291 Meter, aber kein Weltrekord: Kobayashis Wunderflug in Hlidarfjall

Der Ski-Weltverband bestätigt den spektakulären 291-Meter-Flug von Ryoyu Kobayashi. Für einen Weltrekord braucht es aber mehr.

Wollte in Island gar nicht mehr landen: Ryoyu Kobayashi.

Wollte in Island gar nicht mehr landen: Ryoyu Kobayashi.

IMAGO/AFLOSPORT

Japans Weltklasse-Athlet Ryoyu Kobayashi hat auch offiziell für den weitesten Flug in der Geschichte des Skispringens gesorgt. Wie der Ski-Weltverband Fis bestätigte, landete der 27-Jährige am Mittwoch auf einer eigens dafür errichteten Schanze im isländischen Skigebiet Hlidarfjall bei 291 Metern. Als Weltrekord wird die sensationelle Weite aufgrund der irregulären Bedingungen allerdings nicht gewertet. Zuvor hatte das polnische Portal skijumping.pl über die PR-Aktion von Kobayashis Hauptsponsor Red Bull berichtet.

Opseth und Kraft bleiben Weltrekordler

Die aktuellen Weltrekordhalter im Skifliegen sind weiterhin Silje Opseth aus Norwegen mit 230,5 Metern bei den Frauen und der Österreicher Stefan Kraft mit 253,5 Metern bei den Männern. Anerkannt werden Weltrekordversuche üblicherweise nur in Weltcup-Wettbewerben. Der Weltverband wies unter anderem darauf hin, dass das Material der Springer von einem von der Fis zertifizierten Kontrolleur geprüft werden muss.

Kobayashi hatte ursprünglich 300 Meter angepeilt, hieß es in der Fis-Mitteilung. Die provisorische Schanze wurde während des Spektakels hermetisch abgeriegelt und soll nun umgehend wieder abgebaut werden.

Weltrekordweite? Wacklige Island-Bilder von Kobayashi

Der Skiflug-Weltrekord wurde in den vergangenen Jahren nicht mehr verbessert. Nun soll es sogar Versuche für 300-Meter-Flüge geben.

Auf Rekordjagd: Ryoyu Kobayashi.

Auf Rekordjagd: Ryoyu Kobayashi.

IMAGO/AFLOSPORT

Japans Weltklasse-Skispringer Ryoyu Kobayashi testet auf einer provisorischen Schanze in Island die Grenzen beim Skifliegen aus. Wacklige Bilder des isländischen Senders RUV zeigen aus großer Distanz, wie ein Athlet von der auf einem Berg errichteten Anlage weit in den Auslauf fliegt. Geplant war offenbar ein Flug von 300 Metern, was zunächst misslang.

Kobayashi schaffte am Dienstag stattdessen nach RUV-Angaben 256 Meter, was ebenfalls eine Weltrekordweite bedeuten würde. Die aktuelle Bestmarke hält der Österreicher Stefan Kraft, der im März 2017 in Vikersund 253,5 Meter flog. Am Mittwoch soll der 27 Jahre alte Japaner nach Informationen des polnischen Portals skijumping.pl 291 Meter weit geflogen sein.

Das Skigebiet Hlidarfjall wurde demnach für die Rekordjagd vorübergehend geschlossen. Für den Bau der Schanze soll nach Angaben des Senders der Kobayashi-Hauptsponsor Red Bull einen Vertrag mit der Stadt Akureyri unterzeichnet haben. Der Energydrink-Konzern soll das Ganze mit mehreren Drohnen und Kameras begleiten.

Anerkannt werden Weltrekordversuche üblicherweise nur in Weltcup-Wettbewerben. Nach der Stilllegung der Fluganlage von Harrachov gibt es weltweit nur noch vier Skiflugschanzen, auf denen im Weltcup geflogen wird: Neben Vikersund sind dies Planica in Slowenien, Bad Mitterndorf in Österreich sowie das bayerische Oberstdorf. Trainiert wird auf diesen Schanzen nicht.

Der ehemalige Weltklasse-Skispringer Martin Schmitt hält es grundsätzlich für möglich, die bisherigen Bestmarken noch deutlich zu überbieten. “Man könnte eine Flugschanze bauen, die Richtung 270 oder 280 Meter geht. Das ist aber eher Zukunftsmusik. Man müsste keine neue Anlage bauen, aber es wären gewisse Erdarbeiten an den bestehenden Anlagen notwendig”, hatte Schmitt noch im März erläutert.

“Werden mit Füßen getreten”: Kritik an Skiverband für Weltcup-Finale

Die Männer fliegen von der größten Anlage, die Frauen springen ein paar hundert Meter entfernt nicht mal halb so weit: Was der Weltverband gut meint, kommt bei den Skispringerinnen nicht so toll an.

Die Skispringerinnen durften in Planica nur von der Normalschanze springen.

Die Skispringerinnen durften in Planica nur von der Normalschanze springen.

IMAGO/GEPA pictures

Der Ski-Weltverband FIS ist für die Abläufe beim Skisprung-Finale in Planica in die Kritik geraten. Während die Männer am vergangenen Wochenende drei Wettbewerbe auf der Flugschanze hatten, starteten Katharina Schmid und Co. nur einmal von der Normalschanze. Auch der ehemalige Weltklasse-Springer Martin Schmitt kann den Unmut der Springerinnen nachvollziehen. “Ich verstehe die Unzufriedenheit. Die Wirkung ist natürlich nicht gut. Es ist sicher unglücklich, die Damen auf der ganz kleinen und die Männer auf der ganz großen Schanze springen zu lassen”, sagte Schmitt der Deutschen Presse-Agentur.

Bei dem Wettbewerb der Damen handelte es sich um einen Nachholwettkampf für ein ausgefallenes Springen im rumänischen Rasnov. “Natürlich ist schon die Frage: Hätte man nicht eine Möglichkeit gefunden, das als Skifliegen zu machen?”, sagte Schmitt.

Die Skispringerinnen kämpfen seit Jahren um Gleichberechtigung. Seit März 2023 dürfen Frauen auch beim Skifliegen starten. Die Abläufe von Planica kamen allerdings nicht gut an. Weltrekordhalterin Silje Opseth aus Norwegen kritisierte: “Wir werden tatsächlich mit Füßen getreten, haben keinen großen Wert. Die Jungs dürfen zum Skifliegen und machen das coolste Ding der Welt, und wir sind daneben auf der kleinsten Schanze.” Auf einen Start in Planica hatte sie – ebenso wie ihre Landsfrau Eirin Marie Kvandal – verzichtet.