Die SpVgg Quierschied muss das Gewinnen erst wieder lernen

Die SpVgg Quierschied wird nächste Saison wieder in der Saarlandliga spielen. Selbstredend ist so ein Abstieg nicht schön für Spieler und Verantwortliche, die mit Blick auf die neue Saison aber bereits die Ärmel hochkrempeln.

Der Blick geht nach unten: Die SpVgg Quierschied holte bisher nur 22 Punkte aus 33 Spielen.

Der Blick geht nach unten: Die SpVgg Quierschied holte bisher nur 22 Punkte aus 33 Spielen.

IMAGO/Jan Huebner

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Fünf Spiele noch, dann ist das Abenteuer Oberliga für die SpVgg Quierschied vorerst beendet. Selbst mit einer Maximalausbeute von 15 Punkten aus den verbleibenden Partien könnte der Tabellenvorletzte den Abstieg nicht mehr verhindern. Von derartigen Hoffnungen war der amtierende Meister der Saarlandliga aber auch schon vor der 0:3-Niederlage gegen FK Pirmasens am vergangenen Freitag weit entfernt.

“Der Abstieg ist für uns schon lange kein Rechenexempel mehr”, sagt Thomas Bettinger angesichts der Bilanz seiner Elf: Der bislang letzte Sieg konnte am 25. November gefeiert werden. Nach dem 1:0 gegen den FV Engers holte die Sportvereinigung überhaupt nur noch einen Punkt – am 10. März errang sie ein 2:2 gegen Cosmos Koblenz. “Zu Saisonbeginn waren wir gut dabei. Im Herbst hatten wir dann eine Schwächephase, aus diesem Kreislauf sind wir nicht mehr herausgekommen”, resümiert der Trainer. Kurios: Am 1. Spieltag konnte sich Quierschied nicht nur über einen deutlichen 3:0-Heimsieg gegen Baumholder freuen, sondern auch über die Tabellenführung. “Punktuell waren wir gut dabei”, sagt Bettinger, “aber auf Strecke hat uns die Qualität gefehlt.”

Auch aufgrund der Situation im Sturm: Torjäger Matthias Krauß zog es im Sommer nach Eppelborn, Mirco Zavaglia kam verletzungsbedingt nur auf acht Einsätze. Bettinger: “Das hat uns im Spiel nach vorne extrem geschwächt. Unser größtes Problem ist, dass wir zu ungefährlich sind.” Die Statistik gibt dem 49-Jährigen recht. Der SpVgg gelangen bislang nur 29 Treffer; kein Klub in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar hat weniger erzielt. “In einer normalen Saison hätten wir im Winter vielleicht reagiert. Wenn wir gewusst hätten: Es gibt eine realistische Chance, die Klasse zu halten”, sagt der Spielausschuss-Vorsitzende Kai Berrang zur Transferpolitik.

Manche Klubs arbeiten unter Profibedingungen. Bei uns geht jeder arbeiten, wir müssen das Pensum aber trotzdem leisten.

Lukas Mittermüller zur “Kluft” in der Liga

Ohnehin machte das straffe Programm mit 24 Partien vor Weihnachten dem Aufsteiger zu schaffen. Immer wieder mussten in der Trainingsgestaltung Abstriche gemacht werden. Verletzungsbedingte Ausfälle konnten kaum kompensiert werden. “Man hat gefühlt jede Woche zweimal gespielt. Das ging lange Zeit gut, aber irgendwann merkt man, dass die Fitness nachlässt”, sagt Lukas Mittermüller. Der 27-Jährige sammelte schon bei Hertha Wiesbach Oberliga-Erfahrung und ist einer der erfahrensten Akteure im Kader. Mittermüller weist auf die “Kluft” in der Liga hin: “Manche Klubs arbeiten unter Profibedingungen. Bei uns geht jeder arbeiten, wir müssen das Pensum aber trotzdem leisten.”

Durch den spät gesicherten Aufstieg – Quierschied wurde am letzten Spieltag Meister – war wenig Zeit, um sich auf die gestiegenen Anforderungen vorzubereiten. So setzte der Klub größtenteils auf den Stamm der Aufstiegsmannschaft – im Wissen, dass der anvisierte Klassenerhalt so möglicherweise nicht erreicht werden kann. “Wir wollten alles geben, um die Liga zu halten. Aber auch wenn es ein hartes Jahr wird mit vielen Niederlagen, war unsere Einstellung: Wir ziehen das durch und greifen danach wieder an”, sagt Berrang.

Vertrauen in Bettinger

Bettinger wird auch in der nächsten Spielzeit auf der Trainerbank sitzen; der Großteil des Kaders steht ebenfalls weiter zur Verfügung. Als Verstärkungen sind unter anderem Angreifer Philipp Wunn (SV Auersmacher), Innenverteidiger Tiziano Pompa (SV Saar 05), Mittelfeldspieler Elias Hoffmann (FV Eppelborn) sowie die beiden Torhüter Nicolas Schäfer (SV Saar 05) und Elias Wüschner (Hertha Wiesbach) eingeplant. Zwei verdiente Akteure rücken dagegen in den Trainerstab auf: Benedikt Schmitt als Torwarttrainer und Jens Lorang als Co-Trainer. “Wir werden nächstes Jahr wieder eine gute Rolle spielen, müssen aber mit Demut in die Saarlandliga zurückkommen”, mahnt Berrang. Ohnehin gelte es, die Saison nun zufriedenstellend über die Bühne zu bringen, um mit einem “einigermaßen guten Gefühl” (Bettinger) in die Sommerpause zu kommen. Möglichst schon im Saarland-Duell gegen den SV Auersmacher (Dienstag, 19 Uhr) soll im Stadion am Franzenhaus endlich wieder gepunktet werden.

Der direkte Wiederaufstieg wird von den Verantwortlichen indes nicht als erklärtes Ziel ausgerufen. “Wir würden gern unter den ersten Sechs landen. Wenn es möglich ist vorne anzugreifen, würden wir das natürlich machen”, betont Bettinger. Der gebürtige Quierschieder erhofft sich eine “Aufbruchsstimmung” im Sommer: “So blöd es sich anhört – es geht auch darum, das Gewinnen wieder zu lernen.”

Steffen Schneider