Die Auswirkungen eines “Freundschaftsspiels”: Arsenals schwerste Aufgabe

Die Auswirkungen eines “Freundschaftsspiels”: Arsenals schwerste Aufgabe

Vizemeister Arsenal steht nun an einem Punkt, an dem er den Titel in der vergangenen Saison verspielt hat. Aber ein Vorzeichen hat sich geändert.

Großer Jubel: Arsenal feiert den Sieg über Manchester City im Community Shield.

Großer Jubel: Arsenal feiert den Sieg über Manchester City im Community Shield.

IMAGO/Propaganda Photo

Arsenal 64, Liverpool 64, ManCity 63 – so sieht es aus an der Spitze der Premier-League-Tabelle, zehn Spieltage vor Schluss. Stellt sich unweigerlich die Frage nach etwas, das im Fußball längst zu mehr als einem geflügelten Wort geworden ist: dem sogenannten Restprogramm.

Liverpool muss unter anderem noch ins Old Trafford, wo die Reds zuletzt im FA Cup ausgeschieden sind, ManCity hat noch bei Angstgegner Tottenham anzutreten – für Arsenal gilt beides. Und dann wäre da noch die größte aller Herausforderungen, gleich am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker): das Gastspiel beim Serienmeister.

Bei Manchester City endeten vor rund zwölf Monaten die Meisterträume der Gunners, die lange und teils sogar komfortabel an der Tabellenspitze gethront hatten, in der Schlussphase der Saison aber immer wieder patzen und beim größten Rivalen schließlich mit 1:4 krachend verloren. Weil sie gegen City immer verloren. Bis damals zumindest.

2022/23 war Arsenal auch im FA Cup an der Mannschaft von Pep Guardiola gescheitert, die dessen einstiger Lehrling Mikel Arteta, der im Dezember 2019 nach London ging, nur im FA-Cup-Halbfinale 2020 schlagen konnte (2:0). Arsenals bis dato letzter Liga-Sieg datierte vor der laufenden Spielzeit aus dem Dezember 2015, als der große Arsene Wenger noch – und Guardiola noch nicht – an der Seitenlinie stand.

Die elfte Minute der Nachspielzeit

Dann kam der 6. August 2023. Und der englische Supercup, besser bekannt als “Charity Shield” und zumindest unter Ex-Profis als “letztes Freundschaftsspiel” in der Saison-Vorbereitung empfunden, was so auch im Sky Sports-Format “Stick to football” mit den ehemaligen Manchester-United-Recken Gary Neville und Roy Keane, Liverpools früherem Verteidiger Jamie Carragher oder Arsenals Stürmer-Legende Ian Wright zur Sprache kam.

Weil die Gunners ihren Angstgegner durch einen Ausgleichstreffer in der elften Minute der Nachspielzeit und einem Sieg im folgenden Elfmeterschießen endlich mal wieder bezwingen konnten. Die Bedeutung des Sieges und wie Arsenal ihn feierte, war anschließend ebenfalls diskutiert worden, jedoch nicht nur von außen und belächelnd.

Arteta selbst verriet Anfang Oktober, dass der glückliche Sieg im Supercup seiner Mannschaft für Duelle mit ManCity Selbstvertrauen gegeben hat – wenige Tage später gewann sie das Liga-Heimspiel gegen den Serienmeister im Emirates mit 1:0. Der nächste Beweis, dass Guardiolas Überflieger für den FC Arsenal inzwischen schlagbar sind.

Spielerisch sind den Gunners ohnehin kaum Grenzen gesetzt, in puncto Überzeugung und Erfahrung war das vor einem Jahr aber noch so. Das hat sich inzwischen geändert. Zu spüren etwa beim 3:1-Sieg gegen den anderen Meisterschafts-Konkurrenten Liverpool am 23. Spieltag, nach dem Carragher erneut kritisierte, dass Arsenal diese drei Punkte zu ausschweifend bejubelte.

Doch diese Gangart behalten die Londoner bewusst bei, um im vielzitierten Flow zu bleiben. Um sich im Dreikampf mit den beiden großen englischen Mannschaften ihrer Generation durchsetzen zu können. Um auch die schwerste Aufgabe, das anstehende Gastspiel in Manchester, bewältigen zu können. Der Glaube, dass das möglich ist, hat sich beim FC Arsenal inzwischen manifestiert. Angefangen mit einem “Freundschaftsspiel” mit elf Minuten Nachspielzeit.