RLCS 2024: eSport-Einwanderer von Team Móbula übernehmen Südafrika

RLCS 2024: eSport-Einwanderer von Team Móbula übernehmen Südafrika

Die Region Subsahara-Afrika (SSA) wird auf dem London Major in Rocket League von drei Spaniern vertreten: Team Móbula. Die lokale Übermacht Limitless wurde gestürzt – wie gut tut das einer Region, die spielerisch bereits hinterherhinkt?

‘VKSailen‘ (mi.), der Kapitän von Team Móbula, sorgt in Südafrika für Furore.

‘VKSailen‘ (mi.), der Kapitän von Team Móbula, sorgt in Südafrika für Furore.

Toni Villen / GGTECH Entertainment

Schon im ersten Split der Rocket League Championship Series (RLCS) 2024 bekam es Limitless mit einigen sogenannten “Remote-Teams” zu tun. Mannschaften, die nicht aus der Region stammen, aber dennoch dort antreten. Sie nehmen Wettbewerbsnachteile wie schlechte Latenz bewusst in Kauf. In der Hoffnung, anderswo mehr Preisgeld zu verdienen als in der Heimatregion.

Das Team um Captain Gareth ‘Snowyy’ Spiers, dem erfolgreichsten südafrikanischen Spieler, konnte eine erste Welle solcher Einwanderer gekonnt abwehren und vertrat die Region im April in Kopenhagen auf dem ersten Major.

Hatte in Kopenhagen nur wenige Gründe zum Lachen – ‘Snowyy’ und sein Team Limitless.
Michal Konkol / Rocket League Esports

Dort konnte man keine Überraschungen für sich verbuchen. Das Team schied sang- und klanglos gegen die internationale Konkurrenz aus. Drei Serien, drei Niederlagen, dabei keine einzige Runde für sich entschieden – aber viel Erfahrung mit in die Heimat genommen. Das unveränderte Bild für SSA: Eine Region, die von Limitless dominiert wird, allerdings international nicht auf Weltklasse-Niveau konkurrenzfähig ist.

Drei Spanier auf Weltreise

Limitless konnte zwar die erste Welle abwehren, doch zum zweiten Split kommt ein Star nach Südafrika: Diego ‘VKSailen’ Isla. Der Madrilene ist ehemaliger europäischer Champion und gehörte im Jahr 2021 noch zur Weltspitze.

Zusammen mit seinem Team Móbula will er noch einmal angreifen – und nebenbei seine Fans durch Video-Inhalte mit auf die Reise nehmen. Denn nebst seiner Spielerkarriere ist ‘VKSailen’ auch Content Creator, hat plattformübergreifend knapp 360.000 Follower. Das unterscheidet Team Móbula von anderen Remote-Teams: Sie konnten die Reise nach Südafrika auf sich nehmen. Das Team spielt aus Kapstadt heraus, finanziert sich alles selbst.

Mit Rocket League um die Welt – das Motto des Projekts Team Móbula.
Ann.Paintings

Die Reaktionen auf diese Ankündigung waren vielfältig und gingen weit auseinander. Zwischen Entsetzen auf der einen und Unterstützung auf der anderen Seite war alles vorhanden. Einerseits mangele es ihnen laut mancher Stimmen an kompetitiver Integrität und Fairness, eine spielerisch schwächere Region “zu farmen”.

Andererseits ist Team Móbula nicht das einzige in der Geschichte der RLCS, das ein solches Unterfangen auf sich genommen hat. In den Augen vieler machten sie es auf “die richtige Art und Weise”. Sie flogen in die Region selbst, interagieren mit der lokalen Community und wollen die Region auch spielerisch verbessern.

Short term pain, long term gain?

Zu den ärgsten Kritikern von Team Móbula gehört der alte Champion. ‘Snowyy’ und ‘VKSailen’ geraten häufig in den sozialen Medien aneinander. Beide mit ihren eigenen – konträren – Standpunkten und mit dazu passenden Vorwürfen. Auch auf dem Spielfeld geraten sie aneinander, dort hat Limitless fast immer das Nachsehen.

Dreimal trafen die beiden Teams während des Splits aufeinander, zweimal sogar in einem Finalspiel. Jede dieser Serien ging an die Spanier, aus den 15 einzelnen Runden konnte Limitless lediglich vier für sich entscheiden. Am Ende des Splits hat SSA einen neuen Champion, zum ersten Mal einen ohne südafrikanischen Spieler.

Ein schmaler Trost: David ‘2Die4‘ Morgenrood von Limitless wird als Spieler der Saison gekürt.
African Cyber Gaming League (ACGL)

Dennoch, und da sind sich Analysten wie Spieler einig: Die Präsenz von Team Móbula hat die Entwicklung der Region vorangetrieben. Die lokalen Spieler wurden schneller besser, denn sie hatten ein weiteres Top-Team, von dem sie lernen konnten. Ein Team, das Rocket League stilistisch und taktisch anders spielt als Limitless und darüber hinaus auch bereit ist, den Konkurrenten zu helfen.

London calling

Was kann Team Móbula nun auf dem internationalen Major erreichen? Zwischen dem 20. und 23. Juni sind sie auf der großen Bühne gefragt. In SSA haben sie in 24 Serien keine Niederlage erfahren, das wird sich bei dem Offline-Turnier definitiv ändern. Aber: Ein starkes Auftreten von Team Móbula in London ließe Rückschlüsse über die gewachsene Stärke von Sub-Sahara Afrika zu. Eine Region, die sich weiterentwickelt, um dann zukünftig auch mit lokalen Spielern kompetitiv in die Weltspitze zu gehen.

Georg Lüdicke