Der TSV Nördlingen wappnet sich für die Regionalliga

In der laufenden Saison hat der TSV Nördlingen wohl zu viele Punkte liegengelassen, um aufzusteigen. Doch in den nächsten Jahren könnte das Thema Regionalliga rund um das Gerd-Müller-Stadion an Relevanz gewinnen.

Soll in einen regionalligatauglichen Zustand versetzt werden: Das Gerd-Müller-Stadion des TSV Nördlingen.

Soll in einen regionalligatauglichen Zustand versetzt werden: Das Gerd-Müller-Stadion des TSV Nördlingen.

imago sportfotodienst

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Am vergangenen Wochenende bot sich mit dem Heimspiel gegen den FC Sonthofen die vielleicht letzte Chance für den TSV Nördlingen, doch noch einmal in den Aufstiegskampf der Bayernliga Süd einzugreifen. Mit dem 1:1 sind die Chancen realistisch gesehen jedoch auf ein Minimum geschrumpft – dabei hatte das Führungsduo aus Augsburg (3:6 in Kottern) und Erlbach (1:2 in Deisenhofen) die Tür aufgrund zweier Niederlagen einen Spalt geöffnet. So verkürzten die Nördlinger den Rückstand auf immerhin fünf beziehungsweise sechs Punkte, verpassten es drei Spieltage vor Saisonende aber den Druck auf die Spitze deutlich zu erhöhen. Zudem schoben sich die Deisenhofener durch den Dreier vorbei am TSV auf Rang fünf, sodass nun drei aufstiegsberechtigte Teams vor Nördlingen platziert sind.

Bestes Resultat der Vereinsgeschichte steht fest

“Wir hatten vor der Saison aber auch gar nicht die Ambition unter den Top 5 zu landen oder gar um den Aufstieg mitzuspielen”, zeigt sich Abteilungsleiter Andreas Langer dennoch frei von jeglicher Enttäuschung. “Wir sind nach dem Aufstieg in das schwierige zweite Jahr in der Bayernliga gestartet und wollten nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Erhofft war eher ein einstelliger Tabellenplatz – das wäre zudem bereits das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte gewesen.” Was zu Saisonbeginn noch im Konjunktiv formuliert wurde, ist nach 31 absolvierten Spieltagen nun sogar schon Realität, denn bei noch neun zu vergebenden Punkten könnten die Schwaben maximal auf Rang 8 abrutschen.

Tendenziell wäre sogar ein noch besseres Abschneiden möglich gewesen – doch in den vergangenen vier Heimspielen blieb der TSV ohne Sieg: “Gegen Sonthofen waren wir in der ersten Halbzeit klar überlegen und sind folgerichtig in Führung gegangen, hatten an dem Tag aber eine gewisse Abschlussschwäche. Im Anschluss hat der Gegner eine gute Leistung gezeigt, daher war das Remis über beide Halbzeiten gerecht”, blickt Langer aufs vergangene Wochenende zurück. Zuvor blieb man zwar gegen das Führungsduo aus Augsburg und Erlbach zu Hause ungeschlagen, verpasste im Umkehrschluss jedoch die Möglichkeit, den Rückstand auf die Aufstiegsplätze zu verkleinern.

Antrag zur Regionalliga zwischen Lohn und Feedback

Folglich wird der TSV Nördlingen in der kommenden Saison weiterhin der Bayernliga angehören – der Antrag zur Zulassung zur Regionalliga Bayern ist demnach wohl sportlich nicht relevant, für den Verein allerdings durchaus wertvoll. “Wir haben dem Team zugesichert, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen, wenn die sportliche Situation es hergibt”, sieht Langer in der Bewerbung einerseits den Lohn für den Erfolg der jungen Truppe, andererseits aber auch wertvolles Feedback für den Verein: “Mit dem Antrag einhergehend wurde eine Begehung des Geländes durchgeführt, um für uns zu sehen, was die Anforderungen wären.” Resultat des Erstprotokolls: Noch wäre das Gerd-Müller-Stadion nicht regionalligatauglich. Gemeinsam mit der Stadt Nördlingen als Eigentümerin des Stadions wird, unabhängig vom Aufstieg, nun geprüft, welche Anforderungen wann umgesetzt werden können. Schließlich will der Verein gewappnet sein, falls sich die positive sportliche Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzt.

Nichtsdestotrotz behält man beim TSV den “Nördlinger Weg” bei, der die Einbindung der eigenen Jugendspieler vorsieht. “Unsere U 19 ist als Aufsteiger Erster in der Landesliga Süd”, ist Langer stolz auf den eigenen Nachwuchs, “daher werden wir wieder sieben oder acht Spieler aus der A-Jugend hochziehen. Ansonsten leistet unser Sportlicher Leiter und Kaderplaner Julian Brandt tolle Arbeit, sodass ein Großteil des Stammkaders für kommende Saison zugesagt hat.” Einzig Sasa Maksimovic möchte sich verändern und den Sprung in die Regionalliga schon zur kommenden Saison wagen. Dem gegenüber steht mit Julian Bosch vom TSV Rain/Lech ein externer Neuzugang, der als ehemaliger Jugendspieler schon Nördlinger Stallgeruch aufweist.

Würdiger Abschied für Trainer Karl Schreitmüller

Folglich wird sich die größte Veränderung im Team des TSV auf der Trainerbank abspielen, denn bekanntermaßen verlässt mit Karl Schreitmüller der Architekt des vergangenen sportlichen Erfolgs die Trainerbühne. “Persönlich schätze ich Karl sehr, in den 90er Jahren waren wir selbst Mitspieler”, schwenkt Langer weit in die Vergangenheit, um dann zu Recht Anerkennung zu zollen: “Karl hat uns fantastische zwei Jahre beschert. Allein deshalb wäre es super, wenn wir im oberen Tabellendrittel bleiben und er sich in den Annalen des TSV verewigt.” Die beste Saison der Vereinsgeschichte spielen die Nördlinger ohnehin – eine gewisse Herausforderung für Schreitmüllers Nachfolger ist folglich schon jetzt gegeben. Der ist ebenfalls schon bekannt: Mit Daniel Kerscher kehrt Schreitmüllers direkter Vorgänger zurück zu den Schwaben – an Stallgeruch wird es dem “neuen Alten” daher nicht mangeln.

Simon Ruß