Wird Dompé wieder zum Sorgenfall?

Während der Hinrunde war Jean-Luc Dompé auch wegen immer wiederkehrender Blessuren ein Sorgenkind und wurde von Ex-Trainer Tim Walter regelrecht herbeigesehnt. Nach seinem perfekten Start ins neue Jahr ist der Linksaußen des HSV erneut ein Wackelkandidat.

Ist wieder fit, aber nicht gesetzt: Jean-Luc Dompé.

Ist wieder fit, aber nicht gesetzt: Jean-Luc Dompé.

IMAGO/Eibner

Mit einem Tor und drei Vorlagen in den ersten fünf Spielen sowie einem kicker-Notenschnitt von 2,5 in diesem Zeitraum ist der 28-jährige Franzose nahezu optimal ins laufende Kalenderjahr gestartet, dann kamen ausgerechnet in den ersten Wochen unter Neu-Coach Steffen Baumgart wieder gesundheitliche Schwierigkeiten in Form von Adduktorenproblemen zur Unzeit. Jetzt ist Dompé wieder fit, aber nicht gesetzt. Wird er nun erneut zum Sorgenfall?

Zweifel, ob es passen kann zwischen dem trickreichen Flügelstürmer mit Mängeln im Rückwärtsgang und Baumgart, der bei Offensivspielern vor allem auch auf Qualitäten beim Anlaufverhalten achtet, gab es bei Außenstehenden von Beginn an. Baumgart hatte diese öffentlich ausgeräumt und Dompé bescheinigt, auch engagiert nach hinten arbeiten zu können, einen Stammplatz hat er für ihn dennoch nicht reserviert. “Jean Luc”, sagte der 52-Jährige zum Start in die laufende Trainingswoche am Dienstag, “ist jetzt wieder voll im Training. Das bedeutet aber nicht, dass er auch mehr Spielzeit kriegt.” Unstrittig ist, dass er die wenige am vergangenen Samstag nach seiner Einwechslung gegen Kaiserslautern nach 76 Minuten nicht nutzen konnte: Der Techniker leistete sich viele Ballverluste, hatte keine klaren Offensivaktionen.

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Baumgart sieht auf dem linken Flügel aktuell Ransford Königsdörffer in der Hierarchie vorn und sagt dies auch: “Er macht es aus meiner Sicht gerade sehr gut auf der Außenbahn, ich sehe bei ihm eine positive Entwicklung.” Diese wird unterfüttert durch Zahlen: Mit zwei Treffern ist Königsdörffer gemeinsam mit Laszlo Benes und Miro Muheim bislang bester HSV-Torschütze unter Baumgart, bereitete zudem auch beim 2:1-Erfolg am vergangenen Samstag den ersten Hamburger Treffer vor.

Aber funktioniert Dompé auch als Joker? Der vor eineinhalb Jahren von Zulte Waregem verpflichtete Angreifer gilt als wankelmütig, Walter hatte eine Art des Umgangs, mit der er ihn über weite Strecken zu Höchstleistungen getrieben hat. Und unstrittig ist: Wenn Körper und Gemüt im Einklang sind, hat Dompé die Fähigkeit, im Unterhaus den Unterschied zu machen. Vorerst aber braucht er Geduld.

Sebastian Wolff

Glatzel: Kein Startelf-Comeback in Magdeburg

Robert Glatzel war auch zum Start in die neue Arbeitswoche am Dienstag nicht Teil des Mannschaftstrainings. Damit zeichnet sich ab: Zumindest von Anfang an wird der Torjäger wohl auch am kommenden Sonntag in Magdeburg nicht für den HSV auflaufen.

Für die Startelf wird es noch nicht reichen: HSV-Mittelstürmer Robert Glatzel.

Für die Startelf wird es noch nicht reichen: HSV-Mittelstürmer Robert Glatzel.

IMAGO/Lobeca

Das intensivierte Einzeltraining am Sonntag hatte Hoffnungen genährt, der 30-jährige Mittelstürmer könnte nach dem freien Montag womöglich schon wieder vollumfänglich mit der Mannschaft trainieren, zumal eingehende Untersuchungen am maladen Oberschenkel bereits in der Vorwoche keine strukturelle Verletzung ergeben hatten – zum Start in die Trainingswoche aber erhielten diese Hoffnungen einen Dämpfer: Während Ignace van der Brempt nach einwöchigem Aufbauprogramm erstmals wieder die komplette Einheit absolvierte, trainierte Glatzel am Dienstag abseits der Kollegen erneut individuell mit Reha-Trainer Sebastian Capel. Steffen Baumgart deutet zwar an, dass er seinen Torjäger im Laufe dieser Woche im Mannschaftstraining zurückerwartet, für die Startelf aber plant er ihn ausdrücklich nicht ein.

Baumgart lässt Vorsicht walten

Die Begründung des Trainers ist einleuchtend. “Ich brauche die Jungs ja länger als nur für ein Spiel. Ich habe auf jeden Fall noch sechs Spiele, ich hoffe es, werden acht, auch wenn ich es gern in sechs lösen würde.” Die angestrebte Relegation ist in dieser Rechnung mit inbegriffen, und bei Glatzel soll deshalb kein Risiko eingegangen werden. “Wenn alles normal läuft”, erklärt Baumgart, “dann wird er im Kader stehen, aber nicht beginnen. Stand heute.”

Der 52-Jährige verfährt grundsätzlich nach dem Prinzip, dass er einen zuvor verletzten Profi eine Woche aufbauen und dann im Idealfall eine weitere Woche im Mannschaftstraining oder mindestens an einem der beiden Hauptbelastungstage innerhalb einer Trainingswoche auf dem Platz haben will. Bei Miro Muheim hatte er vor der Länderspielpause gegen Wehen Wiesbaden (3:0) eine Ausnahme gemacht, weil auf der Außenverteidigerposition der absolute Notstand ausgebrochen war. Die Frage, ob es einen Wiederholungsfall mit Glatzel geben könnte, beantwortet der Coach klar mit “Nein.” Einen Kaderplatz hat er für den gebürtigen Münchner vorgesehen, mehr im Sinne der Risikominimierung nicht. Genauso hat er es dem Profi gegenüber bereits kommuniziert: “Bobby weiß das auch.”

Erneut wohl mit Nemeth von Beginn an

Das bedeutet: Auch in Magdeburg beginnt zunächst wohl Andras Nemeth. Auf der Position des Rechtsverteidigers plant Baumgart trotz van der Brempts Rückkehr ebenfalls noch nicht mit seiner 1a-Besetzung: Der Belgier soll im Idealfall erst eine Woche mit der Mannschaft trainieren, um in den Kader zurückzukehren. Starten lassen will er den 22-Jährigen mit seiner Verletzungshistorie am liebsten erst nach einer zweiten kompletten Trainingswoche. Das würde eine Rückkehr im Spitzenspiel gegen Holstein Kiel bedeuten. Bis dahin soll auch Glatzel nach Möglichkeit wieder startklar sein.

Sebastian Wolff

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Bald beim 1. FC Nürnberg: Caspar Jander.

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Baumgart und die Vergangenheit als Mutmacher

Dass der Sprung auf den Relegationsrang nur vorübergehend war, musste der HSV einkalkulieren. Durch Düsseldorfs erwartbaren 2:0-Erfolg gegen Braunschweig ist der ganz große Aufstiegs-Favorit des vergangenen Sommers seit Sonntag wieder Vierter.

Führt Steffen Baumgart den HSV noch in die Bundesliga?

Führt Steffen Baumgart den HSV noch in die Bundesliga?

IMAGO/Eibner

Das 2:1 gegen Kaiserslautern am vergangenen Samstag war wenig glanzvoll, aber doch bedeutungsvoll: Erstmals seit Oktober (!) haben es die Hanseaten geschafft, in der 2. Liga wieder drei Spiele in Folge ungeschlagen zu bleiben. “Wir haben jetzt sieben Punkte aus drei Partien geholt und gezeigt, dass wir uns zurückkämpfen können”, sagt Jonas Meffert. Das ist immerhin ein Anfang, aber natürlich noch weit entfernt von einer Serie. Eine solche hatte der HSV nur zum Start in die Spielzeit mit starken 13 Punkten aus den ersten fünf Partien ohne Pleite, danach war Inkonstanz ein ständiger Begleiter.

“Wir haben dieses Jahr noch gar keine Serie gestartet”

Sebastian Schonlau rät daher, im Endspurt nicht zu weit nach vorn zu blicken und benennt das HSV-Problem dieser Saison ganz klar: “Wir müssen schön auf dem Boden bleiben. Wir haben dieses Jahr noch gar keine Serie gestartet.” Diese hatte schon Ex-Trainer Tim Walter in den letzten Wochen seiner Amtszeit immer wieder als Grundvoraussetzung dafür genannt, um sich auf den Aufstiegsplätzen festzusetzen.

Dort thronen nun Stadtnachbar St. Pauli und Holstein Kiel mit neun und sieben Zählern Vorsprung, weil sie jene Konstanz aufweisen, um die Hamburg ringt. “Wir tun uns schwer, zwei Spiele hintereinander zu gewinnen”, sagt Schonlau und weiß vor der nächsten Auswärtshürde Magdeburg: “Das wäre der erste Schritt.”

“Wir haben im Laufe dieser Saison schon so viele Punkte liegen gelassen”

Innerhalb des Kaders regiert die Einsicht, dass die aktuell missliche Lage im Kampf um die Bundesliga ganz eindeutig selbstverschuldet ist. “Wir haben im Laufe dieser Saison schon so viele Punkte liegen gelassen”, erklärt Laszlo Benes und ordnet den jüngsten Erfolg gegen den Pokalfinalisten aus der Pfalz auch deswegen als “unglaublich wichtig” ein. Er kann indes nur der Anfang gewesen sein. Im Idealfall der Anfang einer Serie.

Immerhin, dass der HSV im Gegensatz zu seinen ersten vier Zweitliga-Spielzeiten, in denen im Saisonfinale immer alles verspielt wurde, inzwischen Endspurt-tauglich ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit: In der Vorsaison gewann er die letzten drei Spiele allesamt, 2021/22 gar die letzten fünf. Und auch der Trainer hat schon bewiesen, dass er in der finalen Phase Besonderes leisten kann: Als Steffen Baumgart 2018/19 den SC Paderborn sensationell in die Bundesliga führte, lag er mit den Ostwestfalen nach 28 Spieltagen noch sechs Zähler hinter einem Aufstiegsplatz.

Sebastian Wolff

Baumgart und die Vergangenheit als Mutmacher

Dass der Sprung auf den Relegationsrang nur vorübergehend war, musste der HSV einkalkulieren. Durch Düsseldorfs erwartbaren 2:0-Erfolg gegen Braunschweig ist der ganz große Aufstiegs-Favorit des vergangenen Sommers seit Sonntag wieder Vierter.

Führt Steffen Baumgart den HSV noch in die Bundesliga?

Führt Steffen Baumgart den HSV noch in die Bundesliga?

IMAGO/Eibner

Das 2:1 gegen Kaiserslautern am vergangenen Samstag war wenig glanzvoll, aber doch bedeutungsvoll: Erstmals seit Oktober (!) haben es die Hanseaten geschafft, in der 2. Liga wieder drei Spiele in Folge ungeschlagen zu bleiben. “Wir haben jetzt sieben Punkte aus drei Partien geholt und gezeigt, dass wir uns zurückkämpfen können”, sagt Jonas Meffert. Das ist immerhin ein Anfang, aber natürlich noch weit entfernt von einer Serie. Eine solche hatte der HSV nur zum Start in die Spielzeit mit starken 13 Punkten aus den ersten fünf Partien ohne Pleite, danach war Inkonstanz ein ständiger Begleiter.

“Wir haben dieses Jahr noch gar keine Serie gestartet”

Sebastian Schonlau rät daher, im Endspurt nicht zu weit nach vorn zu blicken und benennt das HSV-Problem dieser Saison ganz klar: “Wir müssen schön auf dem Boden bleiben. Wir haben dieses Jahr noch gar keine Serie gestartet.” Diese hatte schon Ex-Trainer Tim Walter in den letzten Wochen seiner Amtszeit immer wieder als Grundvoraussetzung dafür genannt, um sich auf den Aufstiegsplätzen festzusetzen.

Dort thronen nun Stadtnachbar St. Pauli und Holstein Kiel mit neun und sieben Zählern Vorsprung, weil sie jene Konstanz aufweisen, um die Hamburg ringt. “Wir tun uns schwer, zwei Spiele hintereinander zu gewinnen”, sagt Schonlau und weiß vor der nächsten Auswärtshürde Magdeburg: “Das wäre der erste Schritt.”

“Wir haben im Laufe dieser Saison schon so viele Punkte liegen gelassen”

Innerhalb des Kaders regiert die Einsicht, dass die aktuell missliche Lage im Kampf um die Bundesliga ganz eindeutig selbstverschuldet ist. “Wir haben im Laufe dieser Saison schon so viele Punkte liegen gelassen”, erklärt Laszlo Benes und ordnet den jüngsten Erfolg gegen den Pokalfinalisten aus der Pfalz auch deswegen als “unglaublich wichtig” ein. Er kann indes nur der Anfang gewesen sein. Im Idealfall der Anfang einer Serie.

Immerhin, dass der HSV im Gegensatz zu seinen ersten vier Zweitliga-Spielzeiten, in denen im Saisonfinale immer alles verspielt wurde, inzwischen Endspurt-tauglich ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit: In der Vorsaison gewann er die letzten drei Spiele allesamt, 2021/22 gar die letzten fünf. Und auch der Trainer hat schon bewiesen, dass er in der finalen Phase Besonderes leisten kann: Als Steffen Baumgart 2018/19 den SC Paderborn sensationell in die Bundesliga führte, lag er mit den Ostwestfalen nach 28 Spieltagen noch sechs Zähler hinter einem Aufstiegsplatz.

Sebastian Wolff

Bewerbung von Poreba – Hoffnung bei Glatzel

Steffen Baumgart hatte verschiedene Umstellungen vorgenommen vor der Partie gegen Kaiserslautern. Eine erwies sich beim 2:1 als spielentscheidend. Mindestens eine erhofft sich der HSV-Trainer neben der Rückkehr des gesperrten Miro Muheim vor der kommenden Partie in Magdeburg.

Im Fokus beim HSV: Lukasz Poreba (li.) und Robert Glatzel.

Im Fokus beim HSV: Lukasz Poreba (li.) und Robert Glatzel.

imago images (2)

Robert Glatzel hatte wie schon beim 1:1 in Fürth gegen seinen Ex-Klub aus der Pfalz passen müssen. Am Sonntag nach der Partie war der Torjäger erstmals seit seiner am Ostersamstag erlittenen Oberschenkelblessur wieder auf dem Trainingsplatz, absolvierte gemeinsam mit Rechtsverteidiger Ignace van der Brempt ein gesteigertes individuelles Programm. Im Grunde genommen benötigt Baumgart im Endspurt um Platz 3 beide.

Gegen den FCK wurde abermals deutlich, dass Ludovit Reis, obwohl immer wieder ins Zentrum ziehend, als verkappter Rechtsverteidiger kein Gewinn ist. Der Coach lobt den Niederländer zwar dafür, wie leidenschaftlich er nach der Pause auf seinen Ballverlust vor dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer reagiert hat, Reis aber kann seine Stärken in dieser Rolle nur unzureichend zum Tragen bringen, verliert zudem zu viele defensive Duelle auf der Außenbahn.

Ebenso auffällig wurde abermals, dass Andras Nemeth kein gleichwertiger Ersatz für Glatzel ist. Der 21-jährige Ungar war bemüht, bewies Übersicht in der Entstehung des ersten Hamburger Treffers, blieb aber ohne jede Torgefahr.

Poreba bevorzugt “eigentlich die Rolle auf der Sechs”

Der Einbau von Glatzel und van der Brempt würde Baumgart und dem HSV fraglos gut tun – die Umbaumaßnahmen gegen Kaiserslautern waren zumindest erfolgreich. Während Anssi Suhonen anstelle von Bakery Jatta auf Rechtsaußen kein Faktor war und auch wegen muskulärer Probleme zur Pause wieder raus musste, entschied Lukasz Poreba das Spiel.

Die Leihgabe aus Lens hatte auf der Achterposition den Vorzug vor Immanuel Pherai erhalten, und räumt offen ein: “Ich bevorzuge eigentlich die Rolle auf der Sechs, auf der Acht ist es für mich ein bisschen schwieriger.” Das wurde am Samstag tatsächlich mehrfach sichtbar, mit seinem schwächeren linken Fuß aber traf er zum siegbringenden 2:1.

“Es war mein bester Moment bisher in Hamburg”, sagt der Pole, für den in der Zukunft zuletzt keine Planstelle mehr vorgesehen schien. Zumindest in der Gegenwart und bei der nächsten Aufgabe in Magdeburg am kommenden Sonntag aber könnte er seinen Platz behalten. Umbauen würde Baumgart seine Startelf lieber auf zwei anderen, mindestens aber auf der Position des Mittelstürmers.

Sebastian Wolff

Raab ist endlich ein Matchwinner

Ein klarer Unterschied zwischen einem Auf- und dem Abstiegskandidaten ist nicht sichtbar geworden im Spiel des Hamburger SV gegen Kaiserslautern, durch das hart umkämpfte 2:1 aber bleiben die Hanseaten im Kampf um die Aufstiegs-Relegation – vor allem dank eines Ex-Lauterers.

Die Szene des Spiels: Matheo Raab pariert gegen Almamy Toure.

Die Szene des Spiels: Matheo Raab pariert gegen Almamy Toure.

IMAGO/Susanne Hübner

Die 61. Minute im Volkspark war zweifelsfrei die Schlüsselszene. Gleich zwei Mal reagierte HSV-Keeper Matheo Raab herausragend gegen Almamy Toure, verhinderte erst mit einem Blitzreflex den fast sicheren Gegentreffer, war dann auch beim Nachschuss rechtzeitig wieder oben, hielt den Ball sogar fest und leitete direkt den Gegenangriff ein, der im 2:1-Siegtor durch Lukasz Poreba mündete. “Ich dachte in der Szene, das ist ein sicheres Gegentor”, verrät Mittelfeld-Chef Jonas Meffert, “da hatten wir genau das Spielglück, das uns noch in Fürth gefehlt hat.”

Auch Raab selbst hatte endlich das Spielglück und jenen Moment, auf den er seit seiner Beförderung zur Nummer 1 des HSV im Februar gewartet hatte. Anfangs hatte der 25-jährige gebürtige Hesse etwas wacklig agiert, sich dann stabilisiert, aber eben noch nicht dieses für einen Torwart so wichtige Spiel gehabt, aus dem er als der Garant des Dreiers hervorgeht. Bis zum Samstag gegen seinen Ex-Verein.

Baumgart: “Hoffentlich wird er langsam als der Rückhalt respektiert, der er ist”

“Jetzt”, sagt Steffen Baumgart, “wird er langsam hoffentlich auch als der Rückhalt respektiert, der er in diesem Spiel war und der er für uns ist.” Der Trainer hatte die von Vorgänger Tim Walter in dessen letzten Spiel getroffene Entscheidung über die neue Rollenverteilung im HSV-Tor übernommen und verteidigt, nach Raabs Glanzauftritt lobt er grundsätzlich: “Matheo ist ein sehr, sehr guter Torwart.” Einer, der auch den Rückhalt der Teamkollegen hat, obwohl die langjährige Nummer 1, Daniel Heuer Fernandes, ein anerkannter Führungsspieler ist. “Er ist ein super Torwart”, lobt Meffert Raab, “mich freut dieser Moment für ihn. Denn das war die entscheidende Situation des Spiels.”

Raab flog in den 90 Minuten gegen die alten Kollegen insgesamt drei Mal genau richtig. Und behält in der Beurteilung seines Auftritts Bodenhaftung. “Es ist egal, wer letztlich entscheidend ist”, findet er und analysiert: “Wir können auch aus der Partie vieles mitnehmen, das wir noch verbessern können.”

Ex-Lauterer Raab: “Kein Spiel wie jedes andere”

Er selbst kann nicht viel besser machen als beim Duell gegen den Ex-Klub. Im Sommer 2022 war er als Lauterer Aufstiegsheld in der Rolle des Herausforderers nach Hamburg gewechselt, hat rund eineinhalb Jahre auf die große Chance gewartet. Debütiert für den HSV hatte er im Herbst 2022 ausgerechnet gegen den FCK (1:1), jetzt hatte er gegen die Roten Teufel auch seine erste Partie als Matchwinner. “Ein Spiel wie jedes andere”, verrät er, “war es nicht. Aber ich habe versucht es, wie ein normales Spiel anzugehen.” Raabs Versuch glückte eindrucksvoll.

Sebastian Wolff

Für Baumgart wird der Weg klarer

In Rostock war Friedhelm Funkel 2001 der Trainer von Steffen Baumgart, 20 Jahre später empfahl er seinem damaligen Klub 1. FC Köln seinen früheren Stürmer als Nachfolger. Am Samstag kreuzen sich die Wege der beiden beim Duell des HSV gegen Kaiserslautern.

Zeigt seinem HSV zunehmend besser den Weg: Steffen Baumgart.

Zeigt seinem HSV zunehmend besser den Weg: Steffen Baumgart.

DeFodi Images via Getty Images

Steffen Baumgart macht vor dem Wiedersehen kein Hehl aus seiner Sympathie für den 70-Jährigen. Und auch nicht daraus, dass er sich über das Erreichen des Pokalfinales seines einstigen Chefs freut. “Der Friedhelm hat sich sicher ein kleines Loch in den Arsch gefreut.”

Am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) aber muss die Freude auf Baumgarts Seite sein, um zumindest das Minimalziel Platz 3 im Visier zu behalten. Trotz des möglichen Pfälzer Rückenwindes. “Ich glaube, dass so ein Erlebnis wie es der FCK jetzt hatte, beflügeln kann, aber das darf uns nicht beeinflussen.”

Baumgart stört sich am Murren im Umfeld

Erlebnisse, die Rückenwind verleihen, hatte der HSV in der Vergangenheit zu wenige, das Murren im Umfeld nimmt der neue Coach deutlich wahr. Auf die Stimmung innerhalb seiner Mannschaft soll sich der zunehmende Druck nach Möglichkeit nicht auswirken. “Ich hoffe, die Jungs lesen keine Zeitung, sondern orientieren sich an mir – ich bin gut drauf.”

Ich hoffe, die Jungs lesen keine Zeitung, sondern orientieren sich an mir – ich bin gut drauf.

Steffen Baumgart

Schon in Bezug auf die Bewertung von Angreifer Andras Nemeth hat der 52-Jährige die Berichterstattung in der Hansestadt kritisiert, er stört sich aber auch an der gesamtheitlichen Einordnung: “Nach den ersten Spielen wurde kritisiert, dass es keine Chancen mehr gibt, seit der neue Trainer da ist. Jetzt haben wir wieder Chancen, und es wird kritisiert, dass die Stürmer diese nicht verwerten.” Baumgarts Sicht auf die Dinge ist diese: “Ich finde es gut, dass wir Chancen haben, und ich finde, dass unser Weg klarer wird.”

“Mit hoher Intensität und großer Aggressivität” zum Heimsieg

Die jüngsten beiden Partien bestätigen Baumgarts Sichtweise durchaus. In den zurückliegenden beiden Spielen gegen Wehen Wiesbaden (3:0) und Greuther Fürth (1:1) erspielte sich der HSV jeweils sieben Torchancen. Zuvor waren es in drei Partien unter Baumgart insgesamt nur acht. Das ist tatsächlich ein Hinweis, dass Baumgarts veränderter Spielansatz langsam ankommt.

Er soll auch gegen Kaiserslautern und Funkel sichtbar werden: “Wir wissen um die Schwere der Aufgabe, aber es gibt für uns nur ein Ziel.” Der HSV braucht einen Heimsieg, und der soll “mit hoher Intensität und großer Aggressivität” erzielt werden. Zumal Baumgart mit dem FCK noch eine Rechnung offen hat: In der 2. Pokalrunde ist er mit seinem Ex-Klub Köln in Kaiserslautern nach einer 2:3-Pleite ausgeschieden. “Wir versuchen, den Spieß umzudrehen.”

Sebastian Wolff

DFL schließt Regionalkonferenzen zu Investorenabbruch ab

Kurz vor dem Start der nationalen Medienrechteausschreibung schließt die DFL nach kicker-Recherchen die zur Aussprache angedachten Regionalkonferenzen ab. Nach dem Stress um den Einstieg eines Partners geht es dabei offenbar erstaunlich harmonisch zu, spannend lesen sich Angaben zu den Gesprächen mit CVC.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

Seit Februar offiziell vom Tisch: Ein potenzieller Investoren-Deal für die DFL.

IMAGO/Nico Herbertz

Denn laut der Sitzungsunterlage “Liga- und Geschäftsentwicklung” hätte die Luxemburger Private-Equity-Firma, mit der die Liga-Geschäftsführer Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel verhandelt hatten, sogar selbst eine Streamingplattform mit eingebracht in die Partnerschaft. Das zumindest war demnach das Zwischenergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs der Gespräche Ende Februar. Zu diesem hatte sich das DFL-Präsidium durchgerungen nach den Kontroversen um die Stimmabgabe von Hannover-96-Geschäftsführer Martin Kind und die daraus resultierenden Fanproteste. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der Sprecher des Liga-Präsidiums, hatte daraufhin Regionalkonferenzen zur Aussprache und zur Zukunft der Liga angekündigt.

Diese fanden nun in den vergangenen Tagen in München, Hamburg und Düsseldorf statt. Der ob der scharfen Diskussionen im Januar und Februar durchaus nicht auszuschließende Bruch blieb aus. Sitzungsteilnehmer berichten von klaren Worten der verschiedenen Lager zu dem Prozedere, aber nicht im Stile einer Abrechnung. Sowohl die Kommunikation zwischen Liga und Klubs, aber auch zwischen Klubs und deren Aufsichts- und Mitgliedergremien war Thema.

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Der kicker-Reporter berichtet: Wie kam es zu Dardais PK-Flucht?


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In Anbetracht der am 15. April beginnenden Ausschreibung der nationalen Medienrechte, also der wichtigsten Einnahmequelle von Bundesliga und 2. Liga, scheint offenbar Konsens darüber zu herrschen, über Zukunftsinvestitionen erst konkret zu sprechen, wenn klar ist, wie viel die Liga künftig hieraus erlöst. Aktuell sind es pro Saison 1,1 Milliarden Euro. Ein Verbleib auf diesem Niveau gälte in der Branche als Erfolg.

Pläne für Streamingplattform auf Eis gelegt

Oben genannter Sitzungsunterlage zufolge hätte sich die Partnerschaft mit CVC laut Zwischenergebnis wohl eher bei sechs als bei den stets kommunizierten acht Prozent eingependelt, eben weil die Luxemburger eine OTT-Plattform miteingebracht hätten und die Liga so diesen Teil der für Investitionen geplante Summe nicht benötigt hätte. Zudem hätte sich der aktuelle Abgabensatz – also das, was zur Finanzierung von Investitionen und Infrastruktur von den Medienerlösen einbehalten und nicht an die Klubs ausgekehrt wird – von 7,75 Prozent auf 4 bis 5 Prozent reduzieren können. Weil CVC auch Kosten für die Liga-Tochter hätte tragen müssen, die die Medienrechte verwalten sollte in dem Lizenzmodell. Zudem waren Gespräche über einen Sicherungsfonds angedacht für Extremfälle wie eine erneute Pandemie oder den Ausfall zahlender Partner, wie ihn die Liga etwa 2020 mit einem TV-Sender aus China zu überbrücken hatte.

Wie aber geht es nun weiter? Die Pläne für eine Streamingplattform sind für den Moment auf Eis gelegt, weil derzeit nicht genügend Geld vorhanden ist. Zudem soll sich das Liga-Präsidium nach der so wichtigen Vergabe der nationalen Medienrechte konkret mit der Frage befassen, wofür Bundesliga und 2. Liga im Milliardenbusiness Profifußball stehen wollen.

Benni Hofmann

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Die Liga und der “strategische Partner”

Die Diskussion um einen DFL-Investor

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  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen. 

HSV: Baumgarts Plädoyer für Nemeth

Seit dem Osterwochenende und dem Ausfall von Robert Glatzel in Fürth (1:1) hatte der Hamburger SV um den Torjäger gebangt, seit Donnerstag herrscht Gewissheit: Der 30-jährige Stürmer fehlt, wie Ignace van der Brempt, auch gegen Kaiserslautern. Und der Trainer stärkt demonstrativ dessen Vertreter.

Vertraut auf den Vertreter von Robert Glatzel: Steffen Baumgart setzt auf Andras Nemeth.

Vertraut auf den Vertreter von Robert Glatzel: Steffen Baumgart setzt auf Andras Nemeth.

IMAGO/Steinbrenner

Die Untersuchungen am maladen Oberschenkel hatten zum Wochenanfang keinen schwerwiegenden Befund ergeben, trainieren konnte Glatzel am Mittwoch und Donnerstag dennoch nicht. Den Grund nennt Steffen Baumgart im Vorfeld der Heimpartie gegen die Pfälzer: “Bobby ist krank. Alles andere war auf dem Weg, aber jetzt ist er krank und wird definitiv nicht spielen.” Das bedeutet die nächste Chance für Andras Nemeth. Und der Coach ist bemüht, den 21-jährigen Ungarn nicht in der Rolle des Notnagels zu betrachten.

Vertrauen in Nemeth: “Ein richtig guter Stürmer”

Seit 31 Pflichtspielen hat Nemeth nicht mehr getroffen, die meisten davon freilich waren Teileinsätze. Für Baumgart sind die lediglich 600 Einsatzminuten ein nicht zu vernachlässigender Faktor. “Wenn ich lese, in wie vielen Spielen er nicht getroffen hat, dann hätte ich da gern auch die Zahl ausgerechnet gehabt, wie viele Minuten er tatsächlich gespielt hat.” Dass er gegen den FCK Einsatzminuten von Beginn an bekommt, steht für den Coach fest: “Ich werde Andras zu 100 Prozent einsetzen”, erklärt er, “denn er ist ein richtig guter Stürmer, und das hat er in Fürth auch bewiesen.”

Bei den Franken hatte der Glatzel-Ersatz zwei Großchancen, der frühere Torjäger Baumgart legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass er diese nicht kläglich vergeben habe. “Er hatte richtig gute Aktionen und ist an einem überragenden Torwart gescheitert.” Sein Plädoyer für den Youngster, der im vergangenen Winter einen furiosen Start mit zwei Jokertoren hatte, nach einem Knöchelbruch im vergangenen Frühjahr aber nicht mehr richtig in die Spur fand: “Andras macht richtig Spaß, ist ein richtig guter Stürmer. Der Junge hat einen guten Abschluss, und ich bin davon überzeugt, dass er uns auf lange Sicht richtig helfen kann.”

Ich würde mich freuen, wenn er das glaubt, was ich ihm sage. Und nicht das, was derzeit über ihn geschrieben steht.

Steffen Baumgart

Gegen Kaiserslautern muss Nemeth kurzfristig helfen, und Baumgart hat ein Rezept für ihn parat, wie das gelingen kann: “Ich würde mich freuen, wenn er das glaubt, was ich ihm sage. Und nicht das, was derzeit über ihn geschrieben steht.”

Sebastian Wolff