Vater, Söhne und Nichte treffen zwölfmal: Kreisliga-Spiel wird zum Familienfest

Vater, Söhne und Nichte treffen zwölfmal: Kreisliga-Spiel wird zum Familienfest

Ein seltener Anblick bot sich den Zuschauern in der mittelrheinischen Kreisliga C. Beim 12:1-Kantersieg des FC Sankt Augustin gingen die zwölf Heimtreffer auf das Konto einer großen Familie. Vater Markus Hoffmann, seine Söhne Nicolas und Fabian und auch Nichte Maike Buchmüller durften sich in die Torschützenliste eintragen.

Ein unschlagbares Quartett: Vater Markus Hoffmann mit seinen Söhnen Fabian (rechts) und Nicolas (links) sowie seiner Nichte Maike Buchmüller.

Ein unschlagbares Quartett: Vater Markus Hoffmann mit seinen Söhnen Fabian (rechts) und Nicolas (links) sowie seiner Nichte Maike Buchmüller.

Jean-Marie Blum

Torjägerkanone® für alle

Blut ist dicker als Wasser. Dieses Motto hat sich wohl auch der FC Sankt Augustin auf die Fahne geschrieben. Manch ein Zuschauer, der nämlich am ersten Aprilwochenende zufällig den Weg ans Vereinsgelände des mittelrheinischen Kreisligisten gefunden hatte, rieb sich sicherlich etwas verwundert die Augen. Mit Vater Markus Hoffmann und seinen Söhnen Fabian (24) und Nikolas (20) trugen gleich drei Akteure den selben Nachnamen. Außerdem streifte sich auch Maike Buchmüller (20), die Nichte des 48-jährigen Familienvaters, das Trikot des Zehntligisten über.

Volle Familienpower

Und nicht nur das, die Familienpower war am Ende auch noch maßgeblich am 12:1-Kantersieg gegen den TV Rott II beteiligt. Alle zwölf Tore gingen auf das Konto des Familienquartetts. Jeweils einen Fünferpack schnürten die Söhne Fabian (24) und Nicolas (20), die beide schon in der Bezirksliga aktiv waren. Deren Cousine Maike Buchmüller, die bis Ende letzten Jahres noch für Bayer Leverkusen II in der 3. Liga der Frauen auf Torejagd ging, traf einfach genau wie der Familienvater.

“Es war ein ziemlicher Kraftakt, die vier für die erste Mannschaft zu gewinnen”, erinnert sich Spielertrainer Alexander Faßbender. “Ich kenne Markus schon ewig und nachdem ich in der vergangenen Saison unsere 1. Mannschaft wiederbelebt habe (zuvor hatte der FC Sankt Augustin keine 1. Herrenmannschaft, Anm. d. Red.), habe ich versucht, ihn für unser Team zu begeistern.” Markus Hoffmann, der mit seinen 48 Jahren eigentlich höchstens noch bei den Alten Herren spielt, sträubte sich zunächst. Um eine bessere Verhandlungsbasis zu schaffen, holte der Trainer zunächst seine beiden Söhne ins Boot, und als sich etwas überraschend auch Maike Buchmüller für einen Wechsel von Leverkusen nach Sankt Augustin interessierte, gingen dem Familienoberhaupt zunehmend die Argumente aus.

Während dem Spiel ging es mir sehr gut. Nur am nächsten Tag habe ich mich gefühlt, als hätte mich ein Bus überfahren.

Markus Hoffmann (48) über seinen körperlichen Zustand nach dem 12:1-Kantersieg

Und so gehört Markus seit dieser Saison auch der 1. Herrenmannschaft an und kam in der Kreisliga C bisher viermal zum Einsatz. “Während des Spiels habe ich mich sehr gut gefühlt”, erinnert sich Markus an den jüngsten Kantersieg. “Nur am nächsten Tag fühlte ich mich, als hätte mich ein Bus überfahren”, lacht der 48-Jährige, der hauptberuflich als Filialleiter bei Aldi arbeitet.

Seitdem das Familiengespann am Start ist, ist die Devise klar. “Wenn ich alle Hoffmänner habe, dann gibt’s die volle Offensivpower”, lacht Spielertrainer Alexander Faßbender, der gemeinsam mit Maike Buchmüller das offensive Mittelfeld hinter dem Hoffmann-Sturm bildet. Der “Familien-Hype”, wie Markus den Aufgalopp nennt, spiegelt sich dabei nicht nur auf dem Platz wider. Auch an der Seitenlinie findet sich seitdem der ein oder andere Anhänger aus der Verwandtschaft. “Wir haben mittlerweile die ganze Hoffmann-Sippschaft auf den Rängen”, lacht Faßbender. “Der Onkel von Nico und Fabian ist immer da, genauso die Mutter von Maike. Die Freudinnen schauen auch manchmal vorbei und einen Hund habe ich auch schon gesehen”, zeigt sich der Spielertrainer begeistert vom Zusammenhalt der Familie.

Stratege mit Tempo-Defiziten

Doch wer ist denn nun der oder die Beste im Familien-Quartett? “Maike, Fabian und Nicolas haben alle unterschiedliche Qualitäten, die ich durch meine Erfahrung wohl ganz gut zum Vorschein bringen kann”, lautet die Analyse des Chefstrategen Markus, dem Spielertrainer Faßbender allerdings ein Tempodefizit in der Endgeschwindigkeit attestiert.

Der schönste Treffer des Tages ging aber trotzdem auf das Konto von Sankt Augustins Denker und Lenker in der Offensive. Bei einer Flanke von der linken Seite machte sich Markus ganz lang und jagte die Kugel im Fallen mit dem rechten Bein ins linke Eck. Diese akrobatische Glanzmoment hatte dem Bus am nächsten Morgen sicherlich ein paar Pferdestärken hinzugefügt. “Ab der 70. Minute war er stehend K.o.. Da hat er mich gebeten, ihn auszuwechseln”, erzählt Faßbender, der grundsätzlich kaum aus dem Schwärmen herauskommt, wenn es um das Familienquartett geht.

Nach der Gala-Vorstellung war eine Zugabe mehr oder weniger vorprogrammiert. Beim 3:1-Sieg gegen den ASV Sankt Augustin am vergangenen Wochenende ging es zwar nicht ganz so spektakulär zu wie in der Vorwoche, doch auch diesmal stand das gesamte Familien-Quartett auf dem Rasen und war maßgeblich am Sieg beteiligt. Nicolas erzielte alle drei Tore, Fabian und Markus legten je einen Treffer vor. Das schreit wohl nach einer weiteren Zugabe.

Lukas Karakas