Deutlich mehr als das 28:3-Trauma: Matt Ryan beendet seine NFL-Karriere

Deutlich mehr als das 28:3-Trauma: Matt Ryan beendet seine NFL-Karriere

Man kann die Geschichte der Karriere von Matt Ryan vielleicht nicht ohne das 28:3 erzählen. Jener bitteren Super-Bowl-Niederlage, die der Quarterback im Trikot der Atlanta Falcons miterlebt hatte. Doch man kann es versuchen.

Matt Ryan mit seinen beiden Söhnen auf dem Trainingsgelände der Atlanta Falcons.

Matt Ryan mit seinen beiden Söhnen auf dem Trainingsgelände der Atlanta Falcons.

IMAGO/Icon Sportswire

Als Quarterback des Boston College machte sich Matt Ryan einen Namen, wodurch er 2008 im Draft von den Atlanta Falcons an dritter Stelle gepickt wurde. Das Franchise aus Georgia war nach den Querelen um Michael Vick auf der Suche nach einer langfristigen Lösung. Ryan wurde direkt zum Starter ernannt und schlug auch sofort ein: Sein erster NFL-Pass überhaupt wurde ein 62-Yard-Touchdown auf Michael Jenkins.

“Der beste Quarterback, mit dem ich je gespielt habe”

Nach einer sehr stabilen Premierensaison samt Playoff-Teilnahme wurde Ryan folgerichtig zum Offensive Rookie of the Year ausgezeichnet. Der QB war die erhoffte langfristige Lösung: Am Ende sollten es 14 Jahre im Falcons-Trikot mit der 2 auf dem Rücken werden.

Besonders als Pocket-Passer bestach Ryan mit Übersicht und Genauigkeit. Seine Souveränität in den schwierigen Momenten brachte ihm schnell den Spitznamen “Matty Ice” ein. Anspielstationen wie Roddy White, Star-Tight-End Tony Gonzales (“Der beste Quarterback, mit dem ich je gespielt habe”), Julio Jones oder Calvin Ridley zählten zu Ryans Waffenarsenal in Atlanta.

Beeindruckende MVP-Saison

Das herausstechende Highlight seiner Karriere ist eindeutig seine 2016er-Saison. 4.994 Passing-Yards, 38 Passing-TDs und ein herausragendes Passer-Rating von 117,1 (in damals noch 16 Spielen) ließen “Matty Ice” zu einem hochverdienten MVP der Regular Season werden. In den Playoffs räumte Atlanta die hochgehandelten Seahawks und Packers aus dem Weg und zog in den Super Bowl ein.

Ein Jahr bei den Colts

2021 übernahm der letztlich glücklose Head Coach Artur Smith die Geschicke bei den Falcons. Ryans Arm wurde zusehends schwächer, die Würfe ungenauer und die Falcons wollten nach 14 Jahren mit ihrem Franchise-QB einen Neuanfang. Die Indianapolis Colts schlugen via Trade zu – doch beide Seiten fanden nicht ihr Glück. Noch während der 2022er-Saison wurde Ryan auf die Bank gesetzt.

In der vergangenen Saison war der mittlerweile 38-Jährige bereits nicht mehr auf dem Spielfeld, sondern in der Kommentatoren-Box zu sehen und hören. Als Analyst von CBS lässt Ryan die Zuschauer an seiner langjährigen Erfahrung und Expertise teilhaben. Seine Karriere hatte er dafür nicht offiziell beendet, denn die Colts mussten ihm so noch 12 Millionen US-Dollar einer garantierten Vertragssumme zahlen.

Am Montag unterschrieb Ryan noch einen Ein-Tages-Vertrag in Atlanta, um seine erfolgreiche NFL-Karriere als Falcon beenden zu können: “Beende es dort, wo es angefangen hat”, schrieb er unter einen Instagram-Post.

Den Ring zum Greifen nah

Bis hier hin kann man die Geschichte von Ryans Karriere wunderbar ohne den Super Bowl 51 erzählen. Jenem, in dem Ryan auch mit seinen zwei Touchdown-Pässen zu einer 28:3-Führung beitrug und Atlanta noch im dritten Viertel wie der sichere Sieger aussah. Doch dieses Spiel ging aus Ryans und Atlantas Sicht nicht gut aus – dem Quarterback konnte man dabei nicht allzu viel vorwerfen.

So ist das einzige, was in Ryans Karriere fehlt, ein Super-Bowl-Ring. Der fehlt den Falcons übrigens auch. In Atlanta hoffen sie – nach missglückten Versuchen mit Marcus Mariota und Desmond Ridder – nun mit Kirk Cousins einen würdigen Ryan-Nachfolger als Franchise-Quarterback gefunden zu haben.