Der BVB kann der Bundesliga sechs Champions-League-Starter bescheren

Borussia Dortmund hat mit dem Halbfinal-Einzug in der Champions League seine Chancen, auch 2024/25 dabei zu sein, doppelt erhöht – und könnte für ein Szenario sorgen, das es noch nie gab.

Der BVB träumt vom Champions-League-Titel - von dem sogar Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

Der BVB träumt vom Champions-League-Titel – von dem sogar Eintracht Frankfurt profitieren könnte.

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Dass Borussia Dortmund im Champions-League-Halbfinale steht, ist auch für die Bundesliga eine gute Nachricht. Es erhöht die Chance, dass 2024/25 fünf deutsche Klubs in der Königsklasse sind – vielleicht werden es sogar erstmals überhaupt sechs sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie können sich deutsche Klubs generell für die Champions League qualifizieren?

Über die Liga: Grundsätzlich sind die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen der Bundesliga-Abschlusstabelle in der Champions League dabei.

Über die “European Performance Spots”: Im Zuge der großen Champions-League-Reform, die zur neuen Saison erstmals greift, belohnt die UEFA ab sofort die beiden Verbände, die in der vorangegangenen Spielzeit im Europapokal am besten abschnitten, mit jeweils einem weiteren Champions-League-Ticket. Die Bundesliga liegt in diesem Ranking derzeit hauchdünn vor England auf dem zweiten Platz hinter Italien. Der BVB-Triumph gegen Atletico brachte weitere wichtige Punkte.

Über einen Triumph in Champions und Europa League: Champions- und Europa-League-Titelverteidiger erhalten einen automatischen Platz in der Königsklasse. Sind sie dabei noch nicht über die Bundesliga qualifiziert, erhält diese jeweils einen Champions-League-Platz mehr. Sind sie bereits über die Liga qualifiziert, geht der zusätzliche Platz jeweils nicht an die Liga, sondern an ein Team aus der Champions-League-Qualifikation.

Wann erhält die Bundesliga sechs Tickets für die Champions League 2024/25?

Gewinnt der BVB die Champions League, wird in der Liga aber nur Fünfter oder schlechter, und gehört die Bundesliga am Saisonende zu den beiden Top-Verbänden im Europapokal, sind sechs deutsche Klubs 2024/25 in der Champions League dabei. Und zwar die ersten vier der Tabelle, der BVB als Titelverteidiger und der bestplatzierte Bundesligist, der noch kein Champions-League-Ticket hat. Wird der BVB Fünfter, wäre das der Sechste, wird der BVB Sechster oder schlechter, der Fünfte. Nach aktueller Tabellenlage würde Eintracht Frankfurt profitieren. Das gleiche Szenario ergäbe sich, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt, aber maximal Fünfter wird.

Bayer 04 Leverkusen kann zwar noch die Europa League gewinnen, ist aber als Deutscher Meister bereits anderweitig für die Champions League qualifiziert und kann der Bundesliga somit nicht noch einen Champions-League-Platz bescheren.

Was heißt das alles für die Champions-League-Chancen des BVB?

Die Dortmunder haben noch drei Optionen, sich für die Champions League 2024/25 zu qualifizieren: wenn sie in der Liga unter die ersten vier kommen; wenn sie Fünfter werden und die Bundesliga einen “European Performance Spot” erobert; wenn sie die Champions League gewinnen.

Wie viele Klubs können sich aus einem Land maximal für die Champions League qualifizieren?

Wie die UEFA dem kicker bestätigte, liegt die theoretische Höchstzahl seit dieser Saison bei sieben. Das kann eine Liga, die vier fixe Champions-League-Starter stellt, schaffen, wenn sie einen “European Performance Spot” erobert, zusätzlich Champions- und Europa-League-Sieger stellt und diese noch nicht über die Liga qualifiziert sind. In dieser Saison ist das rein rechnerisch nur noch für die Premier League möglich, wenn sie die Bundesliga überholt und Arsenal bei einem Europa-League-Triumph West Hams Champions-League-Sieger wird, aber in der Liga noch aus den Top 4 purzelt.

Casemiro leads 10-man group set to leave Manchester United – Paper Round

Man Utd set for 10-player clearout

Manchester United could see 10 players leave in the summer, according to the Daily Mail.

Erik ten Hag may not be in charge of the club next season, but he may not be the only departure.

The paper explains: “Whatever fate awaits Erik ten Hag this summer, the number of Manchester United stars making an Old Trafford exit could hit double figures as new co-owners Ineos ring the changes.

“Anthony Martial will leave as a free agent and he could be followed by Raphael Varane and Brandon Williams when their contracts run out in June. United must also decide whether to offer Jonny Evans and Tom Heaton extensions.

“It is anticipated that Sofyan Amrabat will be allowed to return to Fiorentina when his loan expires, with United unlikely to take up an option to sign the Moroccan for £21.4million.

“Industry sources have told Confidential that Casemiro, Antony, Christian Eriksen, Victor Lindelof and Aaron Wan-Bissaka are among those who could be sold, although there’s an understanding that it won’t be practical to offload too many at one time.

“There are also six players out on loan and Jadon Sancho, Mason Greenwood, Donny van de Beek, Facundo Pellistri, Hannibal Mejbri and Alvaro Fernandez could all make permanent moves.”

Milan keen on Amrabat

As one of the expected Old Trafford departures, Sofyan Amrabat is unlikely to go back to Fiorentina after burning his bridges to force a move.

The Sun believes that AC Milan are a team who could offer him the chance to return to Serie A.

“Sofyan Amrabat’s Manchester United career looks to be coming to a close,” the paper reports.

“Amrabat signed for United following a protracted transfer saga that started before last season had even ended.

“The current front runners for his signature this summer are AC Milan.

“Amrabat has played 23 times for Manchester United, starting in just 24 per cent of those games.

“It’s unlikely that Amrabat would have a future at Fiorentina – having gone on strike to force a move to United.”

Van de Beek will not stay at Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt will not move to make Donny van de Beek’s transfer permanent, according to the Mirror.

The Dutchman has not done enough to interest the team in exercising their option to buy him.

The paper explains: “Donny van de Beek will be returning to Manchester United after his nightmare Eintracht Frankfurt spell.

“The Dutch midfielder joined the Bundesliga side on a loan deal until the end of the campaign in January. There was a £9million option to buy inserted in the deal that took Van de Beek to Germany.

“As it stands, it looks like that won’t be activated by Frankfurt.

“The German side have already decided not to sign him on a permanent deal.

“That call is just the latest in a long line of embarrassing moments for Van de Beek in Germany. The midfielder, still just 26, has made just seven appearances for the club this term – four of which have been starts.”

Wrexham want Okonkwo on permanent deal

Wrexham hope to sign Arthur Okonkwo on a permanent deal from Arsenal, the Independent writes.

He is on loan at the Welsh club already and now the side need to prepare for League One.

The paper states: “Okonkwo produced a series of standout performances across the campaign to help the Welsh club earn promotion from League Two.

“With co-owners Ryan Reynolds and Rob McElhenney now setting their sights on improving Phil Parkinson’s squad to allow Wrexham to compete in the third tier, securing the 22-year-old permanently is said to be an option.”

Trapp: “Wir haben eine Mannschaft, die ein Stadion mitreißen kann”

Vor dem eminent wichtigen Heimspiel gegen den FC Augsburg sucht Eintracht-Keeper Kevin Trapp nach positiven Ansätzen – und findet sie auch. Als Credo formuliert er: “Weniger nachdenken, mehr machen.”

Als grobe Frankfurter Faustformel lässt sich festhalten: Je näher das Saisonende rückt, desto geringer fällt in der Bundesliga die Vergnügungssteuer aus. Wer weiß, vielleicht lässt sich sogar so manche Eintrittskarte steuerlich absetzen, wenn der Finanzbeamte ein Eintracht-Herz hat und ausnahmsweise ein Auge zudrückt.

“Wir haben eine unheimlich große Chance”

“Gefühlt sitzen wir jedes Jahr zur selben Zeit da und sagen: Was passiert eigentlich gerade”, rekapituliert Trapp. Er führt aus: “Letztes Jahr haben wir zehn Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Unter Adi Hütter haben wir die Champions League verspielt, unter Oliver Glasner sind wir im ersten Jahr Elfter geworden. Ich würde mich freuen, wenn ich mal hier sitzen und sagen könnte: Wir haben einen Lauf.” Im ersten Jahr unter Niko Kovac (2016/17) stellte Frankfurt sogar die schlechteste Mannschaft der Rückrunde (13 Punkte).

In dieser Saison sollte es endlich mal andersherum laufen: Nach dem riesigen Aderlass im Sommer sollten nicht zuletzt auch die Wintertransfers dazu beitragen, dass die Rückrunde erfolgreicher verläuft. Doch das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Aktuell steht die SGE bei 15 Punkten in der Rückrunde. Es fehlen also noch zwölf Zähler, um die 27 Punkte aus der Hinrunde zu erreichen. Angesichts der aktuellen Formkrise und dem knüppelharten Restprogramm erscheint das utopisch. Doch womöglich reichen schon zwei Siege, um den sechsten Rang zu verteidigen. Das ist das Ziel.

Wobei Trapp nicht von Verteidigung sprechen möchte, weil ihm das zu negativ klingt. Vielmehr betont er: “Wir haben eine unheimlich große Chance, nächstes Jahr wieder international zu spielen. Darauf sollten wir uns freuen, wir haben noch fünf Highlight-Spiele.” Der Torhüter zeigt Verständnis für die Kritik von außen. Doch er ist erfahren genug, um zu wissen, dass es jetzt darauf ankommt, positiv zu denken. “Ich habe vorhin schon zum Trainer gesagt: Das ist seine erste Trainerstation, und wir stehen am 29. Spieltag auf Platz 6. So viel falsch können wir auch nicht gemacht haben. Wir müssen nicht auf andere schauen und haben das Privileg, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, ob wir nächstes Jahr international spielen oder nicht.”

“So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”

Nichtsdestotrotz ist offensichtlich, dass die Mannschaft gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen muss. Das ist auch Trapp klar. “Wir wissen, dass so eine Leistung wie in der ersten Hälfte gegen Stuttgart nicht akzeptabel ist. So gewinnt man kein Spiel – egal gegen wen”, betont der 33-Jährige. Er fordert den Fokus auf das Wesentliche: “Manchmal denkt man zu viel nach, statt einfach zu machen. Am Freitag  geht es nicht großartig um Taktik, sondern darum, das auf den Platz zu bringen, was wir können. Auch wir haben eine physisch sehr starke Mannschaft, die viel laufen und ein Stadion mitreißen kann. Darauf kommt es an.”

Das ist selbstredend keine neue Erkenntnis. Es ist und bleibt ein großes Rätsel, weshalb die Mannschaft die Basics in dieser Saison so selten über 90 Minuten auf den Platz bringt. Wann ist es im stimmungsvollen Waldstadion schon gelungen, dem Gegner durch maximal aggressives und kompaktes Pressing die Luft zum Atmen abzuschnüren? Nicht sehr oft. Die Heimspiele gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1) endeten allesamt mit einem Unentschieden. Das sorgt bei den Fans ebenso wie die oft träge Spielweise für verständlichen Frust.

Häufige Umstellungen taugen nicht als alleinige Erklärung

Trapp verweist in seiner Analyse auf den Umbruch im Sommer, die vielen jungen Spieler und häufigen personellen Wechsel. “Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir mal zwei, drei Spiele mit derselben Mannschaft aufgelaufen sind. Wir müssen immer wieder umstellen”, sagt der Schlussmann, betont indes auch: “Das ist nicht der alleinige Grund.”

Es bleibt hypothetisch, wie die Spiele gelaufen wären, wenn beispielsweise das in der Hinrunde so gut funktionierende Mittelfeld-Duo Hugo Larsson und Ellyes Skhiri auch in der Rückrunde so oft hätte zusammenspielen können. Oder wie die Saison mit einem gesunden Kapitän Sebastian Rode und ohne die schwere Verletzung von Sasa Kalajdzic verlaufen wäre. Das kostete sicherlich einige Punkte. Wahr ist aber auch: Gegen Teams wie Union Berlin und Werder Bremen hätte es zuletzt dennoch zu Siegen reichen müssen. Denn trotz einiger Ausfälle stand da immer noch eine richtig gute Bundesligamannschaft auf dem Feld.

Wenn am Freitag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Mario Götze, Eric Junior Dina Ebimbe und vielleicht auch Hugo Ekitiké in die Startelf zurückkehren, wird Trainer Dino Toppmöller auch gegen Augsburg eine Elf aufs Feld schicken können, die individuell deutlich besser ist als der Gegner. Dann liegt es in der Verantwortung der Profis, diese Qualität endlich wieder in drei Punkte umzumünzen und so im Kampf um Platz sechs zumindest einen Verfolger zu distanzieren.

Julian Franzke

Hölzenbein und die ewige Schwalben-Frage: Können zwei Dinge stimmen?

Auch nach seinen Lebzeiten wird Bernd Hölzenbein mit einer entscheidenden Szene aus dem WM-Finale 1974 in Verbindung gebracht werden – und womöglich gleichzeitig zu Recht und zu Unrecht beschuldigt.

Schlüsselszene im WM-Finale 1974: Wim Jansen (#6) gegen Bernd Hölzenbein (#17).

Schlüsselszene im WM-Finale 1974: Wim Jansen (#6) gegen Bernd Hölzenbein (#17).

picture alliance, imago images

Jack Taylor ließ sich nicht lumpen. Das WM-Finale 1974 war gerade erst grob eine Minute alt, noch kein deutscher Spieler hatte den Ball überhaupt berührt, da gab der englische Schiedsrichter Elfmeter für die Niederlande. Johan Neeskens verwandelte wuchtig zum 1:0.

Schon um diesen Pfiff rankten sich Ungereimtheiten, von deutscher Seite wird gerne behauptet, dass Uli Hoeneß den stürmisch andribbelnden Johan Cruyff nicht auf der Linie, sondern noch knapp außerhalb des Sechzehners gefoult hatte. Tatsächlich ist der genaue Ort des Vergehens nur schwer zu bestimmen.

Noch umstrittener ist allerdings ein Pfiff gut 20 Minuten später, als Taylor schon wieder auf den Punkt zeigte – diesmal auf der anderen Seite. Elfmeter für die Bundesrepublik, 1:1 durch Paul Breitner. Gerd Müller würde noch vor der Pause zum 2:1-Endstand treffen, Deutschland die Heim-WM 1974 im Endspiel gegen die grandiosen Niederländer für sich entscheiden – die am Elfmeter zum Ausgleich teilweise noch immer zu knabbern haben.

WM-Finale 1974

In einer Phase, in der Deutschland dem 1:1 immer näherkam, dribbelte der am Montag verstorbene Außenstürmer Bernd Hölzenbein dynamisch in den niederländischen Sechzehner, schlug ein paar Haken und kam im Duell mit Oranjes defensivem Mittelfeldspieler Wim Jansen zu Fall. War es ein Foul – oder doch eine Schwalbe, wie viele Niederländer behaupteten und behaupten?

Hölzenbein könnte nachgeholfen haben – aber nicht nur

Auch hier können selbst Zeitlupen der Szene nur bedingt Abhilfe schaffen. Sie deuten aber zumindest stark darauf hin, dass möglicherweise zwei Dinge stimmen: Schwalbe und Foul. Aus einer Perspektive, die den Zweikampf von vorne zeigt, lässt sich zum einen vermuten, dass Hölzenbein beim Fallen etwas nachhilft. Dass er sich extra vom Boden abdrückt; dass er, der Theatralik wegen, die Arme besonders hochzieht.

Doch zum anderen ist eindeutig zu erkennen, dass Jansen ganz bestimmt nicht den Ball, sondern durchaus Hölzenbeins Knöchel trifft. Nicht jeder Kontakt ist zwar ursächlich für ein Fallen, eine Schwalbe, die eine Täuschung bedeutet, kann trotz einer Berührung existieren. Weil Hölzenbein aber erst die Bodenhaftung verliert, nachdem es den Kontakt – mit offener Sohle – gegeben hat, lag ziemlich sicher nicht nur eine Täuschung des langjährigen Frankfurters vor, der selbst meist nicht “Schwalbe” oder “Foul” auf diese ewige Frage antwortete, sondern “Auf jeden Fall war es ein Elfer”.

Der berechtigtste Elfmeterpfiff im Endspiel von München blieb übrigens aus. Als die Niederländer in den Schlussminuten mit voller Kapelle anliefen und Deutschland sich durch einen Konter entlastete, holte Jansen Hölzenbein im eigenen Strafraum diesmal eindeutig von den Beinen. Doch einen dritten Strafstoß traute sich Schiedsrichter Taylor nicht.

Die Sommer-Neuzugänge der Frauen-Bundesliga im Überblick

Längst richten die Klubs der Frauen-Bundesliga trotz laufender Rückrunde schon den Blick auf die neue Saison. Die bisherigen feststehenden Zugänge des Sommers 2024 im Überblick …

In der neuen Saison für den VfL Wolfsburg am Ball: Nationalspielerin Janina Minge.

In der neuen Saison für den VfL Wolfsburg am Ball: Nationalspielerin Janina Minge.

IMAGO/Jan Huebner

VfL Wolfsburg

Janina Minge (Mittelfeld, SC Freiburg)

Bayern München

Lena Oberdorf (Mittelfeld, VfL Wolfsburg)

Eintracht Frankfurt

Elisa Senß (Mittelfeld, Bayer 04 Leverkusen)

Bayer 04 Leverkusen

Katharina Piljic (Mittelfeld, SGS Essen)

1. FC Köln

Nicole Billa (Angriff, TSG Hoffenheim)

Die weiteren Bundesligisten haben noch keinen Sommer-Transfer getätigt.

Das ewige Schlitzohr

Grabowski, Nickel, Hölzenbein – dieser Dreiklang wird auf immer ein Markenzeichen und Synonym für Eintracht Frankfurt bleiben. Nach Bernd Nickel im Jahr 2021 und Jürgen Grabowski 2022 ist in der Nacht auf Dienstag auch das dritte große Idol Bernd Hölzenbein im Alter von 78 Jahren verstorben. Ein Nachruf.

Den Schalk im Nacken: Bernd Hölzenbein mit Helmut Schön.

Den Schalk im Nacken: Bernd Hölzenbein mit Helmut Schön.

imago images/Horstmüller

Die Frage, welcher Wunsch in seinem Leben offen geblieben sei, beschied Bernd Hölzenbein schon an seinem 60. Geburtstag formal abschließend: “Keiner.” Und wer ihm in den Jahren danach begegnete, bekam nicht den Eindruck vermittelt, als habe sich daran etwas geändert.

“Holz” besaß bis zum Ausbruch seiner schweren Krankheit vor rund drei Jahren stets die Ausstrahlung eines Menschen, der mit sich im Reinen ist. Der nicht mehr scheinen wollte als er ist. Sondern vielmehr eine souveräne Gelassenheit daraus bezog, zu wissen, was er erreicht hat. Und das ist weiß Gott nicht wenig. Der WM-Titel von 1974 steht über allem. Mit seiner Frankfurter Eintracht holte er 1974, 1975 und 1981 den DFB-Pokal, dazu den UEFA-Cup 1980. Die 160 Tore, die er zwischen 1966 und 1981 in 420 Bundesligapartien für die SGE erzielte, sind bis heute einsamer Klubrekord.

Hölzenbein war ein Leader – aber mit Taten statt mit Worten

Trotz alledem stand Hölzenbein in der öffentlichen Wahrnehmung oft ein wenig im Schatten des genialen Spielmachers Jürgen Grabowski. Was durchaus zu seinem zurückhaltenden Charakter passte. Auch wenn Hölzenbein bei den Eintracht-Triumphen 1980 und 1981 als Grabowskis Nachfolger die Kapitänsbinde trug, war er qua Naturell kein charismatischer Anführer. Und schon gar niemand, der sich in den Mittelpunkt drängte. Den UEFA-Cup hielt er nach den erfolgreichen Finalspielen gegen Borussia Mönchengladbach protokollarisch korrekt als erster Frankfurter in Händen – und übergab ihn danach demonstrativ an den verletzten Grabowski, zu diesem Zeitpunkt noch der offizielle Kapitän.

Trauer um Bernd Hölzenbein

“Holz”, erinnerte sich der damalige Mitspieler Ronny Borchers anlässlich Hölzenbeins 75. Geburtstag, “war schon ein Leader, und er hatte die Akzeptanz von allen. Aber er hat auf seine Art geführt.” Kaum mit Worten, dafür umso mehr mit Taten, vorzugsweise auf dem Rasen. Dabei brachte der Mann, der in vertrauter Runde durchaus auch den Schalk im Nacken hatte, eines seiner prägenden Wesensmerkmale nur allzu gerne im Sinne seiner jeweiligen Mannschaft ein: Das Gespür für den exakten Moment, in dem sich ein Vorteil bot. Und die Kaltschnäuzigkeit, diesen zu nutzen. Das Prädikat “Schlitzohr” wurde für Hölzenbein zu einer Art zweitem Vornamen.

Foul oder Schwalbe? “Auf jeden Fall ein Elfer!”

Symptomatisch dafür bleibt jene Szene, die dem im mittelhessischen Dehrn bei Limburg Geborenen seinen unauslöschlichen Platz in den Geschichtsbüchern sichert: Im WM-Finale 1974 geht Hölzenbein nach einer Grätsche des Niederländers Wim Jansen nach 24 Minuten im Strafraum zu Boden. Schiedsrichter Jack Taylor pfeift Strafstoß, Paul Breitner verwandelt zum 1:1. Am Ende stehen ein 2:1-Erfolg und der zweite Weltmeistertitel für Gastgeber Deutschland. Die Frage Foul oder Schwalbe wird in diesem Zusammenhang bis heute heiß diskutiert. Hölzenbein beantwortete sie seit jeher auf seine ureigene Art: “Auf jeden Fall war es ein Elfer!”

Ein Tor für die Ewigkeit: Bernd Hölzenbein als erfolgreicher

Ein Tor für die Ewigkeit: Bernd Hölzenbein als erfolgreicher “Sitzfußballer” gegen Bukarest.
IMAGO/Sven Simon

Ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat sich neben dem (Streit-)Fall von München eine weitere Aktion, die mit Fug und Recht als charakteristisch gilt – das vielleicht kurioseste Tor der deutschen Europacup-Historie. An jenem 7. November 1979 scheint die Eintracht in der 2. UEFA-Cup-Runde gegen Dinamo Bukarest schon ausgeschieden, als der rumänische Keeper Constantin Stefan eine harmlose Flanke aus den Händen gleiten lässt. Ein paar Meter entfernt sitzt der ausgerutschte Hölzenbein vermeintlich verzweifelt auf dem Hosenboden. Dass der Ball dann just in seine Richtung fliegt, ist reiner Zufall. Die Geistesgegenwart jedoch, mit der er die Kugel im Sitzen per Kopf über die Linie bugsiert,  kennzeichnet das denkwürdige Kunststück als “original Hölzenbein”. Dieser Treffer zum 2:0 bringt die Verlängerung – und legt den Grundstein zum späteren Titelgewinn.

Der Coup mit Pezzey und Macher des “Fußball 2000”

Handlungsschnelligkeit und Köpfchen beweist Hölzenbein auch in seiner zweiten Karriere als Eintracht-Macher. Wobei er einen der größten Transfer-Coups der Klubgeschichte schon als Spieler einleitet. Nach der Schmach von Cordoba, dem 2:3 gegen Österreich bei der WM 1978 in Argentinien, fliegt die deutsche Mannschaft in derselben Maschine zurück wie ihre Besieger. Dabei, berichtet Hölzenbein später im Gespräch mit dem kicker, habe er Bruno Pezzey “einfach mal angesprochen, ob er nicht nach Frankfurt kommt – es hat geklappt”. Gut zehn Jahre später startet Hölzenbeins Ära als Vizepräsident und Manager dann auch offiziell. Dabei stellt er jene Mannschaft zusammen, die den legendären “Fußball 2000” zelebriert und 1992 haarscharf die Meisterschaft verpasst unter der Regie von Trainer Dragoslav Stepanovic und mit neuen Galionsfiguren wie Uwe Bein, Andy Möller oder Anthony Yeboah.

Sozialstunden als Jugendtrainer: “Das hat auch Spaß gemacht”

In Hölzenbeins Verantwortung fällt freilich ebenso der Abstieg 1996, wenig später tritt das Idol frustriert zurück. Noch empfindlicher trifft ihn der Steuerprozess um Handgeldzahlungen der Eintracht an Yeboah. Hölzenbein hat entsprechende Verträge gutgläubig unterschrieben, wird daraufhin im Februar 2001 zu einer siebenmonatigen Haftstrafe auf Bewährung sowie 300 Sozialstunden verurteilt. Die leistet er als Jugendtrainer der SSG Gravenbruch ab und stellt rückblickend fest: “Das hat auch Spaß gemacht.”

Aus Enttäuschungen keine Verbitterung werden zu lassen, auch diese Kunst hat er beherrscht. In seinen letzten Lebensjahren litt Hölzenbein an einer schweren Krankheit, die ihm viele Erinnerungen nahm. Auch die schönen. Dass er mit den negativen schon vorher abgeschlossen hatte, ist gewiss ein Trost. Vorm geistigen Auge der Fußballwelt bleibt er sowieso: das ewige Schlitzohr.

Thiemo Müller

Als Lato und Hölzenbein sich 2015 gemeinsam an die Wasserschlacht von Frankfurt erinnerten

Legendäres Spiel bei der WM 1974 16.04.2024

Als Lato und Hölzenbein sich 2015 gemeinsam an die Wasserschlacht von Frankfurt erinnerten

2:44Deutschland gewinnt bei der WM 1974 gegen das vielleicht beste polnische Team aller Zeiten, die Partie ging als Wasserschlacht von Frankfurt in die Geschichte ein. Bei einem gemeinsamen Termin 2015 erinnerten Bernd Hölzenbein und Polens Grzegorz Lato an eines der legendärsten Spiele aller Zeiten.

“Ein überragender Fußballer und wundervoller Typ”

Bernd Hölzenbein ist am Montag im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Betroffenheit in der Fußballbranche ist groß. Auch Rudi Völler kondolierte.

Rudi Völler mit Bernd Hölzenbein im Jahr 2020.

Rudi Völler mit Bernd Hölzenbein im Jahr 2020.

imago images/Hartenfelser

DFB-Präsident Bernd Neuendorf: “Bernd Hölzenbein war er ein überragender Fußballer und ein wundervoller Typ. Auf dem Rasen war er ein Schlitzohr, einer der Lösungen fand, die kein anderer gesehen hat. “Holz” konnte Tore aus allen Lagen erzielen, sogar im Sitzen hat er getroffen. Er war ein Ausnahmespieler. In seinem Leben drehte sich alles um den Fußball. Sein Tod reißt eine große Lücke bei der Eintracht und beim Deutschen Fußball-Bund. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet und werden ihn sehr vermissen.”

Rudi Völler, Direktor der DFB-Nationalmannschaft: “Bernd Hölzenbein war ein toller Fußballer und wunderbarer Mensch, der viele Titel und noch mehr Herzen gewonnen hat. Fußballerisch gab es wenig, das er nicht konnte. Seiner Familie und den Angehörigen gilt mein tiefes Mitgefühl.”

FC Bayern München (via X): Der FC Bayern trauert mit der deutschen Fußballfamilie um Bernd Hölzenbein. Weltmeister 1974 und Ikone von Eintracht Frankfurt – er schrieb Geschichte, als Spieler und Persönlichkeit. Unser Klub steht an der Seite der Familie, Angehörigen und Freunde von Bernd Hölzenbein. Ruhe in Frieden.

Borussia Mönchengladbach (via X): Ruhe in Frieden, Bernd Hölzenbein. Borussia trauert um den großen Frankfurter Torjäger und Fußball-Weltmeister von 1974. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.

Bernd Hölzenbein ist tot

Bernd Hölzenbein ist verstorben. Der Weltmeister von 1974 wurde 78 Jahre alt.

Bernd Hölzenbein

Bernd Hölzenbein

imago sportfotodienst

Hölzenbein absolvierte 420 Bundesligaspiele (160 Tore) für Eintracht Frankfurt. Im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande (2:1) stand der Angreifer in der Startelf und holte den Elfmeter heraus, der zum 1:1 durch Paul Breitner führte.

Auch mit den Frankfurtern feierte Hölzenbein große Erfolge. 1974, 1975 und 1981 gewann er mit den Hessen den DFB-Pokal, 1980 holte er mit der Eintracht den UEFA-Cup. Im deutschen Duell gewann Frankfurt das Hinspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:0, sodass eine 2:3-Niederlage im Rückspiel am Bökelberg reichte. Hölzenbein traf zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung.

Weitere Informationen folgen in Kürze …

Knackt die Bundesliga erneut die Milliardengrenze?

An diesem Montag startet die Auktion der nationalen Medienrechte der Deutschen Fußball-Liga (DFL), es geht um die wichtigste Einnahmequelle der 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga. Der kicker beantwortet die drängendsten Fragen.

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

Wie viel Geld fließt in Zukunft für die nationalen Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga?

IMAGO/Jan Huebner

Um welche Rechte genau geht es?

Um die Ausstrahlungsrechte an Bundesliga und 2. Liga für den deutschsprachigen Markt, also Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol, in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.

Wieviel Geld erhalten die Klubs aus den nationalen Medienrechten?

Aktuell fließen pro Saison 1,1 Milliarden Euro an die DFL, die diese allerdings nicht in Gänze an die 36 Klubs verteilt. Eine Abgabe von derzeit 7,75 Prozent, also umgerechnet 85,25 Millionen Euro, verbleibt beim Ligaverband zur Finanzierung von Organisation, Produktion und Sicherungsmechanismen. 2020 waren die nationalen Medienrechte zuletzt ausgeschrieben worden. Von durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro pro Spielzeit ging es minimal herab auf 1,1 Milliarden Euro – was allerdings inmitten der Pandemie als Erfolg des damaligen Geschäftsführers Christian Seifert galt.

Womit rechnen die Liga-Bosse?

Der für die Ausschreibung zuständige DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel, der die Thematik bereits unter Seifert verantwortete, strahlte zuletzt Zuversicht aus: “Ich teile mit Blick auf unsere Ausschreibung nicht die Weltuntergangsszenarien einiger Kommentatoren. Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands. Wir werden ein deutlich aufgewertetes Medienprodukt anbieten. Und anders als in anderen Ländern haben unsere aktuellen Live-Partner auch öffentlich bekundet, sich umfangreich engagieren zu wollen.” Gemeinhin gilt in der Branche ein Verbleib auf ähnlichem Niveau als Erfolg. Maßgeblich wird es davon abhängen, welche Anbieter sich letztlich konkret mit der Bundesliga beschäftigen, weil dies natürlich Einfluss auf den Erlös haben wird.

Wer bietet überhaupt mit?

Für die Live-Rechte sind mit Sicherheit die beiden Platzhirsche in Deutschland, Sky und Dazn, am Tisch. Das Duo teilt sich auch aktuell das Gros der Live-Rechte, während Sport1 das Zweitliga-Topspiel hält und ProSiebenSat1 2020 das für die frei empfangbaren Sender vorgesehene Paket E (Eröffnungsspiele, Relegation, Super-Cup sowie zwei Einzelspiele) erstanden hatte. Gut möglich, dass sich auch das Duo wieder um kleinere Pakete bemüht, auch RTL, mittlerweile Rechtehalter bei der Nationalelf, Magenta (3. Liga) und Vodafone sind denkbar. Dazu kommt die große Frage: Was machen die US-Konzerne Amazon, Netflix, Paramount oder Apple? Fernando Carro, Sprecher der Geschäftsführung des frischgebackenen Deutschen Meisters Bayer Leverkusen, erklärte im Herbst 2023, dass er auf Interesse des genannten Quartetts hofft. Bietet einer dieser Großkonzerne mit, könnte dies den Preis in der Tat nach oben treiben.

Die Bundesliga ist nach wie vor das mit Abstand werthaltigste Medienrecht Deutschlands.

Dr. Steffen Merkel über die Ausschreibung der TV-Rechte an der Bundesliga

Wie viele Rechtepakete gibt es?

Insgesamt gibt es 15 audiovisuelle Pakete. Sieben mit Live-Rechten, acht Pakete für Highlight-Berichterstattungen, also Spielzusammenfassungen und Einzelclips. Bei den Live-Rechten hat die Liga folgende Neuerung eingeführt: Sie vergibt den Bundesliga-Sonntag, bislang gekoppelt an die Freitagspartien, als Ganzes (Paket D). Der Freitag wird kombiniert mit den fünf Einzelspielen am Samstagnachmittag (B). Zudem gibt es die Samstags-Konferenz (A), das Samstags-Topspiel inklusive Super-Cup (C). Dazu kommt noch das Free-Live-Paket E (Eröffnungsspiele Bundesliga und 2. Liga, Super-Cup, Relegation, je eine Partie Spieltage 17 und 18 der Bundesliga), Paket F (alle Einzelspiele der 2. Liga inklusive Konferenz) und Paket G, das Samstags-Topspiel im Unterhaus um 20.30 Uhr. Paket E ist aufgrund der mit dem Bundeskartellamt abgesprochenen Rahmenbedingungen im Free-TV vorgesehen, Paket G kann sowohl im Pay- als auch im Free-TV laufen.

Was könnte sich für den Kunden ändern?

Momentan müssen Bundesliga-Fans zwei Abos abschließen, um alle Live-Spiele sehen zu können. Dies könnte sich ab 2025 ändern, weil das Kartellamt die “no-single-buyer-rule”, also das Alleinerwerbsverbot für alle Live-Rechtepakete, gekippt hat. Dieses sollte eigentlich wettbewerbsfördernd wirken, hatte aber am Ende nur dazu geführt, dass die Fans Mehrfach-Abos abschließen mussten – für den Konsumenten teuer, für den Anbieter ärgerlich, weil der Run ausblieb und die Rechte kaum finanzierbar waren, für die Liga insgesamt also schlecht. Theoretisch könnte sich nun ein Anbieter alle Live-Rechte sichern. In der Praxis dürfte es zwar nicht dazu kommen, weil dies extrem teuer wäre. Das heißt aber nicht, dass erneut Mehrfach-Abos notwendig sein werden. Denn durch die erfolgreichen Verhandlungen mit den Kartellwächtern erhofft sich die Liga, dass Rechtenehmer gemeinsame Abo-Modelle anbieten.

Wie läuft die Auktion konkret ab?

Interessenten bieten für jedes Paket einzeln, die jeweiligen Auktionstage folgen strengen Regeln und Zeitplänen. Die Liga setzt Vorbehaltspreise für die jeweiligen Rechtepakete fest. Bieten mehrere Interessenten eine Summe oberhalb dieser Vorbehaltspreise und liegt das zweithöchste Angebot mehr als 20 Prozent hinter dem des Höchstbietenden, kommt es zur Annahme. Liegt nur ein Angebot über dem Ziel und dabei 20 Prozent höher als das des “Zweiten”, wird das Paket ebenfalls vergeben. Nicht vergeben wird beispielsweise, wenn mehrere oberhalb des Vorbehaltspreises liegen, das Top-Angebot den Zweiten aber nicht um mindestens 20 Prozent übersteigt. Dann informiert die Liga die Bieter darüber und diese starten in eine neue Runde, die sogenannte Reservationspreis-Auktion, die wieder denselben Kriterien folgt. Gleiches gilt, wenn kein Angebot auf Vorbehaltsniveau eintrifft. Bis Ende April sollten die Rechte vergeben sein.

Benni Hofmann