Lange ist Sergio Conceicao noch nicht im Amt. Und doch versprüht der neue Milan-Coach schon eine Aura, die den Rossoneri eine neue Gier zu verleihen scheint.

Küss den Kopf: Sergio Conceicao bedankt sich bei Tammy Abraham.
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Eines vorneweg: Richtig schlecht hatte die AC Milan auch unter Vorgänger Paulo Fonseca nicht gespielt, vor allem in der Champions League (Rang 12 nach sechs Partien auch dank eines 3:1-Erfolgs bei Titelverteidiger Real Madrid) Erfolge verbucht und bis zu seiner Entlassung zuletzt nur eine Niederlage aus zwölf Pflichtspielen – darunter sieben Siege und vier Remis – kassiert.
Doch irgendwie stimmten die Chemie und besonders zu Saisonbeginn die Serie-A-Resultate nicht, weswegen aktuell nur Platz 8 zu Buche steht mit einem ordentlichen Rückstand nach oben.
Eine nette Bilanz
Die Lösung der Bosse: Rausschmiss von Fonseca und Einstellung seines portugiesischen Landsmannes Sergio Conceicao, der zwischen 2017 und 2024 das Gesicht des FC Porto war. Direkt zum Antritt hatte der 50-jährige Ex-Serie-A-Spieler (Lazio, Parma, Inter) auch verkündet: “Wir werden Gutes vollbringen.”
Und siehe da: Direkt zum Start gewannen die Rossoneri die Supercoppa Italia – erst durch ein 2:1 nach 0:1 gegen Rekordmeister Juventus, dann an diesem Montag durch ein spektakuläres 3:2 nach 0:2 im Derby della Madonnina gegen Erzrivale und Sergio Conceicaos früheren Klub Inter. Gerade beim Duell mit den Nerazzurri war das Team in Abschnitt zwei regelrecht explodiert.
Ein Titel nach nur zwei Spielen im Amt? Das hatte es in der Vereinsgeschichte der stolzen Lombarden so auch seit fast 100 Jahren (laut OptaPaolo seit 1929/30) nicht mehr gegeben. Zuletzt hatte so ein zeitiges Kunststück Ex-Stürmer und Trainer Vincenzo Montella (aktueller Trainer der Türkei) beim Supercup 2016 geschafft – in seinem damals allerdings schon 16. Spiel.
“Etwas Magisches”
Klar ist aber auch, dass die Rossoneri zwar nun einen Titel mehr im vereinseigenen Museum (Casa Milan) stehen haben. Serie-A-Punkte hat aber auch der neue Trainer noch keine eingefahren, hierfür bietet sich erst beim Duell mit Cagliari am Samstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) die Chance.
Deswegen stellte Sergio Conceicao, der sich nach dem späten Siegtreffer und während der Siegerehrung in Riad (Saudi-Arabien) gelöst gezeigt und 3:2-Schütze Tammy Abraham etwa inniglich auf den Kopf geküsst hatte, hinterher auch direkt den Fokus wieder aufs Wesentliche ein.
Ich weiß aber bei aller Bescheidenheit, dass wir großartige Monate zusammen in der Champions League und der Serie A erleben können.
Sergio Conceicao
“Ich freue mich ungemein für die Spieler, das war nicht einfach”, so der neue Hoffnungsträger bei Sport Mediaset. “Die Stimmung hier, als ich angekommen bin, war nicht die beste. Und viel Zeit haben wir zusammen auch nicht gehabt, bevor wir direkt auf zwei Top-Teams getroffen sind.” Doch seine Spieler hätten “etwas Magisches, sie haben alles aufgesaugt, was ich ihnen in der kurzen Zeit vermittelt habe. Doch natürlich gibt es noch viel, was wir verbessern müssen. Ich weiß aber bei aller Bescheidenheit, dass wir großartige Monate zusammen in der Champions League und der Serie A erleben können. Um Milan dahin zu führen, wohin es gehört.”