Trotz Verletzung: Neuer bleibt EM-Torhüter

Aufstellung und Matchplan hat Julian Nagelsmann schon seit Tagen im Kopf. Die große Frage vor dem Härtetest am Samstag in Lyon gegen EM-Topfavorit Frankreich: Geht sein Plan diesmal auch auf?

Hat sich auf seine Nummer 1 bei der EM schon festgelegt: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Hat sich auf seine Nummer 1 bei der EM schon festgelegt: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

IMAGO/Eibner

Geradezu frühlingshaftes Wetter mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen um 20 Grad empfingen den Bundestrainer und seine Belegschaft bei der Landung in Lyon. Dort will Nagelsmann mit seiner umgekrempelten Mannschaft die frostige Stimmung, die seit den desaströsen November-Auftritten in Fußball-Deutschland herrscht, auftauen und Hoffnung schüren auf einen erfolgreichen Sommer bei der Heim-EM in drei Monaten.

“Es geht darum, dass wir an den eingeschlagenen Weg glauben und Überzeugung ausstrahlen”, forderte Nagelsmann vor dem Abschlusstraining im rund 56.000 Zuschauer fassenden Groupama-Stadion. Für den Coach ging es in dieser Woche vorrangig darum, seine in der aktuell prekären Situation verunsicherten Spieler daran zu erinnern, mit Leichtigkeit und Freude am Spiel ans Werk zu gehen. Entsprechend lautete der Slogan, den Nagelsmann für die beiden Spiele gegen Frankreich und die Niederlande wählte: “Wir kicken.”

Abkehr vom Harakiri-Fußball

Nagelsmann wird vom Harakiri-Fußball gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) abkehren, seine neue Personalauswahl und Herangehensweise birgt aber trotzdem viele Risiken. Wie kommt Joshua Kimmich nach der Versetzung vom Mittelfeld auf die Rechtsverteidiger-Position gegen Superstar Kylian Mbappé zurecht? Geht der Schachzug mit Neuling Maximilian Mittelstädt als Linksverteidiger auf? Sorgt Rückkehrer Toni Kroos für die erhoffte Ordnung und Stabilität im Mittelfeld-Zentrum? Kann der auf die Zehnerposition versetzte Ilkay Gündogan die Top-Talente Florian Wirtz und Jamal Musiala in Szene setzen. Trumpft der im November als verkappter Linksverteidiger aufgebotene Kai Havertz nun als Sturmspitze ähnlich auf wie zuletzt beim FC Arsenal?

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Die Trennung von DFB und Adidas: Ein kommunikatives Debakel?

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Und zu guter Letzt: Wie schlägt sich der erst zum Reservisten degradierte und nach Manuel Neuers Verletzungspech doch wieder im Tor stehende Marc-André ter Stegen bei diesem Einsatz, der doch keine EM-Bewährungschance sein wird? Nagelsmann machte jedenfalls unmissverständlich klar, dass der wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich abgereiste Neuer unabhängig von ter Stegens Leistungen im EM-Tor stehen wird “Die Entscheidung steht. Die werde ich nicht wegen eines Muskelfaserrisses dauert, revidieren. Er hat davor lange Zeit auf Top-Niveau gehalten”, begründete er seinen Entschluss: “Es würde keinem Spieler Sicherheit geben, wenn ich bei jeder kleinen Verletzung sagen würde: Jetzt bist du wieder raus.”

Fokus auf “simple Abläufe”

Auf die vielen Fragen braucht Nagelsmann angesichts der nur noch drei Monate entfernten Heim-EM schnelle Antworten. Zurück zur Einfachheit, lautet sein Motto. Damit kehrt er zum Leitmotiv zurück, das er bei seiner vielversprechenden ersten Bundestrainer-Dienstreise gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) ausgegeben, danach aber nicht weiterverfolgt hatte. Er will seine Spieler nicht wie im November mit komplizierten Aufgaben überfrachten, sondern setzt auf “simple Abläufe, die Spieler seit vielen Jahren gemacht haben”. Mit einer Viererkette und einer Doppelsechs soll zudem mehr defensive Stabilität als im November erreicht werden: “Wir brauchen genügend Spieler, die verteidigen lieben. Da hatten wir zuletzt einen Tick zu viel offensiv denkende Spieler.”

Den öffentlichen Druck lässt Nagelsmann gar nicht erst an sich und die Mannschaft ran. “Dieses Druck-Thema sind Dinge, die von außen reingetragen werden. Wir tun gut daran, das Ding zu genießen”, sagte er und fügte hinzu: “Es geht darum, dass es Fußball ist. Nicht mehr und nicht weniger. Es soll begeistern und Emotionen wecken.” Exakt dies erhoffen sich auch die Fans.

Oliver Hartmann

DFB erklärt sich zum Nike-Deal und nennt Details

Der Ausrüsterwechsel des DFB hat sich binnen 24 Stunden zu einer mittleren Staatsaffäre entwickelt. Jetzt nennt der Verband einige Details, wie der Deal mit Nike zustande kam.

Die drei Streifen gehen auf Abschiedstour: Adidas wird ab 2027 nicht mehr Ausrüster des DFB sein.

Die drei Streifen gehen auf Abschiedstour: Adidas wird ab 2027 nicht mehr Ausrüster des DFB sein.

IMAGO/Revierfoto

Auch einen Tag, nachdem bekannt wurde, dass sich der DFB ab 2027 von Nike ausrüsten lässt und damit eine jahrzehntelange Ära mit Konkurrent Adidas endet, mag die Kritik nicht abebben. Mittlerweile hat sich selbst Bundeskanzler Olaf Scholz dazu geäußert, der sich im Vergleich zu vielen Kollegen, die dem DFB mangelnden Patriotismus vorwerfen, diplomatischer auf eine Fußballerweisheit stützt: “Das Wichtigste ist ja, dass Tore geschossen werden.”

Der DFB versuchte nach dem Gegenwind auf seiner Website mit einer langen Erklärung, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Vor allem der Zeitpunkt der Entscheidung stieß vielen Betrachtern sauer auf. Denn Adidas wurde erst am Tag der Verkündung über den Ausrüsterwechsel in Kenntnis gesetzt. Doch dafür gibt es Gründe.

Stichtag war der 15. März

“Am Verfahren waren mehrere börsennotierte Unternehmen beteiligt”, erklärt sich der DFB. “Da ein solcher Abschluss erfahrungsgemäß potenziell Einfluss auf die Kapitalmärkte haben kann, wurden alle Verfahrensteilnehmer parallel informiert.” Direkt im Anschluss sei die Öffentlichkeit informiert worden. Auch sollte dadurch zudem jegliches Risiko auf Insiderhandel minimiert werden.

Auch zum Vergabeverfahren lieferte der Verband konkrete Daten. Alle Firmen die Interesse gezeigt hatten, die Nationalelf auszurüsten, sind laut DFB am 22. Januar über die Rahmenbedingungen informiert worden. Bis zum 15. März hatten dann Adidas, Nike und Co. Zeit, ihr Angebot schriftlich einzureichen. Bis dahin seien “mehrere Angebote” eingegangen.

Einstimmige Entscheidung pro Nike

Zudem hat der DFB allen Unternehmen im Zeitraum vom 18. bis 20. März die Möglichkeit eingeräumt, “inhaltliche Ideen und Visionen für eine Partnerschaft zu präsentieren”. Die Angebote seien von der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG daraufhin auf inhaltliche und wirtschaftliche Gesichtspunkte geprüft worden. Die verschiedenen Gremien hätten sich dann einstimmig der Empfehlung angeschlossen, künftig mit Nike zusammenzuarbeiten. Der Kontrakt gilt für sieben Jahre bis 2034.

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Angeblich liegen die neuen Einnahmen durch den Deal bei 100 Millionen Euro jährlich, das wollte der DFB “weder bestätigen noch dementieren”. Klar ist allerdings, dass Nike Konkurrent Adidas deutlich überboten hat, was dem klammen Verband in schwierigen Zeiten zugutekommen wird. Nach Informationen des Handelsblatts unter Berufung auf Branchenkreise streicht der Verband von Nike pro Jahr sogar mehr als 100 Millionen Euro ein. Das bedeutet eine Verdoppelung der Einnahmen aus dem laufenden Ausrüstervertrag mit Adidas. Das deutsche Unternehmen aus Herzogenaurach soll jährlich rund 50 Millionen Euro überweisen.

Amateurfußball profitiert – Deal mit Volkswagen läuft aus

Und davon soll künftig auch der Amateurfußball profitieren. Denn der DFB unterstützt mit seinen über sieben Millionen Mitgliedern auch die 21 Landes- und Regionalverbände. “Der neue Ausrüstervertrag hilft dabei, dies auch in Zukunft zu sichern”, so der DFB.

Im Sommer läuft zudem der Vertrag mit Hauptsponsor Volkswagen aus. Beide Seiten sind zwar an einer Fortsetzung der Partnerschaft interessiert, sollen aber unterschiedliche finanzielle Vorstellungen über den neuen Vertrag haben. Aktuell soll der Autohersteller jährlich rund 25 Millionen Euro bezahlen.

Analyse in Grafiken: Was Kroos der DFB-Elf geben kann

Toni Kroos ist wieder bei der Nationalelf dabei. Der kicker hat seine 106 Länderspiele unter Datengesichtspunkten analysiert. Was der Routinier liefert – und wo er anfällig ist.

Toni Kroos absolvierte bisher 106 Länderspiele - der kicker nahm diese genau unter die Lupe.

Toni Kroos absolvierte bisher 106 Länderspiele – der kicker nahm diese genau unter die Lupe.

imago images (3)

Bei der EM im eigenen Land ist Toni Kroos im Alter von 34 Jahren wieder Teil der deutschen Nationalmannschaft. Mehr als elf Jahre trug er das DFB-Trikot, bis er nach der EM 2021 seinen Rücktritt erklärte. Nun soll er Bundestrainer Nagelsmann helfen, Deutschland aus seiner Fußball-Krise zu befreien. Aber ist Kroos dafür der richtige Mann? Unsere Datenredaktion hat seine Nationalmannschafts-Karriere genauer untersucht.

Drei Pleiten zum Start

Seine ersten Spiele im DFB-Dress gegen Spanien, Frankreich und Italien gingen allesamt verloren. Nur gegen andere europäische Top-Teams wie Belgien, die Niederlande und England gelang dagegen im ersten Kroos-Spiel ein Sieg. Bei den kommenden Gruppengegnern der EM ist Schottland das einzige Team, gegen das Kroos schon einmal an einem Tor beteiligt war: Bei dem 3:2-Sieg über die Schotten im EM-Qualifikationsspiel im September 2015 legte er das 1:0 durch Thomas Müller auf. Gegen die anderen EM-Gruppengegner Schweiz und Ungarn blieb Kroos allerdings in insgesamt fünf Spielen torlos.

Tiefpunkt 2018 – Weiße Westen 2013 und 2017

Die Bilanz von Kroos in der Nationalmannschaft ist überwiegend positiv. Besonders bitter verlief jedoch das Jahr 2018 mit der DFB-Elf. Neben der verpatzten WM mit Niederlagen gegen Mexiko und Südkorea unterlag Kroos dazu in Testspielen und der Nations League gegen Brasilien, Frankreich und der Niederlande. Dazu kamen drei Unentschieden. Unbesiegt blieb Kroos dagegen in den Jahren 2013 und 2017. Gegen namhafte Gegner wie England, Italien und Frankreich setzte es keine einzige Niederlage.

Kroos – schlechterer Schnitt in den Pflichtspielen

Insgesamt ist der Punkteschnitt von Kroos-Spielen (2,08) besser als die von Spielen ohne ihn (1,83). Umgekehrt ist es allerdings bei der Punkteausbeute aus Pflichtspielen. Da war die deutsche Elf besser, wenn Kroos nicht gespielt hat. Mit Kroos lag sie im Schnitt bei 2,16 pro Spiel, ohne ihn bei 2,41. Dazu kommt, dass mit Kroos die deutsche Mannschaft alle 40,8 Minuten ein Tor erzielt, ohne ihn alle 37,1 Minuten. Insgesamt fielen mit ihm auf dem Feld 204 Tore, aber 222 ohne hin.

DFB anfälliger mit Kroos als Doppelsechser

65 seiner 106 Länderspiele bestritt Kroos für Deutschland in der Startelf auf der Doppelsechs. Besonders häufig war dabei Sami Khedira sein Positionspartner. Als Achter lief Kroos 18-Mal auf. Die offensivere Position konnte er in vier Tore und acht Assists ummünzen. Bemerkenswert: Wenn Kroos auf der Doppelsechs spielte, verlor er umgerechnet jedes fünfte Spiel mit der Nationalmannschaft. Spielte er allerdings alleine als Sechser oder auf einer anderen Position, unterlag er nur jedes achtes Spiel.

Kroos bedient am liebsten Müller und Hummels

Mit Thomas Müller, seinem ehemaligen Teamkameraden beim FC Bayern, harmonierte Kroos in der Nationalelf am besten. Fünf Tore sind in Zusammenarbeit entstanden, darunter drei nach einer Vorlage von Kroos für Müller. Nur Mesut Özil hat bisher mehr Müller-Tore für die Nationalmannschaft vorbereitet. Auch das Duo Kroos/Hummels konnte schon vier Scorerpunkte sammeln. Jedes Tor legte Kroos auf, Hummels traf immer per Kopf.

Nur mit Kroos funktionieren die DFB-Standards zuverlässig

An 14 der letzten 51 DFB-Tore nach einer Ecke oder einem Freistoß war Toni Kroos beteiligt. In den Jahren 2022 und 2023 traf Deutschland insgesamt nur dreimal nach eigenen Ecken oder Freistößen. Einmal verwandelte Kroos im DFB-Trikot einen Freistoß direkt: beim 2:1-Sieg über Schweden am 2. Spieltag der WM 2018. Damals traf Kroos in der Nachspielzeit zum Siegtreffer. Übrigens: Wann immer Kroos an einem Tor nach einer Ecke oder einem Freistoß beteiligt war, hat die deutsche Mannschaft das Spiel noch nie verloren.

Schwarzer Fleck Weserstadion – München lässt hoffen

Fast in jedem deutschen Stadion, in dem Kroos mit der Nationalmannschaft auftrat, gelang ihm auch mindestens ein Sieg. Die einzige Ausnahme ist das Weserstadion: Das einzige Spiel, das Kroos dort mit der DFB-Elf absolvierte, war ein Testspiel gegen Frankreich im Februar 2012. Am Ende stand dort eine 1:2-Niederlage fest.

Doch auch das Berliner Olympiastadion dürfte nicht zu den Lieblings-Spielorten von Kroos zählen. In vier Spielen gelang nur ein Sieg. Die Testspiele gegen Brasilien und England verlor Kroos in der Landeshauptstadt jeweils knapp. Gegen Schweden stand es in Berlin im Oktober 2012 nach einem denkwürdigen WM-Qualifikationsspiel 4:4. In den Stadien in München, Frankfurt und Stuttgart, wo die deutsche Elf ihre EM-Gruppenspiele austragen wird, hat Kroos insgesamt 9 von 15 Nationalspielen gewonnen.

Timo Schmidt/Christoph Huber

DFB-Formcheck: Musiala mit Top-Werten – Füllkrug & Co. schwächeln

Noch 84 Tage bis zum EM-Auftakt der DFB-Elf. Vor den Länderspielen im März wertet der kicker die Leistungen der 48 EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024 aus.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

Im Fokus, aber nicht immer nominiert: Maximilian Mittelstädt, Jamal Musiala und Niklas Süle.

imago images (3), Grafik: kicker

Die heiße Phase vor der Heim-EM 2024 ist angebrochen. Der kicker hat nach den Nominierungen von Julian Nagelsmann vor den März-Länderspielen eine aktualisierte Liste von 48 Profis zusammengestellt, die für den Bundestrainer mit Perspektive Europameisterschaft in Frage kommen dürften.

Wie lief es im Jahr 2024 bei den 48 EM-Kandidaten?

Aufgeteilt nach den sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste checkt der kicker die bisherige Form der EM-Kandidaten im Kalenderjahr 2024. Grün signalisiert “voll in EM-Form”, Rot steht für “aktuell nicht in EM-Form” (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet “EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen”.

Neuer ist zurück und glänzt – Keiner pariert wie Leno

Ex-Kapitän Manuel Neuer wurde erstmals seit dem WM-Aus 2022 wieder fürs DFB-Aufgebot nominiert, musste aber verletzt wieder abreisen. Nach der Winterpause zeigte Bayerns Nummer 1 starke Leistungen und erhielt in seinen 13 benoteten Spielen 2024 nie eine schlechtere Note als die 3,5. Bernd Leno überzeugt in diesem Jahr beim FC Fulham. Unter allen Stammkeepern in der Premier League hat seit Anfang Januar kein Keeper eine bessere Paradenquote als der 32-Jährige. Gleiches gilt übrigens für Marc-Andre ter Stegen in La Liga.

Anton, der Höhenflieger – Süle verdrängt und außen vor

Mit Hummels, Schlotterbeck und Süle stehen gleich drei Dortmunder Innenverteidiger im erweiterten Kreis, keiner aus diesem Trio schaffte es ins aktuelle Aufgebot. Süle musste beim BVB zuletzt sogar auf die Rechtsverteidiger-Position ausweichen und enttäuschte dort selbst beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Eindhoven. Verdrängt wurden die drei Borussen u.a. von Rückkehrer Robin Koch, der vor allem von seiner Zweikampfstärke profitiert sowie von Debütant Waldemar Anton, der maßgeblich an Stuttgarts Höhenflug beteiligt ist.

Was für ein Lob für Neuling Mittelstädt

Viel Bewegung gab es auf der defensiven Außenbahn. Nagelsmann zauberte mit Heidenheims Jan-Niklas Beste und Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zwei Neulinge aus dem Hut. Mittelstädt adelte der Bundestrainer sogar aktuell als einen der Top-Linksverteidiger weltweit. Auch Beste überzeugte in dieser Saison, wenngleich vorrangig auf der offensiven Außenbahn beim FCH. Zwölf Standards von Beste (acht Ecken, vier Freistöße) führten in der Liga zu Toren für den Aufsteiger, auch ein Grund für die Nominierung des 30-maligen U-Nationalspielers. Zum Debüt wird es nun allerdings nicht kommen, Beste verließ wie Neuer mit einer Adduktorenverletzung das DFB-Team vorzeitig.

Licht und Schatten beim nicht nominierten Goretzka

Zu seiner ersten Nominierung kam auch der formstarke Münchner Aleksandar Pavlovic, der aber wegen eines Infekts absagen musste. Schwankende Leistungen dagegen zeigte der Partner auf Münchens Doppelsechs Leon Goretzka. Neben überzeugenden Auftritten wie gegen Mainz (kicker-Note 1 mit zwei Toren und zwei Assists) waren in den letzten Wochen auch schwache Partien wie in der Liga in Leverkusen und Bochum (jeweils Note 5), in Freiburg oder in Champions League bei Lazio (jeweils 4,5).

Havertz trifft in Serie – Musiala mit zwei Top-Werten

Die meisten Scorerpunkte aller 48 berücksichtigten Spieler hat in diesem Jahr Jamal Musiala. Neben vier Assists traf der 21-Jährige siebenmal selbst – auch das ist alleiniger Topwert unter allen EM-Kandidaten. Alleine in seinen letzten fünf Bundesligapartien war Musiala an neun Treffern direkt beteiligt. Kai Havertz schaffte zuletzt auch ein Novum und traf erstmals in seiner Karriere in vier Premier-League-Spielen in Serie.

Führich unangefochten – Gnabry fehlt noch was

Leroy Sané fehlt wegen seiner Rotsperre beim März-Lehrgang der Nationalelf. Sein Teamkollege Serge Gnabry meldete sich in der Liga nach langer Verletzungspause zuletzt mit zwei Jokertoren hintereinander zurück, zu einem Comeback im DFB-Trikot war es jedoch noch zu früh. So bleibt Stuttgarts Chris Führich weiter der offensive Außen mit der besten Form.

Ausnahme Hack: Nagelsmann beruft alle, die treffen

Die besten deutschen Torschützen im Jahr 2024 in der Bundesliga sind alle fürs Nationalteam nominiert. Hinter Mittelfeldspieler Musiala rangieren dort Niclas Füllkrug und Maximilian Beier (je sechs). Deniz Undav folgt mit fünf Treffern, genauso viele hat übrigens auch Gladbachs Robin Hack. Füllkrug traf zuletzt jedoch am 17. Februar, Undavs letzter eigener Torerfolgt stammt vom 11. Februar. So ist es durchaus auch denkbar, dass Kai Havertz im Sturmzentrum agieren könnte.

Christoph Huber

Adidas wurde am Donnerstag vom DFB informiert – Auch Di Salvo “sehr überrascht”

Der überraschende Ausrüsterwechsel beim DFB schlägt hohe Wellen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die Entscheidung, U-21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo zeigte sich “sehr überrascht”.

Nicht mehr Adidas? U-21-Coach Antonio Di Salvo zeigte sich am Donnerstag überrascht.

Nicht mehr Adidas? U-21-Coach Antonio Di Salvo zeigte sich am Donnerstag überrascht.

imago images (2)

Die Nachricht kam am Donnerstag durchaus überraschend. Der wirtschaftlich angeschlagene und deswegen unter Druck stehende DFB hat offiziell mitgeteilt, dass er ab 2027 die mehr als 70-jährige Partnerschaft mit Adidas beenden wird. Stattdessen wird in drei Jahren der US-Sportartikelhersteller Nike die deutschen Nationalmannschaften ausrüsten.

Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung beim DFB, sprach vom “mit Abstand besten wirtschaftlichen Angebot” und einer “inhaltlichen Vision”, die habe überzeugen können. Zentrale Punkte seien dabei “ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland”.

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Neulinge, Neuer, Nagelsmann: Was ist los am DFB-Campus?

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Unverständnis für die Entscheidung äußerte derweil Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. “Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen”, stellte der 54-Jährige klar: “Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht.”

Adidas hat seinen Hauptsitz im mittelfränkischen Herzogenaurach, Nike im US-amerikanischen Beaverton (Oregon). Dass Adidas von der Entscheidung durchaus überrumpelt wurde, stellte der Konzern in einem knappen Statement klar: “Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird.”

Di Salvo sah “überhaupt keine Anzeichen”

“Kalt” erwischt wurde auch die deutsche U-21-Nationalmannschaft. “Es war sehr überraschend für alle, als diese Nachricht vor einer Stunde kam”, erklärte Coach Antonio Di Salvo am Donnerstagabend in Chemnitz, wo sich die DFB-Junioren auf das EM-Qualifikationsspiel gegen den Kosovo vorbereiten.

Damit habe ich nicht gerechnet.

Antonio Di Salvo

Der 44-Jährige hatte “nichts davon gehört” und es habe auch “überhaupt keine Anzeichen” gegeben. Der Zeitpunkt sei durchaus ungewöhnlich, “gerade jetzt, wo das neue Trikot zur Europameisterschaft vorgestellt wurde. Damit habe ich nicht gerechnet.” Es stehe ihm allerdings nicht zu, “großartig darauf einzugehen, weil ich die Hintergründe nicht kenne”. U-21-Kapitän Eric Martel vom 1. FC Köln nannte ein Trikot ohne die drei ikonischen Streifen “schwer vorstellbar”.

DFB wechselt von Adidas zu Nike – die richtige Entscheidung?

Über 70 Jahre wurde die deutsche Nationalmannschaft von Adidas ausgerüstet, ab 2027 folgt der Bruch: Das US-Unternehmen Nike wird das DFB-Team ausstatten. Die richtige Entscheidung?

Von Adidas (re.) zu Nike (li.): Der DFB wechselt den Ausrüster.

Von Adidas (re.) zu Nike (li.): Der DFB wechselt den Ausrüster.

IMAGO/Steinsiek.ch

Erst vor wenigen Tagen stellte Adidas die beiden Trikots für die Heim-EM im Sommer vor. Ein weiteres Turnier-Set wird das Unternehmen mit den drei Streifen aus dem fränkischen Herzogenaurach für das DFB-Team noch entwerfen, dann endet die langjährige Zusammenarbeit. Denn nach der WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA wird die deutsche Nationalmannschaft nach über 70 Jahren den Ausrüster wechseln.

Die neuen Trikots kommen ab 2027 vom US-Unternehmen Nike, das bislang noch nie als Ausrüster der DFB-Teams in Erscheinung getreten ist. Bis 2034 wird der Sportartikelhersteller aus Oregon für die Ausstattung sorgen – eine gute Entscheidung des DFB? Stimme jetzt hier ab.

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Nach Jahrzehnten bei Adidas: Nike rüstet den DFB ab 2027 aus

Der DFB wird ab der Saison 2027 einen Ausrüsterwechsel vornehmen. Nach Jahrzehnten bei Adidas hat sich Konkurrent Nike die Rechte gesichert.

Adidas ist nur noch bis 2027 Ausrüster der deutschen Nationalelf. Hier Julian Nagelsmann mit dem neuen Heimtrikot.

Adidas ist nur noch bis 2027 Ausrüster der deutschen Nationalelf. Hier Julian Nagelsmann mit dem neuen Heimtrikot.

picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie

“Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen. Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen”, ließ sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf zitieren. “Klar ist aber auch: Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen und aktuellen Partner Adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat.”

Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung beim DFB, ergänzte, die Vergabe sei “das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung. Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet.” Der Zeitpunkt der Ausschreibung sei im Hinblick auf die Planungs- und Vorlaufszeiten “üblich und war im Vorfeld mit allen relevanten Marktteilnehmern besprochen”.

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Neulinge, Neuer, Nagelsmann: Was ist los am DFB-Campus?


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Weitere Informationen folgen in Kürze …

Undavs “perfekter Pulli” – und seine Späße mit den VfB-Kollegen

Deniz Undav sorgte gemeinsam mit Niclas Füllkrug für eine launige Pressekonferenz. Der VfB-Stürmer gab unter anderem einen Einblick in die Stuttgarter Kabine und ordnete seine Rolle im DFB-Team ein.

Die Nominierung zur Nationalmannschaft war Deniz Undavs Traum.

Die Nominierung zur Nationalmannschaft war Deniz Undavs Traum.

IMAGO/Jan Huebner

Schon seine Ankunft am Montag im Teamhotel gestaltete Deniz Undav zum Statement. “I‘m just a kid with a dream” stand auf seinem Kapuzenpulli in Versalien geschrieben, er sei nur ein Kind mit einem Traum.

“Der Pulli hat perfekt gepasst, weil für mich mit der Nominierung ein Traum in Erfüllung ging”, sagte der Torjäger des VfB Stuttgart am Donnerstag, als er gemeinsam mit Niclas Füllkrug die Pressekonferenz auf dem DFB-Campus zu einem ausgesprochen launigen Auftritt gestaltete und Füllkrugs Einschätzung bestätigte: “Wir sind zwei Quatschköpfe, die Humor in die Gruppe bringen”.

Undav berichtet von gelöster Stimmung in Stuttgarts Kabine

Der im friesischen Varel geborene Undav wäre auch für die Türkei spielberechtigt, doch das war nicht seine Wunschlösung. “Mir war von vornherein klar, dass ich eher für Deutschland spielen will, weil ich hier aufgewachsen bin. Mir geht es hier sehr gut, ich habe sehr wenig Bindung zur Türkei”, erzählte der Angreifer: “Ich habe nur auf den Anruf des Bundestrainers gewartet und war umso glücklicher, als er angerufen hatte.”

Da außer ihm auch noch die Teamkollegen Maximilian Mittelstädt und Waldemar Anton als Neulinge berufen wurden und mit Chris Führich ein vierter VfB-Profi zum Aufgebot zählt, sei die Stimmung in der Stuttgarter Kabine entsprechend gelöst gewesen. “Jeder hat sich für den Anderen gefreut in der Kabine. Wir haben ein paar Späße gemacht, zum Beispiel, dass wir nicht mehr mit Nicht-Nationalspielern reden”, berichtete Undav.

Ich habe keine Kampfansage. Ich versuche, dem Team zu helfen, positiv zu sein, gute Laune reinzubringen.

Deniz Undav

Der verbale Doppelpass von Fülkrug, dessen Teamkollegen Mats Hummels, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Julian Brandt von Julian Nagelsmann ausgemustert wurde, ließ nicht auf sich warten: “Der Spaß würde bei uns in der Kabine nicht so gut ankommen.”

Undav attestierte dem neuen Sturmkollegen einen “sehr guten Abschluss”, fügte aber grinsend hinzu: “Nicht besser als meiner.” Ob der Stuttgarter das in der Länderspiel-Praxis belegen kann, ist offen. Am Samstag in Lyon gegen Frankreich wird er zunächst auf der Ersatzbank sitzen und darauf hoffen, als Joker zum Zug zu kommen. “Ich habe keine Kampfansage. Ich versuche, dem Team zu helfen, positiv zu sein, gute Laune reinzubringen. Und wenn ich spielen sollte, werde ich Gas geben”, sagte er: “Bei einer EM brauchst du nicht elf, sondern 23 Spieler, die ihre Rollen kennen und annehmen.” Undav kennt und akzeptiert die für ihn vorgesehene Reservisten-Rolle – und träumt doch von mehr.

Oliver Hartmann

Füllkrug und Undav: “Zwei Quatschköpfe, die Humor in die Truppe bringen”

BVB-Angreifer über seine Rolle im DFB-Team 21.03.2024

Füllkrug und Undav: “Zwei Quatschköpfe, die Humor in die Truppe bringen”

2:46Fast alles deutet darauf hin, dass gegen Frankreich nicht Niclas Füllkrug den Platz in der Angriffsmitte der DFB-Elf bekommt, sondern Kai Havertz. Den Humor lässt sich der Dortmunder trotzdem nicht nehmen.

Füllkrug und Undav: “Zwei Quatschköpfe, die Humor in die Truppe bringen”

BVB-Angreifer über seine Rolle im DFB-Team 21.03.2024

Füllkrug und Undav: “Zwei Quatschköpfe, die Humor in die Truppe bringen”

2:46Fast alles deutet darauf hin, dass gegen Frankreich nicht Niclas Füllkrug den Platz in der Angriffsmitte der DFB-Elf bekommt, sondern Kai Havertz. Den Humor lässt sich der Dortmunder trotzdem nicht nehmen.