Ablösefrei: Scheller zieht es von St. Pauli nach Paderborn

Tjark Scheller verlässt den FC St. Pauli ablösefrei und wird in der kommenden Saison für den SC Paderborn auflaufen, wie beide Vereine am Mittwoch mitteilten. St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann nennt den Grund, warum der Zweitliga-Spitzenreiter den 22-Jährigen ziehen lässt.

Der Blick geht nach Paderborn: Tjark Scheller.

Der Blick geht nach Paderborn: Tjark Scheller.

IMAGO/Lobeca

Erst im Januar 2023 schlug Tjark Scheller den Weg vom FC Schalke 04 zum FC St. Pauli ein, nach nur eineinhalb Jahren ist die Zeit des 22-Jährigen bei den Kiez-Kickern schon wieder vorbei. Der Vertrag des Innenverteidigers in Hamburg endet nach der Saison, in der kommenden Spielzeit geht es für ihn beim SC Paderborn weiter. Dort hat er einen Vertrag unterschrieben, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen.

Bei St. Pauli war dies nicht mehr möglich, wie Andreas Bornemann unterstrich. Zwar habe sich Scheller, der zwei U-16-Länderspiele in seiner Vita stehen hat, “in der Zeit bei uns sehr gut entwickelt und bringt auch das Potenzial mit, sich als Spieler in der zweiten Liga zu etablieren”. Doch, so räumte der St. Pauli-Sportchef ein, ist auf der Position in der Innenverteidigung “unser Kader allerdings sehr stark besetzt, so dass wir ihm für die kommende Spielzeit nicht mehr Einsatzzeiten garantieren können.”

Bei den Braun-Weißen reichte es für Scheller neben 34 Regionalliga-Spielen nur zu zwei Kurzeinsätzen im Zweitliga-Team, Bornemann kann den “Wunsch nach einer neuen Herausforderung” durchaus nachvollziehen.

Überzeugende spielerische Fähigkeiten und gutes Aufbauspiel

Die sucht er nun also in Paderborn. Der Zweitliga-Konkurrent freut sich, “dass sich Tjark bei seinem weiteren Weg für Paderborn entschieden hat. Seine spielerischen Fähigkeiten und sein gutes Aufbauspiel haben uns überzeugt. Gemeinsam wollen wir sein Potenzial heben und weiterentwickeln”, ließ SCP-Geschäftsführer Sport Benjamin Weber wissen.

Hürzelers Wunsch ist erfüllt: Nemeth bleibt

Mitte März hatte Fabian Hürzeler seinen auslaufenden Vertrag beim FC St. Pauli verlängert und angedeutet, dass er sein Ja-Wort auch eng damit verknüpft hat, dass es mit seinem Trainerteam weitergeht – am Mittwoch verkündete der Spitzenreiter nun die Verlängerung mit Assistent Peter Nemeth.

Co-Trainer Peter Nemeth bleibt am Millerntor.

Co-Trainer Peter Nemeth bleibt am Millerntor.

IMAGO/Eibner

Der 51-jährige Slowake war im Dezember 2022 unmittelbar nach Hürzelers Inthronisierung zum Chefcoach ans Millerntor gekommen, hat sich mit seiner Loyalität, Erfahrung und Kompetenz schnell unverzichtbar gemacht. Die Verlängerung des auslaufenden Vertrages war somit für die Verantwortlichen folgerichtig. “Peter hat sich vom ersten Tag an hervorragend eingefügt, ist mit seiner Erfahrung, dem Fachwissen und seiner akribischen Arbeitsweise ein ganz wichtiger Teil des Trainerteams”, lobt Sportchef Andreas Bornemann, “deswegen war es von allen immer der klare Wunsch, den gemeinsamen Weg fortzuführen.”

Entsprechend froh über diese Vollzugsmeldung ist auch Hürzeler. “Peter und ich pflegen einen sehr vertrauensvollen und konstruktiven Austausch und er übernimmt auf und neben dem Platz viel Verantwortung.” Der erst 31-jährige Chef rühmt den Routinier “aufgrund seiner Erfahrung” als “ganz wichtigen Ansprechpartner, nicht nur für mich, sondern auch für die Spieler.”

Chemie und Arbeitsweise stimmt

Nemeth nennt als Grundlage für seine Unterschrift “sowohl die Chemie in menschlicher Hinsicht als auch in Bezug auf die gemeinsame Arbeitsweise.” Im Aufstiegs-Endspurt könnte dem Ex-Profi (22 A-Länderspiele für die Slowakei) und langjährigen Assistenten von Uwe Neuhaus (gemeinsam bei Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld) zudem noch, wenn auch unfreiwillig, ein weiteres Mal die Rolle als “Aushilfs”-Chef zukommen.

Bereits Ende Januar hatte Nemeth Hürzeler beim Auswärtssieg in Düsseldorf (2:1) vertreten müssen, weil dieser gelbgesperrt war. Seit dem vergangenen Wochenende und dem 1:2 in Karlsruhe steht Hürzeler bei sieben Gelben Karten, wäre bei der nächsten Verwarnung ein zweites Mal in dieser Spielzeit gesperrt. “Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen”, hat Nemeth anlässlich seiner Vertragsverlängerung erklärt. Einen weiteren Einsatz als Hürzeler-Vertreter wird im Sinne aller Beteiligten in diese Aussage nicht mit inbegriffen sein.

Sebastian Wolff

Die Sommer-Neuzugänge der Zweitligisten im Überblick

Die Saison 2023/24 biegt auf die Zielgerade ein, die Vereine planen längst für den kommenden Sommer und die neue Saison. Diese Neuzugänge stehen bisher fest …

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

IMAGO/Nico Herbertz

DFB verteidigt Entscheidungen bei KSC gegen St. Pauli – und lässt dabei Szenen unerwähnt

Viele falsche Entscheidungen, dazu ein Doppelfehler im Verbund mit dem VAR: Vom kicker erhielt Schiedsrichter Michael Bacher für seine Leitung des Spiels zwischen Karlsruhe und dem FC St. Pauli die Note 6. Der DFB verteidigt Bacher in einer Szene öffentlich.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

IMAGO/Jan Huebner

Die Niederlage in Karlsruhe auf das Schiedsrichter-Team schieben wollte keiner. Doch eine Sequenz beim 1:2 hatte St. Paulis Verantwortungsträger ratlos zurückgelassen. Es geht um die Gelb-Rote Karte für Hauke Wahl nach 77 Minuten.

Denn: Zum einen hatte der Hamburger Verteidiger im Duell mit Igor Matanovic zunächst den Ball getroffen, zudem gab es in der Entstehung der Szene einen klar sichtbaren Tritt von KSC-Verteidiger David Herold auf den Fuß von Manolis Saliakas. Ein Fall für den VAR – und damit Strafstoß für St. Pauli statt in der Folge Gelb-Rot für Wahl. Oder doch nicht?

Werthmann: Korrekt, dass der Video-Assistent nicht eingriff

Der DFB sieht diese Situation zumindest in einer Hinsicht offiziell anders: Rainer Werthmann, der sportliche Leiter der Schiedsrichter in der 2. Bundesliga, nannte die Entscheidung, nicht auf Strafstoß zu entscheiden, “angemessen”.

Es sei korrekt, dass Video-Assistent Pascal Müller nicht eingriff, denn: “Hier muss man den Gesamtablauf der Szene in den Blick nehmen. Herold spielt zuerst im Sprung klar und fair den Ball. Der anschließende Tritt auf den Fuß von Saliakas geschieht in der natürlichen Abstellbewegung des Fußes. Der Verteidiger ist dabei in der Drehbewegung weder zum Gegner orientiert, der sich hinter ihm befindet und den er deshalb nicht sieht, noch in einem Zweikampf um den Ball mit ihm. Auch Fahrlässigkeit liegt nicht vor, selbst wenn der Treffer deutlich ist. Somit ist Herolds Einsatz nicht als Foulspiel zu bewerten.”

Herolds Tritt wegen nicht vorliegender Absicht als nicht strafbar zu werten, ist zumindest diskutabel. Was im Statement außerdem fehlt, ist die Bewertung des folgenden und falsch bewerteten Zweikampfs zwischen Wahl und Matanovic.

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KMD #205 (mit Fabian Hürzeler)


01:54:13 Stunden

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Ebenso unerwähnt bleibt, dass in der Nachbereitung des Spiels noch eine weitere Szene in den Fokus gerückt war: das Tor von Jackson Irvine zum vermeintlichen 2:1 für die Kiez-Kicker in der 53. Minute. Nach VAR-Eingriff hatte Bacher den Treffer zurückgenommen, weil St. Paulis Aljoscha Kemlein zuvor im Abseits gestanden hatte. Die Auswertung der Bilder aber zeigt, dass im darauffolgenden “Pingpong” der Ball bei KSC-Verteidiger Marcel Beifus landete, der die Möglichkeit hatte, kontrolliert zu klären, aber unsauber Irvine anschoss – damit wäre nach der Regelauslegung eine neue Spielsituation entstanden und der Treffer korrekt gewesen.

Die kicker-Benotung lag nicht nur in jener Szene begründet, die Werthmann aufgegriffen hat. Und St. Paulis Ärger ist auch durch das Statement nicht verraucht. Wahl war unmittelbar nach der Partie fast sprachlos am Sky-Mikrofon:  “Ich muss aufpassen, was ich sage, sonst kriege ich auf den Deckel und es heißt, ich würde den Schiedsrichter diffamieren. Aber es ist ein klares Stempeln im Strafraum.” Für Fabian Hürzeler war es gar “der klarste nicht gegebene Elfmeter der Saison, der übersehen wurde.”

Hürzelers Erfolgsrezept: Bayern-DNA für St. Pauli

Seit Dezember 2022 leitet Fabian Hürzeler die Geschicke beim FC St. Pauli – und das ziemlich erfolgreich. Bei “kicker meets DAZN” spricht der 31-Jährige nun über seinen Weg und seine Schwächen – und er verrät, was der FC Bayern mit dem Erfolg der Kiezkicker zu tun hat.

Schwebt mit St. Pauli derzeit auf Wolke sieben: Fabian Hürzeler.

Schwebt mit St. Pauli derzeit auf Wolke sieben: Fabian Hürzeler.

IMAGO/Jan Huebner

Als Spieler war Fabian Hürzeler die große Karriere verwehrt geblieben, dafür startet er nun als Trainer voll durch. Sechs Spieltage vor Schluss führt er mit St. Pauli die Tabelle der 2. Liga an, hat acht Punkte Vorsprung auf Relegationsrang drei – und wird dafür immer wieder gefeiert. Am Samstag gab es aber beim kontroversen 1:2 in Karlsruhe einen Dämpfer – einer, der ihn wurmt, wie Hürzeler zugibt.

“Ich bin ein sehr schlechter Verlierer”, sagt der 31-Jährige im Gespräch mit Alex Schlüter und Benni Zander, betont aber zugleich, dass man sich von derartigen Dingen nicht aufhalten lassen dürfe. “Irgendwann geht es weiter, man muss die Niederlage aufarbeiten und Lehren daraus ziehen.” Ihm gehe es darum, “lösungsorientiert zu denken und die Emotionen beiseitezulegen”.

Hürzeler verfolgt einen sachlichen und prozessorientierten Ansatz, wie er selbst sagt, aber er will auch seine Spieler mitnehmen. So verrät er, dass er nach seiner Amtsübernahme am Millerntor gar nicht so viel geändert habe. Vielen Spielern hätte es damals lediglich an Selbstvertrauen gefehlt, daher sei ihm wichtig gewesen, “das Mindset zu stärken – weg von den Zweiflern, hin zu Gläubigen”. In diesem Zusammenhang sei “die Macht der Ideen” eminent wichtig – ebenso “das Warum”. Er sei daher bemüht, seinen Spielern zu erklären, warum er dies oder jenes verlangt. Damit das funktioniert, braucht es wiederum “klare Ideen”.

Da bin ich kein Vorbild für andere.

Fabian Hürzeler

Neben der offensichtlichen Tatsache, dass man sportliche Erfolge will, geht es bei den Hanseaten aber auch darum, die Spieler individuell “besser zu machen”. Dies sei ebenfalls sein Anspruch, zumal Profifußballer unter dem Strich “auch Egoisten sind, die viel auf sich gucken.” Seiner Meinung nach entwickeln sich Spieler “am besten mit dem Ball am Fuß”. Hürzeler betont dabei, dass die Spieler auch “Fehler machen dürfen. Aber sie sollen aus diesen lernen und diese nicht wiederholen.”

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Das Letsch-Aus in Bochum: Kommt jetzt Kuntz?


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Ein schlechtes Vorbild

Dass das nicht immer leicht ist, weiß Hürzeler jedoch aus eigener Erfahrung. Der 31-Jährige hat schon sieben Gelbe Karten gesehen. “Das ist definitiv ein Punkt, den ich mir selbst ankreide”, zeigt er sich einsichtig und verrät: “Ich habe mir vorgenommen, in Bezug auf die Schiedsrichter besser zu werden. Das ist mir definitiv noch nicht gelungen. Da bin ich kein Vorbild für andere. Ich weiß auch, dass ich schlechten Einfluss ausübe. Schiedsrichter-Entscheidungen müssen Trainer akzeptieren, das gelingt mir nicht in dem Maße, wie ich es von mir erwarte. Das will ich verbessern, aber das geht auch nicht von heute auf morgen.” Hürzeler betont aber auch, dass er sich bei diesem “Balance-Akt” nicht verbiegen wolle, denn “auch an der Seitenlinie kann und will ich mich nicht verstellen.”

Bayern-DNA als Basis

Auffällig ist der Spielstil, den Hürzeler in Hamburg spielen lässt – aktiv und attraktiv. Diesen hat er bereits sehr früh für sich entdeckt, wie er zugibt. “Die Basis, die DNA meiner Idee, habe ich als Fußballspieler entwickelt”, sagt Hürzeler und verweist dabei vor allem auf seine Zeit bei Rekordmeister Bayern München. Zwischen 2011 und 2013, quasi ganz am Anfang seiner Spielerkarriere, bestritt er 36 Spiele für die zweite Mannschaft des FCB. “Das war die prägendste Zeit”, blickt Hürzeler zurück und erklärt: “Bei Bayern hattest du immer den Ball und musstest die Spiele immer gewinnen – am besten auch schön gewinnen. Das hat sich eingeprägt.”

Er sei jemand, der “mutig ist, den Ball gerne hat, versucht mit Ball Lösungen zu finden und letztendlich das Fußballspiel als Veranstaltung für die Fans sieht, um ihnen auch etwas zu bieten.” Diese Philosophie verfolgt er auch am Kiez, wenngleich er diese im Laufe der Jahre verändert und angepasst habe. “Mit den Erfahrungen, die ich als Co-Trainer gemacht habe, hat sich meine Idee Monat für Monat, Jahr für Jahr weiterentwickelt.”

Bei KMD äußert sich Hürzeler darüber hinaus zur Kritik anderer Trainerkollegen an ihm und beantwortet auch die Frage, warum er Fußballtrainer und nicht – wie ursprünglich geplant – Fußballprofi geworden ist. Spannend auch, welche Trainer ihn geprägt haben, welche Erfahrungen er mit Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel gemacht hat und welche Herausforderungen sein Rollenwechsel vom Co zum Cheftrainer mit sich gebracht hat. Und zu guter Letzt verrät er, warum ihm Brighton Hove & Albion so beeindruckt und er spricht auch über den Impact von Leverkusen, Stuttgart und auch St. Pauli auf den deutschen Fußball.

Die neue “kicker meets DAZN”-Folge jetzt hören:

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KMD #205 (mit Fabian Hürzeler)


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“Angemessen”: DFB verteidigt Entscheidungen bei KSC gegen St. Pauli

Viele falsche Entscheidungen, dazu ein Doppelfehler im Verbund mit dem VAR: Vom kicker erhielt Schiedsrichter Michael Bacher für seine Leitung des Spiels zwischen Karlsruhe und dem FC St. Pauli die Note 6. Vom DFB wurde die Aufreger-Szene dagegen ganz anders bewertet.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

IMAGO/Jan Huebner

Die Niederlage in Karlsruhe auf das Schiedsrichter-Team schieben wollte keiner. Doch eine Sequenz beim 1:2 hatte St. Paulis Verantwortungsträger doch ratlos zurückgelassen. Es geht um die Gelb-Rote Karte für Hauke Wahl nach 77 Minuten.

Denn: Zu der Situation, in der der Verteidiger gegen Igor Matanovic zudem erst den Ball spielte, hätte es gar nicht kommen dürfen, da KSC-Verteidiger David Herold in der Entstehung ganz klar mit offener Sohle Manolis Saliakas im Strafraum erwischt hatte. Ein Vergehen, das spätestens durch den VAR zwingend geahndet hätte werden müssen. Ein Strafstoß für St. Pauli wäre zwingend gewesen.

“Sünder” Wahl hatte die Betrachtung der entscheidenden Szenen am Sky-Bildschirm regelrecht die Sprache verschlagen: “Ich muss aufpassen, was ich sage, sonst kriege ich auf den Deckel und es heißt, ich würde den Schiedsrichter diffamieren. Aber es ist ein klares Stempeln im Strafraum.”

Kurz vor Mitternacht hatten St. Paulis Verantwortungsträger noch eine Aufklärung durch Schiedsrichter Michael Bacher (kicker-Note 6) eingefordert – vergebens. Antworten auf die Fragen, weshalb der VAR stumm blieb, erhielt St. Pauli bis zum Sonntag nicht. Erst am Montagnachmittag nahm die sportliche Leitung der Unparteiischen auf der DFB-Website zu dieser Szene Stellung.

Werthmann: Korrekt, dass der Video-Assistent nicht eingriff

Rainer Werthmann, der sportliche Leiter der Schiedsrichter in der 2. Bundesliga, nannte die Entscheidung “angemessen”. Es sei korrekt, dass Video-Assistent Pascal Müller nicht eingriff. Werthmann meint: “Hier muss man den Gesamtablauf der Szene in den Blick nehmen. Herold spielt zuerst im Sprung klar und fair den Ball. Der anschließende Tritt auf den Fuß von Saliakas geschieht in der natürlichen Abstellbewegung des Fußes. Der Verteidiger ist dabei in der Drehbewegung weder zum Gegner orientiert, der sich hinter ihm befindet und den er deshalb nicht sieht, noch in einem Zweikampf um den Ball mit ihm. Auch Fahrlässigkeit liegt nicht vor, selbst wenn der Treffer deutlich ist. Somit ist Herolds Einsatz nicht als Foulspiel zu bewerten.”

“Angemessen”: DFB verteidigt Entscheidungen bei KSC gegen St. Pauli

Viele falsche Entscheidungen, dazu ein Doppelfehler im Verbund mit dem VAR: Vom kicker erhielt Schiedsrichter Michael Bacher für seine Leitung des Spiels zwischen Karlsruhe und dem FC St. Pauli die Note 6. Vom DFB wurde die Aufreger-Szene dagegen ganz anders bewertet.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

Erhielt vom kicker die Note 6: Referee Michael Bacher.

IMAGO/Jan Huebner

Die Niederlage in Karlsruhe auf das Schiedsrichter-Team schieben wollte keiner. Doch eine Sequenz beim 1:2 hatte St. Paulis Verantwortungsträger doch ratlos zurückgelassen. Es geht um die Gelb-Rote Karte für Hauke Wahl nach 77 Minuten.

Denn: Zu der Situation, in der der Verteidiger gegen Igor Matanovic zudem erst den Ball spielte, hätte es gar nicht kommen dürfen, da KSC-Verteidiger David Herold in der Entstehung ganz klar mit offener Sohle Manolis Saliakas im Strafraum erwischt hatte. Ein Vergehen, das spätestens durch den VAR zwingend geahndet hätte werden müssen. Ein Strafstoß für St. Pauli wäre zwingend gewesen.

“Sünder” Wahl hatte die Betrachtung der entscheidenden Szenen am Sky-Bildschirm regelrecht die Sprache verschlagen: “Ich muss aufpassen, was ich sage, sonst kriege ich auf den Deckel und es heißt, ich würde den Schiedsrichter diffamieren. Aber es ist ein klares Stempeln im Strafraum.”

Kurz vor Mitternacht hatten St. Paulis Verantwortungsträger noch eine Aufklärung durch Schiedsrichter Michael Bacher (kicker-Note 6) eingefordert – vergebens. Antworten auf die Fragen, weshalb der VAR stumm blieb, erhielt St. Pauli bis zum Sonntag nicht. Erst am Montagnachmittag nahm die sportliche Leitung der Unparteiischen auf der DFB-Website zu dieser Szene Stellung.

Werthmann: Korrekt, dass der Video-Assistent nicht eingriff

Rainer Werthmann, der sportliche Leiter der Schiedsrichter in der 2. Bundesliga, nannte die Entscheidung “angemessen”. Es sei korrekt, dass Video-Assistent Pascal Müller nicht eingriff. Werthmann meint: “Hier muss man den Gesamtablauf der Szene in den Blick nehmen. Herold spielt zuerst im Sprung klar und fair den Ball. Der anschließende Tritt auf den Fuß von Saliakas geschieht in der natürlichen Abstellbewegung des Fußes. Der Verteidiger ist dabei in der Drehbewegung weder zum Gegner orientiert, der sich hinter ihm befindet und den er deshalb nicht sieht, noch in einem Zweikampf um den Ball mit ihm. Auch Fahrlässigkeit liegt nicht vor, selbst wenn der Treffer deutlich ist. Somit ist Herolds Einsatz nicht als Foulspiel zu bewerten.”

St. Paulis Suche nach der direkten Antwort

An der Entstehung der 1:2-Niederlage in Karlsruhe hatte Nikola Vasilj entscheidenden Anteil. Der nach vorn abgewehrte Ball von St. Paulis Schlussmann war entscheidend für den frühen Rückstand. Einen Rückschlag im Aufstiegskampf fürchtet der 28-Jährige jedoch nicht.

Wollen nach der Niederlage wieder die richtige Antwort geben: Die Spieler des FC St. Pauli.

Wollen nach der Niederlage wieder die richtige Antwort geben: Die Spieler des FC St. Pauli.

IMAGO/eu-images

“Wir sind nach den Niederlagen in Magdeburg und auf Schalke zurückgekommen”, sagt Vasilj und ist sicher: “Wir werden das wieder tun.” Tatsächlich hat der Noch-Spitzenreiter, dessen Vorsprung auf Kiel nur noch zwei Punkte beträgt, auf die ersten beiden Saison-Niederlagen jeweils mit Siegen geantwortet: Dem 0:1 in Magdeburg war ein 1:0 gegen Braunschweig gefolgt, dem 1:3 in Gelsenkirchen ein 2:0 gegen Hertha BSC.

Auch auf den Pokal-K.-o. im Elfmeterschießen gegen Düsseldorf hatten die Kiez-Kicker mit einem 3:2 gegen Greuther Fürth reagiert. Hauke Wahl glaubt daher wie der Schlussmann: “Das wird uns nicht umhauen.” Hinzu kommt aus seiner Sicht: “Bei den anderen beiden Niederlagen in der Liga waren unsere Spiele schlechter als in Karlsruhe. Wir waren nicht schlecht, aber unglücklich, haben mehr Fehler gemacht als sonst und waren nicht so geduldig. Wir haben zu häufig zu schnell Lösungen gesucht.”

Fabian Hürzeler bemängelt in der Analyse des Samstagabends noch etwas anders. Nachdem der Trainer schon beim 2:1-Sieg gegen Paderborn kritisiert hatte, seine Spieler hätten im Gefühl des sicheren Sieges einen Schritt weniger gemacht, missfiel ihm auch der Start in die Partie im Wildpark, insbesondere das Pressingverhalten. Dass Schiedsrichter Michael Bacher bei einem nicht gegebenen Strafstoß gegen Manolis Saliakas (77.) und aus der nicht überprüften Szene dann die Ampelkarte gegen Wahl erfolgt ist, hat der Coach während der Partie zwar gewohnt emotional aufgenommen, mit Abstand aber sagt er: “Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir müssen so gut sein, dass der Schiedsrichter unser Spiel nicht beeinflussen kann.”

Und zwar schon am kommenden Sonntag gegen Elversberg – um wieder die gewohnte Reaktion zu zeigen. Dann wird Wahl gesperrt fehlen, dafür aber Eric Smith nach verbüßter Sperre zurückkehren. Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Auch Flügelstürmer Oladapo Afolayan kam in Karlsruhe schon wieder zu einem ersten Jokereinsatz, Philipp Treu wird ebenso zurückerwartet.

Sebastian Wolff

Wahl: “Ich muss aufpassen, was ich sage …”

Auf der Pressekonferenz vor dem Karlsruhe-Trip hatte Fabian Hürzeler von einem Abend auf der Kartbahn mit seinem Trainerteam erzählt und erklärt, St. Pauli müsse im Aufstiegsrennen jede Runde nehmen als sei sie die letzte. Am Samstagabend sind der Coach und sein Team beim 1:2 aus der Kurve geflogen.

Redebedarf: Hauke Wahl (FC St. Pauli) nach dem Spiel in Karlsruhe mit Sky-Moderator Stefan Hempel.

Redebedarf: Hauke Wahl (FC St. Pauli) nach dem Spiel in Karlsruhe mit Sky-Moderator Stefan Hempel.

IMAGO/eu-images

Die Gründe für die dritte Saison-Niederlage sind vielschichtig und der Trainer sucht sie wohltuend und zu Recht vor allem bei seiner Mannschaft. Schon beim 2:1-Erfolg gegen Paderborn am Ostersonntag hatten St. Paulis Profis im Gefühl des sicheren Sieges einen Schritt weniger getan – im Wildpark machten sie zunächst genauso weiter, liefen nicht energisch an, bekamen früh einen Eckball gegen sich, bei dem dann Keeper Nikola Vasilj patzte. “Wir hatten einen schlechten Start, haben nicht gut gepresst”, bemängelt Hürzeler. Und sie haben auch in ihrer stärksten Phase nicht die nötige Konsequenz an den Tag gelegt, vergaben beste Gelegenheiten und machten – in Person von Adam Dzwigala – einen folgenschweren Fehler im Aufbau. “Wir laden den Gegner ein. Wir haben in den wichtigen Phasen nicht das richtige getan”, analysiert der Coach.

Hürzeler sieht zum siebten Mal Gelb

Spielbericht

Hürzeler hat am Samstagabend wieder eine Gelbe Karte gesehen, seine bereits siebte in dieser Spielzeit. Das ist in Summe inakzeptabel, sein Ärger über den Unparteiischen Michael Bacher hingegen war nachvollziehbar. Der 33-Jährige pfiff nicht nur insgesamt fahrig und ohne jedes Gespür, er griff auch ganz entscheidend in das Spielgeschehen ein. Denn: Die Gelb-Rote Karte gegen Hauke Wahl (77.) hätte es nicht geben dürfen. Ungeachtet der Tatsache, dass die erste Verwarnung eine Fehlentscheidung war und St. Paulis Verteidiger bei der zweiten Karte gegen Igor Matanovic zunächst den Ball spielte, hätte es in der Entstehung der Situation wenige Sekunden zuvor Elfmeter für die Hamburger geben müssen. David Herold hatte Manolis Saliakas, deutlich sichtbar, mit offener Sohle im Strafraum getroffen – nicht nachvollziehbar ist, weshalb im Zuge der langen Diskussionen um den ohnehin strittigen Wahl-Platzverweis kein Eingriff des VAR erfolgte. Zeit war genug.

“Eineinhalb Fouls” mit Folgen – “Das darf mir nicht passieren”

“Sünder” Wahl war sicht- und hörbar angefasst, als er die drei entscheidenden Szenen nach Abpfiff am Sky-Mikrofon vorgespielt bekam und rang nach Worten: “Ich muss aufpassen, was ich sage. Man will ja immer mündige Spieler, aber wenn ich jetzt was sage, kriege ich auf den Deckel. Dann heißt es, ich diffamiere den Schiedsrichter.” Er versuchte sich zumindest in einer moderaten Version und schilderte die entscheidenden Momente. “Ich mache im ganzen Spiel eineinhalb Fouls und kriege Gelb-Rot. Die Elfmeter-Szene in der Entstehung ist ein klares Stempeln im Sechzehner. Jeder sieht das, jeder kann sich seinen Teil denken. Das ist brutal.” Erst Recht in Zeiten des Videobeweises.

Dennoch kreidet sich Wahl an, dass er, wenn auch zu Unrecht gelb-belastet, risikoreich in das Duell mit Matanovic gegangen ist. “Ich schade mit der Ampelkarte der Mannschaft, das darf mir nicht passieren.” Deshalb will er auch nicht weiter über Bacher reden, sondern deutet vielsagend an: “Jeder sollte sich hinterfragen. Ich tue das auch.” Und er sagt auch ganz grundsätzlich: “Wir haben mehr Fehler gemacht als sonst.” Tatsächlich war auch das ein ganz entscheidender Grund, weshalb St. Pauli im Wildpark aus der Kurve geflogen ist.

Sebastian Wolff

DFL schließt Regionalkonferenzen zu Investorenabbruch ab

Kurz vor dem Start der nationalen Medienrechteausschreibung schließt die DFL nach kicker-Recherchen die zur Aussprache angedachten Regionalkonferenzen ab. Nach dem Stress um den Einstieg eines Partners geht es dabei offenbar erstaunlich harmonisch zu, spannend lesen sich Angaben zu den Gesprächen mit CVC.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

IMAGO/Nico Herbertz

Denn laut der Sitzungsunterlage “Liga- und Geschäftsentwicklung” hätte die Luxemburger Private-Equity-Firma, mit der die Liga-Geschäftsführer Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel verhandelt hatten, sogar selbst eine Streamingplattform mit eingebracht in die Partnerschaft. Das zumindest war demnach das Zwischenergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs der Gespräche Ende Februar. Zu diesem hatte sich das DFL-Präsidium durchgerungen nach den Kontroversen um die Stimmabgabe von Hannover-96-Geschäftsführer Martin Kind und die daraus resultierenden Fanproteste. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der Sprecher des Liga-Präsidiums, hatte daraufhin Regionalkonferenzen zur Aussprache und zur Zukunft der Liga angekündigt.

Diese fanden nun in den vergangenen Tagen in München, Hamburg und Düsseldorf statt. Der ob der scharfen Diskussionen im Januar und Februar durchaus nicht auszuschließende Bruch blieb aus. Sitzungsteilnehmer berichten von klaren Worten der verschiedenen Lager zu dem Prozedere, aber nicht im Stile einer Abrechnung. Sowohl die Kommunikation zwischen Liga und Klubs, aber auch zwischen Klubs und deren Aufsichts- und Mitgliedergremien war Thema.

Podcast

Der kicker-Reporter berichtet: Wie kam es zu Dardais PK-Flucht?


15:28 Minuten

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In Anbetracht der am 15. April beginnenden Ausschreibung der nationalen Medienrechte, also der wichtigsten Einnahmequelle von Bundesliga und 2. Liga, scheint offenbar Konsens darüber zu herrschen, über Zukunftsinvestitionen erst konkret zu sprechen, wenn klar ist, wie viel die Liga künftig hieraus erlöst. Aktuell sind es pro Saison 1,1 Milliarden Euro. Ein Verbleib auf diesem Niveau gälte in der Branche als Erfolg.

Pläne für Streamingplattform auf Eis gelegt

Oben genannter Sitzungsunterlage zufolge hätte sich die Partnerschaft mit CVC laut Zwischenergebnis wohl eher bei sechs als bei den stets kommunizierten acht Prozent eingependelt, eben weil die Luxemburger eine OTT-Plattform miteingebracht hätten und die Liga so diesen Teil der für Investitionen geplante Summe nicht benötigt hätte. Zudem hätte sich der aktuelle Abgabensatz – also das, was zur Finanzierung von Investitionen und Infrastruktur von den Medienerlösen einbehalten und nicht an die Klubs ausgekehrt wird – von 7,75 Prozent auf 4 bis 5 Prozent reduzieren können. Weil CVC auch Kosten für die Liga-Tochter hätte tragen müssen, die die Medienrechte verwalten sollte in dem Lizenzmodell. Zudem waren Gespräche über einen Sicherungsfonds angedacht für Extremfälle wie eine erneute Pandemie oder den Ausfall zahlender Partner, wie ihn die Liga etwa 2020 mit einem TV-Sender aus China zu überbrücken hatte.

Wie aber geht es nun weiter? Die Pläne für eine Streamingplattform sind für den Moment auf Eis gelegt, weil derzeit nicht genügend Geld vorhanden ist. Zudem soll sich das Liga-Präsidium nach der so wichtigen Vergabe der nationalen Medienrechte konkret mit der Frage befassen, wofür Bundesliga und 2. Liga im Milliardenbusiness Profifußball stehen wollen.

Benni Hofmann

Thema
Die Liga und der “strategische Partner”

Die Diskussion um einen DFL-Investor

zum Thema

  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen.