Saalbach-Hinterglemm bringt erstmals virtuelle Werbung in den Alpinen Skisport

Saalbach-Hinterglemm bringt erstmals virtuelle Werbung in den Alpinen Skisport

Anders als in anderen Sportarten ist virtuelle Werbung für den alpinen Skisport bisher noch Neuland. Das änderte sich nun beim zurückliegenden Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm.

Marco Odermatt feierte in Saalbach-Hinterglemm seinen Gesamtweltcup - und die virtuelle Werbung ihre Premiere.

Marco Odermatt feierte in Saalbach-Hinterglemm seinen Gesamtweltcup – und die virtuelle Werbung ihre Premiere.

IMAGO/GEPA pictures

Marco Odermatt sicherte sich am vergangenen Wochenende in Saalbach-Hinterglemm nicht nur die Weltcup-Disziplinwertungen Abfahrt, Riesenslalom und Super G, sondern auch den Gesamtweltcup. Im österreichischen Fernsehen war allerdings nicht nur der Schweizer Ausnahme-Könner ein Thema, sondern auch eine technologische Innovation an der Rennstrecke.

Nach einer zweijährigen Planungsphase präsentierten der österreichische Skiverband und die Sportmarketingagentur Weirather Wenzel & Partner (WWP-Group) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Rundfunk (ORF) und dem Dienstleister Supponor erstmals die erfolgreiche Implementierung von virtueller Werbung. Dabei wurden grafische Werbeelemente in das vom ORF hergestellte nationale Live-Signal entlang der Strecke anstelle von physischen Werbemitteln implementiert. Konkret wurden sowohl physische Werbemittel virtuell überblendet als auch zusätzliche virtuelle Werbeplatzierungen geschaffen, die ausschließlich im österreichischen TV-Bild sichtbar waren – nicht aber an der Rennstrecke selbst.

Ski-Rennen in Saalbach-Hinterglemm

So sah die virtuelle Werbung beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm im österreichischen Fernsehen aus.
Supponor

Mehr Sicherheit für Athleten

Tests für virtuelle Werbung im alpinen Ski-Weltcup hatte es bereits unter anderem beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel im Januar dieses Jahres gegeben. Die neue Werbeform wurde unter anderem mit dem Ziel konzipiert, den Sport durch weniger physische Werbebanner an der Rennstrecke für seine Athleten sicherer zu machen – und damit durch den geringeren Materialeinsatz gleichzeitig nachhaltiger zu agieren.

Virtuelle Werbung ermöglicht es den werbenden Partnern darüber hinaus, auf verschiedene Wettersituationen flexibel zu reagieren. Denn beispielsweise starker Wind oder Schneefall können den digitalen Einblendungen anders als physischen Bannern nichts anhaben.

Nach der erfolgreichen Premiere ist davon auszugehen, dass virtuelle Werbung künftig im Ski-Weltcup häufiger Anwendung finden wird – vorausgesetzt alle Parteien einigen sich auf Richtlinien dafür. Als relevante Märkte für Ski Alpin dürften insbesondere Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie Skandinavien infrage kommen, um dort mit jeweils unterschiedlichen Feeds virtuell überblendete Werbebotschaften auszuspielen.

Supponor hat seit 2022 Lizenz für Bundesliga

Nach vielen Jahren des Testens lässt die Deutsche Fußball Liga (DFL) software-basierte virtuelle Werbung derweil bereits seit 2022 zu. Als erstes System bekam seinerzeit ebenfalls die britische Lösung “Supponor AIR” einen Zuschlag, um mit den einzelnen Klubs in Verhandlungen zu gehen. Insgesamt produziert die Bundesliga fünf TV-Feeds pro Spieltag: Americas, DACH, EMEA, South Asia und South East Asia. Das heißt: Klubs können theoretisch ein und dieselbe Werbebande vier weitere Male verkaufen – somit werden im Maximalfall aus 90 Minuten Bandenzeit 450 Minuten.

Darüber hinaus hat erst vor kurzem Bayer 04 Leverkusen von der DFL als erster Bundesligist eine stadionspezifische Zulassung zur Nutzung der hardware-basierten “Parallel Ads”-Technologie erhalten. Dabei handelt es sich um ein Alternativprodukt zur virtuellen Werbung. Der Anbieter TGI Sport arbeitet mit den Bildfrequenzen der TV-Produktion. Dabei nehmen die TV-Kameras in definierten Intervallen unterschiedliche Bilder der LED-Banden auf, sprich: sie werden nicht virtuell überblendet, wie im Fall der software-basierten Technologie.

Henning Eberhardt