Cham entledigt sich seiner Restsorgen und plant mit einer weiteren Saison in einer “coolen Liga”

Cham entledigt sich seiner Restsorgen und plant mit einer weiteren Saison in einer “coolen Liga”

Durch das hart erkämpfte 2:0 gegen Coburg dürfte der ASV Cham wohl endgültig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben, weshalb der sportliche Leiter Michael Plänitz bereits eine erste Saisonbilanz zieht.

Sportlicher Leiter und Abräumer und Personalunion: Chams Michael Plänitz

Sportlicher Leiter und Abräumer und Personalunion: Chams Michael Plänitz

IMAGO/Zink

Zu Saisonbeginn mehrere Spieltage Tabellenführer und im Verlauf der bisherigen Spielzeit nie schlechter als Platz sieben – und doch hätte der Blick des ASV Cham bei einer Niederlage am vergangenen Wochenende Richtung Abstiegszone gerichtet werden müssen. Bis auf drei Punkte hätte der Relegationsplatzinhaber aus Coburg den Abstand auf die Oberpfälzer verkürzen können. Allerdings hat der Konjunktiv im Fußball bekanntermaßen keine Relevanz. Denn mit dem hart erkämpften 2:0-Erfolg beim Aufsteiger liegt der ASV nun neun Punkte vor der Relegation – ausreichend Polster, um für den spielenden sportlichen Leiter Michael Plänitz zu bilanzieren: “Ich persönlich bin zwar mit 47 Punkten schon einmal abgestiegen, aber beim aktuellen Tabellenstand sollten wir mit dem Sieg in diesem kleinen Abstiegs-Endspiel und dem nun gewonnenen direkten Vergleich eher nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben.”

Um zu jener Einschätzung zu gelangen, mussten die Chamer jedoch harte Arbeit verrichten. Trotz aktueller Schwächephase zeigten nämlich auch die Coburger, warum bereits 38 Punkte auf ihrer Habenseite stehen: “Das Spiel stand auf Messers Schneide. Coburg hatte in der ersten Halbzeit die besseren Chancen. Das 1:0 machen allerdings wir kurz nach der Pause. Danach hatte der Gegner erneut Chancen zum Ausgleich, wir konnten jedoch die Null halten und kurz vor Schluss den Deckel drauf machen. Der Sieg war zwar nicht unverdient, aber stand schon Spitz auf Knopf.”

Vorjahresmarke in Sichtweite

Mit nun 47 Zählern springen die Chamer als Sechster zudem zurück ins obere Tabellendrittel – auch, wenn die konkrete Platzierung eher als zweitrangig angesehen wird. “Unser Anspruch sind mehr Punkte als letztes Jahr. Mit einem weiteren Sieg hätten wir die Zielsetzung erreicht”, erklärt Plänitz anhand des eigenen Beispiels: Denn während im Vorjahr 49 Zähler für Platz sieben reichten, hat dieses Jahr sechs Spieltage vor Saisonende der Tabellenelfte aus Ammerthal bereits 44 Punkte. Dass wohl zwei Drittel der Liga mehr als 50 Zähler sammeln werden, ist zudem ein Beleg für die Ausgeglichenheit der Bayernliga Nord: “Vor der Saison wusste man gar nicht, wer absteigen soll. Dass es dann so eng wird, ist natürlich krass”, deckt sich der Saisonverlauf mit den Erwartungen der Chamer, die vor allem den Aufsteigern Respekt zollen. “Das zeigt einfach, dass die Bayernliga eine coole Liga ist, wozu unter anderem die starken Aufsteiger aus Neudrossenfeld und Coburg beitragen. Ich bin gespannt, ob die Neulinge nächstes Jahr wieder so einen Zug drin haben.”

Viele Unentschieden und ausbaufähige Bilanz gegen Kellerkinder

Apropos Zug: Dieser ist für den ASV nach ganz oben bereits abgefahren – auch, wenn man an Spieltag 14 noch den zweiten Tabellenplatz belegte: “Wir haben nur einmal mehr als zwei Spiele in Serie gewonnen und stattdessen relativ viele Unentschieden gesammelt”, kennt Plänitz die Gründe für den sukzessiv ansteigenden Rückstand auf die Spitzenteams. Dass die Mannschaft mit den Großen der Liga durchaus mithalten kann, belegen elf Punkte und nur eine Niederlage aus den sechs Partien gegen das Führungstrio aus Hankofen, Eichstätt und Eltersdorf. “Da haben wir im Gegensatz zur Vorsaison brutal gepunktet, dafür jedoch gegen die letzten Drei der Tabelle Punkte liegen gelassen”, bilanziert Plänitz in Anbetracht der Niederlagen in Würzburg (1:4) und Donaustauf (1:2). “Wir waren da noch zu grün hinter den Ohren und haben nicht abgeliefert wie in den anderen Partien. Wenn wir aus solchen Niederlagen lernen, können wir in Zukunft vielleicht vorne dabeibleiben. Dieses Jahr haben wir solche Spiele aber nicht zu Ende gebracht.”

Abschied auf dem Höhepunkt?

Beim Vollziehen jenes Reifeprozesses muss die Mannschaft eventuell auf die Erfahrung von Michael Plänitz verzichten, schließlich ist eine Fortsetzung der Karriere des 36-Jährigen noch nicht vollends gesichert. “Mit Jakub ‘Rudi’ Hrudka kehrt unser einziger Tscheche im Kader nach Kreuzbandriss zurück und bei Paul Hansen endet das Auslandsstudium, sodass er uns hoffentlich wieder zur Verfügung steht. Zudem kommen zwei vielversprechende Jungs aus der A-Jugend dazu und wir sind mit ein oder zwei externen Spielern im Austausch. Je nach Kader entscheidet sich dann, ob ich weiterspiele”, knüpft Plänitz seine aktive Karriere an die Personalsituation. Aufgrund der Doppelfunktion als sportlicher Leiter bleibt der langjährige Verteidiger dem ASV aber ohnehin erhalten. Bestenfalls gelingt der Abschied vom Fußballerdasein jedoch auf dem Höhepunkt – sprich der besten Platzierung mit dem ASV Cham seit Plänitz’ Wechsel im Jahr 2016. Dafür sind dann wohl mehr als 50 Punkte notwendig, schließlich gilt es Platz 7 aus der Vorsaison zu übertreffen.

Simon Ruß