Lieberknecht: “Vielleicht haben wir jetzt mal ein richtig schlechtes Spiel”

Personell hat sich die Lage bei Schlusslicht SV Darmstadt 98 entspannt. Nur auf der Trainerbank wird es beim Auswärtsspiel gegen Bremen eine Lücke geben. Doch die Gelbsperre für Torsten Lieberknecht muss nicht zum Nachteil werden.

Fehlt gesperrt: Trainer Torsten Lieberknecht.

Fehlt gesperrt: Trainer Torsten Lieberknecht.

Getty Images

Im Training gibt es für Torsten Lieberknecht keine Hinweise darauf, dass die Mannschaft Schlusslicht ist. Da werde mit viel Energie und Akribie trainiert, die Mannschaft richte sich immer wieder neu aus und auf. Moral und Stimmung seien intakt, von Auflösungserscheinungen keine Spur. Doch nach mehr als vier Monaten ohne Sieg braucht das Team endlich wieder Erfolgserlebnisse, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.

“Vielleicht haben wir ja jetzt mal ein richtig schlechtes Spiel und gewinnen trotzdem 1:0”, sagte Lieberknecht. “Das würde der Mannschaft einfach einen großen Push geben.” Der anstehende Gegner Werder Bremen habe genau von so einem unerwarteten Sieg profitiert und Schwung bekommen. “Das 1:0 gegen Bayern München war für Bremen ein kompletter Brustlöser.”

“Es wäre schöner, wenn ich dabei wäre”

Dabei kann Lieberknecht sein Team allerdings nicht von der Bank aus unterstützen. Er sah gegen Stuttgart (1:2) seine vierte Gelbe Karte in der laufenden Saison und hat damit Innenraumverbot. Auf die Frage, ob das Auswirkungen auf die Partie haben werde, sagte er: “Es wäre schöner, wenn ich dabei wäre. Aber ich glaube nicht.”

Lieberknecht ist Wiederholungstäter. Bei seiner letzten Gelbsperre vor knapp zwei Jahren hatte er das Zweitliga-Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli von der Tribüne aus verfolgen müssen. Auf der Bank wurde er federführend von Co-Trainer Ovid Hajou ersetzt, daneben Videoanalyst Kai Peter Schmitz und Torwarttrainer Dimo Wache sowie Athletiktrainer Christopher Busse im Hintergrund. Vor dem Spiel und in der Halbzeit durfte Lieberknecht aber in der Kabine selbst vor die Mannschaft treten und diese einstimmen.

Ohne Lieberknecht noch ungeschlagen

Statistisch war die Abwesenheit von Lieberknecht bislang nicht zum Nachteil des SV Darmstadt 98. Ohne den Chefcoach gewannen die Lilien bei St. Pauli 2:1. Auch als der Coach im vergangenen Herbst wegen des Schlaganfalls seiner Frau Simone nicht bei der Partie gegen Mainz auf der Bank saß, gab es ein 0:0. Co-Trainer Hajou ist damit noch unbesiegt, wenn er der Hauptverantwortliche war.

Noch besser ist die Statistik von Schmitz, der ebenfalls noch ohne Niederlage ist, wenn er in der Chef-Coach-Verantwortung stand. Neben den beiden Spielen mit Hajou war er vor ziemlich genau fünf Jahren nach der Freistellung von Dirk Schuster für ein Spiel Interimstrainer. Damals siegte die Mannschaft 2:0 gegen. Vor zwei Jahren übernahm Schmitz erneut die Aufgabe des Trainers im Spiel bei Hannover 96, weil Lieberknecht und Hajou in Corona-Quarantäne waren. Damals gab es ein 2:2.

Nur die Langzeitverletzten fehlen noch im Training

Was die Spieler auf dem Platz angeht, so hat sich die Lage beim SV Darmstadt 98 deutlich entspannt. Bis auf die beiden Langzeitverletzten Fraser Hornby (Sprunggelenk-Operation) und Clemens Riedel (Knöchelbruch) standen zuletzt alle Spieler wieder im Training. Bei Braydon Manu, der kurz nach Saisonbeginn ausfiel, werde es aber noch eine Weile dauern, bis er wieder eine Option für die Mannschaft sei, sagte Lieberknecht.

Stephan Köhnlein

Die Liga braucht eine Vision: Fragen und Antworten zum Investoren-Aus

Am Mittwochabend beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) einstimmig das Aus für den möglichen Deal mit einem strategischen Partner. Was steckt dahinter? Wie geht es weiter? Der kicker beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum kippte das Präsidium den Deal letztlich?

Die große Klammer hinter dem Aus waren selbstredend die Fanproteste und deren Folgen. Nachdem vor zwei Wochen einige Klub-Vertreter, angefangen mit Claus Vogt und Dirk Zingler, den Präsidenten des VfB Stuttgart und des 1. FC Union, ob der Umstände des Votums im Dezember eine Neu-Abstimmung ins Spiel gebracht hatten, kippten immer mehr Vereine um. Dass am Montag die Mitgliederversammlung des SC Paderborn den Geschäftsführern des Zweitligisten auf den Weg gab, bei einer möglichen Neuwahl mit “Nein” zu stimmen, zerstörte die ohnehin auf tönernen Füßen stehende Zweidrittel-Mehrheit. Denn im Dezember hatte der SCP noch mit “Ja” gestimmt.

Zudem interessiert sich auch das Bundeskartellamt für die Frage, ob mit der Stimme Martin Kinds 50+1 verletzt wurde, wie zuerst die Sportschau berichtet hatte. Der mit der Bonner Behörde ausgehandelte Kompromiss zu der Regel stand und steht im Feuer. Der Rückzug hatte auch mit Schadensbegrenzung in dieser Sache zu tun und auch damit, am Ende das Gesicht zu wahren. Letztlich sorgte ein Mix aus Fehleinschätzungen seitens der DFL (Hannover-Kind-Konflikt), kommunikativen Unzulänglichkeiten bei zahlreichen Klubs und fragwürdigem Führungsverhalten – wo war im Dezember der Einspruch der Klubvertreter gegen eine geheime Wahl? – für das Aus.

Ist der deutsche Fußball nun erpressbar?

Auf den ersten Blick mag das so wirken. Die Fanszene wisse genau, “wo sie bei uns Verantwortlichen und den Medien die Knöpfe drücken kann, auf die wir reagieren”, hatte Axel Hellmann, der auch im DFL-Präsidium sitzt, vor zehn Tagen gesagt.

Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher erlebte es 2018 quasi hautnah mit, wie erstmals Tennisbälle aufs Feld flogen: Am 19. Februar 2018, als die Hessen RB Leipzig mit 2:1 bezwangen. Die ballwerfenden Eintracht-Fans, von denen auch rund 100 in den Innenraum vorgedrungen waren, sorgten damals im Protest gegen Montagsspiele für eine fünfminütige Verzögerung der Partie. Nachdem die Ultras hatten, was sie wollten, blieb es weitgehend ruhig.

Das lässt zumindest den Schluss zu, dass die organisierten Fans Unterbrechungen nur dann provozieren, wenn Entscheidungen in ihren Augen “rote Linien” betreffen, beispielsweise eine weitere Zerstückelung des Spielplans. So hatten auch Bayern-Fans im September 2023 im DFB-Pokal bei Preußen Münster Tennisbälle geworfen, um gegen die parallele Ansetzung des Super-Cup mit der ersten Pokalrunde zu werfen.

Ebenso heftige Proteste an mehreren Standorten gab es, als kurz vor Corona eine Kollektivstrafe gegen BVB-Fans zur Debatte stand wegen der Beleidigungen gegen Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp. Die Pandemie löste dieses Thema. Wenn es um klubinterne Angelegenheiten ging – ein Beispiel wäre die vielkritisierte Sponsoringpartnerschaft des FC Bayern mit Katar – manifestierte sich Protest bislang in Bannern und Gesängen, nicht aber in der seitens der Fans “ultima ratio” der Spielunterbrechung.

Stehen Zentralvermarktung und die Einheit von Bundesliga und 2. Liga unter Druck?

Freuen wird man sich über das Investoren-Aus weder in München noch in Dortmund, Leipzig oder Leverkusen. Ebensowenig bei der Frankfurter Eintracht, die sich in den vergangenen drei, vier Jahren sportlich wie wirtschaftlich als erster Herausforderer des Top-Quartetts in Position gebracht hat.

Eine endgültige Trennung zwischen Bundesliga und 2. Liga, wie sie im Sommer nach dem damaligen Scheitern des Deals trotzig in den Raum geworfen wurde, wirkt dennoch unwahrscheinlich. Was schon alleine daran liegt, dass mit Hertha BSC, Schalke 04 oder dem Hamburger SV markenbildende Klubs des deutschen Fußballs aktuell im Unterhaus “festsitzen”. Und das ist mit Blick auf die zwischenzeitlich auch abgestiegenen VfB Stuttgart, 1. FC Köln oder Werder Bremen keine Ausnahme, auch Hannover 96, der 1.FC Nürnberg oder der 1. FC Kaiserslautern sind potenzielle Zuschauer- wie Interessemagneten.

Podcast

Das Tuchel-Aus – Chancen und Risiken für den FC Bayern


16:09 Minuten

alle Folgen

Spekuliert wird dagegen über eine Teilautonomie. Dass die Kämpfe um die Geldverteilung nun kommen werden, ist ohnehin normal und passiert in schöner Regelmäßigkeit alle vier Jahre, wenn der nationale Medienrechtedeal ausgehandelt wird. Allerdings steht die 2. Liga unter einem gewissen Druck, weil beispielsweise die Mehrheit der Bundesligisten im Dezember mit 14 Vereinen für den Deal doch erheblich war. Und auch die Großen haben bei eventueller Forderung nach mehr Umverteilung nicht die schlechtesten Argumente.

FC Bayern

Auch Harry Kane war mit dem Beseitigen von Tennisbällen beschäftigt.
IMAGO/Beautiful Sports

Ob das von Kommentatoren ins Spiel gebrachte Damoklesschwert einer Super League wirklich eine Bedrohung für den deutschen Fußball darstellt, sei einmal dahingestellt. Sowohl an der Säbener Straße in München als auch in Dortmund-Brackel weiß man, was das Gros der eigenen Fans von einer weiteren Elitisierung des europäischen Spitzenfußballs hält.

Eine vollständige Trennung der Ligen ginge zudem am Kern der Problematik vorbei: Wie schaffen deutsche Fußballklubs bei zentralen Fragen schnelle Handlungsspielräume für ihre operative Geschäftsführung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Stimmenmehrheit eines zugegebenermaßen schwerfälligen Organs der Mitgliederversammlung eines eingetragenen Vereins?

Welche Folgen hat das Aus für die aktuellen Medienrechte-Verhandlungen?

Aufgehübscht mit dem Ja eines Milliardeninvestments in die finale Phase der Ausschreibung zu gehen, wäre für den bei der DFL für das Thema zuständigen Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel sicher kein Nachteil gewesen. An der grundsätzlichen Attraktivität der Bundesliga für Partner hat sich durch das Aus für Investoren jedoch nichts dramatisch verändert – zudem können Merkel und seine Mitstreiter im aktuellen Momentum auf das dramatische Titelfinale 2023 und das Durchbrechen der bayerischen Dominanz verweisen.

1,1 Milliarden Euro erhält die Liga aus den nationalen Medienrechten aktuell, ein erneutes Erreichen dieser Summe ab der Saison 2025/26 gilt unter Experten als Erfolg. Neue Inhalte (mehr Leuchtturmspiele, Kabinen-Kamera, Interviews mit Spielern bei Busankunft vor dem Spiel) und mehr Zugängen zu den Klubs unter der Woche hoffen die Manager, den Interessenten das Geld entlocken zu können.

Kommen dennoch Investitionen ins Liga-Geschäftsmodell?

Einigkeit, dass diese nötig sind, besteht unter den 36 Gesellschaftern der DFL. Man wird nun sehr genau nachrechnen müssen, was die wichtigsten Investitionen gewesen wären und vielleicht ein abgespecktes Paket schnüren müssen. Bislang scheiterte eine Finanzierung aus dem Bestand heraus, also indem die Klubs auf einen geringen prozentualen Anteil ihrer Mediengeld-Auskehrungen verzichten, daran, dass sich in Schieflage befindliche Vereine aufgrund von bereits verpfändeten Zukunftseinnahmen ein massives Liquiditätsproblem bekommen hätten. Womöglich ließe sich das Problem mit reduzierten Investitionsvolumina verkleinern.

Fällt die Liga nun im Quervergleich zu Italien, Spanien und Frankreich zurück?

Dass die Premier League weit enteilt ist und der Deal auch gar keinen Angriff auf die englische Elite begründen soll, hatten Klub- und Ligaverantwortliche immer wieder betont. Insofern war das häufig aus der Fanszene gebrauchte Argument, man hechle blind England hinterher, ein ziemlich populistisches. Vielmehr ging es darum, mit Ligue 1 und La Liga, die beide mit CVC einen Investor haben, Schritt zu halten, ebenso mit La Liga, die über den Verkauf von Klubanteilen in den vergangenen Jahren an teils jedoch zweifelhafte Investoren aus China Kapital generiert hat.

Umsatztechnisch schreibt die Bundesliga nach kicker-Recherchen für 2022/23 einen Rekord, der status quo fällt also nicht so düster aus. Aber: Während und nach der Corona-Pandemie sind die Erlöse aus den internationalen Medienrechten für die Bundesliga um rund 20 Prozent gesunken, wenngleich zuletzt der Trend umgekehrt werden konnte – diese Einnahmensparte ist in Spanien und Frankreich dagegen gewachsen, was ein Argument dafür darstellt, dass die Liga im Rennen um globale Aufmerksamkeit mindestens unter Druck steht. Will der deutsche Fußball weiter konkurrenzfähig bleiben und zugleich fanorientiert – Stichwort 50+1 – braucht er dringend eine Vision.

Benni Hofmann

Thema
Die Liga und der “strategische Partner”

Die Diskussion um einen DFL-Investor

zum Thema

  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen. 

Teste dein Wissen: Das Quiz zum 23. Spieltag

Der 23. Spieltag in der Bundesliga steht vor der Tür. In München muss dringend gewonnen werden, bereits am Freitag kann Leverkusen vorlegen. Bist du fit für alle neun Partien?

Am Samstag steht in München das Topspiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig statt. 

Am Samstag steht in München das Topspiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig statt. 

IMAGO/Sven Simon

Tabellenführer Bayer Leverkusen und Mainz 05 eröffnen an diesem Freitag den 23. Bundesliga-Spieltag – der Vorsprung der Werkself auf den FC Bayern könnte über Nacht auf elf Punkte ansteigen. Der Rekordmeister ist erst am Samstagabend im Topspiel gegen Leipzig im Einsatz – und will nach zuletzt drei Niederlage inklusive Tuchel-Aus im Sommer endlich mal wieder punkten.

Wie gut kennst du dich rund um die Spiele der 23. Runde aus? Teste dein Wissen im kicker-Quiz. Wer schafft neun Richtige?

Vielen Dank für die Teilnahme!

“Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans”

Am Mittwoch platzte der geplante Investoren-Deal der DFL endgültig. Hier lesen Sie die Stimmen zu dieser Entscheidung.

Der Protest der zahlreichen Fan-Gruppierungen gegen den geplanten Investoren-Deal der DFL zahlte sich aus.

Der Protest der zahlreichen Fan-Gruppierungen gegen den geplanten Investoren-Deal der DFL zahlte sich aus.

IMAGO/Zink

Mitteilung des Private-Equity-Unternehmen CVC als letzter verbliebener Partner-Kandidat: “Wir geben keinen Kommentar.”

Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums: “Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich.”

Thomas Kessen, Sprecher vom Fanbündnis “Unsere Kurve”: Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans. Für alle aktiven Fußball-Fans und alle Mitglieder der Vereine ist das ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und dass eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen.”

Stellungnahme vom Vorstand und Präsidium des VfB Stuttgart: “Wir begrüßen diese nachvollziehbare Entscheidung des DFL-Präsidiums, die uns alle, die wir den Fußball lieben, wieder zusammenkommen lässt. Nun gilt es die Rückschlüsse aus den vergangenen Wochen zu ziehen und hieraus eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam.”

Philip Krämer, stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses: “Der Stopp der Verhandlungen um den Investorendeal durch die DFL ist in meinen Augen richtig und wichtig. Dafür habe ich auch plädiert. In dieser äußerst polarisierten Situation zwischen Fans, Vereinen und Verbänden muss ein gemeinsamer Konsens über die Zukunft des deutschen Fußballs gefunden werden. Die Entscheidung zeigt auch, dass der weitestgehend friedliche Protest der Fans erfolgreich und ein starkes Signal war. Jetzt ist es an den Vereinen, ihre Fans in Zukunft demokratischer in Entscheidungsprozesse einzubinden. Bei den 36 Profi-Vereinen muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass nur ein gemeinsames und geschlossenes Vorgehen erfolgreich sein kann. ”

Karic: “Du kannst dir niemals sicher sein”

Mit dem SV Darmstadt 98 bestreitet Emir Karic seine erste Bundesliga-Saison. Dabei hat er vor allem gelernt, wie schnell Fehler bestraft werden. Die Kritik an der Qualität seiner Flanken kann er allerdings nicht nachvollziehen.

In Schräglage: Emir Karic und Aufsteiger Darmstadt 98 befinden sich nach 22 Spieltagen in akuter Abstiegsgefahr.

In Schräglage: Emir Karic und Aufsteiger Darmstadt 98 befinden sich nach 22 Spieltagen in akuter Abstiegsgefahr.

IMAGO/HMB-Media

In den vergangenen drei Partien stand Emir Karic jeweils in der Startformation des SV Darmstadt 98. Ob das jedoch auch im anstehenden Auswärtsspiel bei Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) der Fall sein wird, ist offen. Trainer Torsten Lieberknecht bewerte Woche für Woche sehr stark nach Trainingseindrücken. “Deswegen kannst du dir niemals sicher sein. Selbst wenn du in der Partie davor top warst, kann es sein, dass du das nächste Spiel nicht spielst”, sagt der 26 Jahre alte Österreicher.

Starke Konkurrenz auf der Stammposition

Karic bevorzugte Position ist die linke Außenbahn. Da hat er in Fabian Nürnberger und Winterneuzugang Gerrit Holtmann zwei spielstarke Konkurrenten, die allerdings zuletzt von Verletzungen zurückgeworfen wurden. Mit seiner Wucht und Dynamik setzt Karic immer wieder Ausrufezeichen. Die Qualität seiner Flanken sorgt jedoch immer wieder für Diskussionen, auch wenn er selbst das nicht so recht nachvollziehen kann.

Natürlich kämen nicht alle seine Flanken an, aber das sei ja bei jedem Außenbahnspieler so. “Es gibt Leute, die fangen mit solchen Sachen an, dann springen andere auf den Zug und das zieht sich so durch. Wenn dann mal von fünf Flanken eine nicht ankommt, dann wird eben nur über diese eine gesprochen”, moniert er.

Podcast

Das Tuchel-Aus – Chancen und Risiken für den FC Bayern

16:09 Minuten

alle Folgen

Neue Optionen mit Polter

Mit der Verpflichtung von Sebastian Polter als kopfballstarken Strafraumstürmer habe man neue Optionen vor dem gegnerischen Tor. Das Spiel der Lilien sei jedoch ohnehin nicht so sehr darauf ausgelegt, dass die Außenspieler von der Grundlinie flankten. Und auch Luca Pfeiffer habe das vorher im Angriff nicht schlecht gemacht. Das Thema Kopfballspiel wird aus Sicht von Karic in diesem Zusammenhang etwas übermäßig strapaziert.

Was Karic in der Bundesliga nach eigener Aussage gelernt hat, ist die Tatsache, dass schon sehr kleine Fehler – etwa, wenn man den Raum nicht schließe – sehr schnell ausgenutzt würden und häufig auch zum Tor führten, wie Karic selbst im Spiel gegen Dortmund beim ersten Treffer der Gäste schmerzlich erfahren musste.

SV Darmstadt: Die nächsten Gegner

Zukunft im Sommer ist offen

Mit 26 befindet er sich im besten Fußballeralter. Beim Thema Nationalmannschaft habe es im vergangenen Sommer Kontakte gegeben. Doch im Moment gebe es nichts Konkretes mit Blick auf die Europameisterschaft im Sommer. “Vielleicht ja, wenn die Flanken noch besser werden”, sagt er lachend.

Ebenfalls im Sommer läuft nach drei Jahren sein Vertrag bei den Lilien aus. Wie es dann weitergeht, steht noch in den Sternen. “Es gibt jetzt wichtigere Sachen”, sagt er. Wenn ein neuer Sportchef da sei, werde der sich darum kümmern müssen. Im Moment liege der Fokus darauf, dass man am Samstag drei Punkte in Bremen hole.

Stephan Köhnlein

Darmstadts Nachteil, den richtigen Trainer zu haben

Im Abstiegskampf verzichtet der SV Darmstadt 98 aus gutem Grund auf ein beliebtes Instrument: den Trainerwechsel. Das kommende Spiel in Bremen steigt dennoch ohne Torsten Lieberknecht.

Darf am Samstag nicht auf der Bank sitzen: Lilien-Coach Torsten Lieberknecht

Darf am Samstag nicht auf der Bank sitzen: Lilien-Coach Torsten Lieberknecht

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Steht ein Klub tief im Tabellenkeller, muss der Trainer früher oder später gehen. Dieses Fußballgesetz gilt von der Bundesliga bis in die C-Klasse, von Flensburg bis Berchtesgaden. In aller Regel, versteht sich. Darmstadt ist eine der Ausnahmen, wohlgemerkt aus gutem Grund.

Es gibt keinerlei Anlass zu glauben, dass es ohne Torsten Lieberknecht bei den Lilien besser laufen würde. Im Gegenteil: Der 50-Jährige macht mit seiner Mannschaft konstant kleine Fortschritte. Gewissermaßen ist der Vorteil, den passenden Trainer schon zu haben, aber auch ein Nachteil.

Stichwort Trainerwechsel-Effekt. Der Konkurrent aus Mainz profitierte schon zweimal, dort hat jeder Wechsel in dieser Saison im folgenden Spiel drei Punkte gebracht. Die könnten die Lilien nach 15 sieglosen Spielen dringend gebrauchen – und haben daher, wenn auch unfreiwillig, eine Lösung gefunden.

Interims-Duo mit guter Bilanz

Lieberknechts Gelbe Karte am Samstag war die vierte in dieser Saison, heißt: Am Samstag in Bremen (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) dürfen sich die Co-Trainer Ovid Hajou und Kai-Peter Schmitz als Interims-Duo versuchen; ihr vierter Einsatz in dieser Funktion. Mit ihrem speziellen Trainerwechsel-Effekt haben sie in Darmstadt bisher nur gute Erfahrungen gemacht: Am 22. Spieltag der Saison 2021/22 fehlte Lieberknecht wegen COVID-19 beim 2:2 in Hannover sowie am 31. Spieltag gelbgesperrt beim 2:1 auf St. Pauli. Am elften Spieltag dieser Saison verpasste Lieberknecht aus privaten Gründen das Spiel gegen Mainz (0:0).

Die Bewertung der Lage am Böllenfalltor wird derweil immer diffiziler. Die spielerischen Fortschritte in der Offensive sind unverkennbar. Gegen den VfB bewies das Team einmal mehr, was Lieberknecht danach betonte: “Uns nur darauf zu reduzieren, dass wir nur kämpfen und darauf aus sind, Spiele zu zerstören, ist falsch.” Auch die Zahl der individuellen Fehler in der Defensive geht klar zurück. “Seit der Rückrunde haben wir eine reifere Art”, ergänzt der Cheftrainer.

Sollen wir jetzt die Tasche packen und sagen, wir treten nicht mehr an?

Sebastian Polter

Auch in puncto Einsatzbereitschaft kratzen die Spieler trotz fortwährender Rückschläge weiter am Maximum. “Sollen wir jetzt die Tasche packen und sagen, wir treten nicht mehr an? Nein, wir können sehr stolz auf uns sein – mit den kleinen Mankerl, dass wir die Tore nicht gemacht haben. Wir können aber jede Woche in den Spiegel schauen und wissen, dass wir alles auf dem Platz gelassen haben. Wir werden den Platz umpflügen bis zum Ende der Saison und mit diesem Stolz weiterspielen”, betont Sebastian Polter nach dem 1:2 gegen den VfB Stuttgart. Das Problem: Unterm Strich macht sich das alles (noch) nicht in den Ergebnissen bemerkbar.

Glaubhafter Optimismus

Das Team schießt einfach zu wenige Tore, in fünf Rückrundenspielen erst drei. Dabei wird die Strafraumbesetzung immer besser, die Zahl der Chancen steigt, Stoßstürmer Polter ergänzt das Team gut und die Abläufe werden besser. Doch wenn man weiter so verschwenderisch mit den Gelegenheiten umgeht, hilft alles nichts. Als Aaron Seydel in der Nachspielzeit gegen den VfB den Ball nach einer tollen Kombination mit Polter und Oscar Vilhelmsson in den Winkel zirkelte und die Torflaute beendete, war das nur noch Ergebniskosmetik.

Alle diese Aspekte sorgen aber zumindest dafür, dass es an Mutmachern nicht mangelt. “Wir bleiben glaubhaft optimistisch, nicht gespielt”, sagte Lieberknecht überzeugend. Er ist und bleibt eben der richtige Mann.

Moritz Kreilinger

Erstmals mehr Zuschauer in den Zweitligastadien als im Oberhaus

Die Fans haben am Wochenende für ein Novum gesorgt. Erstmals waren bei den neun Zweitligaspielen mehr Zuschauer in den Stadien als in denen der 1. Bundesliga.

Topkulissen: In der 2. Liga war auf Schalke am meisten los, in der Bundesliga in Köln.

Topkulissen: In der 2. Liga war auf Schalke am meisten los, in der Bundesliga in Köln.

An Klubs mit starkem Fanaufkommen mangelt es der 2. Liga nicht. 13 frühere Bundesligaklubs gehen an den Start, acht Teams spielten bereits im Europapokal der Landesmeister oder der Champions League. Zu den neun Klubs, die seit 1903 die Deutsche Meisterschaft (DFB) am häufigsten gewannen, gehören vier Zweitligisten (1. FC Nürnberg, Schalke, HSV, 1. FC Kaiserslautern). Jede Menge Tradition also – und das schlägt sich auch auf die Zuschauerzahlen um.

Insgesamt fanden sich 284.643 Zuschauer in die neun Zweitligastadien am 22. Spieltag ein. Beim Kellerduell zwischen Schalke und Wehen Wiesbaden waren es mit 60.542 die meisten, es folgen Berlin (52.652 gegen Magdeburg), Nürnberg (35.462 gegen Kaiserslautern), Hannover (31.500 gegen Fürth), St. Pauli (29.546 gegen Braunschweig), Rostock (27.500 gegen den HSV), Karlsruhe (26.563 gegen Düsseldorf), Paderborn (12.852 gegen Kiel) und Elversberg (8.026 gegen Osnabrück). Volle Hütte vermeldeten dabei übrigens lediglich Rostock und St. Pauli. 

Und in der Bundesliga? Dort waren es am 22. Spieltag “nur” 261.099 Fans, die die neun Spiele verfolgten. Am meisten Zuschauer strömten zur Partie am Freitagabend zwischen Köln und Bremen (50.000). Leipzig (44.822 gegen Mönchengladbach), Freiburg (34.700 gegen Frankfurt), Wolfsburg (28.917 gegen Dortmund), Bochum (26.000 gegen den FC Bayern), Mainz (24.800 gegen Augsburg), Hoffenheim (19.050 gegen Union), Darmstadt (17.810 gegen Stuttgart) und Heidenheim (15.000 gegen Leverkusen) reihten sich dahinter ein. Vier Stadien meldeten ausverkauft (Köln, Heidenheim, Darmstadt, Freiburg).

Die 261.099 Zuschauer waren der geringste Wert in der Bundesliga, seit die Corona-Beschränkungen wieder aufgehoben wurden. Der Zuschauerrekord in der Bundesliga liegt bei 485.210 Zuschauern am 33. Spieltag 2009/10, damals waren es also fast doppelt so viele wie an diesem Bundesligaspieltag.

In der 2. Liga wurde der Wert von 284.643 in der Historie zweimal übertroffen – beide Male in dieser Saison: am 6. Spieltag mit 297.163 Zuschauern und am 12. Spieltag mit 292.128 Zuschauern. Elf der zwölf zuschauerreichsten Zweitligaspieltage stammen aus dieser Saison. Nur der 33. Spieltag 2015/16 auf Platz sechs im ewigen Ranking kommt da dazwischen.

In Bezug auf den Zuschauerschnitt liegt die Bundesliga allerdings klar vorne. Den 39.068 Zuschauern im Oberhaus stehen in der 2. Liga 28.358 Zuschauer gegenüber.

Magath heute in Darmstadt – Hertha reist ins Trainingslager

Zweitligafußball live und ein Trainingslager: Hertha BSC bereitet sich auf die Relegation vor. Torwart Marcel Lotka verpasst das Hinspiel womöglich.

Nimmt heute Darmstadt unter die Lupe: Hertha-Trainer Felix Magath.

Nimmt heute Darmstadt unter die Lupe: Hertha-Trainer Felix Magath.

IMAGO/Laci Perenyi

Felix Magath erlebte das Ende des Regenerationstrainings am Sonntag nicht mehr mit: Der Hertha-Trainer machte sich auf den Weg nach Darmstadt, um im Heimspiel der Lilien gegen den SC Paderborn (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) einen möglichen Relegationsgegner unter die Lupe zu nehmen.

Zwar hatte Magath noch Ende April prophezeit, Hertha werde gegen den Hamburger SV um den Klassenerhalt spielen, doch weil er den HSV bereits gut kennt, entschied er sich für den Trip nach Darmstadt. In Rostock, wo der HSV heute antritt, ist dafür sein Assistent Mark Fotheringham vor Ort, der das Training am Sonntag leitete.

Derzeit sind die Hamburger Tabellendritter in der 2. Bundesliga, auch der Zweite Werder Bremen und der Vierte Darmstadt kommen vor dem 34. Zweitliga-Spieltag aber noch als Hertha-Gegner infrage. Am Sonntag wurde bekannt, dass Magaths Mannschaft zwei Tage vor dem Relegationshinspiel in Berlin am Donnerstag ein Kurztrainingslager im brandenburgischen Kienbaum beziehen wird.

Lotka: Leichte Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch

Nicht im Training waren am Sonntag Marcel Lotka und Kevin-Prince Boateng. Torwart Lotka war beim 1:2 in Dortmund am Samstag kurz vor Ende der ersten Hälfte gegen den Pfosten geprallt, spielte aber durch. Am Sonntag musste er sich untersuchen lassen – die Diagnose: leichte Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch. Der 20-Jährige droht im Relegationshinspiel auszufallen. Boateng war wegen “privater Themen” vom Training freigestellt.

Magath heute in Darmstadt – Hertha reist ins Trainingslager

Zweitligafußball live und ein Trainingslager: Hertha BSC bereitet sich auf die Relegation vor. Torwart Marcel Lotka verpasst das Hinspiel womöglich.

Nimmt heute Darmstadt unter die Lupe: Hertha-Trainer Felix Magath.

Nimmt heute Darmstadt unter die Lupe: Hertha-Trainer Felix Magath.

IMAGO/Laci Perenyi

Felix Magath erlebte das Ende des Regenerationstrainings am Sonntag nicht mehr mit: Der Hertha-Trainer machte sich auf den Weg nach Darmstadt, um im Heimspiel der Lilien gegen den SC Paderborn (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) einen möglichen Relegationsgegner unter die Lupe zu nehmen.

Zwar hatte Magath noch Ende April prophezeit, Hertha werde gegen den Hamburger SV um den Klassenerhalt spielen, doch weil er den HSV bereits gut kennt, entschied er sich für den Trip nach Darmstadt. In Rostock, wo der HSV heute antritt, ist dafür sein Assistent Mark Fotheringham vor Ort, der das Training am Sonntag leitete.

Derzeit sind die Hamburger Tabellendritter in der 2. Bundesliga, auch der Zweite Werder Bremen und der Vierte Darmstadt kommen vor dem 34. Zweitliga-Spieltag aber noch als Hertha-Gegner infrage. Am Sonntag wurde bekannt, dass Magaths Mannschaft zwei Tage vor dem Relegationshinspiel in Berlin am Donnerstag ein Kurztrainingslager im brandenburgischen Kienbaum beziehen wird.

Lotka: Leichte Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch

Nicht im Training waren am Sonntag Marcel Lotka und Kevin-Prince Boateng. Torwart Lotka war beim 1:2 in Dortmund am Samstag kurz vor Ende der ersten Hälfte gegen den Pfosten geprallt, spielte aber durch. Am Sonntag musste er sich untersuchen lassen – die Diagnose: leichte Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch. Der 20-Jährige droht im Relegationshinspiel auszufallen. Boateng war wegen “privater Themen” vom Training freigestellt.

Relegation 2022: Termine, Teams, TV – und eine neue Regel

Zwei von vier Teilnehmern an der Relegation 2022 stehen schon fest. Die wichtigsten Infos auf einen Blick.

Wer setzt sich Ende Mai in der Relegation durch?

Wer setzt sich Ende Mai in der Relegation durch?

imago images / Hartenfelser

Bundesliga – 2. Bundesliga:

Hinspiel am 19. Mai (20.30 Uhr): Hertha BSC – Tabellendritter 2. Bundesliga
Rückspiel am 23. Mai (20.30 Uhr): Tabellendritter 2. Bundesliga – Hertha BSC

Beide Spiele live bei Sky und Sat.1

Relegation 2022

In der Bundesliga hat es nach einem dramatischen Finale Hertha BSC noch erwischt, das durch die Niederlage in Dortmund noch vom VfB Stuttgart (2:1 gegen den 1. FC Köln) überholt wurde. In der Tabelle der 2. Bundesliga belegt einen Spieltag vor Schluss der Hamburger SV den dritten Platz, Werder Bremen (2.) und der SV Darmstadt 98 (4.) könnten ebenfalls noch Dritter werden. Der FC St. Pauli (5.) ist angesichts der klar schlechteren Tordifferenz gegenüber dem HSV aus dem Rennen.

2. Bundesliga – 3. Liga:

Hinspiel am 20. Mai (20.30 Uhr): 1. FC Kaiserslautern – Dynamo Dresden
Rückspiel am 24. Mai (20.30 Uhr): Dynamo Dresden – 1. FC Kaiserslautern

Beide Spiele live bei Sky und Sat.1

Neue Regel:

Die Auswärtstorregel wird analog zum Europapokal ab dieser Saison auch in der Relegation nicht mehr angewendet. Das heißt: Herrscht nach Hin- und Rückspiel Torgleichstand, geht es – unabhängig davon, wer mehr Auswärtstore erzielt hat – in die Verlängerung und gegebenenfalls ins Elfmeterschießen. Noch 2018/19 hatte sich Union Berlin dank der Auswärtstorregel gegen den VfB Stuttgart durchgesetzt, ein Jahr später Werder Bremen gegen den 1. FC Heidenheim.

So lief die Relegation 2020/21