Feier in Dortmund? Wann Leverkusen frühestens Meister werden kann

In München macht sich nach einer erneuten Niederlage des FC Bayern Ernüchterung breit, Bayer 04 Leverkusen kommt der ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte dagegen immer näher. Wie schnell kann es am Ende gehen?

Leverkusener Jubeltraube nach dem dramatischen Sieg gegen Hoffenheim.

Leverkusener Jubeltraube nach dem dramatischen Sieg gegen Hoffenheim.

IMAGO/pepphoto

Sieben Spiele sind in der Bundesliga-Saison 2023/24 noch zu absolvieren, mit 13 Punkten Vorsprung grüßt Bayer 04 Leverkusen aktuell von der Tabellenspitze. Die Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen?

Ein frustrierter Thomas Tuchel jedenfalls gratulierte der Werkself nach dem nächsten Bayern-Patzer am Samstagabend gegen den BVB (0:2) bereits vorzeitig zur Meisterschaft, er selbst habe “keine Hoffnung mehr”. Wenige Stunden zuvor hatte Leverkusen seine Partie gegen Hoffenheim dramatisch in der Schlussphase gedreht, mit 2:1 gewonnen und dadurch den Vorsprung auf den Serienmeister aus München ausgebaut.

Bundesliga, 27. Spieltag

In seiner Vereinshistorie hat Leverkusen – Anfang der 2000er noch verschrieen als “Vizekusen” – noch nie die Meisterschale in die Höhe recken dürfen, fünfmal landete die Werkself in der Bundesliga auf Platz 2. Nun spricht vieles dafür, dass es 2024 für die Schale reicht.

Große Party im Signal-Iduna-Park?

Neun Punkte braucht das Team von Trainer Xabi Alonso noch, um die Meisterschaft perfekt zu machen. Damit könnte Leverkusen frühestens in drei Wochen den Titel eintüten – beim Gastspiel in Dortmund (21. April, 17.30 Uhr). Zuvor muss Leverkusen in der Liga noch zu Union Berlin (kommender Samstag, 15.30 Uhr) und trifft zuhause auf Werder Bremen (14. April, 17.30 Uhr). Drei Siege in diesen drei Spielen und Leverkusen wäre nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen – unabhängig davon, wie die Konkurrenz spielt.

Der restliche Spielplan der Werkself sieht noch die Duelle mit Stuttgart (H), Frankfurt (A), Bochum (A) und zum Abschluss am 34. Spieltag mit Augsburg vor – dann könnte vor heimischem Publikum die Meisterschale ganz offiziell in die Arme der Leverkusener wandern.

Geht es nach Xabi Alonso und Co. ist das nicht der einzige Titel, der in dieser Saison nach Leverkusen geht. Die Werkself hat auch im DFB-Pokal und in der Europa League noch Chancen auf den Gesamtsieg. Am Mittwoch (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt Zweitligist Fortuna Düsseldorf zum Halbfinale im DFB-Pokal nach Leverkusen. Am 11. und 18. April geht es im Viertelfinale der Europa League gegen West Ham United ums Weiterkommen.

Kaufmann kritisch: “Ich glaube, die Qualität hat gefehlt”

Einmal mehr bringt sich Union um den eigenen Lohn. Stürmer Kaufmann gibt sich selbstkritisch.

Im Abschluss klemmt's: Mikkel Kaufmann.

Im Abschluss klemmt’s: Mikkel Kaufmann.

IMAGO/HMB-Media

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass Union Berlin zu viele Hochkaräter versiebt. So auch bei der jüngsten Nullnummer in Frankfurt. Ein Beispiel: Sowohl Yorbe Vertessen als auch Sturmpartner Mikkel Kaufmann liefen frei auf Eintracht-Keeper Kevin Trapp zu, vergaben dann aber jeweils kläglich – und trafen in beiden Fällen nicht einmal das Tor.

“Ich glaube, die Qualität hat gefehlt. Ich muss das Tor treffen”, betonte Kaufmann. Sein Schuss aus wenigen Metern landete nur am Außennetz. “Ich wollte in die kurze Ecke schießen, es war einfach schlecht.” Ähnlich sah es bei Vertessen aus, der nach einem langen Ball von Torwart Frederik Rönnow durchbrauste, dann aber mit seinem schwächeren linken Fuß deutlich zu hoch zielte.

“Ich denke, dass wir schuld waren, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben”, erklärte Kevin Vogt. Grundsätzlich könne man mit dem Punkt aber ganz zufrieden sein, so der Abwehrchef weiter. Die ersten 20 Minuten gaben die Gäste den Ton an, erspielten sich drei Top-Chancen. Die aber auch allesamt erst durch einen Fehler der Frankfurter zustande kamen. Doch die Geschenke des Gegners nahmen die Berliner nicht an.

Berliner Chancenwucher

Union betreibt einfach zu viel Chancenwucher. “Vielleicht fehlt die letzte Konsequenz, sich selbst zu sagen: Ich hau den jetzt auf jeden Fall rein”, nannte Vogt einen möglichen Grund für die versiebten Möglichkeiten. Die ganze Wahrheit ist aber auch, dass die Köpenicker im zweiten Abschnitt viel hinten drinstanden und die Frankfurter in ihrer 20-minütigen Druckphase ebenso viele Top-Chancen nicht nutzen konnten.

Insgesamt hat eine passable Leistung ausgereicht, um einen Punkt aus Hessen zu entführen. Aber wenn Union sich aus dem Niemandsland der Tabelle befreien möchte, müssen die Berliner effektiver vor dem Tor werden. Denn aktuell bringen die Offensivakteure nicht den nötigen Torriecher oder die nötige Ruhe im letzten Drittel mit.

Jannis Klimburg

Osmers gibt im Fall von Musiala zu: “Dafür habe ich mich entschuldigt”

Der Klassiker zwischen Bayern München und Borussia Dortmund hat schon oft knifflige Szenen hervorgebracht, so auch diesmal. Schiedsrichter Harm Osmers bezog nach Abpfiff zu zwei Szenen Stellung.

Sie kreuzten am Samstag häufiger die Klingen: Julian Ryerson und Bayerns Jamal Musiala (re.).

Sie kreuzten am Samstag häufiger die Klingen: Julian Ryerson und Bayerns Jamal Musiala (re.).

IMAGO/Beautiful Sports

Borussia Dortmund hat 2:0 in München gewonnen und damit eine zehnjährige Flaute beendet – es war auch das erste Mal, dass Harm Osmers den Klassiker als Schiedsrichter leitete. “Es ist ein besonderes Spiel – ganz Deutschland schaut zu”, sagte der 39-Jährige bei Sky anschließend und zeigte sich “insgesamt zufrieden” mit seiner Leistung. Auch sei er froh gewesen, “das Spiel geleitet zu haben und angesetzt worden zu sein”.

Rot für Ryerson?

Zwei Szenen beschäftigten die Gemüter während und auch nach dem Spiel – und bei einer lag der Unparteiische in seiner Bewertung daneben, wie er selbst zugab. In der 31. Spielminute hatte Julian Ryerson Jamal Musiala “gestempelt”, war dem Nationalspieler also von hinten auf die Ferse gestiegen. Osmers hatte die Szene weiterlaufen lassen und gab nun zu, dass er das gar nicht richtig gesehen hatte.

“Ich bin im Spiel darauf fokussiert, dass Can den Ball spielt. Das nehme ich auch wahr. Die Aktion von Ryerson entgeht mir ein bisschen, da war nicht so richtig der Fokus drauf”, gestand der Referee und meinte nach Ansicht der Bilder, dass die Aktion zwingend eine Karte zur Folge hätte haben müssen. “Wenn ich das so sehe, muss ich schon sagen, das ist dunkelgelb.” Sein Anspruch sei zwar, “das im Spiel zu sehen”, aber diesmal sei ihm das leider “durchgegangen. Dafür habe ich mich auch beim Spieler entschuldigt.”

Die Frage, ob das gar ein Platzverweis für Ryerson gewesen wäre, wollte Osmers nicht bejahen. Vielmehr verwies er darauf, dass der Norweger “auch ein Stück weit den Ball mit der Fußspitze berührt” habe und erklärte, dass er sich “das Trefferbild noch genauer ansehen” möchte, zumal “die richtige Brutalität und der Druck” noch nicht ganz dagewesen wären. “Aber dunkelgelb ist es schon.”

Gefährliches Spiel von Hummels – oder gar Handelfmeter?

Die zweite knifflige Szene geschah in der 35. Minute, als Mats Hummels mit höchstem Risiko und noch höherem Bein gegen Eric Dier am linken Pfosten klärte. Gleich zwei Fragen stellten sich dabei: War es gefährliches Spiel? Und war es ein Handelfmeter? Immerhin hatte der BVB-Abwehrmann den Ball leicht an seine weit ausgestreckte Hand bekommen.

“Das ist eine Rettungsaktion, wo er alles reinwirft”, fasste Osmers zusammen und erklärte, dass er in der Aktion keinen “gefährlichen Aspekt” gesehen habe. “Das ist eine Rettungsaktion, die sauber ausgeführt wird”, argumentierte der Unparteiische, wohlwissend um das Risiko, welches Hummels eingegangen war: “Klar sind da am Ende nur 30 Zentimeter Platz” zwischen ihm und Dier, “aber der ganze Bewegungsablauf wirkt für mich nicht gefährlich, deswegen ist es für mich kein gefährliches Spiel und das habe ich im Spiel auch so bewertet.”

Und war es ein Handspiel? Keineswegs, allein schon, weil sich Hummels selbst angeschossen hat – und wenn der Ball gar nicht vom Fuß des Dortmunders gekommen wäre, so hätte Osmers wohl auch nicht auf Strafstoß entschieden. “Wenn sich die Frage stellt, ob er minimal mit der Hand dran gewesen wäre, würde ich sagen, dass es auf jeden Fall Elemente gibt, die dafür sprechen, dass es nicht strafbar ist und das wir nicht von Absicht sprechen können. Das können wir schon festhalten.”

Osmers gibt im Fall von Musiala zu: “Dafür habe ich mich entschuldigt”

Der Klassiker zwischen Bayern München und Borussia Dortmund hat schon oft knifflige Szenen hervorgebracht, so auch diesmal. Schiedsrichter Harm Osmers bezog nach Abpfiff zu zwei Szenen Stellung.

Sie kreuzten am Samstag häufiger die Klingen: Julian Ryerson und Bayerns Jamal Musiala (re.).

Sie kreuzten am Samstag häufiger die Klingen: Julian Ryerson und Bayerns Jamal Musiala (re.).

IMAGO/Beautiful Sports

Borussia Dortmund hat 2:0 in München gewonnen und damit eine zehnjährige Flaute beendet – es war auch das erste Mal, dass Harm Osmers den Klassiker als Schiedsrichter leitete. “Es ist ein besonderes Spiel – ganz Deutschland schaut zu”, sagte der 39-Jährige bei Sky anschließend und zeigte sich “insgesamt zufrieden” mit seiner Leistung. Auch sei er froh gewesen, “das Spiel geleitet zu haben und angesetzt worden zu sein”.

Rot für Ryerson?

Zwei Szenen beschäftigten die Gemüter während und auch nach dem Spiel – und bei einer lag der Unparteiische in seiner Bewertung daneben, wie er selbst zugab. In der 31. Spielminute hatte Julian Ryerson Jamal Musiala “gestempelt”, war dem Nationalspieler also von hinten auf die Ferse gestiegen. Osmers hatte die Szene weiterlaufen lassen und gab nun zu, dass er das gar nicht richtig gesehen hatte.

“Ich bin im Spiel darauf fokussiert, dass Can den Ball spielt. Das nehme ich auch wahr. Die Aktion von Ryerson entgeht mir ein bisschen, da war nicht so richtig der Fokus drauf”, gestand der Referee und meinte nach Ansicht der Bilder, dass die Aktion zwingend eine Karte zur Folge hätte haben müssen. “Wenn ich das so sehe, muss ich schon sagen, das ist dunkelgelb.” Sein Anspruch sei zwar, “das im Spiel zu sehen”, aber diesmal sei ihm das leider “durchgegangen. Dafür habe ich mich auch beim Spieler entschuldigt.”

Die Frage, ob das gar ein Platzverweis für Ryerson gewesen wäre, wollte Osmers nicht bejahen. Vielmehr verwies er darauf, dass der Norweger “auch ein Stück weit den Ball mit der Fußspitze berührt” habe und erklärte, dass er sich “das Trefferbild noch genauer ansehen” möchte, zumal “die richtige Brutalität und der Druck” noch nicht ganz dagewesen wären. “Aber dunkelgelb ist es schon.”

Gefährliches Spiel von Hummels – oder gar Handelfmeter?

Die zweite knifflige Szene geschah in der 35. Minute, als Mats Hummels mit höchstem Risiko und noch höherem Bein gegen Eric Dier am linken Pfosten klärte. Gleich zwei Fragen stellten sich dabei: War es gefährliches Spiel? Und war es ein Handelfmeter? Immerhin hatte der BVB-Abwehrmann den Ball leicht an seine weit ausgestreckte Hand bekommen.

“Das ist eine Rettungsaktion, wo er alles reinwirft”, fasste Osmers zusammen und erklärte, dass er in der Aktion keinen “gefährlichen Aspekt” gesehen habe. “Das ist eine Rettungsaktion, die sauber ausgeführt wird”, argumentierte der Unparteiische, wohlwissend um das Risiko, welches Hummels eingegangen war: “Klar sind da am Ende nur 30 Zentimeter Platz” zwischen ihm und Dier, “aber der ganze Bewegungsablauf wirkt für mich nicht gefährlich, deswegen ist es für mich kein gefährliches Spiel und das habe ich im Spiel auch so bewertet.”

Und war es ein Handspiel? Keineswegs, allein schon, weil sich Hummels selbst angeschossen hat – und wenn der Ball gar nicht vom Fuß des Dortmunders gekommen wäre, so hätte Osmers wohl auch nicht auf Strafstoß entschieden. “Wenn sich die Frage stellt, ob er minimal mit der Hand dran gewesen wäre, würde ich sagen, dass es auf jeden Fall Elemente gibt, die dafür sprechen, dass es nicht strafbar ist und das wir nicht von Absicht sprechen können. Das können wir schon festhalten.”

Musiala in der Startelf ein Fehler? Tuchel: “Danach ist man immer schlauer”

Tuchel sah “insgesamt kein hochklassiges Spiel” 30.03.2024

Musiala in der Startelf ein Fehler? Tuchel: “Danach ist man immer schlauer”

2:44Ausnahmetalent Jamal Musiala konnte dem Topspiel gegen Dortmund nicht seinen Stempel aufdrücken. Bayern-Coach Thomas Tuchel rätselte, deshalb ob er mit der Startelf-Nominierung des Youngsters die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Bayers Serie hält: Rolfes lobt “unglaubliche Moral”

Erneut gewinnt Leverkusen durch zwei späte Tore. Geschäftsführer Simon Rolfes lobt nach dem 2:1 gegen Hoffenheim die große Widerstandskraft des Tabellenführers, der einen perfekten Spieltag feiern darf.

Ihm gefällt, wie es für Bayer 04 derzeit läuft: Simon Rolfes.

Ihm gefällt, wie es für Bayer 04 derzeit läuft: Simon Rolfes.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Dass es ein perfekter Spieltag für die Werkself würde, war Leverkusens Geschäftsführer Simon Rolfes natürlich noch nicht bewusst, als er am frühen Samstagabend vor die Mikrofone trat. Das Heimspiel des FC Bayern stand schließlich noch aus, nach der 0:2-Niederlage der Münchner gegen den BVB ist es allerdings amtlich: Nun besitzt Bayer bereits 13 Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten. Es scheint demnach nur noch eine Frage von wenigen Wochen zu sein, ehe Leverkusen tatsächlich die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern darf.

Gewiss, daran hat einerseits die strauchelnde Konkurrenz ihre Aktien. Andererseits und vor allem aber ist Bayer selbst dafür verantwortlich. Inzwischen ist die Werkself 39 Pflichtspiele unbesiegt, sie siegt und siegt. Und beweist in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder, nicht nur über Spielkunst, sondern auch über außerordentlich viel Widerstandskraft zu verfügen.

Leverkusen kommt gegen Hoffenheim zu 34 Torschüssen

Beim 2:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim erzielte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso erneut zwei ganz späte Treffer – ähnlich wie schon gegen Qarabag Agdam im Rückspiel des Europa-League-Achtelfinals, als Patrik Schick das 2:2 und 3:2 in der Nachspielzeit geschossen hatte. Rolfes hob also die “unglaubliche Moral” der Werkself hervor. “Es war klar, dass es eine längere Nachspielzeit geben würde. Wenn es mal passieren sollte, dass der Ball nicht reingehen will, dann wäre es so. Wir probieren es aber bis zum Schluss, mit jeder Aktion.” Das zeichne Bayer “auf eine unglaubliche Art und Weise aus”.

Robert Andrich (88.) und Patrik Schick (90.+1) ließen den Spitzenreiter letztlich jubeln – damit belohnte sich die Werkself für ihren neuerlichen Kraftakt, an dessen Ende sie 34 Torschüsse (!) gesammelt hatte. Insbesondere nach der Pause kamen Florian Wirtz und Co. zu immer mehr Abschlusssituationen, rannten an und schnürten die TSG ein.

Bayer glaubt bis zum Ende an den Sieg

Die Chancenanzahl habe immer zugenommen, sagte Rolfes. “Wie gegen Qarabag hat man auch bei den Hoffenheimern gemerkt, dass sie vorher unheimlich viel investiert hatten, um die Räume zuzulaufen.” Und in der Tat: Zum einen ließ die Kraft und die Konzentration der TSG nach, zum anderen nahm Bayers Wucht zu. Wirtz (55.), Jeremie Frimpong (63.), Alejandro Grimaldo (68., 70.), Schick (76., 82.), Amine Adli (76.), Andrich (76.), Borja Igelsias (87.) – sie alle besaßen schon gute bis sehr gute Möglichkeiten, scheiterten aber an sich, dem Querbalken oder dem guten TSG-Keeper Oliver Baumann. So brauchte die Werkself die zwei ganz späten Treffer.

Ob er nach Borja Iglesias’ Lattenschuss noch an den Umschwung geglaubt habe? “Klar, in diesem Moment denkst du, dass wir heute Pech haben”, erklärte Siegtorschütze Schick. Aber: “Wir wissen, dass wir es immer schaffen können.” Das hat die Werkself in den vergangenen Wochen und Monaten bewiesen. Die Meisterschaft rückt immer näher.

Leon Elspaß

Statement-Sieg, Statement-Leistungen: BVB hat sich “nicht den Schneid abkaufen lassen”

Demütigende Ergebnisse hatte es zehn Jahre lang zuhauf in München gegeben – doch dieses Mal endete für Borussia Dortmund diese lange Negativserie. Das hatte laut BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl auch mit dem zuletzt nicht fürs DFB-Team nominierten Mats Hummels zu tun – und allgemein mit nicht abgestellten Nationalspielern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

IMAGO/Eibner

2:4, 1:3, 2:4, 0:4, 0:5, 0:6, 1:4, 1:5, 1:2 – ganze neunmal in Folge hatte Borussia Dortmund Bundesliga-Spiele in der Allianz-Arena in den Sand gesetzt, dabei teils extrem deutlich das Nachsehen gehabt. Doch nun war es soweit – und der BVB durfte wie von Coach Edin Terzic erhofft (“Es wird einfach Zeit, den Bock umzustoßen”) einen Ligasieg in der Allianz-Arena feiern. Den ersten seit fast zehn Jahren, den ersten seit dem 3:0 noch unter Jürgen Klopp vom 12. April 2014 (dazwischen hatten die Westfalen etwa 2017 im DFB-Pokal gewonnen).

“Das gibt ein richtig gutes Gefühl”, freute sich ein breit strahlender Sebastian Kehl etwa direkt nach dem 2:0 an diesem 27. Spieltag am Mikrofon von Sky. Das Beste aus seiner Sicht: “Wir sind heute fast sieben Kilometer mehr gelaufen als Bayern (122,55 Kilometer zu 116; Anm. d. Red.), für mich ist das ein total verdienter Sieg.”

Kehl grinste darüber hinaus noch mehr, als der frühere BVB-Spieler (2002 bis 2015) und heutige Sportdirektor auf die in der Kurve mit den vielen mitgereisten BVB-Fans feiernde Mannschaft angesprochen wurde. Er hatte Siege in München noch selbst als Aktiver erlebt, nun durfte er die neue Generation beobachten: “Ich weiß, wie sich das anfühlt. Es ist großartig – auch weil sich die Jungs sich das verdient haben, eine BVB-Party!” Trainer Edin Terzic gab seinem Sportdirektor natürlich recht: “Es war eine tolle Leistung – darauf können wir aufbauen.”

Kehl feiert die Dortmunder Innenverteidigung

Lobend erwähnte Kehl schließlich noch Mannen wie den defensiv omnipräsenten Mats Hummels und Nico Schlotterbeck – also deutsche Nationalspieler, die zuletzt nicht von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert worden waren.

“Beide haben das heute herausragend gut gemacht – im Verteidigen, im Rausschieben. Das ist für mich sehr, sehr hohes Niveau gewesen und zeigt, dass sie dieses Jahr noch etwas vorhaben.” Also eine Fortsetzung der Saison in Form einer EM-Teilnahme im Sommer (14. Juni bis 14. Juli)? “Sie wollten zumindest ein Statement setzen – und das haben sie getan.”

Vorteil Nicht-Nominierungen?

Ob die Leistung und der Sieg in München auch damit zu erklären war, dass eben eigentliche Nationalspieler nicht nominiert worden waren? Kehls Einschätzung? “Ja, wir konnten intensiver trainieren in der letzten Woche, haben Einheiten in einer größeren Gruppe gehabt. Es war ungewöhnlich für uns, dass so viele Nationalspieler da waren. Aber wir haben die Zeit gut genutzt, das hat man heute auch gesehen.”

Das alles soll aber nur der Startschuss für die noch vielen schweren April-Aufgaben mit Spielen gegen Stuttgart, Leverkusen oder den ärgsten Verfolger um den vierten Champions-League-Rang – RB Leipzig – sowie dem Viertelfinale in der Königsklasse gegen Atletico Madrid sein.

Nationalspieler Hummels? “Das müssen andere beurteilen”

“Wir haben heute einen sehr starken Auftritt gezeigt”, freute sich etwas später auch Hummels ausgiebig. “Wir haben uns nicht den Schneid abkaufen lassen, selbst wenn wir mal etwas passiv wurden.” Es sei alles in allem trotz kleinerer Schwächen im eigenen Spiel aus seiner Sicht viel, viel besser als in den letzten Jahren in München gewesen. Denn hier hatte es aus seiner Sicht – und er weiß es bestens als ehemaliger Bayern-Profi sowie 29-maliger Teilnehmer bei diesem Klassiker (Rekord vor Michael Zorc) – oft Demütigungen für den BVB gegeben. “Das waren teils sehr heftige Ergebnisse gewesen. Doch heute haben wir im Verbund einen sehr guten Job gemacht. Und für uns intern ist das sehr wichtig, dass wir so auch gegen die Top-Teams gute Ergebnisse erzielen können. Weil nichts anderes erwartet uns den kompletten April über.”

Ob der an diesem Abend in vielen Aktionen präsente Hummels, der unter anderem ein Münchner Tor mit einer Kung-Fu-Rettung verhindert hatte (35. Minute), zwei Monate später dann wieder Teil der deutschen Nationalelf sein wird – gerade mit solchen Performances? Hummels nach kurzer Gedankenpause: “Das müssen andere beurteilen.”

Statement-Sieg, Statement-Leistungen: BVB hat sich “nicht den Schneid abkaufen lassen”

Demütigende Ergebnisse hatte es zehn Jahre lang zuhauf in München gegeben – doch dieses Mal endete für Borussia Dortmund diese lange Negativserie. Das hatte laut BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl auch mit dem zuletzt nicht fürs DFB-Team nominierten Mats Hummels zu tun – und allgemein mit nicht abgestellten Nationalspielern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

Nach fast zehn Jahren: Mats Hummels & Co. feiern wieder einen Sieg in München beim FC Bayern.

IMAGO/Eibner

2:4, 1:3, 2:4, 0:4, 0:5, 0:6, 1:4, 1:5, 1:2 – ganze neunmal in Folge hatte Borussia Dortmund Bundesliga-Spiele in der Allianz-Arena in den Sand gesetzt, dabei teils extrem deutlich das Nachsehen gehabt. Doch nun war es soweit – und der BVB durfte wie von Coach Edin Terzic erhofft (“Es wird einfach Zeit, den Bock umzustoßen”) einen Ligasieg in der Allianz-Arena feiern. Den ersten seit fast zehn Jahren, den ersten seit dem 3:0 noch unter Jürgen Klopp vom 12. April 2014 (dazwischen hatten die Westfalen etwa 2017 im DFB-Pokal gewonnen).

“Das gibt ein richtig gutes Gefühl”, freute sich ein breit strahlender Sebastian Kehl etwa direkt nach dem 2:0 an diesem 27. Spieltag am Mikrofon von Sky. Das Beste aus seiner Sicht: “Wir sind heute fast sieben Kilometer mehr gelaufen als Bayern (122,55 Kilometer zu 116; Anm. d. Red.), für mich ist das ein total verdienter Sieg.”

Kehl grinste darüber hinaus noch mehr, als der frühere BVB-Spieler (2002 bis 2015) und heutige Sportdirektor auf die in der Kurve mit den vielen mitgereisten BVB-Fans feiernde Mannschaft angesprochen wurde. Er hatte Siege in München noch selbst als Aktiver erlebt, nun durfte er die neue Generation beobachten: “Ich weiß, wie sich das anfühlt. Es ist großartig – auch weil sich die Jungs sich das verdient haben, eine BVB-Party!” Trainer Edin Terzic gab seinem Sportdirektor natürlich recht: “Es war eine tolle Leistung – darauf können wir aufbauen.”

Kehl feiert die Dortmunder Innenverteidigung

Lobend erwähnte Kehl schließlich noch Mannen wie den defensiv omnipräsenten Mats Hummels und Nico Schlotterbeck – also deutsche Nationalspieler, die zuletzt nicht von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert worden waren.

“Beide haben das heute herausragend gut gemacht – im Verteidigen, im Rausschieben. Das ist für mich sehr, sehr hohes Niveau gewesen und zeigt, dass sie dieses Jahr noch etwas vorhaben.” Also eine Fortsetzung der Saison in Form einer EM-Teilnahme im Sommer (14. Juni bis 14. Juli)? “Sie wollten zumindest ein Statement setzen – und das haben sie getan.”

Vorteil Nicht-Nominierungen?

Ob die Leistung und der Sieg in München auch damit zu erklären war, dass eben eigentliche Nationalspieler nicht nominiert worden waren? Kehls Einschätzung? “Ja, wir konnten intensiver trainieren in der letzten Woche, haben Einheiten in einer größeren Gruppe gehabt. Es war ungewöhnlich für uns, dass so viele Nationalspieler da waren. Aber wir haben die Zeit gut genutzt, das hat man heute auch gesehen.”

Das alles soll aber nur der Startschuss für die noch vielen schweren April-Aufgaben mit Spielen gegen Stuttgart, Leverkusen oder den ärgsten Verfolger um den vierten Champions-League-Rang – RB Leipzig – sowie dem Viertelfinale in der Königsklasse gegen Atletico Madrid sein.

Nationalspieler Hummels? “Das müssen andere beurteilen”

“Wir haben heute einen sehr starken Auftritt gezeigt”, freute sich etwas später auch Hummels ausgiebig. “Wir haben uns nicht den Schneid abkaufen lassen, selbst wenn wir mal etwas passiv wurden.” Es sei alles in allem trotz kleinerer Schwächen im eigenen Spiel aus seiner Sicht viel, viel besser als in den letzten Jahren in München gewesen. Denn hier hatte es aus seiner Sicht – und er weiß es bestens als ehemaliger Bayern-Profi sowie 29-maliger Teilnehmer bei diesem Klassiker (Rekord vor Michael Zorc) – oft Demütigungen für den BVB gegeben. “Das waren teils sehr heftige Ergebnisse gewesen. Doch heute haben wir im Verbund einen sehr guten Job gemacht. Und für uns intern ist das sehr wichtig, dass wir so auch gegen die Top-Teams gute Ergebnisse erzielen können. Weil nichts anderes erwartet uns den kompletten April über.”

Ob der an diesem Abend in vielen Aktionen präsente Hummels, der unter anderem ein Münchner Tor mit einer Kung-Fu-Rettung verhindert hatte (35. Minute), zwei Monate später dann wieder Teil der deutschen Nationalelf sein wird – gerade mit solchen Performances? Hummels nach kurzer Gedankenpause: “Das müssen andere beurteilen.”

Fluch gebannt: BVB gewinnt erstmals seit 2014 wieder in München

Neun Niederlagen in Folge, viele Gegentore: Lange Zeit waren Bundesliga-Auswärtsspiele in München für den BVB mit Negativerlebnissen behaftet. Bis jetzt: Fast zehn Jahre nach dem letzten Erfolg gelang dem BVB beim FC Bayern wieder ein Dreier, der auch tabellarisch extrem viel wert war – und der dem amtierenden Meister weh tat.

BVB-Strahlemänner unter sich: Torschütze Julian Ryerson (Mi.) & Co. feiern den großen Sieg in München.

BVB-Strahlemänner unter sich: Torschütze Julian Ryerson (Mi.) & Co. feiern den großen Sieg in München.

IMAGO/Michael Weber

Der FCB und der BVB trafen an diesem 27. Spieltag erstmals seit 14 Jahren in einer Bundesliga-Rückrunde aufeinander, ohne dass einer der beiden Klubs zu diesem Zeitpunkt an der Tabellenspitze stand. Es ging bei diesem bereits 110. Erstliga-Vergleich der beiden Traditionsklubs natürlich trotzdem um viel – was man zunächst nur den Münchnern anmerkte.

So sah Bayern-Trainer Thomas Tuchel, der vor der jüngsten Länderspielpause einen 5:2-Sieg in Darmstadt notiert und seine Elf auf drei Stellen umgestellt hatte – für Neuer (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich), Guerreiro (Muskelfaserriss) und Pavlovic (Mandelentzündung) spielten Ulreich (Tor), Davies und Laimer -, einen recht druckvollen Beginn. Allein, es fehlten die Chancen, mal abgesehen von einem Sané-Versuch (4. Minute) und einem Kane-Kopfball aus guter Position (7.).

Als sich Dortmund erstmals aus dem eigenen defensiven Kokon wagte und nach einem Müller-Ballverlust schnell konterte, klingelte es direkt: Über Can und Füllkrug, der final Brandt schickte, ging es zackig voran. Der Offensivmann nahm Tempo auf und im rechten Moment den links durchbrechenden Adeyemi mit. Dieser hing den zu langsamen de Ligt ab, zog links im Strafraum aus leicht spitzem Winkel ab – und traf, auch weil Ulreich etwas unglücklich agierte (10.).

Hummels rettet mit langem Bein

Mit dem 1:0 im Rücken tat sich die im 4-3-3 auflaufende Borussia, die von Coach Edin Terzic im Vergleich zum 3:1 gegen Eintracht Frankfurt ebenfalls dreimal umgebaut worden war (Wolf, Reus und Malen machen Platz für Ryerson, Felix Nmecha und Sancho), leichter. Sie gestaltete das Spiel offener, auch weil der FC Bayern den Rückstand erst einmal wegstecken musste. Der defensiv aufmerksame und nur schwer im Zweikampf zu schlagende Hummels hatte sogar das 2:0 auf dem Fuß, verzog aber aus guter Lage (18.).

Mats Hummels rettet.

Starke Aktion, starkes Spiel: Auch wegen Ex-Münchner Mats Hummels gewann Borussia Dortmund mit 2:0.
IMAGO/Revierfoto

Es dauerte aus Münchner Sicht bis zur 23. Minute, bis Kane mal wieder eine gefährliche Annäherung verbuchte (23.). Sané (34.) feuerte ebenfalls noch gefällig, ehe Dier das 1:1 auf dem Kopf hatte – Hummels rettete jedoch via Kung-Fu-Tritt auf der Linie stark (35.).

Bei Kontern der Schwarz-Gelben war zwischendurch auch etwas drin gewesen – Adeyemi verzog aber (30.), ehe Goretzka in Not klärte (43.). Alles in allem musste sich der FCB letztlich vorwerfen lassen, trotz eigener Druckphasen zu wenig Esprit entwickelt zu haben – und defensiv Dortmund einige Male zu viel Raum gewährt zu haben. Wie eben beim 0:1, mit dem es letztlich auch in die Pause ging.

Erst BVB-, dann FCB-Chancen

bundesliga, 27. spieltag

Und fast stand es 2:0 nach der Pause, doch einmal rettete de Ligt stark via Grätsche bei einem harten Schuss von Adeyemi (51.), ehe Ulreich einen Nmecha-Abschluss aus nächster Nähe via tollem Reflex entschärfte (52.). Hummels scheiterte mit einem zu zentralen Schuss ebenfalls am Neuer-Vertreter (58.), während Maatsen nach einem langen Spurt zu ungenau zielte (65.).

Und Bayern-Chancen? Waren lange Zeit sehr selten, erst Kane ließ mit einem zu ungenauen Kopfball (67.) immerhin etwas FCB-Hoffnung aufkeimen, während Hummels vor dem Engländer stark in höchster Not rettete (68.). Coman verzweifelte obendrein an einer guten Tat von Kobel-Ersatz Meyer (75.). Meyer passte nach Kimmich-Freistoßchip außerdem gut auf und kam Kane zuvor (80.).

Ryerson trifft, Kanes Anschluss wird aberkannt

Somit ging es für den amtierenden (Serien-)Meister mit einem weiterhin geltenden 0:1-Rückstand in die Schlussminuten, in denen auch nichts mehr gelingen sollte. Im Gegenteil: Vielmehr fing sich der Klub von der Säbener Straße das alles entscheidende 0:2. Weil die FCB-Defensivabteilung viel zu passiv agierte, konnte zunächst Joker Haller freigespielt werden. Der ivorische Siegtorschütze im Afrika-Cup-Finale (2:1 gegen Nigeria) legte daraufhin quer für den mitgelaufenen Ryerson, der hart wie präzise links unten einschoss. Weil kurz darauf auch noch Kanes letztes Hoffnungsflimmern (Kopfballtor in der 89.) nach VAR-Eingriff aufgrund von Abseits einkassiert worden war, war die Messe gelesen – und Borussia Dortmund gewann tatsächlich erstmals seit dem 12. April 2014 (3:0) ein Ligaspiel in der Allianz-Arena.

Doch nicht nur das: Mit dem wichtigen Dreier verteidigte der BVB, der am kommenden Samstag (18.30 Uhr) gegen Stuttgart das nächste Topspiel vor der Brust hat, Champions-League-Rang vier vor Verfolger RB Leipzig (nur 0:0 gegen Kellerkind Mainz). Der FC Bayern spielt am kommenden Samstag in Heidenheim (15.30 Uhr) – und hat nunmehr 13 Punkte Rückstand auf Bayer 04 Leverkusen, der nach dem dramatischen 2:1 gegen Hoffenheim mit großen Schritte gen erster Meisterschaft marschiert.