“Ich habe bemerkt, wie man sich entwickeln kann”: Wohin zieht es Schweinfurts Reitmaier?

“Ich habe bemerkt, wie man sich entwickeln kann”: Wohin zieht es Schweinfurts Reitmaier?

Er kam in einer heiklen Phase und hinterlässt seinem Nachfolger ein bereitetes Feld: Wohin es Marc Reitmaier (40), aktuell noch Trainer des 1. FC Schweinfurt 05, im Sommer zieht, steht noch nicht fest.

Marc Reitmaier will in den Profi-Fußball.

Marc Reitmaier will in den Profi-Fußball.

IMAGO/Nordphoto

Regionalliga Bayern

Diese 13 Partien haben es ihm angetan: Als er im Februar 2023 bei den Unterfranken übernahm, hatte er exakt so viele Spiele Zeit, um die “Schnüdel” aus dem Gröbsten herauszuholen. Das Gröbste war: Der Abstieg eines Teams, das eigentlich ambitioniert in die Regionalliga-Saison 2022/23 gestartet war, sich nach der Winterpause allerdings auf einem Relegationsrang wiederfand. Und irgendetwas schien der heute 40-Jährige auch richtig gemacht zu haben: Als Nachfolger von Christian Gmünder, dessen “Co” er zuvor war, schaffte er den Turnaround, holte aus den 13 Partien 29 Punkte – mehr als jedes andere Team der Liga, mehr als Meister SpVgg Unterhaching oder “Vize” Würzburger Kickers. Am Ende der Saison brachte er die “Schnüdel” auf dem 6. Rang ins Ziel.

“Wir haben in dieser Zeit unter Profibedingungen gearbeitet, sehr zielgerichtet. Und wir haben in dieser Saisonphase die meisten Punkte geholt”, macht Reitmaier auch keinen Hehl daraus, dass er stolz auf das Erreichte ist. Und stolz ist er auch auf das, was auf jene Spielzeit 2022/23 folgte: “Mir war der geplante Umbruch von Beginn an bekannt”, sagt der gebürtige Würzburger über den Schritt hin in die “Re-Amateurisierung”, “und ich habe mich zur Verfügung gestellt, weil ich wusste, wie schwierig es wird mit den deutlich reduzierten Bedingungen eines solch regionalen Kaders.” In Zahlen hieß das: 19 Spieler gingen, 19 Spieler kamen. “Es war der größtmögliche Umbruch. Ich wollte Verantwortung übernehmen”, sagt der Coach.

“Eine zukunftsorientierte Entscheidung”

Diese Verantwortung aber gibt er nun an Victor Kleinhenz ab – weil er eben reinschnuppern konnte in den Erfolg, in das Arbeiten unter Profibedingungen: “Ich fühle mich sehr wohl mit Mannschaft und Verein, aber es war einfach eine zukunftsorientierte Entscheidung”, sagt Reitmaier, der den professionellen Fußball als Ziel sieht: “Ich habe in diesem Jahr bemerkt, wie man sich unter professionellen Bedingungen weiterentwickeln kann, persönlich und mit dem Team. Die Möglichkeiten als Trainer sind völlig andere”, so der A-Lizenz-Inhaber, der die höchste Lizenzebene anstrebt: den Fußballehrer. Dafür, das weiß auch Reitmaier, gibt es hohe Hürden, “man muss sich in entsprechenden Bereichen bewegen.”

Dass es die entsprechenden Kandidaten unter den Vereinen in der Regionalliga Bayern derzeit nicht im Überfluss gibt, ist dem Fußballfachmann natürlich bewusst:”Es gibt schon auch ambitionierte Vereine bei uns, viele Regionalliga-Bayern-Aufsteiger haben sich eine Liga höher durchgesetzt. Doch die Staffel hat sicher ein anderes Niveau als andere Regionalligen”, sagt Reitmaier, der seinen Blick entsprechend auf das ganze Bundesgebiet weitet: “Grundsätzlich bin ich natürlich bereit, umzuziehen. Das muss man auch sein.” Nach kicker-Informationen gibt es bereits überregionale Angebote.

Als einen “sehr akribischen, fokussierten und emotionalen Trainertyp” bezeichnet sich der Würzburger selbst: “Ich glaube, ich kann gut moderieren und motivieren.” Seine Spielidee? “Defensiv mit klarer Ordnung, offensiv mit geordneter Kreativität”, sagt er als ehemaliger Rechtsverteidiger, der nach einem Abstecher in die Jugend des VfL Wolfsburg in seiner unterfränkischen Heimat in der damaligen viertklassigen Bayernliga für den Würzburger FV und die Würzburger Kickers kickte – und später auch an der Seitenlinie stand.

Rückzug ein April-Scherz

Hier, auf der vierten Ligenstufe, ist Reitmaier nach Trainerstationen bei Bezirksligist TSV/DJK Wiesentheid, Bayernligist WFV und im Nachwuchs der Würzburger Kickers auch als Coach gelandet. Sollte es für den zielstrebigen 40-Jährigen nach seiner Zeit in Schweinfurt weiter nach oben gehen, käme das nicht überraschend, “zunächst aber”, sagt der Coach, “wollen wir die Saison fokussiert und zielgerichtet beenden. Wohlwissend, dass nun die ein oder andere Entscheidung zukunftsorientiert getroffen wird.”

Das vor der Saison gesteckte Vorhaben Klassenerhalt ist bereits so gut wie sicher – und wird auch dazu führen, dass die “Schnüdel” trotz weiter kleinerer Brötchen auch im kommenden Jahr in der Regionalliga spielen werden. Ein medial kolportierter Rückzug in die Bayernliga, der Anfang April herumgeisterte, war exakt auch das: Ein April-Scherz.