Silas: Ein Opfer des Erfolgs

Silas: Ein Opfer des Erfolgs

Zeiten ändern sich. Lange war Silas stets Startelfkandidat und absoluter Publikumsliebling beim VfB Stuttgart. Aktuell ist es still um den 25-Jährigen geworden.

Fleißig im Training: Silas wartet beim VfB auf seine Chance.

Fleißig im Training: Silas wartet beim VfB auf seine Chance.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Die Geschichte des Stuttgarter Flügelmanns ist gespickt mit Höhen und Tiefen. Als Jugendlicher wurde er von einem windigen Vermittler aus dem Kongo nach Frankreich gebracht. Unter falschem Namen und der Angst vor Repressalien lebte der heute 25-Jährige in Paris, wurde dort Profi, landete beim VfB, wurde zum Leistungsträger und Publikumsliebling, zog sich einen Kreuzbandriss zu, gestand den Identitätsschwindel, stand vor Gericht, wurde dennoch Nationalspieler des Kongo, erreichte beim diesjährigen Afrika-Cup Rang vier und muss sich in diesen Monaten beim VfB mit der Rolle des Bankdrückers begnügen.

Gestern fulminante Dribblings, heute Ersatzspieler

Keine Achterbahn der Welt hält solche Berg- und Talfahrten bereit. Vor gar nicht allzu langer Zeit stand Silas ganz oben in der Gunst des schwäbischen Publikums. Sein Lachen zauberte den Fans Freude ins Gesicht, seine Dribblings dem Gegner Sorgenfalten auf die Stirn. Heutzutage haben ihm Guirassy, Undav, Führich, Millot und Co. mittlerweile den Rang abgelaufen. Der Kongolese ist einer von vielen und muss mit der nächsten Generation Stuttgart wie Jamie Leweling oder Woo-Yeong Jeong um Einsatzzeiten ringen.

Silas hatte die eine oder andere Einwechslung, die, sagen wir mal, durchwachsen war.

Sebastian Hoeneß

Hört man Sebastian Hoeneß, merkt man, dass die Situation den Cheftrainer ebenfalls nicht kaltlässt. “Silas hatte die eine oder andere Einwechslung, die, sagen wir mal, durchwachsen war”, erklärt der 41-Jährige. “Aber das waren immer wieder Situationen und Spielphasen, die nicht ganz einfach für ihn waren.” Womit der VfB-Coach die Einwechslung am 24. Spieltag beim VfL Wolfsburg meint, “als es darum ging, das 3:2 irgendwie über die Zeit zu bekommen”. Oder zwei Spieltage später in Hoffenheim, “als beim Stand von 3:0 wahrscheinlich auch nicht mehr der totale Zug in der Mannschaft war. Phasen, in denen er eingewechselt wurde, unser allgemeines Spiel aber nicht mehr richtig gut war. Das ist für ihn natürlich nicht ganz einfach.”

Hoeneß zeigt Verständnis und spornt Silas an

Erschwerend kommt hinzu, dass die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg eilt, mittlerweile acht Spiele ungeschlagen ist. “Es ist einfach so, dass wir gerade viele Spiele gewinnen, dass wir gute Leistungen zeigen. Und das betrifft natürlich auch die Offensivspieler, die im Endeffekt seine Konkurrenten sind”, so Hoeneß, der Verständnis zeigt und Geduld einfordert. “Er ist sicher nicht zufrieden, stellt das aber nicht zur Schau und ist weiterhin fleißig im Training. Was ich ihm hoch anrechne”, lobt der Cheftrainer. Allerdings sei dies “andererseits natürlich auch die Voraussetzung, damit er wieder performen kann. Er muss da sein, muss gut trainieren. Das tut er und deswegen können sich die Dinge schnell wieder ändern. Silas ist nicht weit weg, er ist nah dran und immer ein Spieler, der mit seinem Tempo und seinem Eins-gegen-eins aus dem Nichts gute Situationen kreieren kann. Darauf muss er heiß sein, wenn er die Chance bekommt.”

George Moissidis