Kein Heimsieg für van der Poel: Pidcock triumphiert beim Amstel Gold Race

Kein Heimsieg für van der Poel: Pidcock triumphiert beim Amstel Gold Race

Der Engländer Thomas Pidcock hat die 58. Ausgabe des Amstel Gold Race gewonnen. Bei den Frauen wähnte sich Lorena Wiebes bereits als Siegerin, doch es gewann Marianne Vos.

Thomas Pidcock jubelt über seinen Sieg beim 58. Amstel Gold Race

Thomas Pidcock jubelt über seinen Sieg beim 58. Amstel Gold Race

picture alliance/dpa/Belga

Der zuletzt überragende Klassiker-König Mathieu van der Poel hat vor heimischer Kulisse Schwächen gezeigt, stattdessen holte sich Mountainbike-Olympiasieger Thomas Pidcock den Sieg beim Amstel Gold Race. Der Brite siegte am Sonntag nach 253,6 Kilometern von Maastricht nach Berg en Terblijt im Sprint einer vierköpfigen Ausreißergruppe vor dem Schweizer Meister Marc Hirschi und dem Belgier Tiesj Benoot. Die kleine deutsche Fraktion um den früheren Amstel-Dritten Maximilian Schachmann spielte im Finale keine Rolle.

Die entscheidende Spitzengruppe hatte sich 13 Kilometer vor dem Ziel am Geulhemmerberg gebildet. Zu der Zeit war van der Poel im Hauptfeld bereits abgehängt. Der niederländische Weltmeister, der an den vergangenen beiden Wochenenden mit beeindruckenden Solo-Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix brilliert hatte, wirkte dieses Mal ein wenig kraftlos und belegte nur den 22. Platz.

Ganz anders Pidcock, der bei den dauernden Attacken ständig vertreten war und sich immer mehr zum Mann für die Eintagesrennen entwickelt. Schon im vergangenen Jahr hatte der 24-Jährige, der auch schon im Cross zum WM-Titel gefahren war, das Schotterrennen Strade Bianche gewonnen und beim Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich den zweiten Platz belegt.

In Lüttich will am kommenden Wochenende auch van der Poel wieder angreifen. Es ist neben der Lombardei-Rundfahrt nur noch eines von zwei Monumenten, das ihm fehlt. Beim schweren Ritt durch die Ardennen bekommt es MvP aber mit Superstar und Ex-Sieger Tadej Pogacar zu tun. Der Slowene, der im vergangenen Jahr das Amstel Gold Race gewonnen hatte, war dieses Mal nicht am Start.

Wie einst Erik Zabel: Wiebes jubelt zu früh, Vos gewinnt

Zu früh gefreut: Lorena Wiebes jubelt bereits, doch Marianne Vos (rechts in Gelb) sprintet noch zum Sieg vorbei.

Zu früh gefreut: Lorena Wiebes jubelt bereits, doch Marianne Vos (rechts in Gelb) sprintet noch zum Sieg vorbei.
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Mehr als ungewöhnlich verlief das Rennen der Frauen, das wenige Stunden vor dem der Männer über die Bühne ging. Zunächst wurde das Rennen nach einem Motorrad-Unfall von 157,6 auf 101,40 Kilometer verkürzt, auch die Strecke der Männer anschließend kurzfristig abgeändert.

Die Entscheidung fiel dann in einem Zielsprint. Und da entwickelte sich ein Zweikampf zwischen den beiden Niederländerinnen Lorena Wiebes und Marianne Vos. Wiebes wähnte sich als Siegerin und überquerte jubelnd den Zielstrich. Doch das Zielfoto sah dann Vos vorne, die mit einem “Tigersprung” die entscheidenden Millimeter gegenüber ihrer Landsfrau gutmachte. Für Vos war es der zweite Sieg beim Amstel Gold Race nach 2021.

Die Szene erinnerte an Erik Zabel bei Mailand-San Remo im Jahr 2004. Der deutsche Sprintstar wähnte sich bei seinem Lieblingsrennen bereits als Sieger und nahm die Arme zum Jubeln vom Lenker. Oscar Freire sprintete aber noch vorbei und schnappte Zabel seinen insgesamt fünften Sieg bei der “Classicissima” noch weg.

Amstel Gold Race, Männer, (253,60 km)

1. Thomas Pidcock (Großbritannien) – Ineos Grenadiers 5:58:17 Std.; 2. Marc Hirschi (Schweiz) – UAE Team Emirates + 0 Sek.; 3. Tiesj Benoot (Belgien) – Team Visma; 4. Mauri Vansevenant (Belgien) – Soudal Quick-Step; 5. Paul Lapeira (Frankreich) – AG2R La Mondiale; 6. Valentin Madouas (Frankreich) – Groupama-FDJ; 7. Bauke Mollema (Niederlande) – Lidl-Trek; 8. Quentin Pacher (Frankreich) – Groupama-FDJ; 9. Pello Bilbao (Spanien) – Bahrain Victorious; 10. Michael Matthews (Australien) – Team Jayco AlUla + 11; … 42. Georg Zimmermann (Neusäß) – Intermarché-Wanty + 20; 104. Max Kanter (Cottbus) – Astana Qazaqstan Team + 6:56 Min.; 106. Maximilian Schachmann (Berlin) – Bora-hansgrohe; Felix Engelhardt (Kempten) – Team Jayco AlUla ausgeschieden; Mika Heming (Stadtlohn) – Tudor Pro Cycling Team ausgeschieden

Amstel Gold Race Frauen, (101,40 km)

1. Marianne Vos (Niederlande) – Team Visma 2:35:02 Std.; 2. Lorena Wiebes (Niederlande) – Team SD Worx + 0 Sek.; 3. Ingvild Gaskjenn (Norwegen) – Liv AlUla Jayco; 4. Pfeiffer Georgi (Großbritannien) – Team DSM-Frmenich; 5. Elisa Longo Borghini (Italien) – Lidl – Trek; 6. Eleonora Camilla Gasparrini (Italien) – UAE Team ADQ; 7. Ashleigh Moolman-Pasio (Südafrika) – AG Insurance – Soudal; 8. Amber Kraak (Niederlande) – FDJ – SUEZ; 9. Yara Kastelijn (Niederlande) – Fenix-Deceuninck; 10. Soraya Paladin (Italien) – Canyon-SRAM Racing; … 18. Ricarda Bauernfeind (Ansbach) – Canyon-SRAM Racing; 57. Clara Koppenburg (Friedrichshafen) – EF Education-Cannondale + 48; 79. Hannah Ludwig (Wittlich) – Cofidis Women Team + 1:42 Min.