Reese: Mit “Benzin in den Adern” zum “Fußballfest”

Mit schnellen Angriffen nahm Hertha BSC den FC Hansa Rostock am Freitagabend auseinander. Fabian Reese und Co. wurden von der Stimmung im von mehr als 60.000 Zuschauern besuchten Olympiastadion förmlich zum Sieg getrieben.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

Kam aus dem Grinsen kaum mehr heraus: Fabian Reese.

IMAGO/Nordphoto

Bereits vor Anpfiff herrschte prächtige Stimmung im Berliner Olympiastadion. Neben den Hertha-Fans sorgten auch die mitgereisten Rostocker Anhänger für einen würdigen Rahmen am Freitagabend. Fabian Reese wurde sofort von der Stimmung mitgerissen: “Für solche Spiele lebt man, das ist Benzin in den Adern heute. Wir sind hier raufgekommen direkt hier bei gefühlt Silvester.”

Weil es die Rostocker mit der Silvester-Stimmung etwas übertrieben, mussten die Spieler aber erst einmal warten, bis sich der Rauch vom Spielfeld verzogen hatte. Die zehn Minuten Wartezeit reichten aber nicht aus, um das Benzin wieder aus den Blutgefäßen von Reese und Co. zu vertreiben. Hertha legte gleich richtig gut los und ließ einige schnelle Angriffe aufs Rostocker Tor los – immer angetrieben vom eigenen Anhang.

Hertha spielt sich in einen Rausch

“Es war ohrenbetäubender Lärm, man konnte sich kaum verständigen”, beschrieb Reese bei Sky das Erlebnis. “Dann haben wir uns in einen Rausch gespielt und hier glaube ich heute ein Fußballfest draus gemacht.” Vier Tore gelangen den Berlinern und damit zum vierten Mal in Folge mindestens drei Treffer in einem Zweitliga-Spiel.

Einen großen Anteil daran hatte auch Marten Winkler, der zuletzt in Paderborn noch eine Gelbsperre absitzen musste. Der 21-Jährige stach immer wieder auf seiner rechten Seite durch und bereitete zwei Treffer von Palko Dardai vor. “Wie wir heute Fußball gespielt haben, das macht einfach Bock”, freute sich Winkler.

Fokus erstmal nur auf Karlsruhe

Durch das vierte ungeschlagene Spiel am Stück sind die Berliner – zumindest über Nacht – wieder näher an die Aufstiegsplätze herangerückt. Kann Hertha also vielleicht doch nochmal im Kampf um die vorderen Plätze mitmischen? Bei Winkler und Reese herrschte Einigkeit: Erst einmal gilt der Fokus dem nächsten Spiel.

“Persönlich guckt man natürlich nach oben, aber wir müssen jetzt erstmal in Karlsruhe ein gutes Spiel machen und dann schauen wir weiter”, sagte Winkler. Und auch Reese will zunächst die aktuelle Serie ausbauen: “Ich hatte letzte Woche gesagt: Wir wollen erstmal drei Spiele am Stück gewinnen.” Gelingt am Sonntag in einer Woche beim KSC erneut ein Sieg, könne man nochmal weiterschauen, alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt aber “Träumerei”.

Winkler auf Palko Dardai: Herthas Erfolgsformel gegen Hansa

Hertha BSC hat gegen Hansa Rostock einen souveränen 4:0-Sieg eingefahren. Bei den Berlinern funktionierte vor allem das Zusammenspiel von Winkler und Palko Dardai hervorragend.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

Palko Dardai jubelt mit seinem zweifachen Vorbereiter Marten Winkler.

IMAGO/Nordphoto

“Ein Geduldsspiel” hatte Pal Dardai im Vorfeld gegen Hansa Rostock prophezeit. Geduld war schon vor Anpfiff gefragt, denn blaue Rauchschwaden aus dem Gästeblock hatten sich im Stadion festgesetzt. Als es dann mit rund zehnminütiger Verspätung losging, waren es die Berliner, die die Initiative ergriffen.

Schnelle Berliner Angriffe über außen

Immer wieder über die Außenpositionen spielte sich die Dardai-Elf, bei der Ernst im Tor zurück war, ins letzte Drittel. Nach zwei solcher Vorträge schossen Tabakovic (6.) und Palko Dardai (8.) knapp am Tor vorbei. Die Hausherren, bei denen im Vergleich zum 3:2 in Paderborn außerdem Zeefuik, Winkler und Kempf anstelle von Klemens (Ohrblessur), Niederlechner und Gechter begannen, bearbeiteten die Gäste beharrlich und belohnten sich mit dem nächsten schnellen Angriff: Winkler flankte von rechts auf den Kopf von Palko Dardai, der aus kurzer Distanz auf 1:0 stellte (18.). Reese verpasste mit zwei überhasteten Abschlüssen den Doppelschlag (19., 20.).

Der FC Hansa, der nach dem 3:1 gegen Wehen Wiesbaden unverändert antrat, fand in der Anfangsphase offensiv nahezu gar nicht statt – nur ein ungefährlicher Abschluss von Stafylidis schaffte es auf den Chancenzettel (25.). Gegen die Angriffe der Berliner über die Außenbahnen fanden die Rostocker zudem weiterhin kein Mittel. Kolke musste gegen Tabakovic alles riskieren, um den zweiten Gegentreffer zu verhindern (27.).

Reese erhöht vom Punkt

Vier Minuten später war der Kapitän dann aber erneut geschlagen: Rhein hatte einen Fernschuss von Kenny mit dem rechten Arm geblockt, Reese verlud Kolke beim folgenden Strafstoß und besorgte damit die 2:0-Pausenführung (31.).

Erst als sich die Berliner danach etwas zurückzogen und dem FC Hansa mehr Platz gewährten, wurden die Gäste etwas mutiger. Gefährlich wurde es für das Tor von Ernst in Durchgang eins aber nicht mehr.

2. Bundesliga – 29. Spieltag

Rostock wird aktiver – Berliner Konter beendet das Spiel

Für den zweiten Durchgang brachte Rostocks Trainer Mersad Selimbegovic mit Strauß und Vasiliadis nicht nur zwei frische Spieler, sondern mit ihnen auch neuen Schwung. Der FC Hansa war nun mutiger, Dressel prüfte Ernst immerhin mal etwas (52.). Pröger rauschte zudem noch knapp an einer Hereingabe von Junior Brumado vorbei (55.).

Die Hauptstädter starteten zunächst dosiert in den zweiten Durchgang, zogen dann aber einmal entscheidend das Tempo an: Nach einer abgewehrten Rostocker Flanke startete Winkler aus der eigenen Hälfte bis in den Strafraum durch und bediente Palko Dardai, der aus dem Rückraum eiskalt zum 3:0 vollstreckte (59.).

Tabakovics Nummer 19

Dieser Treffer machte bereits weit vor dem Ende den Deckel auf diese Partie – auch weil Rostock an diesem Freitagabend offensiv einfach zu ungefährlich war. Ein Abschluss von Pröger war keine Prüfung für Ernst (69.), der eingewechselte Perea schoss aus guter Position nur neben den Kasten (84.). Und so endete das Spiel, wie es begonnen hatte: mit einem schnellen Angriff der Berliner. Der eingewechselte Maza schickte Tabakovic, der mit seinem 19. Saisontor den 4:0-Endstand besorgte (86.).

Für Rostock ist die Niederlage ein herber Rückschlag nach zuletzt einer Erfolgsserie mit drei Siegen aus den jüngsten vier Partien. Für Zählbares agierten die Gäste allerdings zu harmlos.

Hertha reist am 30. Spieltag am Sonntag (13.30 Uhr) zum Karlsruher SC. Hansa ist zur gleichen Zeit Gastgeber von Magdeburg.

Hertha: Präsidiums-Neuwahlen erst im Herbst

Jetzt droht Wahlkampf-Unruhe bis in die Hinrunde der neuen Saison. Hertha BSC wird die Neuwahlen des Präsidiums erst bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2024 abhalten.

Interimspräsident Fabian Drescher könnte sich im Herbst zur Wahl stellen.

Interimspräsident Fabian Drescher könnte sich im Herbst zur Wahl stellen.

IMAGO/Nordphoto

Das aktuell siebenköpfige Präsidium des Zweitligisten hat einstimmig beschlossen, die für die Zukunft des finanziell angeschlagenen Hauptstadt-Klubs wichtigen Neu-Wahlen erst im Herbst durchzuziehen und nicht schon bei der anstehenden Mitgliederversammlung im Mai. kicker-Informationen decken sich mit einem entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung.

Nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein Mitte Januar hatte dessen Vize Fabian Drescher die Amtsgeschäfte übernommen. Der 41-jährige Jurist sitzt seit 2016 im Präsidium und wurde 2022 Vizepräsident. Der gebürtige Spandauer, vor dem Schritt ins Präsidium in der Fanhilfe des Förderkreises Ostkurve und im Vereinsgericht aktiv, war ein enger Vertrauter Bernsteins und unterstützte dessen Präsidentschafts-Kandidatur im Juni 2022. Auch inhaltlich dockte er in vielen Punkten an Bernsteins Programm an. Seit Wochen berichten gut informierte Kreise, dass sich Drescher, der öffentlich aktuell so gut wie gar nicht in Erscheinung tritt, mit dem Gedanken trägt, sich im Herbst als Präsident zur Wahl zu stellen. Die Wahl nicht im Mai abzuhalten, sondern erst im Herbst, dürfte ihm taktisch eher in die Karten spielen als potenziellen Herausforderern. Alle entscheidenden Fragen im Sommer mit Blick auf die weichenstellende Saison 2024/25 – sportlich, wirtschaftlich, personell – liegen damit weiter in der Zuständigkeit des aktuellen Präsidiums.

Aktuell nur ein Geschäftsführer – Paderborns Huschen Wunschkandidat als CFO

Auf der Mitgliederversammlung im Oktober 2023 waren in Anne Noske, Ralf Thaeter und Saravanan Sundaram drei neue Mitglieder ins Präsidium gewählt worden. Die weiteren Präsidiumsmitglieder Anne Jüngermann (seit 2020), Peer Mock-Stümer (seit 2020) und Hans-Joachim Bläsing (seit Juni 2022) gehören dem Führungsgremium bereits länger an. Die Vereinssatzung schreibt eine Anzahl von mindestens sieben und maximal neun Präsidiumsmitgliedern vor. Somit blieb das Führungsgremium auch nach Bernsteins Tod mit vorerst sieben Mitgliedern im satzungskonformen Korridor. Nach Bernsteins Tod, der den gesamten Klub in einen Schockzustand versetzt hatte, hatte Drescher erklärt: “Der Berliner Weg geht weiter. Es ist ein langer Weg. Wir haben ihn gemeinsam begonnen und werden ihn in Kays Sinne fortsetzen.”

Mitte März hatte das Präsidium den Vertrag von Geschäftsführer Thomas E. Herrich bis Ende 2026 verlängert. Seit den Abgängen von Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller (Oktober 2022) und Sportgeschäftsführer Fredi Bobic (Januar 2023) ist Herrich einziger Geschäftsführer. Das könnte sich mit der angestrebten Einstellung eines neuen CFO ändern. Herthas Wunschkandidat: Ralf Huschen, seit 2019 Geschäftsführer Finanzen bei Liga-Konkurrent SC Paderborn. Huschen, Inhaber der Trainer-A-Lizenz, war vor seinem Wechsel in den Profi-Fußball unter anderem für adidas und Siemens Nixdorf tätig und ist seit 2022 auch Mitglied im Aufsichtsrat der DFL.

Steffen Rohr

Dardai und die Sechs: Die Pärchen-Suche läuft

Gegen Hansa Rostock muss Pal Dardai im defensiven Mittelfeld erneut umstellen. Der Hertha-Coach kennt das schon. Die Suche nach der passenden Doppel-Sechs zieht sich durch die ganze Saison.

Hertha-Coach Pal Dardai muss umstellen.

Hertha-Coach Pal Dardai muss umstellen.

IMAGO/Ulrich Hufnagel

Nach 78 Minuten hatte Pascal Klemens am vergangenen Freitag Feierabend, Pal Dardai wechselte ihn aus. Klemens war angeschlagen ins Spiel gegen Paderborn (3:2) gegangen, und ganz lückenlos war die Kommunikation zwischen dem Newcomer dieser Saison und dem Cheftrainer im Vorfeld offenbar nicht. “Pascal war verletzt. Ich war nicht ganz voll informiert”, sagt Dardai. “Das hat Spuren hinterlassen bei der Leistung.” Schwamm drüber: “Falscher Wille, ist nicht schlimm.”

Klemens, der in der Trainingswoche vor dem Paderborn-Gastspiel einen Schlag gegen den Kopf abbekommen hatte und über Probleme am Ohr klagt, fällt für die Partie gegen Hansa Rostock am Freitagabend aus.

“Wer ist der dynamische Ballfänger oder -fresser, wer ist der spielstarke Spieler?”

Dardai muss auf der Doppel-Sechs umstellen, die Suche nach dem idealen Pärchen ist eins der Dauerthemen dieser Saison. Wunsch-Sechser Diego Demme (SSC Neapel) war im vergangenen Sommer aus Kostengründen für den Bundesliga-Absteiger nicht zu bekommen. Seitdem hat Dardai viel probiert. Fürs Rostock-Spiel sucht er abermals die richtige Mischung und stellt sich und dem Rest der Fußballwelt die Frage: “Wer ist der dynamische Ballfänger oder -fresser, wer ist der spielstarke Spieler?” Das sind die Kandidaten:

Deyovaisio Zeefuik (26): Robust, zweikampfstark, vielseitig, dynamisch, großes Herz, bisweilen zu ungestüm – der Niederländer war nach seinen Einwechslungen gegen Nürnberg (3:3) und in Paderborn sofort auf Betriebstemperatur und ein Energie-Spender. “Er hat uns zweimal durch seine Dynamik gerettet”, sagt Dardai. “Deyo ist unser bester Ballfänger und -fresser, aber nur in der zweiten Halbzeit. Wenn er von Anfang an spielt, hat er nach zehn Minuten eine Gelbe Karte. Er kommt damit klar, dass er nicht von Anfang an spielt, auch wenn es schmerzhaft für ihn ist.”

Zeefuik wird ziemlich sicher Spielzeit gegen Hansa bekommen, aber aus Kostengründen aller Voraussicht nach kein neues Hertha-Angebot. “Er macht’s gut. Er nutzt die Chancen, die er bekommt”, sagt Sportdirektor Benjamin Weber. “Wir sind mit seinem Berater im Austausch. Wir haben eine klare Maßgabe. Grundsätzlich hat sich erstmal nichts an der Gesamtsituation – Stand heute – verändert.”

Zeefuik kam im August 2020 in Herthas Hochinvest-Phase aus Groningen und hat einen der teuren Altverträge. Sein Arbeitspapier endet am 30. Juni. Nach kicker-Informationen gibt es für ihn Interesse aus Deutschland, der niederländischen Ehrendivision und der englischen Championship, die er von seiner Leihe zu den Blackburn Rovers (Januar bis Juni 2022) bereits kennt.

Bilal Hussein (23): Leichtfüßig, spielintelligent, gutes Gespür für Räume, allerdings nicht sonderlich robust. Der Schwede – vom Profil eher Achter als Sechser – war als Joker wie Zeefuik und Ibrahim Maza in Paderborn entscheidend an der späten Wende beteiligt, nicht nur wegen seines ersten Tores für Hertha. Hussein (zwei A-Länderspiele) war Ende August von AIK Solna gekommen und bisher in seinem ersten Berliner Jahr kein großer Faktor. Das könnte sich im Saison-Finish ändern, Dardai bescheinigt ihm Fortschritte: “Er musste sich an die Liga gewöhnen: Zweikampfführung, gegen den Druck. Das hat nicht gut ausgesehen, teilweise auch nicht in der 4. Liga (Hussein bestritt zwei Einsätze für Herthas U 23 in der Regionalliga Nordost, d. Red.). Aber der Junge arbeitet. Am Wochenende, das war Bauchgefühl. Ich hab’ ihn reingeschmissen, und er hat ein richtig gutes Spiel gemacht.” Und sich für mehr empfohlen.

Aymen Barkok (25): Startete in Paderborn neben Klemens auf der Sechs, traf zum zwischenzeitlichen 1:1, wurde nach einer Stunde für Zeefuik ausgewechselt. Kam im Januar auf Leihbasis aus Mainz, damals sagte Dardai dem kicker: “Als Trainer ist es meine Aufgabe, das Maximum aus ihm rauszukitzeln. Wenn ich das schaffe, dann haben wir einen Top-Spieler. Ich glaube, dass mehr in ihm steckt, als er bisher zeigen konnte. Er bringt Torgefahr mit, hat einen sehr guten letzten und vorletzten Pass.”

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Bisher zeigt Barkok in Berlin wechselhafte Leistungen. “Er hat ein schönes Tor gemacht, aber er muss noch vieles zeigen”, sagte Dardai nach dem Paderborn-Spiel. “Ich erwarte viel, viel mehr von ihm.” Barkok, vom Profil ein eher offensiv veranlagter, zentraler Spieler, sagte der Bild zu Wochenbeginn: “Ich fühle mich auf der Acht und auf der Zehn wohl. Das habe ich auch am Anfang gesagt. Aktuell spiele ich etwas weiter hinten. Ich versuche mein Bestes, es ist nicht die ideale Position für mich.”

Jeremy Dudziak (28): Ballverteiler und Techniker mit dem Blick für die Schnittstelle. Der Allrounder kommt nach seinem Mittelfußbruch allmählich wieder in Fahrt, ersetzte in Paderborn in der Schlussphase Klemens. Links in der Viererkette – auf der Position, für die Dudziak im Sommer aus Fürth geholt wurde – hat sich Michal Karbownik festgespielt. Dudziaks aktuelles Revier ist das Mittelfeld, er stand gegen Schalke (5:2) und Nürnberg in der Startelf. Sein Einjahresvertrag verlängert sich nur im Aufstiegsfall. Hertha will den Allrounder halten.

Andreas Bouchalakis (31): Der Grieche verlor Ende Februar nach dem 1:1 in Braunschweig, wo er Eintrachts Führung mit einem Fauxpas eingeleitet hatte, seinen Stammplatz. Guter Pass- und Taktgeber, strategische Fähigkeiten, viel Erfahrung (u.a. 141 Erstligaspiele in Griechenland, 44 A-Länderspiele, 13 Champions-League-Spiele, 26 Europa-League-Spiele), wirkt aber von der Intensität und dem Tempo in der 2. Liga immer noch zeitweilig überfordert. Patzte in Braunschweig und Nürnberg sowie im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern (1:3) folgenschwer. Dardai lobt ihn jetzt: “Er verbessert sich, wie Bilal. Er zeigt im Training, dass er spielen will.”

Marton Dardai (22): Bildet seit Wochen mit Linus Gechter die Innenverteidigung. Womöglich benötigt ihn der Coach gegen Hansa auf der Sechs, wo der ungarische Neu-Nationalspieler und designierte EM-Teilnehmer über weite Strecken der Hinrunde auflief. Die Variante mit Marton Dardai auf der Sechs und Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung testete Pal Dardai in dieser Woche im Training. Auch das ist ein denkbares Modell für Freitagabend.

Kein Kandidat ist derweil Winter-Zugang Bradley Ibrahim (19, Arsenal). Der Engländer, von Dardai in der Ankunftswoche hymnisch gelobt (“Der Junge ist zu gut. Ich suche noch den Haken.”) und seitdem mit sieben Einsätzen in der U 23, ist aktuell im Individualtraining. “Wir haben ihn für den Sommer geholt – mit der Maßgabe, sich an Berlin zu gewöhnen”, sagt Sportdirektor Weber. “Wir haben ihm Extra-Fitness-Einheiten mit unserem Athletik-Trainer Henrik Kuchno gegeben, um ihn aufzubauen und vorzubereiten. Er ist ein Zugang für den Sommer.” Dennoch soll im Sommer nach kicker-Informationen ein weiterer neuer Sechser in Berlin anheuern. Auch die Bosse wissen, dass sie auf der Problem-Position Nummer 1 nachjustieren müssen.

Steffen Rohr

Hertha entschuldigt sich wegen Dardais Abgang

Vor einer Woche hatte Pal Dardai eine Pressekonferenz nach zwei Fragen eines kicker-Reporters abgebrochen. Inzwischen hat ein Gespräch mit den Beteiligten stattgefunden mit dem Ergebnis, dass Hertha BSC sich entschuldigte.

Vera Krings, Pal Dardai und Benjamin Weber am Mittwoch bei der Hertha-Pressekonferenz.

Vera Krings, Pal Dardai und Benjamin Weber am Mittwoch bei der Hertha-Pressekonferenz.

IMAGO/Matthias Koch

Die Pressekonferenz vor einer Woche hatte hohe Wellen geschlagen und sowohl im Umfeld als auch im Verein für Irritationen gesorgt. Eine Woche später sind die Wogen geglättet.

“An dieser Stelle möchten wir nicht versäumen, uns an die Medienschaffenden zu wenden, die in der vergangenen Woche aufgrund dieser Situation daran gehindert wurden, ihre vollumfängliche Vorberichterstattung vorzunehmen”, sagte Hertha-Mediendirektorin Vera Krings am Mittwoch im Beisein von Dardai und Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber. “Das bedauern wir sehr und da möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen und bitten um Nachsicht.”

Vorausgegangen waren interne Gespräche bei Hertha BSC sowie ein Treffen zwischen Klub-Verantwortlichen und der kicker-Redaktion, bei dem unter anderem auch kicker-Reporter Steffen Rohr und Dardai anwesend waren. “In diesem Zuge wurde dieser Vorfall von letzter Woche aufgearbeitet”, so Krings weiter.

Auf der Pressekonferenz am heutigen Mittwoch beantwortete Dardai dann auch wieder die Fragen des kicker-Reporters.

Die Sommer-Neuzugänge der Zweitligisten im Überblick

Die Saison 2023/24 biegt auf die Zielgerade ein, die Vereine planen längst für den kommenden Sommer und die neue Saison. Diese Neuzugänge stehen bisher fest …

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

IMAGO/Nico Herbertz

Nach Beckenkammverletzung: Herthas Keeper Ernst zurück im Training

Beim Zweitliga-Siebten Hertha BSC ist Stammkeeper Tjark Ernst (21) am Montag nach vierwöchiger Verletzungspause ins Training zurückgekehrt.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

Herthas Torwart Tjark Ernst ist zurück.

IMAGO/Zink

Torhüter Tjark Ernst hatte sich im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (0:2) am 10. März eine Beckenkammverletzung zugezogen. Wegen der Blessur hatte Ernst die beiden März-Länderspiele der deutschen U-20-Auswahl gegen Frankreich in Spanien (3:1, 4:4) verpasst und beim Hauptstadt-Klub nach der Partie bei St. Pauli auch die Spiele gegen Schalke (5:2), Nürnberg (3:3) und am vergangenen Freitag in Paderborn (3:2). Vertreten hatte ihn in den vier Zweitliga-Spielen der vor der Saison vom Karlsruher SC zu seinem Ausbildungsklub zurückgekehrte Marius Gersbeck.

Am Montag konnte Ernst die erste Einheit der neuen Woche komplett absolvieren. Im Gegensatz dazu trainierten die angeschlagenen Gustav Christensen, Peter Pekarik und Smail Prevljak individuell, auch Tony Rölke und der künftige Wolfsburger Bence Dardai arbeiteten abseits des Teams.

In jedem Fall zurückkehren in den Spieltagskader wird am Freitagabend beim Heimspiel gegen Hansa Rostock Marten Winkler. Der Rechtsaußen hatte in Paderborn eine Gelb-Sperre abgesessen und war zuvor gegen Schalke und Nürnberg ein Aktivposten. In Paderborn besetzte Palko Dardai, der älteste Sohn von Cheftrainer Pal Dardai, bis zu seiner Auswechslung nach 71 Minuten (23 Ballkontakte, ein Assist) den rechten Flügel. Jetzt kommt Winkler zurück, und in Paderborn warben auch die überzeugenden Joker um Ibrahim Maza, der an der späten Wende und dem 3:2-Sieg entscheidend beteiligt war, für sich.

Coach Dardai hat gegen Hansa personell die Qual der Wahl. Klar ist: Winkler konnte zuletzt in Sachen Entscheidungsfindung, Durchsetzungsvermögen und Effizienz (drei Tore in seinen letzten beiden Einsätzen) zulegen. In Sachen Top-Speed (mit 36,17 km/h drittschnellster Spieler der 2. Liga) hat er gegenüber Palko Dardai (32,91 km/h, ligaweit Platz 198) ohnehin Vorteile – für Pal Dardais Umschaltfußball kein unwesentlicher Faktor.

Steffen Rohr

Broich soll Dortmunds NLZ verstärken

Thomas Broich steht vor einem Wechsel aus dem Nachwuchs von Hertha BSC zu Borussia Dortmund. In Berlin ist er derzeit Leiter Methodik.

Ab Sommer in Dortmund: Thomas Broich.

Ab Sommer in Dortmund: Thomas Broich.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Thomas Broich soll ab Sommer eine wichtige Position im Dortmunder Nachwuchsleistungszentrum einnehmen. Ein entsprechender Bericht der Bild deckt sich mit kicker-Informationen. Der Ex-Profi, unter anderem bei Borussia Mönchengladbach, dem 1. FC Köln und bei Brisbane Roar am Ball, war zuletzt beim Zweitligisten Hertha BSC als Leiter Methodik im Nachwuchs angestellt.

Fix ist der Wechsel aber noch nicht. Zwar gab es einen Austausch zwischen den Vereinen, unterschrieben ist noch nichts. Derzeit ist Broich in Elternzeit. Er war im Januar 2022 vom damaligen Geschäftsführer Sport Fredi Bobic nach Berlin geholt worden, mit dem er bereits bei Eintracht Frankfurt zusammengearbeitet hatte. Bei Hertha ist er bei den Jugendteams von U 9 bis U 19 für eine einheitliche Spielphilosophie, Spielstil, Spielentwicklung und Konzeptentwicklung zuständig.

Addo verlässt den BVB

In Dortmund wird in diesem Sommer der bisherige Toptalente-Trainer Otto Addo den Verein verlassen. Der langjährige BVB-Spieler war 2019 von Borussia Mönchengladbach zu den Schwarz-Gelben gewechselt, schon bei den Fohlen hatte er eine wichtige Rolle im Übergang zwischen Nachwuchs- und Profibereich. In Dortmund kümmert er sich intensiv um junge Spieler im Profikader oder Talente aus dem NLZ, denen der Sprung zugetraut wird.

“Wir werden in Otto einen hervorragenden Trainer und tollen Menschen verlieren”, hatte Sportdirektor Sebastian Kehl anlässlich der Abschieds-Ankündigung von Addo gesagt. Der 48-Jährige wird Nationaltrainer von Ghana, eine Position, in der er das Team bereits bei der Weltmeisterschaft 2022 betreut hatte.

Patrick Kleinmann, Steffen Rohr

Transfer offiziell: Bence Dardai wird Wolfsburger

Eine Überraschung ist es nicht mehr: Der VfL Wolfsburg hat Bence Dardai zum zweiten Sommerneuzugang gemacht. Der U-17-Europameister kommt ablösefrei von Hertha BSC.

Nach zwölf Jahren bei Hertha ist Schluss: Bence Dardai wechselt nach Wolfsburg.

Nach zwölf Jahren bei Hertha ist Schluss: Bence Dardai wechselt nach Wolfsburg.

IMAGO/Beautiful Sports

Wie es für Pal Dardai bei Hertha BSC weitergeht, ist noch nicht klar, die Zukunft des jüngsten seiner drei Söhne ist seit Samstag dagegen offiziell geklärt. Wie der VfL Wolfsburg einen Tag vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bekanntgab, wechselt Bence Dardai zur neuen Saison ablösefrei zu den Wölfen.

Die Hertha-Verantwortlichen hatten bereits Mitte März bekanntgegeben, dass der 18 Jahre junge offensive Mittelfeldspieler, dessen Fördervertrag zum 30. Juni ausläuft, das unterschriftsreife Angebot zum Verbleib in Berlin abgelehnt habe. Dass es ihn nach zwölf Jahren bei der Alten Dame nach Wolfsburg zieht, hatte sich ebenfalls schon abgezeichnet. Auch Borussia Mönchengladbach hatte um den amtierenden U-17-Europameister gebuhlt.

“Ein junger und sehr talentierter Spieler”

“Es freut uns sehr, dass sich Bence für unseren Weg entschieden hat”, zitiert der VfL Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. “Er ist ein junger und sehr talentierter Spieler, der bei Hertha seine ersten Schritte im Profi-Fußball gemacht hat und seine Qualitäten in der Zweiten Liga bereits unter Beweis stellen konnte. Beim VfL Wolfsburg hat Bence die Möglichkeit, sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. Dabei wollen wir ihn bestmöglich unterstützen und freuen uns auf die gemeinsame Zukunft.”

Bei Hertha kommt Dardai bislang auf acht Zweitliga-Einsätze und ein DFB-Pokal-Spiel für die Profis. Weil er sich Ende Oktober eine Sprunggelenksverletzung zuzog, kam er zuletzt allerdings nur in Herthas U 23 in der Regionalliga Nordost zum Zug.

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Vater Pal hatte den Abschied seines Sohns als “hartes Thema” bezeichnet. “Hertha hat einen maximalen, ehrlichen, sehr gut dotierten Vertrag angeboten. Beide Brüder (Palko und Marton, Anm. d. Red.) haben versucht, Bence zu überzeugen, auch die Mama ohne Ende. Die Mama hat sogar ein paar Tage geweint.” Aber: “Das ist der Berliner Weg. Einige Spieler werden hier bleiben, einige werden uns verlassen.”

Beim VfL ist Dardai bereits der zweite Sommerneuzugang nach Torhüter Kamil Grabara, der für rund zehn Millionen Euro als Nachfolger von Koen Casteels vom FC Kopenhagen kommt.

Hertha “glücklich und froh” nach Sieg über “ungeduldige” Paderborner

Die meiste Zeit sah es beim Spiel gegen den SC Paderborn nicht danach aus, als könne Hertha BSC drei Punkte aus Ostwestfalen entführen. Dass dies am Ende doch gelang, freute entsprechend die Akteure der Alten Dame – wenngleich dies etwas schmeichelhaft war.

Holten sich nach Abpfiff den Applaus bei den eigenen Fans ab: Toni Leistner, Fabian Reese, Marton Dardai und Haris Tabakovic (v.l.n.r.).

Holten sich nach Abpfiff den Applaus bei den eigenen Fans ab: Toni Leistner, Fabian Reese, Marton Dardai und Haris Tabakovic (v.l.n.r.).

IMAGO/Ulrich Hufnagel

„Sicherlich war das heute ein Spiel, was glücklicher zugunsten von uns ausgefallen ist”, musste auch Hertha-Kapitän Fabian Reese im Interview bei Sky anerkennen, “aber wir können uns auch dieses Jahr jetzt nicht mit extrem vielen Spielen rühmen”, die in puncto Glück zugunsten der Hertha ausgefallen seien, “von daher sind wir glücklich und froh über den Sieg heute”. Diesen habe man sich “glaub ich ein Stück weit auch erarbeitet”.

Dardai: “Wenn jemand Hertha BSC Raum gibt, sieht es so aus”

Woran es gelegen hat, dass die Hertha nach den ersten 65 Minuten, in denen Paderborn spielbestimmend und mit den deutlich besseren Chancen versehen war, in der Schlussphase noch zweimal in das gegnerische Netz getroffen hat? Das wusste Trainer Pal Dardai zu erklären. “Der Gegner war ungeduldig. Da haben wir Räume gehabt und dann habe ich gesagt ‘Umschalten.'” Insbesondere nach dem 2:2 “wollten sie unbedingt gewinnen, aber wenn jemand Hertha BSC Raum gibt, sieht es so aus”, fand Dardai lobende Worte für die Umschaltqualitäten seines Teams. “In der ersten Halbzeit habe ich nichts davon gesehen, was wir trainieren”, speziell die Tore in der zweiten Halbzeit habe die Hertha dann aber “mit Tempo rausgespielt”, weshalb sich Dardai trotz einiger Kritik am Ende auch etwas stolz zeigte.

2. Bundesliga, 28. Spieltag

Ein Sonder-Lob holten sich derweil die “entscheidenden” Wechselspieler ab, insbesondere Bilal Hussein und Ibrahim Maza seien “gut reingekommen” und hätten das Spiel der Alten Dame mit frischem Wind belebt. Während Hussein den Treffer zum 2:2 erzielte, fungierte Maza vor dem 3:2 als Vorbereiter.

Reese: “Wir brauchen eine Serie, das ist uns klar”

Torschütze zum 3:2 und somit Spielentscheider war dagegen einmal mehr Toptorschütze Haris Tabakovic. Mit seinem 18. Saisontreffer hat er sich vorläufig an die Spitze der Torjägerliste geschossen. Und wenn es nach ihm geht, soll das auch bis zum Saisonende so bleiben. “Ich denke, jeder Stürmer hat das Ziel, dass er oben mitspielt bei den Toren.” Zwar hätten die Ziele mit dem Team “Priorität”, aber: “Wenn ich oben stehe, möchte ich auch irgendwann da oben bleiben.” Damit ist er nicht der einzige, der sich darüber freuen würde. “Ich wünsche ihm, dass die Kollegen so arbeiten, dass er am Ende Torschützenkönig ist, weil das für uns alle eine Ehrung wäre”, so Dardai.

Ob mit den Teamzielen der Aufstieg gemeint war? Durch den Dreier beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz jedenfalls vorerst nur noch fünf Punkte, wenngleich Fortuna Düsseldorf am Sonntag die Chance hat, wieder auf acht Punkte wegzuziehen. “Mit Glück kann man den dritten Platz schaffen, aber ich glaube nicht, dass wir so viel Glück haben”, ist Dardai skeptisch, es noch einmal nach oben zu schaffen. Dennoch werde man “versuchen, dranzubleiben und so lange es die mathematische Chance gibt, werden wir arbeiten”.

Auch Reese weiß derweil, dass es schwer wird. “Wir brauchen eine Serie, das ist uns klar.” Man tue gut dran, “wenn wir uns einfach auf das nächste Spiel, auf nächsten Freitag gegen Rostock konzentrieren und da wieder versuchen, drei Punkte zu erreichen und es nicht ganz so spannend zu machen”, wie es mitunter gegen den SC Paderborn der Fall war.