Hoffnungslos: EA wird nicht auf die gamescom kommen

Hoffnungslos: EA wird nicht auf die gamescom kommen

Kommt EA? Präsentiert der Publisher gar das neue Fußballspiel? Seit drei Jahren geht diese Leier: Es reicht. Wir glauben nicht mehr dran und zeigen die Gründe dafür auf. Offiziell hat EA natürlich nicht abgesagt. Werden sie aber auch nicht.

Wie viel spricht dafür, dass EA 2024 auf die gamescom kommt? Wir sagen es euch.

Wie viel spricht dafür, dass EA 2024 auf die gamescom kommt? Wir sagen es euch.

kicker eSport

EA auf der gamescom – ein Thema, das kicker eSport nun seit drei Jahren stärker beschäftigt, als uns lieb ist. Der alljährliche Eiertanz um die Teilnahme steht dem des vormaligen Partners FIFA um die letztjährige eSport-WM in nichts nach. Niemand – abgesehen von der koelnmesse – erhält vom Konzern mehr eine definitive Ab- oder Zusage, bis die Messe beginnt. Entsprechend ist auch dieser Text keine offizielle Verkündung – die wird es voraussichtlich nicht geben.

EA Deutschland sitzt in Köln, zur Messe müsste das Kernteam nur einmal über den Rhein. Vor zwei Jahren konnten wir uns immerhin noch informell mit EA SPORTS und deren deutscher Presseagentur treffen, 2023 reichte es nur für eine zufällige Begegnung an einem ganz anderen Messestand und ein kurzes Gespräch zwischen Terminen.

2024 dürfte vermutlich sogar das schwierig werden. Warum? Hier sind die Gründe, die dafür und dagegen sprechen, dass EA 2024 eine gamescom-Messepräsenz haben wird. Ihr seid informiert – und wir können das Thema von unserer Eiertanz-Liste zumindest für dieses Jahr streichen.

Gründe, die gegen EA auf der gamescom sprechen

Dieses Jahr hat EA SPORTS sich ohne Vorwarnung vom deutschen Pressesprecher getrennt und die Position bisher nicht nachbesetzt. Dem Vernehmen nach war nicht einmal Zeit oder Raum für eine Abschieds-Mail an die Journalisten. So viel zum zufälligen Treffen auf der Messe. Alle Arbeit liegt nun bei der deutschen Presseagentur des Publishers und internationalen Pressesprechern. Wenn da schon für Deutschland gespart wird, warum dann einen Messestand bezahlen? Wie gewohnt wollte uns der Konzern auf Anfrage keine Informationen zur Messe geben.

Messekosten

Ein gamescom-Stand kostet Unsummen. Da sprechen wir nicht über ein paar Zehntausend Euro, da geht es um einen siebenstelligen Betrag. Das Problem hat sich die Kölner Messe hausgemacht: Die Preise für Stände sind astronomisch hoch. EA muss repräsentativ auftreten und viele Spielstationen stellen, da die Menschen zahlreich zum Zocken kämen. Eine solche 500m²-Präsenz plus Business-Stand würde allein über 150.000 Euro kosten. Hinzu kommen Mitarbeitende, Standbau, Logistik, Spielstationen, Unterkunft, Verpflegung… Die Hotelpreise für Köln lagen im März mit wenigen Ausnahmen schon bei 200 Euro die Nacht.

Wenn ein großer Publisher kommt, muss er viele Stationen stellen.
picture alliance/dpa

gamescom ist unsäglich teuer

Noch zum hausgemachten Problem der Messe: 60 Sekunden in der Opening Night Live Show kosten 160.000 Euro, die Miete der “Event Arena” schlägt mit 260.000 Euro am Samstag zu Buche. Am Beispiel von Nintendo zeigt sich entsprechend: Andere Messen sind günstiger.

Solltet ihr die gamescom dieses Jahr besuchen oder die ONL schauen: Nehmt euch einen Moment, um über die preislichen Dimensionen nachzudenken. Von Deals abgesehen, wäre während der Show Zeit für Einnahmen von 23,8 Millionen Euro.

EA braucht die Messe nicht

EA braucht die Präsentation der Spiele nicht auf einer überfüllten gamescom. Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Die Spieler kaufen FC respektive FIFA auch so.

Acht Stunden lang anstehen für EA-Titel? Diese Zeiten sind vorbei.
picture alliance / Jürgen Schwarz

Budgetlücke nach kommerziellen Flops

Problem Immortals of Aveum: EAs Budgetlücke klafft allein aufgrund des grandios gescheiterten Projekts bei zig Millionen Euro. Wäre Geld für eine gamescom da gewesen, ist es das nun nicht mehr. Davon ab: Imagetechnisch hätte sich der Publisher wohl selbst ein Bein gestellt, hätte er den überladenen “Magieshooter” auf der gamescom bombastisch präsentiert. Da wird man aktuell wohl eher vorsichtig mit Millionenkosten sein, am Ende verschleudert man mit einem Messeauftritt noch mehr Geld.

Community? Braucht man das?

EA SPORTS schert sich weniger und weniger um die Bindung zur Community. Die Games werden gekauft, die Ingame-Transaktionen entwickeln sich weiter prächtig. Dass die Spielerschaft in FC 24 mault und tobt, scheint dem Entwickler egal, solange sie weiter FC Points und Spiele erwirbt. Warum da für eine horrende Million Euro auf Community-Tuchfühlung gehen?

Podcast

Nintendo nicht auf der gamescom 2024!

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gamescom für große Publisher objektiv sinnlos

Rein vom ökonomischen Standpunkt ergibt es 2024 für die wenigsten großen Publisher Sinn, eine repräsentative Präsenz auf der Messe zu haben. Die Kommunikationskanäle liegen im Internet. Mit dem neu programmierten Manchester City eine Partie im jährlich in kleinen Dosen überarbeiten Fußballspiel zu zocken: Das geht auch mit EA Play von zu Hause. Die Influencer und wir besprechen und zeigen die neuen Titel eh zu Genüge. Für kleinere Publisher und Indie-Entwickler lohnt sich die gamescom viel eher.

Teil 17 statt Risiken mit Neuheiten

EA hat alljährlich kaum Neuheiten. Für Titanfall bespielte der Publisher einst eine halbe Halle, neue Projekte dieser Art sind jedoch rar geworden. Der deutsche game-Verband wird als Lobby der Spielemacher nicht müde, darüber zu klagen, dass Entwicklungskosten für Spiele heute immens gestiegen seien. Womit dann die 70 bis 120 Euro Verkaufspreis gerechtfertigt werden.

Alte Bilder sind rar, aber hier bekommt man einen Eindruck, was EA einst schon mal auf einer gamescom auffuhr.
picture alliance / Pacific Press

Wer keine Risiken mit frischen Titeln eingeht, muss auch niemanden mit Anspielerlebnissen überzeugen. Abgesehen davon, dass die Spielerschaft nicht notwendigerweise nach einem Immortals of Aveum fragt, muss FC 25 keinem neuen Publikum auf einer Messe vorgestellt werden. FC-24-Käufer werden schon zugreifen.

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Kaum Konkurrenz

EA hat für seine Spiele kaum Konkurrenz zu fürchten. Das bringen große Marken mit sich: Niemand hat einen echten Wettbewerber für FC, F1, NHL, UFC, Madden, Star Wars oder Sims.

Einfach bei anderen dabei sein

Kleinere Titel können bequem bei anderen Ständen untergebracht werden. EA wird auf der gamescom sicherlich “Zau” zeigen – aber eben beispielsweise bei Xbox oder als Software für Fernseh-Hersteller.

Gründe, die für EA auf der gamescom sprechen

Das offenkundige Chaos bei EA SPORTS. Irritierende Entscheidungen kommen dort zuletzt vermehrt vor.

Ansonsten: absolut nichts.

Und sollte das Wunder einer gegen alle diese Gründe sprechenden EA-Präsenz eintreten: Wir würden uns freuen und umfassend berichten.

Holm Kräusche