war nicht irgendein Geschäftsführer.” Der “unverändert große Verdienste und einen hohen Respekt” habe. “Die Situation ist bedauerlich, wir hätten gerne weiter mit ihm zusammengearbeitet. Er ist hier weiterhin immer gerne gesehen. Aber am Ende geht es um den VfL. Marcel bleibt immer ein Teil der VfL-Familie. Wir können uns weiter in die Augen schauen. Ich hoffe, dass bei aller Enttäuschung der besondere Charakter und seine Verbundenheit zum Klub respektiert werden.”

Den Abstiegskampf muss der VfL jetzt ohne seinen Boss bestreiten. “Der Blick geht jetzt nach vorne”, sagt Witter. “Ich bin davon überzeugt, dass Marcel bis zum 30. Juni mit jeder Faser für den VfL gekämpft hätte. Im Sinne des VfL Wolfsburg und aller handelnden Personen, einschließlich Marcel, ist trotzdem so der richtige Weg.” Der am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ausgerechnet zu RB Leipzig führt.