Darmstadt: Umbau nötig, Neuaufbau unwahrscheinlich

Bereit kommende Woche kann der SV Darmstadt 98 endgültig als erster Bundesliga-Absteiger feststehen. Die Planungen für die bevorstehende Zweitliga-Saison haben am Böllenfalltor bereits begonnen, wie nicht nur die Aufstellung gegen Freiburg nahelegte.

Hängende Köpfe bei den Darmstädter Spielern nach dem 0:1 gegen den SC Freiburg.

Hängende Köpfe bei den Darmstädter Spielern nach dem 0:1 gegen den SC Freiburg.

IMAGO/Eibner

Bei der Heimniederlage gegen den SC Freiburg (0:1) war Verteidiger Matej Maglica der einzige verbliebene Leihspieler, der in der Startformation des SV Darmstadt 98 stand. Der 25 Jahre alte Kroate wird nach aktuellem Stand auch die einzige der sieben Leihgaben sein, die kommende Saison für die Lilien aufläuft. Sein Vertrag geht ab Sommer in ein festes Engagement bis 2027 über, wie bereits im vergangenen Herbst vereinbart worden war.

Ansonsten sind die Leihspieler ein Spiegel für die Probleme des SV Darmstadt 98 in der laufenden Spielzeit, die Trainer Torsten Lieberknecht selbst als “Horrorsaison” bezeichnete: Die beiden besten Verpflichtungen, Tim Skarke (von Union Berlin ausgeliehen) und Julian Justvan (kam im Winter von Hoffenheim), mussten gegen Freiburg verletzt passen. Sie haben gezeigt, dass sie Bundesliga können und werden wohl kaum in Darmstadt bleiben.

Sebastian Polter (Schalke) und Bartol Franjic (Wolfsburg) fehlten laut Lieberknecht aus sportlichen Gründen ganz im Kader. Dass sie kommende Saison für die Lilien in der Zweiten Liga auflaufen werden, ist unwahrscheinlich. Luca Pfeiffer (Stuttgart) und Gerrit Holtmann (Bochum) kamen immerhin noch als Einwechselspieler zum Zug, ohne dabei freilich nachhaltig Eindruck zu hinterlassen und sich so für Darmstadt oder einen anderen Verein zu empfehlen.

Kompletter Neuaufbau unwahrscheinlich

Insgesamt laufen beim SV Darmstadt 98 zum Saisonende 17 Verträge aus – doch die wenigsten der betroffenen Akteure sind wirkliche Stützen. Gegen Freiburg standen in Klaus Gjasula, Emir Karic und Aaron Seydel nur drei Spieler in der Startformation, deren Arbeitspapiere im Sommer enden.

Einen kompletten Neuaufbau wird es nicht geben, weil das auch den Teamgeist erschüttern würde, der die Lilien in den beiden Jahren vor dem Aufstieg so stark gemacht hatte. Und auch Trainer Lieberknecht sitzt weiterhin fest im Sattel, was angesichts seines Minus-Bundesliga-Rekords von 22 Spielen ohne Sieg nicht selbstverständlich ist (bis zum Freiburg-Spiel hatte er sich den Rekord noch mit Bernd Hoss geteilt, der 1986/87 mit Blau-Weiß 90 Berlin 21 Ligaspiele lang sieglos gewesen war; d.Red.).

Gerüst für die kommende Saison steht

Ein Gerüst mit Routiniers wie Marcel Schuhen, Fabian Holland und Tobias Kempe auf der einen Seite und jungen Talenten wie Clemens Riedel, Oscar Vilhelmsson oder Fabio Torsiello für ein solides Zweitliga-Team ist in Darmstadt vorhanden.Hinzu kommen Stammspieler wie Christoph Klarer, Matthias Bader oder Marvin Mehlem. Die sind zumindest vertraglich noch gebunden, wobei sich jedoch besonders der aktuell noch verletzte Mehlem sicher ins Blickfeld anderer Bundesligisten gespielt hat.

Herausforderungen für den neuen Sportdirektor

Doch der Verein will nicht nur ein solider Zweitligist sein, hat sich selbst ins Leitbild geschrieben, auf Dauer die Top 20 des deutschen Fußballs herausfordern zu wollen. Da wird nun vor allem der neue Sportdirektor Paul Fernie gefragt sein, eine schlagkräftige Mannschaft mit entwicklungsfähigen Spielern aufzubauen. Fernie, der von Zweitligist SV Wehen Wiesbaden kommt, soll am Dienstag offiziell in Darmstadt vorgestellt werden.

Stephan Köhnlein

“Glücksgriff” Amiri – und was noch hinter dem Mainzer Aufschwung steckt

kicker-Reporter Michael Ebert analysiert 15.04.2024

“Glücksgriff” Amiri – und was noch hinter dem Mainzer Aufschwung steckt

3:06Anfang März war der FSV Mainz 05 mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenplatz 15 Vorletzter. Vier Wochen später ist der Vorsprung der Konkurrenz plötzlich dahin – kicker-Reporter Michael Ebert erklärt, warum.

“Glücksgriff” Amiri – und was noch hinter dem Mainzer Aufschwung steckt

kicker-Reporter Michael Ebert analysiert 15.04.2024

“Glücksgriff” Amiri – und was noch hinter dem Mainzer Aufschwung steckt

3:06Anfang März war der FSV Mainz 05 mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenplatz 15 Vorletzter. Vier Wochen später ist der Vorsprung der Konkurrenz plötzlich dahin – kicker-Reporter Michael Ebert erklärt, warum.

Haller fehlt erneut wochenlang – Brandt erinnert an Inter

Borussia Dortmund fiebert dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Atletico Madrid entgegen. In der Partie am Dienstag muss der BVB auf Stürmer Sebastien Haller verzichten. Offensivspieler Julian Brandt setzt auf die Unterstützung der Fans, um das 1:2 aus dem Hinspiel zu drehen.

Bitteres Startelf-Comeback in Gladbach: Sebastien Haller fehlt dem BVB erneut.

Bitteres Startelf-Comeback in Gladbach: Sebastien Haller fehlt dem BVB erneut.

IMAGO/Team 2

Die Mannschaft von Atletico Madrid kann sich auf die Unterstützung ihrer Anhänger im Metropolitano stets verlassen. Doch die Atmosphäre im Signal-Iduna-Park, die flößt auch in Spanien Respekt ein. Vor dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale zwischen Borussia Dortmund und dem Team von Trainer Diego Simeone am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ist der Faktor Fans daher ein großes Thema – bei den spanischen wie bei den deutschen Reportern. Aber auch bei den Teams selbst.

“Dann bist du verpflichtet, alles zu geben”

“Wir nutzen die Atmosphäre sehr häufig und thematisieren es. Das Stadion ist häufig schon da, wenn wir zum Warmmachen rausgehen. Dann bist du verpflichtet, alles zu geben und dein Bestes zu zeigen”, sagte BVB-Trainer Edin Terzic. “Es ist einmalig, so etwas zu erleben. Das Stadion ist regelmäßig ausverkauft. Egal, wie der Gegner heißt. Egal, ob wir mit oder ohne Flutlicht spielen. Das wollen wir nutzen – und das hat uns auch schon häufig geholfen.” Als Beispiele aus der aktuellen Saison nannte der 41-Jährige die Heimspiele in der Champions League gegen Milan (0:0), Newcastle (2:0) oder Paris (1:1), in denen die Mannschaft von der Kulisse angetrieben wurde.

Doch kann es vielleicht auch andersherum laufen? Kann die Erwartungshaltung im Stadion manchmal auch zur Last werden? Das Heimspiel gegen Mainz am letzten Spieltag der vergangenen Saison legt diesen Verdacht nahe. Damals hätte sich der BVB mit einem Sieg zum Meister krönen können, am Ende stand ein enttäuschendes 2:2. Mittelfeldspieler Julian Brandt, der am Montag neben Terzic auf dem Podium bei der Pressekonferenz saß, wollte das nicht gelten lassen. “Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich mir immer so eine Stimmung wie gegen Mainz oder zuletzt gegen Stuttgart wünschen”, sagte der 27-Jährige, schob aber eilig hinterher: “Wir können uns nicht beschweren. Die Stimmung hier ist absolut einmalig. Der Support ist immer da, die Fans enttäuschen uns nie.”

Haller fehlt länger – Bynoe-Gittens und Sancho bereit für Atletico

Besonders ein Spiel ist Brandt diesbezüglich in Erinnerung geblieben: Der 3:2-Erfolg gegen Inter Mailand in der Gruppenphase der Champions League am 5. November 2019. “Wir lagen gegen eine sehr gute Truppe von Inter damals mit 0:2 hinten, aber es wurde hier eine Energie entfacht, durch die wir das Spiel noch drehen konnten. Das werde ich nie vergessen”, sagte der Nationalspieler. “Alle Fans, die hier am Dienstag im Stadion sind, wissen, dass sie eine riesige Chance für uns sind, über unsere Leistungsgrenze zu gehen.”

Personell muss der BVB allerdings vor dem Rückspiel einen Rückschlag verkraften: Sebastien Haller, der in Madrid als Joker zum 1:2 traf, muss aufgrund seiner beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach am Samstag erlittenen Sprunggelenksverletzung pausieren. Der Stürmer fällt mindestens zwei bis drei Wochen, möglicherweise sogar länger aus. “Wir haben eine erste Diagnose”, sagte Terzic am Montag, “demnach ist das Narbengewebe an seinem Sprunggelenk wieder etwas beschädigt. Er bekommt jetzt eine Woche komplette Ruhe, danach wird es eine finale Diagnose geben.” Besser sieht die Situation bei Jamie Bynoe-Gittens aus, der sich am Samstag am Rücken verletzte, aber gegen Atletico zur Verfügung stehen wird. Ebenso wie Jadon Sancho, der in Gladbach aufgrund eines Magen-Darm-Infekts fehlte.

Terzics drei Erkenntnisse aus dem Hinspiel

Für den angestrebten Einzug ins Halbfinale – den ersten für den BVB seit 2013 – käme es auf drei Dinge an, die man als Erfahrung aus Madrid mitgebracht habe, sagte Terzic: “Erstens: Wir haben alles in der eigenen Hand. Zweitens: Wir wissen, wie schwer es ist, gegen Atletico zu spielen, wenn man die Dinge macht, die sie gernhaben. Drittens: Wir wissen, was wir investieren müssen, um sie zu schlagen.” Zuversicht gibt dem BVB vor allem die letzte Viertelstunde des Hinspiels, als die zuvor lange heillos unterlegenen Dortmunder dem Ausgleich nahe waren.

Eine gute Viertelstunde allerdings wird am Dienstag nicht reichen. Das sieht auch Terzic so: “Wir müssen es über 90 oder 120 Minuten zeigen, dass wir bereit sind, in die nächste Runde einzuziehen.” So wie es die Fans mit hoher Wahrscheinlichkeit sein werden.

Matthias Dersch

Haller fehlt erneut wochenlang – Brandt erinnert an Inter

Borussia Dortmund fiebert dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Atletico Madrid entgegen. In der Partie am Dienstag muss der BVB auf Stürmer Sebastien Haller verzichten. Offensivspieler Julian Brandt setzt auf die Unterstützung der Fans, um das 1:2 aus dem Hinspiel zu drehen.

Bitteres Startelf-Comeback in Gladbach: Sebastien Haller fehlt dem BVB erneut.

Bitteres Startelf-Comeback in Gladbach: Sebastien Haller fehlt dem BVB erneut.

IMAGO/Team 2

Die Mannschaft von Atletico Madrid kann sich auf die Unterstützung ihrer Anhänger im Metropolitano stets verlassen. Doch die Atmosphäre im Signal-Iduna-Park, die flößt auch in Spanien Respekt ein. Vor dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale zwischen Borussia Dortmund und dem Team von Trainer Diego Simeone am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ist der Faktor Fans daher ein großes Thema – bei den spanischen wie bei den deutschen Reportern. Aber auch bei den Teams selbst.

“Dann bist du verpflichtet, alles zu geben”

“Wir nutzen die Atmosphäre sehr häufig und thematisieren es. Das Stadion ist häufig schon da, wenn wir zum Warmmachen rausgehen. Dann bist du verpflichtet, alles zu geben und dein Bestes zu zeigen”, sagte BVB-Trainer Edin Terzic. “Es ist einmalig, so etwas zu erleben. Das Stadion ist regelmäßig ausverkauft. Egal, wie der Gegner heißt. Egal, ob wir mit oder ohne Flutlicht spielen. Das wollen wir nutzen – und das hat uns auch schon häufig geholfen.” Als Beispiele aus der aktuellen Saison nannte der 41-Jährige die Heimspiele in der Champions League gegen Milan (0:0), Newcastle (2:0) oder Paris (1:1), in denen die Mannschaft von der Kulisse angetrieben wurde.

Doch kann es vielleicht auch andersherum laufen? Kann die Erwartungshaltung im Stadion manchmal auch zur Last werden? Das Heimspiel gegen Mainz am letzten Spieltag der vergangenen Saison legt diesen Verdacht nahe. Damals hätte sich der BVB mit einem Sieg zum Meister krönen können, am Ende stand ein enttäuschendes 2:2. Mittelfeldspieler Julian Brandt, der am Montag neben Terzic auf dem Podium bei der Pressekonferenz saß, wollte das nicht gelten lassen. “Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich mir immer so eine Stimmung wie gegen Mainz oder zuletzt gegen Stuttgart wünschen”, sagte der 27-Jährige, schob aber eilig hinterher: “Wir können uns nicht beschweren. Die Stimmung hier ist absolut einmalig. Der Support ist immer da, die Fans enttäuschen uns nie.”

Haller fehlt länger – Bynoe-Gittens und Sancho bereit für Atletico

Besonders ein Spiel ist Brandt diesbezüglich in Erinnerung geblieben: Der 3:2-Erfolg gegen Inter Mailand in der Gruppenphase der Champions League am 5. November 2019. “Wir lagen gegen eine sehr gute Truppe von Inter damals mit 0:2 hinten, aber es wurde hier eine Energie entfacht, durch die wir das Spiel noch drehen konnten. Das werde ich nie vergessen”, sagte der Nationalspieler. “Alle Fans, die hier am Dienstag im Stadion sind, wissen, dass sie eine riesige Chance für uns sind, über unsere Leistungsgrenze zu gehen.”

Personell muss der BVB allerdings vor dem Rückspiel einen Rückschlag verkraften: Sebastien Haller, der in Madrid als Joker zum 1:2 traf, muss aufgrund seiner beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach am Samstag erlittenen Sprunggelenksverletzung pausieren. Der Stürmer fällt mindestens zwei bis drei Wochen, möglicherweise sogar länger aus. “Wir haben eine erste Diagnose”, sagte Terzic am Montag, “demnach ist das Narbengewebe an seinem Sprunggelenk wieder etwas beschädigt. Er bekommt jetzt eine Woche komplette Ruhe, danach wird es eine finale Diagnose geben.” Besser sieht die Situation bei Jamie Bynoe-Gittens aus, der sich am Samstag am Rücken verletzte, aber gegen Atletico zur Verfügung stehen wird. Ebenso wie Jadon Sancho, der in Gladbach aufgrund eines Magen-Darm-Infekts fehlte.

Terzics drei Erkenntnisse aus dem Hinspiel

Für den angestrebten Einzug ins Halbfinale – den ersten für den BVB seit 2013 – käme es auf drei Dinge an, die man als Erfahrung aus Madrid mitgebracht habe, sagte Terzic: “Erstens: Wir haben alles in der eigenen Hand. Zweitens: Wir wissen, wie schwer es ist, gegen Atletico zu spielen, wenn man die Dinge macht, die sie gernhaben. Drittens: Wir wissen, was wir investieren müssen, um sie zu schlagen.” Zuversicht gibt dem BVB vor allem die letzte Viertelstunde des Hinspiels, als die zuvor lange heillos unterlegenen Dortmunder dem Ausgleich nahe waren.

Eine gute Viertelstunde allerdings wird am Dienstag nicht reichen. Das sieht auch Terzic so: “Wir müssen es über 90 oder 120 Minuten zeigen, dass wir bereit sind, in die nächste Runde einzuziehen.” So wie es die Fans mit hoher Wahrscheinlichkeit sein werden.

Matthias Dersch

Wettlauf mit der Zeit: Packt’s Casteels bis zum Bochum-Spiel?

Der VfL Wolfsburg hofft, im Abstiegskampf wieder auf Koen Casteels zurückgreifen zu können. Der Torwart verpasste die vergangenen vier Spiele wegen einer Schulterverletzung – und kehrte am Montag auf den Trainingsplatz zurück.

Endlich schmerzfrei? Der VfL Wolfsburg hofft auf das Comeback von Torwart Koen Casteels.

Endlich schmerzfrei? Der VfL Wolfsburg hofft auf das Comeback von Torwart Koen Casteels.

Getty Images

Es liegt gewiss nicht an Pavao Pervan, dass der VfL Wolfsburg in der Bundesliga die Kurve nicht kriegt. Der Vertreter des verletzten Koen Casteels sicherte im Debütspiel von Neu-Trainer Ralph Hasenhüttl den 2:0-Sieg in Bremen und war weitgehend chancenlos bei den darauffolgenden Niederlagen gegen Gladbach (1:3) und nun in Leipzig (0:3). Und doch hoffen die Niedersachsen auf die Rückkehr ihre Stammtorhüters – der am Montag erstmals wieder auf dem Trainingsplatz stand.

Es sind positive Bilder in diesen schwierigen Zeiten für den VfL. Casteels ist zurück auf dem Rasen, wegen einer Muskelverletzung in der Schulter verpasste er die vergangenen vier Spiele. Noch am Samstag äußerte sich VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz eher skeptisch bezüglich eines Comebacks des Torhüters am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Kellerduell mit dem VfL Bochum. “Die Probleme mit der Schulter waren so gravierend, dass er nicht trainieren konnte”, schaute der 45-Jährige auf die vergangenen Wochen zurück und sagte mit Blick auf die Einsatzchancen am Wochenende: “Ich glaube es eher nicht.”

Und doch geben die Wolfsburger die Hoffnung nicht auf. Nun wird es davon abhängen, wie die Schulter des Belgiers auf die erste Einheit mit Torwarttrainer Pascal Formann reagiert. Die nächsten Tage werden entscheidend sein beim Wettlauf mit der Zeit: Kann Casteels zur Wochenmitte ins Mannschaftstraining einsteigen, dann dürfte seiner Rückkehr zwischen die Pfosten am Samstag gegen Bochum nichts mehr im Wege stehen. Mit einem Sieg kann der VfL einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Eine Niederlage würde die Niedersachsen noch tiefer in den Abstiegssumpf reißen.

Thomas Hiete

Wirtz: Nach der Hattrick-Premiere die feine Spitze gegen die Bayern

Mit drei Treffern zum 5:0-Sieg gegen Werder Bremen sorgte Florian Wirtz beim Leverkusener Titelgewinn für das sportliche Highlight. Bei der anschließenden Meister-Party legte der Nationalspieler mit einer Spitze gegen den FC Bayern nach.

Leverkusens Florian Wirtz stellte auch auf der Meister-Party seine Qualitäten unter Beweis.

Leverkusens Florian Wirtz stellte auch auf der Meister-Party seine Qualitäten unter Beweis.

IMAGO/Sven Simon

Florian Wirtz ist kein Mann der großen Worte. So extrovertiert der 20-Jährige auf dem Fußballplatz auftritt, so zurückhaltend agiert er, wenn er vor die Mikrophone treten muss. Spricht Wirtz, ist – anders als während der 90 Minuten – kein Feuerwerk zu erwarten.

Als jedoch am Sonntagabend um 20.41 Uhr die Mannschaft auf den Balkon ihrer Loge trat, in der sie nach dem 5:0-Sieg gegen Werder Bremen den ersten Deutschen Meistertitel für Bayer 04 ausgiebig feierte, sorgte der deutsche Nationalspieler für einen Höhepunkt der Gröl- und Gesangseinlagen.

Nachdem die Profis, die sich über eine Stunde nach Spielschluss ihren im Innenraum der Arena wartenden Fans zeigten, auf der Tribüne die Champagnerflaschen reihenweise köpften und nicht nur die Stimme von Kapitän Lukas Hradecky beim Anstimmen des “Humba”-Täterä offensichtlich angeschlagen war, kam Wirtz an die Reihe. Und setzte eine feine Spitze gegen den entthronten Rekordmeister aus München.

Am Mikrophon begann Wirtz erst fast tröge. Es sei ja von seinen Vorrednern bereits alles gesagt, erklärte er zurückhaltend, um dann anzufügen: “Ich habe gerade noch ein Lied zugeflüstert bekommen, das ihr noch nicht kennt.” Und dann stimmte Bayers Kreativdirektor an: “Deutschlands beste Mannschaft. Deutschlands beste Mannschaft. Deutschlands beste Mannschaft, SVB!”

Wirtzs “neues” Lied war natürlich die eindeutige Anspielung auf den Münchner Fan-Song “Münchens große Liebe. Deutscher Fußballmeister, FCB”. Die Werkself-Fans stimmten direkt ein. Ein Hieb mit der feinen Klinge, der an den der BVB-Fans im DFB-Pokalfinale 2012 erinnerte, als die Dortmunder einen beliebten Münchner Schlachtruf auf die Schippe nahmen und in der Schlussphase der Partie, die der BVB 5:2 gewann, sangen: “Ein Schuss, kein Tor – die Bayern!”

Es war das zweite Highlight, für das Wirtz an diesem Abend sorgte. Zuvor hatte er in den zweiten 45 Minuten, nachdem er zur Pause eingewechselt worden war, mit einem lupenreinen Hattrick das Ergebnis von 2:0 auf 5:0 hochgeschraubt. Wobei die Bayer-Fans nach seinem 4:0 in der 83. Minute im Meisterrausch bereits kurzzeitig den Platz stürmten und nach dem 5:0 in der 90. Minute dann endgültig.

Natürliche Autorität: Wirtz dämmt den Platzsturm der Fans zumindest etwas ein

Dabei wurde die natürliche Autorität von Wirtz nach dem 4:0 offenbar. So dämmte der nur 1,77 Meter große und 71 Kilogramm leichte Profi den Platzsturm in der Nähe der rechten Eckfahne mit seiner Einhalt gebietenden Geste mit ausgestreckten Armen und nach unten gerichteten Handflächen gegenüber den euphorisierten Fans zumindest etwas ein. Erst nach seinem 5:0 war selbst er machtlos und ging in der jubelnden Menge unter.

Für den 20-Jährigen stellte sein Hattrick übrigens gleich eine doppelte Premiere dar. Erzielte er mit seinen Saisontreffern neun bis elf doch seinen ersten Dreierpack als Profi. Zudem war es das erste Mal – man mag es kaum glauben – dass dem Ausnahmekicker in der Bundesliga mehr als ein Treffer in einem Spiel gelang. Sein Hattrick war das Sahnehäubchen auf Bayers Meistertorte. Seine Gesangseinlage setzte dann noch eins obendrauf.

Stephan von Nocks

Knackt Gladbachs Honorat den Marin-Rekord?

Franck Honorat ist die klare Nummer 1 unter den Assistgebern bei Borussia Mönchengladbach. Gegen Dortmund gelang ihm die elfte Torvorlage. Eine Klubbestmarke rückt immer näher.

Gladbachs Sommerzugang bei einer seiner Spezialitäten: Franck Honorat.

Gladbachs Sommerzugang bei einer seiner Spezialitäten: Franck Honorat.

IMAGO/Moritz Müller

Wieder mal war es eine scharf getretene Ecke von Franck Honorat, die zum Erfolg führte. Die punktgenaue Hereingabe des Franzosen verwerte Maximilian Wöber, der bei der 1:2-Heimniederlage der Fohlenelf gegen Borussia Dortmund den einzigen Gladbacher Treffer erzielte. Für Honorat war es die elfte Torvorbereitung in der laufenden Spielzeit. Der Sommerzugang von Stade Brest nimmt immer mehr Kurs, einen alten Vereinsrekord zu brechen.

Seit Erhebung der Assists in der Saison 1988/89 schafften nur drei Borussen mehr direkte Torvorlagen. Marko Marin sammelte in der Spielzeit 2008/09 insgesamt 13 Assists und ist damit alleiniger Rekordhalter. Auf Platz 2 liegen gleichauf Max Kruse (Saison 2013/14) und Juan Arango (2011/12) mit jeweils zwölf Torvorlagen. Aus diesem Trio war nur Kruse ebenfalls ein Neuzugang.

Honorat, der mit seinen elf Assists im Ligavergleich auf Platz 6 rangiert, bleiben noch fünf Spieltage, um Marins Top-Wert zu knacken. Allerdings hat der Flügelspieler das Dortmund-Spiel nicht ohne Blessur überstanden. Wie die Borussia am Sonntag mitteilte, zog sich der 27-Jährige eine Außenbanddehnung im rechten Knie zu. Die nächsten Tage werden zeigen, ob Honorat im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim dabei sein kann oder eine Pause einlegen muss. Nach dem freien Montag nehmen die Borussen am Dienstagvormittag die Vorbereitung auf das Hoffenheim-Spiel auf.

Gladbach: Die nächsten Gegner

Auch bei Honorat Licht und Schatten

Am Samstag gegen Dortmund wechselten sich bei Honorat, der trotz der Knieblessur über die volle Distanz gehen konnte, Licht und Schatten ab. Auch das ein Grund, warum das Umschaltspiel nicht so gut funktionierte wie beim vorangegangenen 3:1-Auswärtssieg in Wolfsburg.

“Wir standen kompakt. Aber im Umschalten waren wir nicht so präzise wie in Wolfsburg. Wir hatten viele technische Fehler in unserem Spiel, die dann dazu geführt haben, dass wir die vielversprechenden Situationen nicht gut ausgespielt haben”, bemängelte Roland Virkus. Auch Honorat hatte Borussias Sport-Geschäftsführer schon besser gesehen. “Franck war für mich in den vergangenen Wochen der Spieler, der den Unterschied gemacht hat. Er war jetzt gegen Dortmund auch nicht so präzise, wie man es von ihm kennt.”

Notiz am Rande: Mit dem Transfer von Honorat wollten die Borussen im vergangenen Sommer auch die fehlenden Assists von Jonas Hofmann auffangen, der zu Bayer Leverkusen gewechselt war. In seiner letzten Gladbach-Saison gelangen Hofmann elf Torvorlagen – diese Marke hat Honorat am Samstag erreicht.

Conrad Carl, Jan Lustig

Modus-Änderung: Leverkusen nicht automatisch im ersten CL-Topf

Bayer 04 Leverkusen hat sich als Meister für die Champions League 2024/25 qualifiziert, fehlt bei der Auslosung aber voraussichtlich im ersten Topf – im Gegensatz zum FC Bayern.

Als Meister 2024/25 zurück in der Champions League: Florian Wirtz.

Als Meister 2024/25 zurück in der Champions League: Florian Wirtz.

IMAGO/Sven Simon

Das Champions-League-Ticket hatte Bayer 04 Leverkusen bereits in der Tasche. Seit Sonntag steht fest, dass sich die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso erstmals als Deutscher Meister für den wichtigsten Europapokal qualifizieren wird. Und doch wird sie bei der Auslosung 2024/25 höchstwahrscheinlich im ersten Topf fehlen.

Wenn zur neuen Saison erstmals die “neue” Champions League mit ihren zahlreichen Modus-Änderungen greift, sortiert die UEFA auch die vier Töpfe neu. Anders als in den vergangenen Jahren besteht der erste Topf nicht mehr aus dem amtierenden Champions- und Europa-League-Sieger sowie den Meistern der besten europäischen Ligen.

Auch für den Europa-League-Sieger ist kein Platz im ersten Topf reserviert

Stattdessen hat nur noch der Champions-League-Titelverteidiger seinen Platz unter den topgesetzten Teams sicher, alle anderen Teilnehmer verteilen sich einzig nach ihrem UEFA-Koeffizienten – und damit gemäß ihrem Abschneiden in den jüngsten fünf Europapokal-Spielzeiten – auf die vier Töpfe. Das bedeutet, dass Leverkusen auch als Europa-League-Sieger keinen automatischen Platz im ersten Topf erhielte.

Die Europapokal-Reform:

Weil im Zuge der Reform die Teilnehmerzahl von 32 auf 36 erhöht wird und die Gruppen- einer Ligaphase weicht, besteht jeder Topf künftig aus neun Mannschaften. Jedem Klub werden dann acht unterschiedliche Gegner zugelost, jeweils zwei aus jedem Topf, also auch aus dem eigenen.

Daraus ergeben sich per Los vier Heim- und vier Auswärtsspiele, wobei aus jedem Topf ein Heim- und ein Auswärtsgegner kommt. Spiele gegen Teams aus der heimischen Liga sind ausgeschlossen, aus anderen Ligen dürfen maximal zwei Gegner kommen. Das Losprozedere ist so kompliziert, dass die UEFA erwägt, sie von einem Computer durchführen zu lassen.

Leverkusen belegt derzeit den 14. Platz im UEFA-Koeffizienten-Ranking. Zwar kann die Werkself noch klettern, wenn sie Spiele in der Europa League gewinnt – Punkte gibt es für Siege und Remis sowie fürs Weiterkommen -, außerdem sind unter den 13 davor platzierten Klubs auch Chelsea und Manchester United, die sich sicher respektive sehr wahrscheinlich gar nicht für die Champions League qualifizieren werden. Dennoch ist es unrealistisch, dass es die Leverkusener noch unter die besten neun Teams schaffen (vorausgesetzt, der CL-Titelverteidiger gehört auch zu diesen neun Teams).

Bayern wäre im ersten Topf, der VfB im vierten

Doch auch als Mitglied im zweiten Topf, hätten sie keine schlechten Aussichten, die Ligaphase zu überstehen. Dafür muss eine Abschlussplatzierung unter den besten 24 Mannschaften her. Die besten acht stehen direkt im Achtelfinale, die anderen 16 spielen in K.-o.-Runden-Play-offs deren Gegner aus.

Für den FC Bayern hat die Modus-Änderung dagegen etwas Gutes: Löst der Rekordmeister sein Champions-League-Ticket, darf er als derzeit Zweiter im UEFA-Koeffizienten-Ranking auch ohne Meisterschale fest mit einem Platz im ersten Topf rechnen. Dort würde nach jetzigem Stand auch der Siebte RB Leipzig landen. Borussia Dortmund ist 13. im Ranking, der VfB Stuttgart fehlt mangels Europapokal-Teilnahme in den letzten Jahren ganz. Die Schwaben müssten mit den anderen Außenseitern in den vierten Topf.

Fast einzigartig: Was Stanisics Titel mit Leverkusen so besonders macht

Dass Bayer Leverkusen in der Tabelle vor Bayern München landete, lag auch an Josip Stanisic. Der FCB-Leihgabe gelang dadurch statistisch Außergewöhnliches.

Josip Stanisic war am Sonntag mittendrin, als die Spieler Xabi Alonsos Pressekonferenz stürmten, um Bierduschen zu verteilen.

Josip Stanisic war am Sonntag mittendrin, als die Spieler Xabi Alonsos Pressekonferenz stürmten, um Bierduschen zu verteilen.

IMAGO/Eibner

Wenn es um Alpenüberquerungen geht, dann hat August “Gustl” Starek so manche vorzuweisen. Der inzwischen 79-Jährige wechselte als Aktiver gleich zweimal von Österreich nach Bayern – und das mit großem Erfolg.

Im Sommer 1967 zog es den Mittelfeldspieler von Rapid Wien zum 1. FC Nürnberg. Es war auch Starek zu verdanken, dass die Franken am Ende der Saison die Meisterschale hochreckten, fünf Tore hatte er in 24 Einsätzen dazu beigetragen.

Leverkusens Meisterstück

Dass der Club es als bisher einziges Team vollbrachte, als amtierender Champion in der Folgesaison abzusteigen, lag aber ein Stück weit auch an Starek. Der Österreicher verabschiedete sich nach nur einem Jahr beim FCN, wechselte zum FC Bayern und wurde 1969 – na klar – Deutscher Meister. Starek stand dabei in jedem Ligaspiel auf dem Platz und steuerte diesmal vier Treffer bei. 1970 ging es für ein Jahr zurück zu Rapid, anschließend wechselte er nochmal zum damals zweitklassigen FCN. Nach einer Spielzeit ging es wieder zurück nach Österreich, diesmal zum Linzer ASK.

Es mag ein wenig überraschen, doch Starek war in der Bundesliga-Historie der einzige Spieler, dem es gelang, in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten mit zwei verschiedenen Klubs Deutscher Meister zu werden. Betonung auf “war”: Denn nun kommt Josip Stanisic dazu.

Sternstunde gegen den Leihklub

Dabei ist der Fall des gebürtigen Münchners durchaus kurios. Nach der Last-Minute-Meisterschaft im Vorjahr mit den Bayern wurde Ergänzungskraft Stanisic zu Bayer Leverkusen ausgeliehen. Keine gute Entscheidung, wie sich herausstellte: Während der FCB gerade auf der Rechts- und Innenverteidigerposition in arge Personalprobleme geriet, fasste Stanisic bei der Werkself allmählich Fuß und half mit, seinen Hausklub auf Distanz zu halten. Bestens im Gedächtnis bleibt dabei natürlich sein Treffer zum 1:0 beim 3:0-Sieg der Werkself gegen den Rekordmeister Anfang Februar. Spieler des Spiels: Josip Stanisic, kicker-Note 1,5.

Wermutstropfen für Leverkusen: Stanisic wird wohl in der kommenden Saison wieder für den FC Bayern spielen. Die Werkself besitzt kein Kaufoption – und Bayern wird denselben Fehler wohl kaum zweimal begehen.