560.000 Euro für “DIE GAMEREI”: Bayern fördert “Formel 1 der Digitalisierung”

560.000 Euro für “DIE GAMEREI”: Bayern fördert “Formel 1 der Digitalisierung”

Mit mehr als einer halben Million Euro unterstützt das bayerische Digitalministerium das Projekt “DIE GAMEREI”. Geschaffen werden soll “ein neues Zuhause” für Indie-Studios und Teams aus der Games- sowie eSport-Community.

Dr. Fabian Mehring sieht sich selbst als

Dr. Fabian Mehring sieht sich selbst als “Games-Minister”.

picture alliance / SVEN SIMON

Mehr als eine Million Euro hat das bayerische Digitalministerium innerhalb der letzten Wochen in die Gaming-Szene investiert. Erst rund 450.000 für das durchaus kontrovers aufgefasste eSport-Event zur EM, nun noch mal 560.000 für “DIE GAMEREI”. Dabei handelt es sich um Büros und Arbeitsplätze auf einer Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern im Osten Münchens, die der Games- und eSport-Branche zur Verfügung gestellt werden sollen. Studios und entwickelnde Firmen können sich ab sofort bewerben.

In einer hybriden Arbeitswelt entsteht Innovation dort, wo Menschen zusammenkommen.

Lisa Timm, Geschäftsführerin der Medien.Bayern GmbH

“Ich löse damit ein Versprechen ein, das ich zum Amtsantritt gegeben habe”, sagt Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring im Interview mit kicker eSport. “Ich habe das Jahr der Games ausgerufen und damit einhergehend konkrete politische Maßnahmen in Aussicht gestellt.” Darunter fallen ein eigenes Referat für die Games-Branche inklusive erhöhter Fördermittel, eine finanzielle Stärkung der Standortinitiative Games/Bavaria – “und jetzt eben auch die GAMEREI”.

Das Projekt besagter Initiative soll “ein sichtbares Zeichen” sein. Ziel sei es, “Kreativität und Zusammenarbeit zu fördern und damit die Entwicklung zukunftsweisender Games-Projekte voranzutreiben”. Die Idee zu “DIE GAMEREI” entstand laut Lisa Timm, Geschäftsführerin der verantwortlichen Medien.Bayern GmbH, 2023 bei einem Strategie-Workshop gemeinsam mit der Branche. “In einer hybriden Arbeitswelt entsteht Innovation dort, wo Menschen zusammenkommen”, meint Timm.

Dr. Fabian Mehring (l.) bei der Übergabe des Förderbescheids.
Bayerisches Staatsministerium für Digitales

Eröffnet wird “DIE GAMEREI” am 26. Juli, drei Mieter seien bereits gefunden. Über die Arbeitsmöglichkeiten in der Location hinaus soll diese auch Austragungsort verschiedener Veranstaltungen werden. Als Beispiele dafür werden “Pizza Playtests, eSport-Trainings sowie Vereins- und Community-Arbeit” angeführt.

“Neuausrichtung” des Games-Images als Ziel

Bayerns Digitalminister ist der Ansicht, “eine Neuausrichtung des Images der Games-Branche in der Wahrnehmung der Menschen” müsse befördert werden. Als “so etwas wie die Formel 1 der Digitalisierung” bezeichnet Dr. Mehring die Videospiele gegenüber kicker eSport und erklärt: “Die Dinge, die in der Spitzenforschung für die Formel 1 entwickelt werden, sieht man fünf Jahre später in jedem VW Golf auf den Straßen da draußen. Und so ähnlich verhält es sich mit der Games-Wirtschaft.”

Wir sollten in der Politik zur Kenntnis nehmen, dass es sich bei Games um einen hochrelevanten Wirtschaftsbereich dieses Landes handelt.

Dr. Fabian Mehring, bayerischer Digitalminister

Die Akteure der Szene seien “die Pixel-Pioniere und Innovationstreiber der digitalen Transformation”. Denn: “Vieles, was wir in der Digitalwirtschaft aktuell diskutieren, sind Dinge, die vor fünf Jahren zum großen Teil in der Games-Branche entwickelt worden sind. Denn dort ist die Kreativität zu Hause.” Der “Games-Minister”, wie er sich selbst bezeichnet, führt bei seinem Plädoyer für die Videospiel-Landschaft auch Zahlen ins Feld.

“Wir sollten in der Politik zur Kenntnis nehmen, dass es sich bei Games um einen hochrelevanten Wirtschaftszweig dieses Landes handelt. Allein in Bayern gibt es fast 350 Unternehmen in dieser Branche mit rund 3.500 Mitarbeitern. In Deutschland macht der Games-Sektor zehn Milliarden Euro Umsatz”, sagt Dr. Mehring. Daher ermüde es ihn, immer wieder gefragt zu werden, “warum wir die Branche unterstützen”.

“Würden wir darüber reden, zum Beispiel ein Chemiewerk mit zehn Milliarden Umsatz und tausenden Mitarbeitern zu unterstützen, würde dies in der Politik niemand hinterfragen. Das wäre eine wirtschaftspolitische Selbstverständlichkeit”, meint Bayerns Digitalminister weiter. Stünde Gaming über der Thematik, “blenden viele diese Dimensionen aus”. Das wolle er auch durch “DIE GAMEREI” ändern – als “Herzschrittmacher und Vitaminspritze für die Games-Branche in Bayern”.

Wie solch ein Vorhaben gelingen kann, hat die polnische Stadt Katowice mit ihrem Strukturwandel hin zum Gaming und eSport aufgezeigt. Mittlerweile genießt sie eben dafür weltweite Bekanntheit. Eine Entwicklung, die der vom “Games-Minister” gewünschten wohl nicht unähnlich ist.