Aufbruchstimmung in Aachen: Auch Vereins-Ikone Meijer fiebert mit

Der Traditionsverein fiel tief, nun aber steht Alemannia Aachen vor der Rückkehr in den Profifußball. Auch eine Alemannia-Legende verfolgt die Entwicklungen der letzten Jahre.

Ein Bild aus dem Jahr 2006: Erik Meijer feiert mit den Anhängern den Bundesligaaufstieg seines Teams.

Ein Bild aus dem Jahr 2006: Erik Meijer feiert mit den Anhängern den Bundesligaaufstieg seines Teams.

imago/Team 2

Regionalliga West

Allein der Name Tivoli löst bei Fußballromantikern Gänsehaut aus, und auch die Fans von Alemannia Aachen sind in ihrem bedingungslosen Support nach wie vor erstklassig. Jahrelang lag der Traditionsverein sportlich und finanziell am Boden, nun steht der frühere Europapokalteilnehmer nach elf Jahren Viertklassigkeit vor der Rückkehr in den Profifußball.

Die Alemannia geht mit komfortablen acht Punkten Vorsprung in die heiße Phase der Regionalliga West. Seit Anfang November kassierte Aachen keine Niederlage mehr. “Es ist eine Riesenstimmung und es herrscht ein sehr positives Gefühl”, sagte Alemannia-Legende Erik Meijer dem SID. Der ehemalige Stürmer und frühere Geschäftsführer der “Öcher” ist dem Klub noch immer verbunden und spürt eine Aufbruchstimmung im und um den Verein. “Die Leute haben alle den Glauben und das Vertrauen, dass diese Truppe es schaffen kann, wieder in den Profibereich zurückzukehren”, sagte der Sky-Experte.

DFB-Pokal-Halbfinale

Meijer selbst erlebte am Tivoli die glorreichsten Zeiten hautnah, er schoss Aachen gegen Bayern München 2004 sensationell ins Halbfinale des DFB-Pokals. Es folgte der Durchmarsch ins Finale gegen Werder Bremen und die Qualifikation für den UEFA Cup.

Aber auch beim tragischen Fall der einstigen Europapokal-Sensation in die 3. Liga war Meijer als Sportdirektor mitverantwortlich. Der Absturz des Traditionsvereins in die Drittklassigkeit sei “eine schwarze Seite in meinem Buch, weil ich selber gesehen habe, wie schön es bei diesem Klub ist und welch schöne Erfolge wir in den Jahren feiern konnten, als ich als Spieler dort aktiv war”. Nur ein Jahr später wurde es richtig düster, nach einer Saison wurde Aachen in die Regionalliga durchgereicht.

Steine oder Beine

Für Meijer war besonders der Bau des 2009 eröffneten neuen Tivoli ein Grund für die lange Misere. “Es wurde ein Stadion gebaut, das für die Bundesliga ist, aber wenn du Realist bist, war es natürlich Quatsch. Du kannst entweder in Steine oder in Beine investieren, beides ging nicht zu der Zeit. Der Bau des Stadions war der Genickbruch.” Es dauerte, bis sich die Alemannia von diesem erholte. Nur in der Saison 2015 hatte der Klub als Tabellenzweiter lange Aussichten auf den Wiederaufstieg, mehr als Rang sechs war ansonsten nie drin. Bis jetzt.

Der Bau des Stadions war der Genickbruch.

Erik Meijer

Im neuen Tivoli begeistert die Alemannia in diesem Jahr die Massen, Zuschauerzahlen jenseits der 20.000 sind keine Seltenheit. Mehr als 27.000 Fans kamen gar zum Saisonauftakt in der Regionalliga. Sie mögen geahnt haben, wo der Weg hinführen könnte.

Auch Ikone Meijer besuchte einen Ex-Klub im Februar beim Viertelfinalspiel des Landespokals Mittelrhein und war begeistert. “Von dem, was ich jetzt gesehen habe und wie die Qualität auf dem Platz ist, war ich überrascht, wie gut Alemannia Aachen im Moment Fußball spielt”, schwärmte er.

“Langfristige Vision”: Ahlen plant die Zukunft mit Joppe

Rot Weiss Ahlen hat nach einigen Trainerwechseln in der jüngeren Vergangenheit mit Björn Joppe offenbar den passenden Coach gefunden. Zumindest wurde der Vertrag mit ihm bis 2026 verlängert. Der Kontrakt gilt unabhängig davon, ob an der Werse nächstes Jahr Regionalliga- oder Oberliga-Fußball gespielt wird.

Kämpft mit Rot Weiss Ahlen um den Klassenerhalt in der Regionalliga West: Trainer Björn Joppe

Kämpft mit Rot Weiss Ahlen um den Klassenerhalt in der Regionalliga West: Trainer Björn Joppe

IMAGO/Funke Foto Services

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

In der jüngeren Vergangenheit war das Polster auf der Trainerbank von Rot Weiss Ahlen schneller als anderswo durchgescheuert. Nicht die Sitzunterlage an sich, sondern der Mann, der darauf Platz nahm, wurde beim ehemaligen Zweitligisten in gewisser Regelmäßigkeit ausgetauscht. Damit soll erstmal Schluss sein, am Dienstag verkündete RWA, dass der Vertrag mit Coach Björn Joppe bis 2026 verlängert wurde. Ein bemerkenswertes Signal, rangieren die Ahlener in der Regionalliga West schließlich im Moment auf dem vorletzten Tabellenplatz.

“Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft und unser Team und das wollen wir auch in der aktuell schwierigen Lage zeigen”, unterstreicht Vorstandsmitglied Dennis Kocker in einer Meldung. Der 1. Vorsitzende des Vereins Dietmar Kupfernagel ergänzt: “Diese Entscheidung unterstreicht das Vertrauen des Vereins in die langfristige Vision und die herausragenden Fähigkeiten von Joppe und seinem Team als Trainer unserer ersten Mannschaft.”

Kupfernagel singt ein regelrechtes Loblied auf den 45-jährigen Übungsleiter: “Sein unermüdliches Engagement und seine Fähigkeit, das Beste aus jedem Spieler herauszuholen, haben dazu beigetragen, dass das Team eine starke Einheit bildet, die bereit ist, jede Herausforderung anzunehmen.” Die aktuelle Herausforderung heißt Klassenerhalt. Wenn RWA den Gang in die Oberliga antreten müsste, soll Joppe den Karren federführend aus dem Sumpf ziehen: “Auch im Falle eines nicht gewollten Abstieges wollen wir mit Björn in die Zukunft gehen und mit einem klaren Konzept den sportlichen Erfolg schnell zurückbringen. Daher haben wir den Vertag mit Björn auch um zwei Jahre verlängert”, begründet Kocker.

Joppe freut sich über das Vertrauen der Verantwortlichen und möchte es mit harter und erfolgreicher Arbeit zurückzahlen:  “Wir können den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen. Für mich war es immer wichtig zu zeigen, dass wir gemeinsam etwas in Ahlen entwickeln können.”

“Langfristige Vision”: Ahlen plant die Zukunft mit Joppe

Rot Weiss Ahlen hat nach einigen Trainerwechseln in der jüngeren Vergangenheit mit Björn Joppe offenbar den passenden Coach gefunden. Zumindest wurde der Vertrag mit ihm bis 2026 verlängert. Der Kontrakt gilt unabhängig davon, ob an der Werse nächstes Jahr Regionalliga- oder Oberliga-Fußball gespielt wird.

Kämpft mit Rot Weiss Ahlen um den Klassenerhalt in der Regionalliga West: Trainer Björn Joppe

Kämpft mit Rot Weiss Ahlen um den Klassenerhalt in der Regionalliga West: Trainer Björn Joppe

IMAGO/Funke Foto Services

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

In der jüngeren Vergangenheit war das Polster auf der Trainerbank von Rot Weiss Ahlen schneller als anderswo durchgescheuert. Nicht die Sitzunterlage an sich, sondern der Mann, der darauf Platz nahm, wurde beim ehemaligen Zweitligisten in gewisser Regelmäßigkeit ausgetauscht. Damit soll erstmal Schluss sein, am Dienstag verkündete RWA, dass der Vertrag mit Coach Björn Joppe bis 2026 verlängert wurde. Ein bemerkenswertes Signal, rangieren die Ahlener in der Regionalliga West schließlich im Moment auf dem vorletzten Tabellenplatz.

“Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft und unser Team und das wollen wir auch in der aktuell schwierigen Lage zeigen”, unterstreicht Vorstandsmitglied Dennis Kocker in einer Meldung. Der 1. Vorsitzende des Vereins Dietmar Kupfernagel ergänzt: “Diese Entscheidung unterstreicht das Vertrauen des Vereins in die langfristige Vision und die herausragenden Fähigkeiten von Joppe und seinem Team als Trainer unserer ersten Mannschaft.”

Kupfernagel singt ein regelrechtes Loblied auf den 45-jährigen Übungsleiter: “Sein unermüdliches Engagement und seine Fähigkeit, das Beste aus jedem Spieler herauszuholen, haben dazu beigetragen, dass das Team eine starke Einheit bildet, die bereit ist, jede Herausforderung anzunehmen.” Die aktuelle Herausforderung heißt Klassenerhalt. Wenn RWA den Gang in die Oberliga antreten müsste, soll Joppe den Karren federführend aus dem Sumpf ziehen: “Auch im Falle eines nicht gewollten Abstieges wollen wir mit Björn in die Zukunft gehen und mit einem klaren Konzept den sportlichen Erfolg schnell zurückbringen. Daher haben wir den Vertag mit Björn auch um zwei Jahre verlängert”, begründet Kocker.

Joppe freut sich über das Vertrauen der Verantwortlichen und möchte es mit harter und erfolgreicher Arbeit zurückzahlen:  “Wir können den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen. Für mich war es immer wichtig zu zeigen, dass wir gemeinsam etwas in Ahlen entwickeln können.”

“Definitiv ein Endspiel”: Rot Weiss Ahlen hilft gegen Wegberg-Beeck nur ein Sieg

In der Regionalliga West kommt es am Wochenende zum Kellershowdown. Mit Ahlen vs. Wegberg-Beeck und Lippstadt vs. Velbert sind die vier Schlusslichter unter sich. Für RWA und die SSVg sind es womöglich bereits Endspiele.

Yannick Debrah fehlt Ahlen am Samstag gesperrt.

Yannick Debrah fehlt Ahlen am Samstag gesperrt.

FUNKE Foto Services

Mehr zur Regionalliga West

Wie oft noch in Ahlen das Finale, die Mutter aller Abstiegsduelle, der Pflichtsieg, das Schicksalsspiel ausgerufen wird, man weiß es nicht. Da waren sich Trainer Björn Joppe und alle anderen einig: Sechs Punkte gegen Gütersloh und Wegberg-Beeck – oder Tod! Nach dem 1:1 gegen den FCG nun die Erkenntnis eins: Das wird nichts mehr mit dem halben Dutzend. Die zweite Erfahrung: man lebt ja immer noch. Und deshalb Erkenntnis Nummer drei: Jetzt gegen Wegberg-Beeck muss es aber klappen. Ganz bestimmt.

“Definitiv ein Endspiel”, macht Joppe erneut neun Partien vor Ende klar. “Es kommen später noch alle von oben gegen uns. Auf dem Papier ist da immer noch was drin, aber von allen haben wir es dann am schwersten.” Auch wenn RW Ahlen als Favoritenschreck bekannt und gefürchtet ist – fünf Punkte Abstand auf einen sicheren Nichtabstiegsrang (oder dann noch mehr) sind eine hammerharte Bürde.

Dass man nach nur einem Zähler gegen Gütersloh aber noch etwas flach atmet am Werseufer liegt natürlich daran, dass die Konkurrenz allesamt Federn ließ. Kein Glücksfall, den man in Zukunft einkalkulieren darf.

Nur zwei Punkte aus sechs Spielen

Nach vier Niederlagen am Stück, aber dem jetzt zweiten Unentschieden, kündigt sich da rechtzeitig ein zweites Zwischenhoch an? Immerhin war die Truppe gegen Gütersloh größtenteils die dominantere Mannschaft mit deutlich weniger Individualfehlern als sonst. Wenn auch nach der Pause etwas Druck und Konsequenz litten. “Der Schiedsrichter hatte Schuld”, stellte Joppe fest, nachdem eine Elfmeter-Konzessionsentscheidung zum 1:1 geführt hatte. Aber eine mit Ansage: Allen Ahlener Spielern war nach zwei strittigen Szenen vorher klar – der nächste Gütersloher, der umfällt, bekommt den Pfiff.

So was wird beim Abstiegsgipfel am Samstag gegen Wegberg-Beeck nicht als Entschuldigung herhalten dürfen. “Für solche Spiele leben wir ja den Fußball”, genießt Joppe den Druck sogar. “So einen Druck kenn’ ich doch, seit ich in Ahlen bin.”

Nachholspiele

Nicht gut für den Spielfluss ist die Gelb-Sperre von Yannick Debrah, der offensiv zuletzt gute Akzente setzte. Dafür kommt mit mit Ömer Uzun eine Alternative für die Spitze zurück. Ob allerdings auch Spielmacher Luka Tankulics Bandscheiben schmerzfrei gespritzt werden können, ist offen. “In vier Wochen kann ich der Mannschaft nicht mehr helfen”, drückt Tankulic auf die Tube. Zuletzt beim Trainer durchaus auch in der Kritik, bleibt der Führungsspieler eine Identifikationsfigur. “Gegen Gütersloh kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen, ein Punkt aber reicht natürlich auf Dauer nicht”, sagt er. Und rechnet seinen Verein dann doch raus aus der Zwickmühle. “Gegen Wegberg-Beeck ist es ein Sechs-Punkte-Spiel”, betont Tankulic. Und so käme RW Ahlen im Erfolgsfall doch noch auf sieben Zähler. Am Ende mehr als erwartet.

Abstiegskampf auch in Lippstadt

Aber nicht nur im Wersestadion ist am Samstag Abstiegskampf angesagt. Parallel treffen auch der SV Lippstadt und die SSVg Velbert aufeinander. Die Situation des Schlusslichts ist nahezu identisch mit der Ahlens. Heißt: Tod oder Gladiolen. Bei der SSVg plant man deshalb auch bereits zweigleisig die neue Saison, auch wenn die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt.

Uwe Gehrmann

“Wir sind keine Träumer”: SSVg Velbert plant zweigleisig – personell und finanziell

Nach der 0:5-Klatsche im Derby beim Wuppertaler SV ist der Druck auf Tabellenschlusslicht SSVg Velbert im Kampf um den Klassenverbleib weiter gestiegen. Dennoch sei aufgeben keine Option.

Velberts Präsident Oliver Kuhn (links) will bis Saisonende auf Interimstrainer Andre Adomat setzen.

Velberts Präsident Oliver Kuhn (links) will bis Saisonende auf Interimstrainer Andre Adomat setzen.

IMAGO/Funke Foto Services

Mehr zur Regionalliga West

Bei sechs Punkten Rückstand zu einem sicheren Nichtabstiegsplatz hilft am Samstag (ab 14 Uhr) in der Nachholpartie beim direkten Konkurrenten SV Lippstadt 08 (vier Zähler vor Velbert) wohl nur ein Sieg, um noch einmal neue Hoffnung zu schöpfen.

Von einem “Endspiel” will Oliver Kuhn zwar noch nicht sprechen. “Aber die Begegnung hat ganz klar richtungweisenden Charakter”, formuliert Velberts langjähriger Vereinspräsident (seit mehr als 27 Jahren im Amt) im kicker-Gespräch. “Wir müssen zusehen, dass wir jetzt bald auch mal zwei Spiele hintereinander gewinnen, um unsere Position entscheidend zu verbessern.” Das nämlich gelang in dieser Saison noch nie.

Kuhn gibt sich kämpferisch, sieht “noch alle Chancen” auf eine weitere Spielzeit in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. “Mit sechs Punkten Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen befinden wir uns nach wie vor in Schlagdistanz. Aufgeben ist keine Option”, so der Vereinsboss: “Um weiter im Rennen zu bleiben, dürfen wir aber nach dem Spiel in Lippstadt auf gar keinen Fall mit leeren Händen dastehen.”

“Wir haben alles in der eigenen Hand”

Mut macht auch das Restprogramm. Unter anderem trifft die SSVg Velbert vor eigenem Publikum noch auf die direkten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach U 23 und FC Wegberg-Beeck, gastiert außerdem bei Mitaufsteiger SC Paderborn 07 II, der auch noch nicht gesichert ist. Aus dem Spitzenquartett der Liga geht es nur noch gegen Ligaprimus Alemannia Aachen, allerdings auch erst zum Saisonfinale.

“Wir haben alles in der eigenen Hand”, betont Oliver Kuhn, der dabei auch die Situation im Abstiegskampf der 3. Liga im Blick hat. “Wir wissen, dass nur drei Mannschaften aus der Regionalliga West absteigen, wenn sich alle NRW-Teams in der 3. Liga halten. Das ist zumindest nicht unmöglich”, so Velberts Präsident. Aktuell belegt der MSV Duisburg einen Abstiegsplatz, befand sich aber zuletzt im Aufwärtstrend. Auch Arminia Bielefeld muss jedoch gehörig zittern.

Wir sind keine Träumer und wussten, worauf wir uns in der Regionalliga einlassen.

Oliver Kuhn, Präsident der SSVg Velbert

Grundsätzlich plant die SSVg Velbert bereits zweigleisig – personell und finanziell. “Wir sind keine Träumer und wussten, worauf wir uns in der Regionalliga einlassen”, so Kuhn. “Acht Stammspieler haben bereits ihre Zusage für beide Spielklassen gegeben.” Weiterhin schwierig gestaltet sich dagegen die Suche nach einem neuen Trainer, der dauerhaft die Nachfolge des freigestellten Dimitrios Pappas antreten soll. “Es gab mehrere Kandidaten, die aber entweder nicht über die nötige A-Lizenz verfügten oder wegen der Schwere der Aufgabe Abstand genommen hatten”, verrät Kuhn, der deshalb bis zum Saisonende mit dem bestehenden Interimsgespann um Andre Adomat (36), den etatmäßigen Sportlichen Leiter der Jugendabteilung, weitermachen möchte.

Für das Duell beim SV Lippstadt 08 muss Adomat mindestens drei Veränderungen in seiner Startformation vornehmen. Winterzugang Durim Berisha hatte sich im Gastspiel bei seinem Ex-Klub Wuppertaler SV wegen groben Foulspiels die rote Karte eingehandelt. Der 23-jährige Innenverteidiger wurde vom Verband gleich für vier Spiele gesperrt. Mittelfeldspieler Manuel Schiebener (29) handelte sich die fünfte gelbe Karte ein und muss ebenfalls aussetzen. Stammtorhüter Marcel Lenz (32) zog sich einen Faserriss im Adduktorenbereich zu. Ob Jovan Jovic (21), der in Wuppertal in der Schlussphase eingewechselt wurde, oder Cem Ural (21) für Kapitän Lenz in Lippstadt zwischen den Pfosten stehen wird, ist noch nicht final entschieden.

Peter Haidinger

XXL-Rotation zeigt Wirkung: Wuppertal schießt sich den Frust von der Seele

Beim 5:0-Kantersieg gegen die SSVg Velbert zeigte der Wuppertaler SV am Wochenende eine beeindruckende Leistung. Dem klaren Heimerfolg ging jedoch eine Vielzahl an personellen Konsequenzen voraus.

Ersan Parlatan (rechts) stellt erfolgreich um: Mit sechs Veränderungen in der Startelf setzt sich der Wuppertaler SV gegen Schlusslicht Velbert durch.

Ersan Parlatan (rechts) stellt erfolgreich um: Mit sechs Veränderungen in der Startelf setzt sich der Wuppertaler SV gegen Schlusslicht Velbert durch.

IMAGO/Otto Krschak

Mehr zur Regionalliga West

Um zu ahnen, was die Stunde beim Wuppertaler SV geschlagen hat, reichte vor dem 5:0-Derbysieg am 26. Spieltag in der Regionalliga West gegen den benachbarten Aufsteiger SSVg Velbert ein Blick auf den Spielberichtsbogen. Im Vergleich zur bitteren 0:3-Pleite beim SC Wiedenbrück, die wohl das Ende aller noch so kleinsten Titelhoffnungen für den aktuellen Vizemeister bedeutete, zog Trainer Ersan Parlatan (46) Konsequenzen.

Parlatan setzt ein Zeichen

Mit dem erst in der Winterpause verpflichteten Torhüter Krystian Wozniak sowie Migel-Max Schmeling, Semir Saric, Damjan Marceta, Phil Beckhoff und Davide Itter rückten nicht weniger als sechs Spieler neu in die Startformation. Der vom VfL Bochum ausgeliehene Schlussmann Paul Grave musste ebenso wie Lukas Demming, Philipp Hanke und Charlison Benschop auf der Bank Platz nehmen. Kapitän Lion Schweers saß eine Gelbsperre ab, Hüseyin Bulut fehlte krankheitsbedingt.

“Die Leistungen in den Spielen, aber auch im Training waren bei einigen Spielern nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte”, nahm Parlatan im kicker-Gespräch kein Blatt vor den Mund. “Es war an der Zeit, einigen anderen Spielern eine Chance zu geben.”

Im Kasten bekam der gebürtige Pole Wozniak, der früher unter anderem schon bei Rot-Weiß Oberhausen, bei den U-23-Teams des FC Schalke 04 und von Borussia Dortmund sowie zuletzt beim FC 08 Homburg unter Vertrag stand, aber noch nie die klare Nummer 1 in seinem Verein war, nicht allzu viel zu tun, machte aber einen sicheren Eindruck. Damit könnte er sich weitere Einsätze verdient haben. “Uns war es wichtig, Krystian im Wettkampf zu sehen, um ihn auch im Hinblick auf die neue Saison bewerten zu können”, so Parlatan. Auch Offensivspieler Saric dürfte seine Chance mit einem Tor und einer Vorlage genutzt haben. In der Defensive ließ die neuformierte Abwehr mit Schmeling und Itter bei der gelungenen Revanche für die 0:1-Hinspielniederlage kaum etwas anbrennen. Ex-Bundesligaprofi Benschop brachte sich mit einem Joker-Tor in Erinnerung.

Auch wenn es nicht mehr realistisch ist, Alemannia Aachen noch abfangen zu können, werden wir nichts abschenken, sondern wollen bis zum Saisonende das Maximum herausholen.

Ersan Parlatan (46) über das bevorstehende Saisonfinale

Dass der WSV-Motor erst nach der Roten Karte für den ehemaligen Wuppertaler Durim Berisha richtig auf Touren kam und am Ende noch ein deutliches Ergebnis heraussprang, nahm Trainer Parlatan gelassen: “Nach Problemen in den ersten 30 Minuten haben wir auch mit elf gegen elf schon gut gespielt und den Gegner unter Druck gesetzt.”

Weiterhin in Bestform präsentiert sich Flügelstürmer Kevin Hagemann, der gegen Velbert zweimal traf und ein Tor vorbereitete. Nach sieben Spielen im neuen Jahr kommt der 33-jährige Routinier trotz der insgesamt schwankenden Leistungen seines Teams bereits auf acht Tore. “Kevin hat viel Zuspruch von mir bekommen und macht es richtig gut”, lobt Ersan Parlatan, der froh sein dürfte, dass Hagemann zu den wenigen Spielern im WSV-Kader gehört, die noch über die Saison hinaus vertraglich an den Verein gebunden sind.

Alle anderen können sich über gute Leistungen für eine weitere Zusammenarbeit empfehlen. “Auch wenn es nicht mehr realistisch ist, Alemannia Aachen noch abfangen zu können, werden wir nichts abschenken, sondern wollen bis zum Saisonende das Maximum herausholen”, kündigt der Wuppertaler Trainer an.

Ralf Debat

Tivoli, Berlin, Sevilla: Als Aachen auf große Reise ging

Im Frühjahr 2004 stand Alemannia Aachen Kopf. Der damalige Zweitligist zog gegen Borussia Mönchengladbach ins Pokalfinale ein – und hinaus in die weite Welt.

Tollhaus Tivoli: Alemannia Aachen im Frühjahr 2004.

Tollhaus Tivoli: Alemannia Aachen im Frühjahr 2004.

Getty Images, imago images, picture alliance

Von den Gladbacher Spielern ist nach 20 Jahren natürlich keiner mehr dabei, aber vielleicht hat sich ja mancher Fan “Schon wieder wir?” gefragt, nachdem man im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Saarbrücken hatte die Segel streichen müssen. Ein weiterer märchenhafter Durchmarsch eines Underdogs auf Kosten der Borussia.

In der Saison 2003/04 war Gladbach, klar in der Favoritenrolle, im Halbfinale am damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen gescheitert, der wie Saarbrücken zuvor bereits den Meister FC Bayern eliminiert hatte. Es bahnte sich etwas an auf dem alten Tivoli, der an diesem 17. März 2004 schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff prall gefüllt war – was auch daran lag, dass Aachen durch den Final-Einzug des kommenden Deutschen Meisters Werder Bremen tags zuvor als unterlegener Pokal-Finalist gute Chancen auf die UEFA-Cup-Teilnahme hatte.

Mit Nürnberg-Trainer und Sky-Experte

Auf dem Platz fanden sich später im Trikot von Alemannia Zweitliga-Rekordspieler Willi Landgraf, Karlheinz Pflipsen, der heutige Nürnberg-Trainer Cristian Fiel oder Sky-Experte Erik Meijer ein, Bachirou Salou kam von der Bank. Gladbach trat mit Arie van Lent, Joris van Hout, Jeff Strasser, Thomas Broich oder Claus Reitmaier an, der im Tor seinen 40. Geburtstag feierte – und vor Anpfiff einen Wunsch äußerte: “Mit 40 den Pokal gewinnen, und dann auch noch mit meinem Lieblingsverein Borussia, das wär’s.”

Aachens Pokalreise 2003/04

Zunächst dürfte Reitmaier Hoffnung gehabt haben, die Gladbacher kontrollierten das Spiel. Dann traf Angreifer Vaclav Sverkos nach 20 Minuten den Innenpfosten. Doch genauer schoss kurz vor der Halbzeit Ivica Grlic, dessen direktes Freistoßtor schließlich den Unterschied machte. Wie auch ein ungeahndetes Handspiel von Aachens Verteidiger George Mbwando.

Der Tivoli tobte, Zweitligist Alemannia stand nach 1953 und 1965 wieder im großen Endspiel, doch Trainer Jörg Berger, 2010 verstorben, vermochte sich nicht bedingungslos freuen zu können. Weil die Doppelbelastung Aachens Aussichten im Aufstiegsrennen schmälerte. “Jetzt wird es sehr schwierig, Berlin wieder aus den Köpfen der Spieler zu bekommen”, mahnte Berger. “Wenn wir es schaffen, dass wir am letzten Spieltag gegen den KSC ein Endspiel um den Aufstieg haben, ist mir das mehr wert als Berlin.”

Sergio Ramos gegen Erik Meijer

Aachen international: Sevillas Sergio Ramos (li.) gegen Erik Meijer.
AFP via Getty Images

Anders als Reitmaier bekam Berger seinen Wunsch, sein Endspiel eine Woche vor dem Pokalfinale in Berlin. Auf Platz drei, damals noch ein direkter Aufstiegsplatz, ging Alemannia in den letzten Zweitliga-Spieltag beim KSC – und verlor. Wie sechs Tage später auch in Berlin gegen Bremen, obwohl der Underdog beherzt dagegengehalten und nach 0:2-Rückstand fast noch mal auf 2:2 herangekommen wäre. Diesmal fehlte eben auch das Glück, Mbwando sah in Aachens Drangphase in der Schlussviertelstunde eine unberechtigte Rote Karte.

Mit Hecking durch Europa

So spielte der heutige Regionalligist in der Saison 2004/05 zwar weiterhin “nur” in der 2. Liga, ein großer Titel fehlt bis heute in der Vitrine. Aber – weil Werder nicht nur Pokalsieger, sondern auch Meister geworden war – Alemannia spielte auch gegen Lille, Zenit St. Petersburg, in Athen und beim FC Sevilla. Landgraf, Fiel und Meijer gegen Dani Alves, Jesus Navas und Sergio Ramos.

Darüber konnte sich wohl auch Jörg Berger freuen, wenn auch wieder mit einer Einschränkung: Aachens Trainer hieß inzwischen Dieter Hecking.

Niklas Baumgart

Geduld und Konterstärke: Aachen siegt auch in Köln

Von tausenden Gästefans begleitet hat Alemannia Aachen am Freitag eine abgezockte Leistung beim 1. FC Köln II abgeliefert und somit der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

Auf Drittliga-Kurs: Alemannia Aachen (Archiv-Foto) fuhr mit drei Punkten aus Köln heim.

Auf Drittliga-Kurs: Alemannia Aachen (Archiv-Foto) fuhr mit drei Punkten aus Köln heim.

Andre van Elten

Die U 21 des 1. FC Köln konnte zwar vor knapp zwei Wochen bei Schalke 04 II gewinnen, darüber hinaus aber ist die Sbonias-Elf seit Mitte November aus dem Tritt gekommen, hat seitdem nur besagte Begegnung mit dem S04-Nachwuchs für sich entscheiden können. Ganz anders die Situation bei Alemannia Aachen, das 1:1 in Rödinghausen Anfang März war ein Ausrutscher zwischen all den vielen Siegen im Anschluss an das 0:3 in Bocholt am 4. November.

Am Freitag im Franz-Kremer-Stadion hatten die Aachener Abschlüsse lange nicht wirklich Güteklasse A. Immerhin schraubte Aachen am ersten Tor. In der 29. Minute probierte es Heister bei einem Freistoß mit viel Wucht und FC-Schlussmann Nickisch parierte glänzend. Kurz vor der Pause kam Pagliuca mit der Stirn an eine Flanke, doch das Leder strich knapp daneben. Das 0:0 zur Halbzeit war für die Kölner etwas schmeichelhaft, da sie nach einer ausgeglichenen Anfangsphase immer mehr Probleme mit der druckvollen Alemannia hatten.

Die Beharrlichkeit des Spitzenreiters zahlte sich in der 52. Minute aus. Zunächst forderte die Alemannia einen Elfmeter, setzte aber dann nach, eroberte den Ball und Strujic platzierte ihn aus der Distanz mit viel Schmackes im Winkel zum 1:0. Die Effzeh-Reserve war nun gefordert und sie steigerte sich tatsächlich. Doch Aachen konterte in der 68. Minute wie eine Spitzenmannschaft und Willms trug sich aus kurzer Distanz in die Torschützenlisten ein.

Mit zwei Toren Vorsprung und tausenden Gästefans im Rücken blieb Aachen auf dem Gaspedal. Bei den Versuchen von Töpken, Strujic und Scepanik fehlte nicht viel. Die Schwarz-Gelben konnten es verschmerzen, am Dreier in der Domstadt gab es längst keine Zweifel mehr.

Die Konkurrenz im Aufstiegsrennen muss langsam die Ferngläser auspacken oder alternativ eigene Siegesserien starten. Denn in die Nacht von Freitag auf Samstag nahm die Alemannia einen Neun-Punkte-Vorsprung auf Platz 2 mit.

26. Spieltag

Die zwei Gesichter des FC Wegberg-Beeck: “Sonst würde ich ins Lenkrad beißen”

Der FC Wegberg-Beeck steckt mittendrin im Abstiegskampf der Regionalliga West. Während der Aufsteiger vor heimischem Publikum sogar wie ein Spitzenteam auftritt, enden die Punktspiel-Reisen quer durch Nordrhein-Westfalen frustrierend.

Gejubelt wird daheim: Der FC Wegberg-Beeck holt seine Punkte bisher überwiegend vor den eigenen Fans.

Gejubelt wird daheim: Der FC Wegberg-Beeck holt seine Punkte bisher überwiegend vor den eigenen Fans.

IMAGO/Funke Foto Services

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Gefürchtete Gastgeber, generöse Gäste: So könnte man den FC Wegberg-Beeck in dieser Saison wohl zutreffend charakterisieren. Während das schlechteste Auswärtsteam der Liga mit Ausnahme der Partie in Wiedenbrück (2:1) auf fremdem Platz stets leer ausging, mischt man in der Heimtabelle im oberen Drittel mit: Bei zwölf Auftritten im Waldstadion sprangen 22 Punkte heraus; nur fünf Klassenkameraden weisen eine bessere Ausbeute auf eigener Anlage auf.

“Der Auswärtsfluch ist und bleibt ein Rätsel für mich”, sagt Sportchef Friedel Henßen. “Es ist ja nicht so, als würden unsere Jungs mit dem Fahrrad anreisen und könnten anschließend nicht mehr laufen. Auch am Fahrstil unseres Busfahrers gibt es eigentlich nichts auszusetzen.” An der Trikotfarbe kann es ebenfalls nicht liegen: In diesem Jahr trat man auswärts schon in roten, schwarzen und weißen Jerseys auf. Und jedes Mal ging man leer aus. Auch Geschäftsführer Werner Tellers spricht von einer “frustrierenden Bilanz. Ohne meine Hörbücher würde ich auf den Heimfahrten permanent ins Lenkrad beißen.”

Auch die starke Bilanz im Beecker Waldstadion sei nicht auf die äußeren Gegebenheiten zurückzuführen. “Anders als in Aachen werden wir ja nicht von 25.000 Zuschauern nach vorne gepeitscht”, so Henßen. “Auch der Platz und die Tore sind normal groß.” Die Heim- und Auswärtsdiskrepanz sei letztlich “nicht zu erklären”.

Zumal sich das Mysterium der zwei Gesichter auch nach der Entlassung von Chefcoach Mark Zeh fortgesetzt hat. Die Ergebnisse unter dem Interimstrainer-Duo Stephan Houben und Mike Schmalenberg fielen bislang ins altbekannte Muster: Während man die beiden Kellerduelle beim SV Lippstadt (1:2) und bei Borussia Mönchengladbach II (0:2) verlor, sorgte man in den Heimspielen gegen Wuppertal (3:1) und zuletzt gegen den FC Schalke 04 II (5:1) für Furore.

Wir haben aktuell keinen Plan B in der Tasche.

Geschäftsführer Werner Tellers vertraut den Interims-Trainern Mike Schmalenberg und Stephan Houben

Trotz der unveränderten Schwankungen attestiert Henßen den beiden Coaches einen “tollen Job. Sie arbeiten sehr akribisch und häufig bis nach Mitternacht. Und das Wichtigste ist: Die Spieler folgen ihnen.” Gut möglich also, dass Schmalenberg und Houben die Mission Klassenerhalt bis zum Saisonende leiten dürfen. “Im Moment gibt es keinen Grund etwas zu ändern”, bestätigt Tellers. “Wir haben aktuell keinen Plan B in der Tasche.”

Der Plan für Samstag steht indes: In Rödinghausen will man den Auswärtsfluch beenden. Auch wenn Henßen vom “derzeit vielleicht undankbarsten Gegner” spricht, glaubt man an eine Überraschung.

Bornemann ist ein “Glücksgriff”

Mut machen das Hinspiel (4:1), die letzten beiden Auftritte im Häcker-Wiehenstadion (1:1, 1:1) und nicht zuletzt Timo Bornemann (23): Der bis Sommer von Energie Cottbus ausgeliehene Angreifer hat sofort eingeschlagen. “Timo war ein Glücksgriff für uns”, sagt Henßen. “Er ist schnell, robust, fleißig – und ganz wichtig: klar in der Birne. Er lässt überhaupt nicht raushängen, dass er schon 25 Drittliga-Einsätze (für Borussia Dortmund II, Anm. d. Red.) hatte.” In einem Punkt scheint sich Bornemann bereits unfreiwillig an seine Teamkollegen angepasst zu haben: Seine vier Treffer erzielte er ausschließlich im eigenen Stadion.

Tim Miebach

Die zwei Gesichter des FC Wegberg-Beeck: “Sonst würde ich ins Lenkrad beißen”

Der FC Wegberg-Beeck steckt mittendrin im Abstiegskampf der Regionalliga West. Während der Aufsteiger vor heimischem Publikum sogar wie ein Spitzenteam auftritt, enden die Punktspiel-Reisen quer durch Nordrhein-Westfalen frustrierend.

Gejubelt wird daheim: Der FC Wegberg-Beeck holt seine Punkte bisher überwiegend vor den eigenen Fans.

Gejubelt wird daheim: Der FC Wegberg-Beeck holt seine Punkte bisher überwiegend vor den eigenen Fans.

IMAGO/Funke Foto Services

MEHR ZUR REGIONALLIGA WEST

Gefürchtete Gastgeber, generöse Gäste: So könnte man den FC Wegberg-Beeck in dieser Saison wohl zutreffend charakterisieren. Während das schlechteste Auswärtsteam der Liga mit Ausnahme der Partie in Wiedenbrück (2:1) auf fremdem Platz stets leer ausging, mischt man in der Heimtabelle im oberen Drittel mit: Bei zwölf Auftritten im Waldstadion sprangen 22 Punkte heraus; nur fünf Klassenkameraden weisen eine bessere Ausbeute auf eigener Anlage auf.

“Der Auswärtsfluch ist und bleibt ein Rätsel für mich”, sagt Sportchef Friedel Henßen. “Es ist ja nicht so, als würden unsere Jungs mit dem Fahrrad anreisen und könnten anschließend nicht mehr laufen. Auch am Fahrstil unseres Busfahrers gibt es eigentlich nichts auszusetzen.” An der Trikotfarbe kann es ebenfalls nicht liegen: In diesem Jahr trat man auswärts schon in roten, schwarzen und weißen Jerseys auf. Und jedes Mal ging man leer aus. Auch Geschäftsführer Werner Tellers spricht von einer “frustrierenden Bilanz. Ohne meine Hörbücher würde ich auf den Heimfahrten permanent ins Lenkrad beißen.”

Auch die starke Bilanz im Beecker Waldstadion sei nicht auf die äußeren Gegebenheiten zurückzuführen. “Anders als in Aachen werden wir ja nicht von 25.000 Zuschauern nach vorne gepeitscht”, so Henßen. “Auch der Platz und die Tore sind normal groß.” Die Heim- und Auswärtsdiskrepanz sei letztlich “nicht zu erklären”.

Zumal sich das Mysterium der zwei Gesichter auch nach der Entlassung von Chefcoach Mark Zeh fortgesetzt hat. Die Ergebnisse unter dem Interimstrainer-Duo Stephan Houben und Mike Schmalenberg fielen bislang ins altbekannte Muster: Während man die beiden Kellerduelle beim SV Lippstadt (1:2) und bei Borussia Mönchengladbach II (0:2) verlor, sorgte man in den Heimspielen gegen Wuppertal (3:1) und zuletzt gegen den FC Schalke 04 II (5:1) für Furore.

Wir haben aktuell keinen Plan B in der Tasche.

Geschäftsführer Werner Tellers vertraut den Interims-Trainern Mike Schmalenberg und Stephan Houben

Trotz der unveränderten Schwankungen attestiert Henßen den beiden Coaches einen “tollen Job. Sie arbeiten sehr akribisch und häufig bis nach Mitternacht. Und das Wichtigste ist: Die Spieler folgen ihnen.” Gut möglich also, dass Schmalenberg und Houben die Mission Klassenerhalt bis zum Saisonende leiten dürfen. “Im Moment gibt es keinen Grund etwas zu ändern”, bestätigt Tellers. “Wir haben aktuell keinen Plan B in der Tasche.”

Der Plan für Samstag steht indes: In Rödinghausen will man den Auswärtsfluch beenden. Auch wenn Henßen vom “derzeit vielleicht undankbarsten Gegner” spricht, glaubt man an eine Überraschung.

Bornemann ist ein “Glücksgriff”

Mut machen das Hinspiel (4:1), die letzten beiden Auftritte im Häcker-Wiehenstadion (1:1, 1:1) und nicht zuletzt Timo Bornemann (23): Der bis Sommer von Energie Cottbus ausgeliehene Angreifer hat sofort eingeschlagen. “Timo war ein Glücksgriff für uns”, sagt Henßen. “Er ist schnell, robust, fleißig – und ganz wichtig: klar in der Birne. Er lässt überhaupt nicht raushängen, dass er schon 25 Drittliga-Einsätze (für Borussia Dortmund II, Anm. d. Red.) hatte.” In einem Punkt scheint sich Bornemann bereits unfreiwillig an seine Teamkollegen angepasst zu haben: Seine vier Treffer erzielte er ausschließlich im eigenen Stadion.

Tim Miebach