“Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen”: Entscheidende Wochen in Erlensee

“Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen”: Entscheidende Wochen in Erlensee

Langweilig wird es beim 1. FC Erlensee nicht: In den verbleibenden vier Hessenliga-Partien wird sich entscheiden, wohin der Weg führt – zum Klassenerhalt, in die Relegation oder doch direkt in die Verbandsliga? Im Sommer steht dem FCE zudem ein großer Umbruch bevor. So gehen gleich neun Akteure zu einem Kreisoberligisten.

Jochen Breideband und sein 1. FC Erlensee zittern noch um den Klassenverbleib.

Jochen Breideband und sein 1. FC Erlensee zittern noch um den Klassenverbleib.

IMAGO/Patrick Scheiber

Hessenliga

“Wir hatten eigentlich die Hoffnung, eine etwas ruhigere Saison zu erleben. Dieses Ziel haben wir deutlich verfehlt. Jetzt setzen wir alles daran, eine schwierige Saison zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Dann hätten wir über die gesamten drei Jahre gesehen viel zusammen erreicht”, sagt Jochen Breideband, der seit 2021 auf der Trainerbank sitzt.

TuS Dietkirchen (21 Punkte), Viktoria Griesheim (23) und der punktgleiche SV Steinbach (26) sind die unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib, während der VfB Marburg und Hanau 93 (jeweils 33) schon enteilt sind. “Ganz nüchtern betrachtet, weisen die vier letzten Mannschaften eigentlich Statistiken eines Absteigers auf. Dass für den Klassenerhalt wahrscheinlich ein Punkteschnitt von unter 1,0 reicht, ist ungewöhnlich”, bilanziert Breideband. Anfang April unterlag seine Elf beim FSV Fernwald mit 0:4, was der FCE-Coach als “Tiefpunkt” einordnet: “Danach gab es die Möglichkeit, richtig draufzuhauen und Spieler aus dem Kader zu streichen – oder konstruktiv zu bleiben, der Mannschaft die Hand auszustrecken und an ihr Verantwortungsgefühl zu appellieren. Ich musste zwei Nächte darüber schlafen und habe mich für den zweiten Weg entschieden.”

Zu bequem

Neben der Belastungssteuerung komme es in der entscheidenden Saisonphase darauf an, den Spielern mentale Stärke zu vermitteln, schließlich strotzen diese im Abstiegskampf nicht gerade vor Selbstvertrauen. Kritisch merkt der Trainer an, dass man sich von der starken Rückrunde der Vorsaison habe blenden lassen und einen ersten Umbruch schon im vergangenen Sommer hätte einleiten müssen. “Zu bequem” sei man an manchen Stellen geworden. Breidebands Fazit: “Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen, das zeigen alle Zahlen.”

2024/25 wird der 48-Jährige in seine vierte Saison als Erlensee-Coach gehen. “Wir sind von seiner Arbeit komplett überzeugt. Er ist mit vollem Einsatz dabei und repräsentiert zu 100 Prozent die Werte unseres Vereins”, lobt der Sportliche Leiter Chris Sickmann. Dass er weitermache, sei nicht selbstverständlich gewesen, bekundet Breideband. Er wisse aber, was er an Erlensee habe: “Hier gibt es super Trainingsbedingungen und ein Umfeld, das mir sehr gefällt. Es ist ein total vernünftiger Verein.” Und schließlich habe er immer den Rückhalt der entscheidenden Personen gespürt.

Großer Umbruch im Kader

Zur großen Herausforderung dürfte im Sommer, unabhängig von der Liga, ein großer Umbruch im Kader werden. Unter anderem werden sich gleich neun Akteure Eintracht Oberissigheim anschließen, darunter Pascal Hamann und Jan Lüdke. “Schweren Herzens” lasse man sie zum Kreisoberligisten ziehen, sagt Sickmann, der auf den “sehr guten” U-19-Jahrgang baut. Ebenso werde es externe Neuzugänge geben: “Uns ist nicht angst und bange – für keine der beiden Ligen. Wir wollen aber unbedingt in der Hessenliga bleiben.”

Breidebands Kalkulation im Abstiegskampf: “Wir brauchen aus meiner Sicht sechs bis sieben Punkte aus den letzten vier Spielen, um Viertletzter zu werden.” Friedberg, Steinbach, Hanau 93 und Stadtallendorf – so lautet das Restprogramm für seine Elf, die am übernächsten Wochenende auf einen direkten Konkurrenten trifft: “Es wird bis zum Schluss ein enges Ding. In Steinbach wird es ein Endspiel. Das wird absolut richtungsweisend.” Vorher kommt mit Türk Gücü Friedberg aber noch eine Mannschaft an den Fliegerhorst, die selbst jeden Punkt im Aufstiegsrennen braucht. Vor dem Duell mit dem Tabellenvierten (Samstag, 15 Uhr) konnte Erlensee zumindest unter der Woche schon ein Erfolgserlebnis verbuchen: Am Dienstagabend erreichte der FCE das Kreispokalfinale nach einem 2:0 gegen Gruppenligist Germania Dörnigheim.

Steffen Schneider