Schlotterbeck über Hummels: “Das kann er sich einrahmen”

Borussia Dortmund gewinnt erstmals nach knapp zehn Jahren wieder ein Ligaspiel beim FC Bayern. Großen Anteil daran hatte das überragende Innenverteidiger-Duo des BVB. Nico Schlotterbeck war tags darauf voll des Lobes für Mats Hummels.

Die Felsen in der Brandung: Mats Hummels (li.) und Nico Schlotterbeck überragten in München.

Die Felsen in der Brandung: Mats Hummels (li.) und Nico Schlotterbeck überragten in München.

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Strahlende Gesichter bei den Spielern, zufriedene Verantwortliche und überglückliche Fans – Borussia Dortmund machte beim in der Vergangenheit häufig schmerzhaften Ausflug nach München eigentlich alles richtig. Einen Tag nach dem 2:0 beim Rekordmeister sprach Nico Schlotterbeck auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal von einem “perfekten Spiel”.

Der Innenverteidiger war gemeinsam mit Partner Mats Hummels ein Garant für den durchaus überraschend souveränen Auswärtssieg. Schlotterbeck lobte zuerst Kapitän Emre Can, der es dem Dortmunder Abwehrzentrum als Abräumer deutlich einfacher gemacht hätte. Einen “super Job” machten allerdings vor allem Schlotterbeck und Hummels.

“Ich glaube, wir hatten das schon mal, das war in Mailand”, erinnerte sich der Linksfuß an den bemerkenswerten Auftritt beim 3:1 gegen Milan – Schlotterbeck bekam Ende November des vergangenen Jahres die kicker-Note 2,5, Hummels gar die Bestnote. “Da war Mats nochmal eine Stufe drüber, muss ich sagen. Da hat er sich in einen Rausch gespielt.”

An seine einprägsame Grätsche gegen Jamal Musiala erinnerte sich Schlotterbeck direkt. Und natürlich an Hummels’ Kung-Fu-Rettungsaktion bei einem Kopfball von Eric Dier. “Wir wissen, was wir von Mats bekommen, der macht das in dem Moment überragend”, lobte der Nebenmann den Weltmeister von 2014: “Ich habe es gestern gesagt, er kann sich das einrahmen. Weil ich glaube, das ist schon was Besonderes gestern gewesen. Das war schon ein ganz, ganz hohes Niveau von ihm.”

Schlotterbecks schärfster Kritiker “sehr zufrieden”

Schlotterbecks schärfster Kritiker, sein Vater, war mit dem Auftritt vom Sohnemann “sehr zufrieden”. “Er meinte, ich habe gut gespielt. Und wenn er das sogar mal nach einem Spiel sagt, dann habe ich wirklich gut gespielt”, erklärte der 24-Jährige lächelnd.

Der Sieg in München soll aber nur der Startschuss gewesen sein für einen erfolgreichen April. Schon am nächsten Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet das Heimspiel gegen den formstarken VfB Stuttgart. “Sie sind unfassbar gut drauf”, warnt Schlotterbeck. “Sie spielen sehr, sehr schönen Fußball und da heißt es genauso wie gestern in München, von der ersten Sekunde an hellwach zu sein.”

Elementar sei die Bereitschaft in den Zweikämpfen, “dem Gegner mal wehtun und dann hoffen, dass du so ein Spiel wie gestern ablieferst, weil ich glaube, dann sind wir schwer zu schlagen”. Wohl auch in Madrid, wo der BVB anschließend zum Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse gastiert.

Kölner Thielmann: “Da müssen wir überzeugen”

Der 1. FC Köln befindet sich in einer prekären Lage, dessen ist man sich im Rheinland durchaus bewusst. Noch vor dem Anpfiff in Augsburg hatte Coach Timo Schultz darauf verwiesen, dass man Siege brauche, “wenn wir nochmal über den Strich kommen wollen”. Doch es kam anders.

Mit seiner Abwehraktion rettete er den Kölnern zumindest das Remis in Augsburg: Jan Thielmann.

Mit seiner Abwehraktion rettete er den Kölnern zumindest das Remis in Augsburg: Jan Thielmann.

IMAGO/MIS

Nach 90 Minuten in der WWK-Arena stand nur ein 1:1 als Ergebnis fest – und damit war es wieder nur ein Punkt für den abstiegsbedrohten 1. FC Köln. “Ein Punkt ist zu wenig”, sagte dann auch Sargis Adamyan nach Abpfiff bei DAZN und ergänzte: “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Nach dem Spielverlauf nehmen wir den mit.”

In der Tat kann das Remis als durchaus schmeichelhaft betrachtet werden, immerhin war Augsburg in vielen Dingen überlegen – allein schon die Torschussstatistik von 25:12 spricht Bände. Gerade nach dem Seitenwechsel war es eine recht einseitige Nummer, wie auch Adamyan feststellte. “Wir haben probiert, offensiv zu spielen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir uns zu doll reindrängen lassen. Das darf nicht sein.”

Thielmanns Forderung – Adamyan beschwört Einigkeit

Ähnlich bewertete auch Jan Thielmann das Match, der mit seiner tollen Abwehraktion in der 70. Minute gegen Dion Drena Beljo gar das 1:1 gerettet hatte. Zwar hätte der Effzeh phasenweise “mit Ball gute Ansätze” gehabt, das sei aber nicht dauerhaft der Fall gewesen. “Wir wussten, wie wir spielen müssen, haben es aber nicht immer hinbekommen – gerade in der zweiten Halbzeit.” Der 21-Jährige verwies darauf, dass man “kühlen Kopf bewahren” sollte, gerade in Phasen, “wenn es ein bisschen fahriger wird. Das haben wir nicht gut hinbekommen.”

Und jetzt? “Unter dem Strich ist es ein Punkt mehr”, übte sich Thielmann in Optimismus, gab aber auch zu: “Wir hätten gerne drei gehabt.” Denn auch er weiß: Köln bleibt mit 19 Punkten auf Tabellenplatz 17 und stellt weiterhin mit nur 21 erzielten Toren die schlechteste Offensive der Liga.

Die Hoffnung bleibt den Kölnern aber dennoch erhalten, zumal ihnen in den kommenden Wochen “spannende Spiele” bevorstehen, wie Thielmann sagte. Nächsten Samstag steht das womöglich wegweisende Heimspiel gegen den Tabellen-15. und bereits sechs Punkte enteilten VfL Bochum an. Anschließend geht es nach München, ehe die nächsten Abstiegskracher gegen Schlusslicht Darmstadt und beim Tabellen-16. Mainz anstehen. “Da müssen wir überzeugen”, forderte Thielmann, während Adamyan die Einigkeit beschwor: “Wir müssen zusammenhalten, das muss unser Trumpf sein.”

Aufschwungshoffnung geplatzt! Gladbach wie ein Absteiger

Mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg sollte für Borussia Mönchengladbach ein erfolgreicher Saisonendspurt eingeleitet werden. Heraus kam eine desillusionierende 0:3-Niederlage und die bittere Erkenntnis: In dieser Verfassung ist die Fohlenelf nicht bundesligatauglich. Der Trainer muss endlich Lösungen finden.

Keine Tore zwischen Schalke und Karlsruhe

Keine Tore zwischen Schalke und Karlsruhe

Borussia Moenchengladbach via Getty Images

Die Länderspielpause war eigentlich wie gemacht, um nach den schmerzhaften Tiefschlägen – darunter das blamable Pokal-Aus beim 1. FC Saarbrücken (1:2) und das verpatzte Derby gegen den 1. FC Köln (3:3) – den Rest-Knopf zu drücken. So wurde das Heimspiel gegen Freiburg auch zu einer Art Neuanfang ausgerufen: Man wollte die Stimmung beim frustrierten Anhang wieder ins Positive drehen und Lust auf das Saisonfinale wecken. Die Mannschaft allerdings benötigte gegen Freiburg (0:3) nicht mal die vollen 90 Minuten, um jegliche Hoffnung auf den Aufschwung zu zerstören und tausende Fans noch vor dem Abpfiff aus dem Borussia-Park zu vertreiben.

Sie alle wird auf dem Heimweg neben dem gewaltigen Frust über das Gesehene ein Gedanke verbunden haben: die Sorge, dass Gladbach noch mal ganz tief rein rutscht in den Abstiegskampf. Denn mit Bundesliga hatte der trostlose Auftritt der Mannschaft am Samstag nichts zu tun. Die Elf von Trainer Gerardo Seoane präsentierte sich wie ein Absteiger. Wieder einmal.

Es ist eine Mannschaft ohne klare Achse auf dem Platz, ohne Führungsfiguren, die mit Macht gegensteuern, wenn sich auf dem Platz die Dinge in eine falsche Richtung entwickeln. Es ist eine Mannschaft, die für keinerlei fußballerische Identität steht oder überhaupt eine Handschrift des Trainers erkennen lässt. Die sich mit haarsträubenden Abwehrfehlern und billigen Gegentoren regelmäßig selbst ein Bein stellt.

Offensivspiel viel zu eindimensional und leicht zu durchschauen

Und deren Offensivphantasie offenbar nur noch daraus besteht, den Ball irgendwie Richtung Jordan zu befördern, der sich dann weit ab vom gegnerischen Tor in den Infight mit seinem Gegenspieler stürzt, um die Kugel am Ende behaupten und weiterleiten zu können. Variante zwei ist die Flanke von der rechten Seite von Franck Honorat – alles viel zu eindimensional und für den Gegner leicht zu durchzuschauen.

Seoane, das muss er sich ankreiden lassen, hat es bisher nicht geschafft, das Personal in ein funktionierendes System einzupassen und dem Team einen erfolgreichen Fußball mit Wiedererkennungswert zu vermitteln. Tempo und Physis bleiben riesengroße Schwachpunkte, die Balance auf dem Platz generell und natürlich die Flut an Gegentoren, die angesichts des vorhandenen Personals mit vielen Nationalspielern im Defensivbereich auch keinesfalls mit dem Umbruch vor der Saison begründet werden darf.

Gleichwohl müssen im Sommer dringend die unübersehbaren Unwuchten im Kader beseitigt werden: Die Probleme auf den Außenverteidigerpositionen und im Sechserbereich mit einem Typ “Reparierer”, wie ihn Sport-Geschäftsführer Roland Virkus schon seit längerem sucht. Es geht um das Thema Kreativität in der offensiven Zentrale und auch um den linken Offensivflügel. Womöglich müssen noch auf der Neunerposition und im Abwehrzentrum neue Überlegungen angestellt werden, da Jordan und Max Wöber nur bis Saisonende ausgeliehen sind.

Zunächst einmal müssen aber kurzfristig Lösungen gefunden werden, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren. Dass man nicht schon viel tiefer im Schlamassel steckt, haben die Gladbacher (nur ein Sieg in zehn Rückrundenspielen) allein der Tatsache zu verdanken, dass die Konkurrenz auf den hinteren Plätzen bisher auch nicht groß ins Rollen gekommen ist. Die Borussen sollten sich besser nicht darauf verlassen, dass es auch so bleibt.

Jan Lustig

“Vorsichtige Entwarnung”: Glück im Unglück für Bremen-Keeper Zetterer

Steht Michael Zetterer am Freitagabend in Frankfurt wieder im Werder-Tor oder muss der Bremer Stammkeeper durch Jiri Pavlenka vertreten werden? Nach einem Zusammenprall am Samstag gab der SVW am Sonntag zumindest “leichte Entwarnung”.

Er verletzte sich am Samstag in der Schlussphase: Michael Zetterer.

Er verletzte sich am Samstag in der Schlussphase: Michael Zetterer.

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Es war eine Szene, die ins Bild beim Bremer Heimauftritt gegen den seit Dezember sieglosen VfL Wolfsburg passte: Eine Minute, bevor Werder den 0:2-Endstand schlucken musste, rettete Michael Zetterer mit einer Glanztat gegen VfL-Offensivspieler Kevin Paredes – Sekundenbruchteile später rasselte der Bremer Stammkeeper aber mit Kapitän Marco Friedl zusammen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb Zetterer auf dem Rasen liegen, biss nach kurzer Behandlungspause aber auf die Zähne und konnte das Spiel beenden. Am Ostersonntag gaben die Bremer dann “vorsichtige Entwarnung”, da eine MRT-Untersuchung beim Werder-Torhüter durch Mannschaftsarzt Robert Gorzolla lediglich eine “leichte Sprunggelenksverletzung” ergeben habe.

Betroffen ist der rechte Fuß, mit dem Zetterer für gewöhnlich auch die Bälle spielt. Ob der 28-Jährige bereits am Dienstag zum Auftakt in die neue Trainingswoche in Bremen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist aktuell offen.

Doch – und das machte Werder in seiner kurzen Pressemitteilung auch deutlich – sei ein Einsatz von Zetterer am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im schweren Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt “nicht ausgeschlossen”.

Kann Pavlenka nun Pluspunkte sammeln?

Zetterer, der speziell beim Gegentreffer zum 0:1 durch Maxence Lacroix nach einer Ecke keine sonderlich gute Figur gemacht hatte, bestritt in dieser Saison bislang 20 Ligaspiele (kicker-Notenschnitt 3,03). Die ersten sieben Bundesliga-Partien hatte er noch auf der Bank gesessen, ehe der gebürtige Münchner im Werder-Tor Jiri Pavlenka (sieben Liga-Einsätze, kicker-Notenschnitt 2,93) ablöste.

Eben jener könnte am Freitagabend erstmals wieder in den Fokus rücken, sollte Zetterer nicht rechtzeitig fit werden. Pavlenka, dessen Vertrag an der Weser im kommenden Sommer ausläuft, würde nur allzu gerne Pluspunkte sammeln.

Casteels’ Schulter, Pervans Parade und Hasenhüttls Prognose

Erstmals seit dem 1:0 in Darmstadt hat der VfL Wolfsburg wieder gewonnen. Das 2:0 in Bremen bedeutete zudem das erste Zu-null-Spiel seit jenem Erfolg Mitte Dezember. Was den Torhüter automatisch in den Mittelpunkt rückt.

Abgetaucht: Pavao Pervan pariert und ebnet den Weg zum Wolfsburger Sieg in Bremen.

Abgetaucht: Pavao Pervan pariert und ebnet den Weg zum Wolfsburger Sieg in Bremen.

IMAGO/Nordphoto

Es reichte nicht für Koen Casteels, und wie Ralph Hasenhüttl nach dem erlösenden Wolfsburger 2:0-Sieg an der Weser berichtete, war es auch nicht einmal knapp bei der Frage, ob der Torhüter würde spielen können in Bremen.

Vielmehr droht ein noch längerer Ausfall der Nummer eins des VfL, die zuletzt schon sowohl das Duell mit Augsburg (1:3) als auch die Länderspiele mit Belgien verpasst hatte. “Es wird schon ein bisschen dauern”, kündigte Hasenhüttl an, “eine Muskelverletzung in der Schulter ist für einen Torhüter suboptimal”.

Es war nicht die beste Nachricht für den krisengebeutelten VfL im Vorfeld des Spiels. Einerseits, weil Casteels zu den herausragenden Keepern der Liga gehört, andererseits, weil mit Vertreter Pavao Pervan zwischen den Pfosten in zuvor fünf Partien in dieser Saison noch nicht ein Sieg gelang. Lediglich im Hinspiel gegen Werder (2:2) setzte es keine Niederlage. Nun kam das Rückspiel, und für den Österreicher im Wolfsburger Tor der ersehnte Befreiungsschlag.

Pervan ebnet den Weg zum ersten Wolfsburger Sieg 2024

Eine Parade von Pervan, “ein Super-Save”, so die Einschätzung des neuen Trainers, wurde zu einer spielentscheidenden Szene. Bremen erhöhte den Druck, spielte nach einer halben Stunde Nick Woltemade im Strafraum frei, der das lange Eck anvisierte. Pervan tauchte ab, bekam die linke Hand an den Ball und ebnete so den Weg zum ersten Wolfsburger Sieg in 2024.

“In dieser Szene hält er uns im Spiel”, lobte Hasenhüttl seinen Landsmann, “und ich fand ihn auch sonst sehr gut”. Nicht weiter groß geprüft, aber mit Ruhe und Sicherheit auch mit dem Ball am Fuß sorgte Pervan im Verbund mit seinen Vorderleuten für das erste Zu-null-Spiel und den ersten VfL-Sieg seit dem 16. Dezember, als Wolfsburg 1:0 in Darmstadt gewonnen hatte.

Ist Casteels gegen Gladbach wieder dabei?

Ein Befreiungsschlag im Tabellenkeller, der am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im ersten Hasenhüttl-Heimspiel gegen Mönchengladbach vergoldet werden soll. Dann schon wieder mit Casteels oder noch einmal mit Routinier Pervan im Tor? Wohl Letzteres, wenngleich sich der Trainer noch nicht festlegen mag. Es werde noch ein bisschen dauern, so Hasenhüttls Prognose, “aber wir schauen von Tag zu Tag”.

Thomas Hiete

‘Congratulations to Leverkusen’ – Tuchel says title race is over after latest Bayern loss

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Der Klassiker des FC Bayern

Der FC Bayern wird 2024 nicht deutscher Meister werden. Über ein Team, das sich sehr oft hinterfragen muss.

Zwei freie Tage dürfen die Spieler des FC Bayern am Sonntag und Montag genießen oder ertragen - je nachdem.

Zwei freie Tage dürfen die Spieler des FC Bayern am Sonntag und Montag genießen oder ertragen – je nachdem.

IMAGO/MIS

Ganz ehrlich … Das war ein bisschen abzusehen.

Es war abzusehen, dass die Bayern genau dann wieder gegen Dortmund verlieren, wenn im Vorfeld nur gescherzt wird, wie oft die Dortmunder wohl dieses Mal das Yabbadabbadoo-Gejodel in der Allianz-Arena ertragen müssen. Weil die Bayern ja sowieso immer gegen Dortmund gewinnen und die Dortmunder ja sowieso immer in München untergehen.

Aber das ist die Geschichte des FC Bayern der letzten Jahre.

Wenn gerade alles gut läuft und Harry Kane für ein 55-Meter-Tor bei einem 8:0 gegen Darmstadt gefeiert wird, fliegen die Bayern danach bei einem Drittligisten aus dem Pokal.

Wenn sie Dortmund herspielen und die Champions-League-Gruppenphase mal wieder ungeschlagen als Erster beenden, fangen sie sich danach fünf Gegentore in Frankfurt.

Wenn sie den Jahresauftakt gegen Hoffenheim gewinnen und vier Tage lang in der südportugiesischen Sonne zusammen padeln und golfen, gewinnt Bremen plötzlich das erste Mal seit sechzehn Jahren in München.

Erklärungen für diesen körperlosen Auftritt fand keiner

Und wenn Thomas Tuchel vor seinem letzten Klassiker als Bayern-Trainer dann sagt, dass “wir aktuell sehr überzeugt von uns sind”, hätten die Alarmglocken schrillen müssen.

Als Leon Goretzka am Samstagnachmittag im Trainingsanzug den Rasen der Arena betrat und Richtung Mittelkreis schlich, durfte er darüber nachdenken, wie es wohl wäre in der Saisonendphase, wenn die Leverkusener jetzt tatsächlich gegen Hoffenheim verlieren und seine Bayern dann wie immer gegen Dortmund gewinnen würden. Das wären ja dann nur noch sieben Punkte Rückstand bei sieben Spielen. Und wer weiß?

Als Goretzka gerade den Rückweg Richtung Kabine antrat und sein Smartphone öffnete, hatte sich diese Rechnung schon wieder erledigt. “Ein kleiner Stimmungsdämpfer” sei dieser neuerliche Last-Minute-Sieg von Bayer 04 gewesen, wie Thomas Tuchel zugab, vor diesem Spiel gegen Dortmund, das Max Eberl später als “German Clasico” betitelte, “wie man so schön sagt”.

Was für ein Stimmungsdämpfer der eigene Auftritt dann wohl war? Erklärungen fand jedenfalls wieder mal keiner für diesen körperlosen Auftritt gegen eine Dortmunder Mannschaft, die sich beileibe nicht bis an die Decke strecken musste.

In welcher Welt reichen diese drei Siege, um “sehr überzeugt” von sich zu sein?

Die Energie habe gefehlt, sagte Sven Ulreich zum Beispiel mehrmals. Und Sportvorstand Eberl rechnete vor, dass man “natürlich den nächsten Trainer rauswerfen” könne und “wieder den nächsten Trainer” und “wieder den nächsten Trainer”. Aber irgendwann dürfe man ja auch mal anfangen, “die Jungs auf dem Platz zu fragen”, was um alles in der Welt sie da eigentlich machen.

In welcher Welt reichen drei Siege gegen den Tabellenneunten der Serie A, gegen den Tabellensechzehnten Mainz und gegen den Tabellenletzten Darmstadt, um wieder “sehr überzeugt” von sich zu sein? In welcher Welt gewinnt Leverkusen seine Spiele denn “dreckig”, wie es Ulreich sagte? Und in welcher Welt verlangt ein Alphonso Davies noch mehr Geld und noch mehr Geld, wenn es seine Leistungen noch weniger und noch weniger rechtfertigen?

Einzelne rauszupicken ist immer unfair, deshalb sagte Ulreich am späten Samstagabend auch sicherheitshalber siebenmal, dass die Mannschaft und jeder einzelne sich jetzt “hinterfragen” müsse, während die Schweißperlen langsam unterm Haaransatz hervorblitzten.

Der FC Bayern ist in der Rückrunde nicht mal das beste Team aus Bayern

Zwei freie Tage dürfen die Spieler des FC Bayern am Sonntag und Montag genießen oder ertragen, je nachdem. “Da hat jeder nochmal ein bisschen Zeit, sich Gedanken zu machen”, findet Joshua Kimmich. “Wir sollten die zwei Tage auch wirklich nutzen, dass sich jeder auch ein bisschen selbst hinterfragt, ob das heute alles war. Ich bin der Meinung, dass es das nicht war, dass wir so nicht auftreten können.”

Statt sieben sind es jetzt dreizehn Punkte Rückstand auf den kommenden Meister Bayer. Und während Kimmich “der Letzte” ist, “der irgendwas aufgibt”, schickt Tuchel schonmal Glückwünsche nach Leverkusen. Kann er auch. Leverkusen müsste ja von den verbleibenden sieben Spielen nicht nur mindestens fünfmal patzen, die Bayern müssten diese Patzer dann auch nutzen.

Der FC Bayern sieht sich zwar am liebsten immer vorne, immer und überall und in jeder Tabelle, ob in der Bundesliga oder bei den B-Junioren. Aber die Wahrheit ist, dass der FC Bayern in der Rückrundentabelle nicht mal das beste Bundesliga-Team aus Bayern ist. Das ist der FC Augsburg. Und der hat an diesem Spieltag noch nicht mal gespielt.

Mario Krischel

Carro will Großteil des Kaders halten: Wirtz bleibt “zu 100 Prozent”

Mit dem Bekenntnis von Xabi Alonso hat sich die Trainerfrage für die kommende Saison bei Bayer Leverkusen geklärt. Nun äußerte sich der Vorsitzende der Geschäftsführung, Fernando Carro, auch zu möglichen Spielertransfers im Sommer – und dem Abgang von Kai Havertz 2020.

Bewies mit der Einstellung von Xabi Alonso ein goldenes Händchen: Bayer-Boss Fernando Carro.

Bewies mit der Einstellung von Xabi Alonso ein goldenes Händchen: Bayer-Boss Fernando Carro.

IMAGO/Chai v.d. Laage

Besser hätte die Woche für Bayer 04 Leverkusen wohl kaum laufen können: Erst verkündete Erfolgstrainer Xabi Alonso seinen Verbleib über das Saisonende hinaus, dann sicherte sich die Werkself mit einem spektakulären Comeback die nächsten drei Punkte gegen die TSG Hoffenheim (2:1) – und kurz darauf unterlag auch noch Verfolger Bayern gegen Borussia Dortmund (0:2).

Im Gespräch mit dem spanischen Radiosender Onda Cero blickte Leverkusens Vorsitzender der Geschäftsführung, Fernando Carro, im Anschluss auf die bei nun 13 Punkten Vorsprung immer näher rückende Meisterschaft. “Wir brauchen noch drei Siege in der Bundesliga. Das ist es, was wir erreichen wollen.”

Große Sorgen um Xabi Alonso habe er sich nicht gemacht, so Carro

Der Spanier lobte die Mannschaft für eine “sehr gute Saison”, an der auch Xabi Alonso mit seinem Fleiß und seiner Kommunikation entscheidenden Anteil habe: “Er weiß ganz genau, wie man eine Kabine managt.”

Entsprechend zufrieden sei Carro über das Bekenntnis seines Trainers, zu dem er “eine sehr vertrauensvolle Beziehung” pflege. Große Sorgen habe er sich allerdings nicht gemacht, da man sich trotz der namhaften Interessenten an Alonso “sehr auf die Gegenwart konzentriert” habe.

Situation wie 2002 soll verhindert werden

Doch eine Saison wie diese, in der Bayer 04 in 39 Pflichtspielen noch ungeschlagen ist, weckt nicht nur großes Interesse am Trainer. Auch der eine oder andere Spieler dürfte sich auf den Zettel europäischer Top-Klubs gespielt haben. Nach der Saison 2001/02, in der die Leverkusener in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions-League jeweils Zweiter wurden, verließen den Verein allen voran mit Zé Roberto und Michael Ballack (beide zum FC Bayern) zwei Leistungsträger. In der Folgesaison reichte es nur noch zu Rang 15.

Das soll im anstehenden Sommer nicht passieren. Stattdessen will Carro die Werkself in den Top 16 Europas etablieren und zu einem Stammgast in der Champions League machen. Entsprechend kündigte der 59-Jährige an, einen Großteil des Kaders halten zu wollen.

Konkret wurde er dabei bei der Personalie Florian Wirtz: “In diesem Jahr wird er zu 100 Prozent sicher hier bleiben.” Der Verbleib von Xabi Alonso sei “ein weiterer Ansporn” für die Spieler, es ihm gleichzutun: “Er ist ein Trainer, der die Spieler besser macht.”

Bayers erste Option bei Havertz-Verkauf war Real Madrid

Der letzte Youngster, der in Leverkusen einen ähnlichen Durchbruch hinlegte wie Wirtz, war Kai Havertz. Der Nationalspieler, mittlerweile in Diensten des FC Arsenal, wechselte im Sommer 2020 für 80 Millionen Euro zum FC Chelsea und krönte sich knapp neun Monate später mit seinem entscheidenden Treffer zum Champions-League-Sieger.

Leverkusens erste Option sei allerdings ein Verkauf für ebenfalls 80 Millionen Euro zu Real Madrid gewesen, wie Carro im Gespräch mit dem spanischen Radiosender erklärte. “Ich habe versucht, Kai davon zu überzeugen zu warten.” Sein Ehrgeiz habe ihn aber nach London gebracht – und zum Titel in der Königsklasse.

Über den Machtkampf beim VfB: Freundliche Übernahme

Vor lauter Interviews und Stellungnahmen verschwimmt im Ränkespiel rund um den VfB Stuttgart die Kernfrage: Hat Porsche den Aufsichtsratsvorsitz gefordert? Oder wurde er dem Sportwagenbauer angeboten? Und wenn ja, von wem und was bedeutet das eigentlich für künftige Konstellationen?

Mit Übernahmeplänen kennt man sich bei Porsche aus. Es war in den 2000er Jahren, als unter Wolfgang Wiedeking die Idee entstand, sich über die Stammaktien nach und nach die Macht beim wesentlich größeren Volkswagen-Konzern zu sichern. Ein Coup, der bekanntlich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise anno 2009 scheiterte und drei Jahre später gewissermaßen in der Rolle rückwärts gipfelte, als VW das operative Geschäft bei Porsche übernehmen sollte. Längst ist diese Übernahmeschlacht Geschichte, wobei heute wiederum die Beteiligungsgesellschaft der Familien Porsche und Piech, die Porsche Automobil Holding SE, die Stimmrechtsmehrheit an VW hält.

Glaubt man Claus Vogt, dem amtierenden Präsidenten des VfB Stuttgart e.V., befindet sich die Porsche AG aktuell in einer weitaus kleineren Übernahmeschlacht, die aber zumindest für den Moment nicht weniger Schlagzeilen schreibt als die mehrjährige Saga damals. “Immer wenn Anteile an Fußballklubs erworben werden oder diese ausgliedern, gibt es beim neuen Partner den Wunsch, Verbesserungen herbeizuführen und sich einzubringen. Das kommt mir beim VfB wohl deutlich ausgeprägter vor als sonst. Trotzdem ist der VfB kein Sport-Start-Up oder ein Mittelständler, in den man nach 130 Jahren mal kurz reingeht und dann erstmal aufräumt, was einem persönlich oder strategisch nicht in den Kram passt”, führte Vogt vergangene Woche im Interview mit dem kicker aus. Eine klare Anspielung auf den Machtkampf mit ihm und der Porsche AG im Zentrum.

Vogt und die anderen Räte unterschrieben Vereinbarung mit Porsche

Am Tag vor der Bekanntgabe des Einstiegs des Sportwagenherstellers am 27. Juni 2023 war eine Vereinbarung aufgetaucht, wonach Vogt als gewählter e.V.-Präsident den Vorsitz des Aufsichtsrats der Stuttgarter Profifußball-AG freimachen soll und der neue Anteilseigner einen seiner künftigen Räte als Chef des Kontrollgremiums bestimmen dürfe – neben Porsche (aktuell gut 5 Prozent) halten auch Mercedes Benz (gut 10 Prozent) und die Jako AG (gut 1 Prozent) Aktien an der VfB-AG. Vogt und die anderen Räte unterschrieben diese Vereinbarung, die formal rechtlich nicht bindend ist. Heute wirft man Vogt deswegen Wortbruch vor, der Unternehmer ist in allen VfB-Gremien isoliert. Große Teile der Fanszene, einst seine Machtbasis, fordern seinen Rücktritt, allerdings auch den des ganzen Präsidiums und die Rückgabe des Aufsichtsratsvorsitzes an einen gewählten e.V.-Vertreter.

Porsche kritisiert: “Kein seriöses Geschäftsgebaren”

Porsche kritisierte am Karfreitag: “Wir waren uns einig, dass es mit unserem Einstieg beim VfB einen Neuanfang mit einem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden geben muss. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende hat dies schriftlich zugesagt und wir haben die erste Tranche überwiesen. Nun hält er sich nicht an seine Zusage. Stattdessen erklärt er, er habe sich vor seiner Unterschrift versichern lassen, dass seine Absichtserklärung keine Rechtsverbindlichkeit habe. Unserer Meinung nach ist dies für einen Aufsichtsratsvorsitzenden einer Aktiengesellschaft und auch für einen Repräsentanten einer renommierten Organisation kein seriöses Geschäftsgebaren.”

Vogt hat kann den Vorwurf des Wortbruchs schwerlich kontern, er hat nun einmal dieses Papier unterschrieben – mag es auch nicht rechtswirksam sein. Allerdings führt der 54-Jährige eine inhaltliche wie zeitliche Drucksituation an. In der Tat wirkt es erstaunlich, dass Aufsichtsräten eine Vereinbarung über einen Deal mit einem Volumen von rund 40 Millionen Euro gegen 16 Uhr zugestellt wird mit dem Hinweis, diese müsse bis 17 Uhr unterschrieben zurück sein. So schildern es mehrere, mit dem Sachverhalt vertraute Personen. Unterzeichnet haben das Papier offenbar alle Aufsichtsräte. Den Vorwurf der Mitglieder, ein zentrales Ausgliederungsversprechen von 2017 gebrochen zu haben, nämlich die Einheit von e.V.-Präsident und AG-Aufsichtsratsvorsitz, müssen sich entsprechend alle Kontrolleure gefallen lassen von den Mitgliedern.

Vogt erklärt, er habe in seine Version der Vereinbarung aufnehmen lassen, dass die Mitglieder zu beteiligen seien. Mit Beate Beck-Deharde und Rainer Adrion haben zwei weitere Aufsichtsräte ihr “Ja” zu der Vereinbarung zuletzt wieder zurückgezogen. Offenbar fühlen sie sich heute nicht mehr vollumfänglich informiert. Adrion rückte zwar zuletzt immer stärker von Vogt ab – allerdings unterstrich er auch am Donnerstag in dem Podcast VFBSTR: “Sehr wahrscheinlich” wäre der Deal geplatzt, hätten die Räte nicht unterzeichnet. Wobei er auch einschränkt: “Ich kann aber nur spekulieren, wie konsequent Porsche dann gewesen wäre. Ich fand es schade, dass es am Schluss auf so ein Ultimatum ankommt.”

Wehrle kontert Vogt

Ein 40-Milllionen-Deal, eingebettet in ein Sponsoren-Gesamtpaket von 100 Millionen Euro – es ging schließlich neben dem Anteilsverkauf auch um Stadionnamen und weitere Vermarktungsrechte. Wie entscheidet man da? Laut dem Vorstandsvorsitzenden der AG, Alexander Wehrle, wäre Vogts “Ja” kein Muss gewesen: “Wenn Claus Vogt damals nicht seine Bereitschaft erklärt hätte, das Amt niederzulegen, hätten wir als Vorstand eine andere Lösung gefunden. Das haben wir beide ihm im persönlichen Gespräch klar mitgeteilt.” Marketingvorstand Rouven Kasper, der gemeinsam mit Wehrle in der “Stuttgarter Zeitung” gesprochen und Vogt in Replik auf dessen kicker-Interview am Mittwoch scharf kritisiert hatte, ergänzt: “Wir haben ihm zwei Optionen vorgestellt. Zum einen eine Zukunft mit Porsche. Und andererseits haben wir ihm gesagt, dass die Existenz des VfB auch ohne diesen Einstieg nicht gefährdet ist und wir mit ihm gemeinsam einen anderen Weg gehen. Die Entscheidung, welchen Weg wir einschlagen, hat er getroffen.”

VfB-Präsident Claus Vogt und  Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle

Sind voneinander abgerückt: VfB-Präsident Claus Vogt und  Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle.
IMAGO/Sportfoto Rudel

Damit mag der einst für das Asiengeschäft des FC Bayern zuständige Sportökonom Recht haben. Allerdings dürfte er sehr gut wissen, dass es im Fußballbusiness kaum dauerhaft geheim bleibt, wenn ein solcher Deal kurz vor dem Finale gestoppt wird, weil ein Funktionär an seinem Amt hängt. Daraus resultierende Schlagzeilen wären mehr als deutlich gewesen.

Kernfrage im Dilemma ist immer noch nicht geklärt

Wehrle und Kasper dürfen für sich reklamieren, eine ziemlich einzigartige Partnerschaft ausgehandelt zu haben im deutschen Profisport, weil mit Mercedes-Benz und Porsche zwei Konkurrenten nun einen Klub unterstützen – höchst unüblich, man stelle sich vor, dass sich beim FC Bayern übermorgen auch noch Nike engagiert. Unvorstellbar. Die Kernfrage in dem Dilemma aber ist immer noch nicht geklärt: War die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes Teil der Porsche-Forderung? Adrions Aussagen in dem VFBSTR-Podcast lassen sich so verstehen, auch Vogt stellt es so dar.

Porsche selbst dagegen teilte bereits Ende Februar mit, als das Magazin Business Insider erstmals von der geplanten Ablösung Vogts als Aufsichtsratschef berichtete: “Porsche strebt die Übernahme des Aufsichtsrats-Vorsitzes nicht an.” Seltsam, nach kicker-Recherchen ging es in der Vereinbarung im Juni 2023 sehr wohl darum, den Vorsitzenden aus dem Personenkreis der Porsche-Vertreter im Rat – die Vorstände Lutz Meschke und Albrecht Reimold – zu bestimmen. Heute sagen die Zuffenhausener auf diesen Vorhalt: “Porsche ist im Juni 2023 die Möglichkeit eingeräumt worden den Aufsichtsratsvorsitz der VfB AG zu übernehmen, hat dies aber nicht explizit gefordert. Mit der Lösung, den Vorsitz mit einem/einer fachlich und persönlich geeigneten Vertreter/Vertreterin des eV zu besetzen, war Porsche immer einverstanden.”

Was passiert, wenn die Mitglieder einen Präsidenten wählen, der den Partnern nicht passt?

Die Frage ist: Wer hat Porsche diese Möglichkeit eingeräumt im Zuge einer auf zwei 20-Millionen-Tranchen angelegten Minderheitsbeteiligung von am Ende gut 10 Prozent? Die Antwort auf diese Frage ist der entscheidende Mosaikstein in dem Rätsel, weil sich aus genau aus diesem Aspekt heraus der Gesamtkonflikt speist. Und sie wird auch ein Stück weit die Zukunft des Bundesliga-Dritten prägen, konkret das Binnenverhältnis zwischen Verein, AG und Anteilseignern. Denn unabhängig von der Person Vogt stellt sich die Frage: Was wird passieren, wenn die Mitglieder einen Präsidenten wählen, der den Partnern nicht passt?

Die Mehrheit der Räte ist nicht zu Unrecht sauer, weil Vogt den Posten nicht wie zugesagt räumte. Der begründete dieses Festhalten am Amt damit: “Weil es die in der Erklärung unterstellte Kandidatur eines Porsche-Vertreters für den Posten als Ratschef nicht gab und bis heute nicht gibt.” Gemeint sein dürfte Porsche-Vizevorstandschef Meschke, der im VfB-Umfeld wesentlich dominanter auftritt als sein Kollege Reimold. Die Absprache also war demnach: Meschke für Vogt. Was nun eben nicht eintrat, weil Porsche ja, siehe oben, den Ratsvorsitz angeblich nie gefordert haben will. Stattdessen wählte das Kontrollgremium Tanja Gönner, die eigentlich den seit Februar schwelenden Konflikt im Aufsichtsrat hatte moderieren sollen, an die Spitze des Gremiums. Keine Investoren-Vertreterin, sondern eine vom e.V. entsandte Aufsichtsrätin – keine feindliche Übernahme, wenn man so will, sondern eine freundliche, weil der e.V. auch weiter den ranghöchsten AG-Vertreter stellt.

Abwahlanträge werden auf der vorgezogenen MV kommen

Dass es kein Präsidiumsmitglied, also ein von den Mitgliedern gewählter Repräsentant wurde, lag laut Gönner an Vogt selbst, wie die ehemalige CDU-Landesministerin ausführt: “Am Ende konzentrierte es sich aufgrund verschiedener Vorkommnisse während des Prozesses, die eine Anzahl anderer Lösungsoptionen nicht mehr möglich machte auf den Vorschlag, dass Claus Vogt ein Mitglied des Präsidiums vorschlagen könne und dieses gewählt würde. Es gab hierbei unterschiedliche Präferenzen, aber hätte Claus Vogt ein Präsidiumsmitglied in der betreffenden Sitzung vorgeschlagen, statt die Sitzung zu verlassen, wäre dieses Mitglied gewählt worden.”

Wenn diese Darstellung stimmt, hätte Vogt die letzte Chance vergeben, das Ausgliederungsversprechen von 2017 zumindest noch einigermaßen zu erhalten. Schließlich wäre dann immerhin ein der Mitgliederversammlung verpflichteter Funktionär an der AG-Spitze. Andererseits: Warum schlugen nicht die übrigen in der Sitzung verbliebenen Räte Adrion oder Christian Riethmüller vor, also die gewählten Präsidiumsmitglieder, sondern Gönner, die nur wenige Tage zuvor an der Seite Meschkes Gespräche mit Vogt und dessen Beistand, dem Vereinsbeiratschef Rainer Weninger, geführt hatte? Womöglich wird genau diese Frage gestellt werden bei der auf den 28. Juli vorgezogenen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart e.V., wenn sich Vogt & Co. Abwahlanträgen stellen müssen – dass diese kommen werden, ist nicht nur an Ostern so sicher wie das Amen in der Kirche.

Benni Hofmann

Xabi Alonsos Treueschwur: Eine trockene Ansage und viel Applaus

Dass Xabi Alonso mindestens eine weitere Saison bei Bayer bleibt, sorgt in Leverkusen für große Freude. Die Fans feiern ihren Erfolgstrainer. Und Robert Andrich, Patrik Schick sowie Simon Rolfes äußern sich zur Entscheidung.

“Es ist gut, dass in dieser Personalie jetzt Klarheit herrscht”: Xabi Alonso bleibt in Leverkusen.

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Die Sprechchöre waren laut und hielten an. Immer und immer wieder intonierten die Bayer-Fans an diesem Samstag den Namen ihres hochgeschätzten Cheftrainers. Und als sich Xabi Alonso nach kurzem Zögern in Richtung der Leverkusener Fankurve aufmachte, da wurden die Gesänge noch mal vehementer, wuchtiger. Es war ein großes Dankeschön.

Einen Tag vor dem 2:1 gegen die TSG Hoffenheim hatte der Baske seinen Entschluss öffentlich gemacht, ein Teil von Bayer 04 bleiben zu wollen. Ein Treueschwur, der zumindest mal für die kommende Saison gilt und für anhaltende Freude bei der Werkself sorgt. Schließlich wäre der Sprung zu einem absoluten internationalen Großklub schon in diesem Sommer möglich gewesen, doch der 42-Jährige, der alsbald zum ersten Leverkusener Meistertrainer werden dürfte, entschied sich dagegen, sieht sich in Leverkusen noch nicht am Ende.

Rolfes freut sich über die geklärte Personalie

“Ganz trocken”, so erzählte es Mittelfeldmann Robert Andrich nun, habe Xabi Alonso die Mannschaft am vergangenen Freitag über diese persönliche Entscheidung informiert. “Er hat gesagt, dass er nirgendwo hingeht, dass er bei uns bleibt, wir haben uns gefreut und applaudiert.”

Bayers Angreifer Patrik Schick erklärte: “Es wäre schade gewesen, wenn er nach dieser Saison gegangen wäre.” Also betonte Leverkusens Nummer 14: “Für die Mannschaft, für den Klub ist das schön.” Nun gebe es keine Spekulationen mehr und “wir haben eine klare Zukunft”.

Zwar schien sich die Bayer-Elf von den vielen Gerüchten und Diskussionen nicht beeinträchtigen zu lassen, sie eilte trotzdem von Sieg zu Sieg, doch auch Geschäftsführer Simon Rolfes sagte am Samstag: “Es ist gut, dass in dieser Personalie jetzt Klarheit herrscht.” In den entscheidenden Wochen kann sich die Werkself nun voll und ganz auf das sportliche Geschehen konzentrieren, “und”, sagte Andrich, “wir wollen noch einiges erreichen”. So besitzt Bayer doch noch alle drei Titeloptionen und hat allerbeste Chancen, das Double aus Meisterschaft und Pokal zu holen.

Xabi Alonso will die Erfolge mit Bayer bestätigen

Rolfes erläuterte, er sei ja im regen Austausch mit Xabi Alonso gewesen. So entwickle man ein Gefühl dafür, “in welche Richtung es geht”. Darum habe ihn die Entscheidung des Trainers auch “nicht sehr überrascht”. Für Bayer sei der Entschluss “hervorragend. Dass er ein begehrter Trainer ist, ist kein Geheimnis. Dass er sich trotzdem für den Verein, die Mannschaft, das Arbeiten hier entscheidet und auch über die Saison hinaus an die positive Entwicklung glaubt, ist für uns ein hervorragendes Zeichen.” Man teile dieselben Ambitionen.

Die sind recht zügig umrissen: Der Erfolg soll bestätigt, der Klub auf ein neues Level gehievt werden. So umschrieb es Xabi Alonso unlängst höchstselbst. Klar ist: Bei dieser Unternehmung kann er auf die ungeteilte Zuneigung der Bayer-Fans setzen. Die Xabi-Alonso-Sprechchöre werden in nächster Zeit noch viel häufiger zu hören sein