Finaleinzug perfekt: Bietigheim nutzt Fehlerflut von Metz

Finaleinzug perfekt: Bietigheim nutzt Fehlerflut von Metz

Als Sechster der Hauptrunde hatte der Deutsche Meister SG BBM Bietigheim über die Play-offs den Sprung ins EHF Final4 geschafft und stand am Samstag dem französischen Meister Metz HB gegenüber. Moreschi und die Smits-Schwestern voran, erspielte sich der Bundesligist darin in der zweiten Halbzeit den Coup: das Champions League-Finale gegen Györ.

Xenia Smits (M.) traf bei elf Versuchen neunmal.

Xenia Smits (M.) traf bei elf Versuchen neunmal.

IMAGO/wolf-sportfoto

Das zweite Halbfinale zwischen Metz Handball und der SG BBM Bietigheim begann ähnlich torarm wie das erste zwischen Esbjerg und Györ. Beide Teams hatten offensichtlich Respekt vor der Größe der Aufgabe, im Halbfinale der EHF Champions League zu bestehen. Sie stiegen beide mit einer starken Abwehrleistung ein, doch beim Abschluss fehlte oftmals die Ruhe, um im richtigen Moment abzuziehen.

Metz HB konnte sich nach zehn Minuten scheinbar befreien. Der Treffer von Anne Mette Hansen und der folgende Hüftwurf von Louise Burgaard bedeuteten die 4:2-Führung. Kreisläuferin Kaba Gassama hielt allerdings für Bietigheim dagegen. Anschließend warf Kelly Dulfer zwar aus über 30 Metern am Tor von Metz vorbei, doch Metz traf abermals nicht und kurz darauf egalisierte Karolina Kudlacz-Gloc zum 4:4.

Abbild des ersten Halbfinals

Bietigheim hatte den Metzer Befreiungsschlag vermeintlich zum Strohfeuer degradiert und ging durch Veronika Mala beim 4:5 (14.) selbst in Vorlage, doch danach ging es wieder mit umgekehrten Vorzeichen weiter. Bietigheimer Ballverluste in Serie rächten sich und wirkten sich im 7:5 (16.) auf. Aber auch Metz agierte im Angriff weiterhin nicht stabil, sodass die Spannung erhalten blieb.

Bisher war der Spielverlauf ungefähr ein Abbild des ersten Halbfinals – mit einer ähnlich hohen Zahl unerzwungener Fehler und einem neuerlichen Führungswechsel zugunsten Bietigheims beim 8:9 (22.) durch Inger Smits. Alina Grijseels brachte Metz- wieder heran. Inzwischen fielen deutlich mehr Tore, beide Teams zeigten nun ein gutes Umschaltspiel und in dieser Phase weniger technische Fehler.

In der Trefferflut kam die fünfte Parade von Moreschi für Bietigheim gerade recht – und die sechste folgte sogleich. Inzwischen hatte Xenia Smits die Führung beim 12:13 (26.) wieder zum Bundesligisten wechseln lassen, Kudlacz verpasste allerdings die Zwei-Tore-Vorlage. Stattdessen hielten sich die Kontrahenten im zweiten Halbfinale – im Gegensatz zum ersten – auch vor der Pause weiter die Waage.

Kein früher Fingerzeig

56 Sekunden vor der 15:14-Halbzeit-Sirene buzzerte Emmanuel Mayonnade für Metz HB zur ersten Auszeit des Spiels. Burgaard traf nochmals für Metz. Bietigheim kam nur noch zu einem Freiwurf, bei dem Xenia Smits den Ball allerdings über den Querbalken beförderte. Die erste Halbzeit hatte nur einen leichten Vorteil für den Favoriten Metz gezeitigt – und dabei blieb es trotz Burgaards 16:14 nach dem Seitenwechsel.

Wenn man zu diesem Zeitpunkt einen Fingerzeig ableiten wollte, bestand er darin, dass der Vorsprung von Metz bis auf Weiteres zwischen einem und zwei Toren pendelte und das Duell nicht ständig um das Remis kreiste. Einen technischer Fehler der Mayonnade-Sieben konnte Behrend zwar nicht mit dem 19:19 (36.) veredeln, doch Kudlacz-Gloc rächte den vorangegangenen Ballverlust von Jørgensen beim 20:20 (39.).

Die neunte Parade von Bietigheims Moreschi war danach gut für Inger Smits’ 20:21-Führungswechsel, der Mayonnade auf den Plan rief. Es blieb zunächst beim Sechs-gegen-sechs – und auch Metz’ Fehlerflut schien sich fortzusetzen. So ging Dulfer erstmals mit zwei Toren in Führung – eine kurze Freude, denn Jørgensen hielt dagegen. Moreschi verhinderte dann gegen Valentini den allzu rasanten Ausgleich.

Moreschi verleiht Ruhe

Nach 45 Minuten ging beim Stand von 21:23 ein Raunen durch die Arena. Antje Döll war zur möglichen ersten Drei-Tore-Führung der SG BBM abgesprungen und hart an Alina Grijseels abgeprallt, die eine Zeitstrafe kassierte. Kudlacz-Gloc verwandelte den fälligen Siebenmeter. Die Führung schien dem Team von Jakob Vestergaard die nötige Ruhe zu vermitteln. Nach Gassamas 21:25 (47.) buzzerte Mayonnade zur Auszeit.

Metz hatte die Torhüterin gewechselt, doch auf Camille Depuiset prasselten aufgrund der technischen Fehler jetzt Konter in Serie ein. Nach Xenia Smits’ Tempolauf betrug der Unterschied beim 22:27 (48.) fünf Treffer. Bietigheim schien den – schon aufgrund der dritten Final4-Teilnahme – favorisierten Klub aus Frankreich zu kontrollieren, auch weil Metz offensichtlich Probleme mit den Ballstafetten der Smits-Schwestern hatte.

Chloe Valentini schien Metz mit 26:29 (52.) am Leben zu erhalten, und auch nach Kudlacz-Gloc 24:32 (54.) sechs Minuten schien Laura Granier das Spiel beim 28:32 (56.) nochmals zu öffnen. Doch Moreschi war über 60 Minuten immer wieder wieder zur Stelle, und ihre 16. Parade nach 57 Minuten war ebenso wichtig für die SG wie diejenigen zuvor. Nicht nur bei Xenia Smits brachen nach dem 29:36-Konter alle Dämme.

Metz Handball – SG BBM Bietigheim 29:36 (15:14)