Schnellstes Länderspieltor: Wirtz schreibt gegen Frankreich DFB-Geschichte

Der DFB-Elf gelang im Testspiel gegen Frankreich ein Traum-Auftakt ins EM-Jahr 2024: Nach nur acht Sekunden brachte Florian Wirtz die deutsche Nationalmannschaft in Führung – ein Rekord.

Nach acht Sekunden ist Feiern angesagt: Florian Wirtz trifft zum 1:0 gegen Frankreich.

Nach acht Sekunden ist Feiern angesagt: Florian Wirtz trifft zum 1:0 gegen Frankreich.

IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Anpfiff, Assist Toni Kroos, Tor Florian Wirtz: Besser hätte Deutschland gegen Frankreich wahrlich nicht in das Spiel starten können. Nach nur acht Sekunden zappelte es im Netz der Franzosen. Kein deutscher Spieler traf in einem Länderspiel je schneller.

Der vorherige Rekord für das schnellste Länderspieltor der DFB-Geschichte gehörte demnach Lukas Podolski, der im Mai 2013 in einem Testspiel gegen Ecuador nach nur neun Sekunden zur Führung getroffen hatte (Endstand: 4:2). Doch für Wirtz war der Treffer gegen Frankreich nicht nur ein neuer DFB-Rekord, sondern auch eine persönliche Premiere.

Länderspiel

Für den 20-Jährigen war es das erste Länderspieltor in seinem 15. Einsatz für die A-Nationalmannschaft – und für Kroos ein nahezu perfekter Einstand bei seinem Comeback nach 998 Tagen seit seinem letzten Auftritt im DFB-Dress.

Weltrekord nur knapp verpasst

Nach dem Anpfiff drehte sich Kroos zunächst Richtung eigenes Tor, ging wenige Schritte in die eigene Hälfte – eine Finte. Denn der Profi von Real Madrid drehte sich direkt wieder um, schlenzte den Ball zum vorgelaufenen Wirtz. Der Leverkusener hatte im Zentrum jede Menge Platz, nahm die Kugel an, legte sie sich vor, zog aus gut 20 Metern ab – und hämmerte den Flatterball links oben unter die Latte.

Den Weltrekord verpasste Wirtz aber hauchdünn – der wurde nur wenige Stunden zuvor frisch geknackt. Beim Testspiel zwischen Österreich und der Slowakei traf Leipzig-Legionär Christoph Baumgartner nach einem blitzschnellen Solo vom Anstoß weg sogar schon nach sechs Sekunden. Nach Angaben des ORF lag der vorherige Weltrekord bei 8,1 Sekunden, den der Belgier Christian Benteke in einem Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft 2018 gegen Gibraltar aufgestellt hatte.

Nagelsmann begründet seine Entscheidung für Havertz und gegen Füllkrug

Mit einer auf sieben Positionen veränderten Startelf geht Julian Nagelsmann ins EM-Jahr. Vor dem Frankreich-Spiel begründete der Bundestrainer seine personellen Entscheidungen.

Voller Fokus auf Frankreich: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Voller Fokus auf Frankreich: Bundestrainer Julian Nagelsmann.

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Nach drei sieglosen Auftritten in Folge geht es für die deutsche Nationalmannschaft bei den März-Länderspielen auch um eine Trendwende. Zum Auftakt ins EM-Jahr wartet das Duell mit Frankreich – und Bundestrainer Julian Nagelsmann in seiner Aufstellung mit sieben Veränderungen im Vergleich zum 0:2 in Wien auf.

Trotz der starken Quote Niclas Füllkrugs im Nationalteam (zehn Tore in 13 Länderspielen) baut Nagelsmann in der Sturmspitze auf Kai Havertz. “Ich finde, er bringt eine Komponente rein, die wir sonst wenig haben”, begründete der Bundestrainer im Vorfeld des Testspiel-Krachers im ZDF: “Das ist einfach Tempo in die Tiefe. Wir haben mit den drei Zehnern dahinter eher Spieler, die alle gerne einen Ball im Fuß wollen, auch wenn Leroy wieder da ist, einer, der gerne einen Ball im Fuß will. Das sind alles keine Spieler, die ständig tiefe Läufe machen.”

Havertz sei einer, “der beides verkörpert”. Spielstil und Form sprächen für den ehemaligen Leverkusener: “Er kann sehr gut mit dem Rücken zum Tor spielen, kann Bälle festmachen, hat zuletzt viel getroffen bei Arsenal. Er hat oft zentrale Spitze gespielt, aber hat eben auch die Fähigkeit, tief zu laufen. Das macht er schon sehr, sehr gut.”

Dieses Mittel sei umso wichtiger, “wenn der Gegner auch mal tiefer verteidigt” – wohl gerade mit Blick auf EM-Spiele gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz.

Kroos defensiv “extrem gereift”

Im Mittelfeld baut Nagelsmann neben Rückkehrer Toni Kroos auf Leverkusens Robert Andrich. Ob dieser hauptsächlich für die “Drecksarbeit” zuständig wäre, wurde Nagelsmann gefragt. “Ja, mehr wahrscheinlich, aber nicht nur”, so der 36-Jährige: “Toni hat auch zuletzt in Madrid, finde ich, extrem gute Zweikampfwerte.” Defensiv sei Kroos ohnehin “in den letzten Jahren extrem gereift”, was für dessen Alter (34) durchaus “ungewöhnlich” ist.

Künzer und Hrubesch vor Olympia optimistisch: Viertelfinale “muss der Anspruch sein”

DFB-Sportdirektorin Nia Künzer und Bundestrainer Horst Hrubesch blicken mit viel Optimismus auf die Olympischen Spiele in Paris. Der Bundestrainer deutet sogar einen Finaleinzug als Ziel an.

Bundestrainer Horst Hrubesch im ARD-Interview in der Halbzeitpause des Spitzenspiels der Frauen-Bundesliga.

Bundestrainer Horst Hrubesch im ARD-Interview in der Halbzeitpause des Spitzenspiels der Frauen-Bundesliga.

IMAGO/Jan Huebner

Die Olympischen Spiele in Paris werfen ihre Schatten voraus, auch bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Am vergangenen Mittwoch wurde die DFB-Elf in eine Vorrundengruppe mit Australien, den USA sowie dem Sieger der Afrika-Qualifikation zwischen Marokko und Sambia gelost. Doch trotz der schweren Aufgaben in der Vorrunde blicken die Verantwortlichen optimistisch auf das Turnier im kommenden Sommer.

“Es muss der Anspruch sein, sich in der Gruppe durchzusetzen”, meinte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer vor dem Bundesliga-Topspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München gegenüber dem Sender MagentaSport. Die 44-Jährige freue sich auf “spannende Partien” und “tolle Gegner”, bereits im ersten Gruppenspiel gegen Australien (25. Juli) habe das Team “schon sehr viel in der Hand”. Insgesamt gibt es beim Zwölfer-Turnier für Künzer “nur sehr starke Mannschaften”, lediglich Weltmeister Spanien hebe sich ein bisschen ab.

Hrubesch spricht von sechs Spielen seiner Mannschaft

In der Halbzeitpause des Spitzenspiels äußerte sich Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch gegenüber der ARD ähnlich. “Die Gegner gefallen mir gut, ich habe kein Problem damit”, freute sich der 72-Jährige, der nach dem Olympia-Turnier sein Amt an Christian Wück übergeben wird. “Wir wissen nun genau, was auf uns zukommt.”

Die USA kenne man gut und auch gegen den möglichen Gegner Marokko habe man schon gespielt, so Hrubesch. Lediglich bei den Australierinnen müsse sich erst zeigen, ob diese bei einem Turnier in Europa an ihre starken Leistungen bei der Heim-WM im vergangenen Sommer anknüpfen könnten, bei dem die “Mathildas” den vierten Platz erreichten.

Bei solch starken Gegnern müsse seine Mannschaft jedenfalls “von Anfang an da sein”, so der Bundestrainer. “Du wirst diese Spiele selber bestimmen und selbst entscheiden müssen für dich. Und da wird es auch übers Körperliche gehen”, analysierte Hrubesch und meinte weiter, sein Team müsse “sechs Spiele maximal gehen” – das wäre gleichbedeutend mit dem Finaleinzug.

Huth soll nicht mehr umgestimmt werden

Personell stehen dem Bundestrainer dabei schwierige Entscheidungen bevor. Anders als bei einer Welt- oder Europameisterschaft dürfen beim Olympischen Fußball-Turnier lediglich 18 Spielerinnen (statt 23) nominiert werden, dazu kommen vier Nachrückerinnen für den Fall einer Verletzung. Der Kreis der Kandidatinnen bestehe dabei “aus den üblichen Verdächtigen”, verriet Hrubesch, gab allerdings auch zu: “Wir werden einigen wehtun müssen.”

Nicht mehr dabei sein wird im Sommer Svenja Huth, die vor kurzem ihren Abschied aus der Nationalmannschaft verkündet hatte. “Ich habe sie unwahrscheinlich gerne in meiner Mannschaft gehabt”, lobte Hrubesch die stellvertretende DFB-Kapitänin. Er werde allerdings nicht versuchen, die 33-Jährige nochmal umzustimmen: “Sie hat für sich eine Entscheidung getroffen, die gilt es zu respektieren.”

Ein Spielverderber, eine Vorführung und zwei Teleskop-Arme: Fünf besondere Duelle mit Frankreich

Mit Deutschland und Frankreich treffen zwei der größten europäischen Fußballnationen aufeinander, was natürlich für besondere Duelle sorgt. Eine Rückschau.

Mann gegen Mann, mal brutal, mal beeindruckend: Deutschland gegen Frankreich über die Jahre.

Mann gegen Mann, mal brutal, mal beeindruckend: Deutschland gegen Frankreich über die Jahre.

imago images (2), Getty Images

Vier Tore für ein Halleluja

Just Fontaine ist tot, doch sein Rekord währt vielleicht ewig: Die 13 Tore des französischen Nationalstürmers in sechs Spielen bei der WM 1958 in Schweden wurden in den vergangenen 50 Jahren nicht mehr annähernd gefährdet und längst zum Mythos.

Die einmalige Ausbeute kam damals aber nur zustande, weil Fontaine auch im Spiel um Platz drei noch mal richtig Gas gab. Beim turbulenten 6:3 gegen Deutschland eröffnete und beschloss der dynamische Rechtsfuß den Torreigen, insgesamt traf er – zum 1:0, 3:1, 5:2 und 6:3 – gleich viermal. Sein torreichstes Spiel auf dem Weg zum Fabelrekord.

Die “Nacht von Sevilla”

Das WM-Halbfinale 1982, als sich Frankreich unter den Großen der Welt etablierte, müsste man eigentlich in einem eigenen Text erzählen – hier erinnern sich Pierre Littbarski und Co. daran.

Die größten Duelle

Deutschland hatte sich beim Weltturnier in Spanien nach großen Tönen durch die peinliche Auftaktniederlage gegen Algerien und die “Schande von Gijon” sowieso schon unbeliebt gemacht, im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan zu Sevilla sorgte das Publikum im Halbfinale gegen die populären Franzosen quasi für ein Auswärtsspiel.

Die Stimmung zugunsten der “Brasilianer Europas” erreichte ihren Höhepunkt, als Deutschlands Torhüter Harald “Toni” Schumacher den Franzosen Patrick Battiston so rüde abräumte, dass dieser sich ein Schädeltrauma und einen Halswirbelriss zuzog. Vier Zähne verlor er auch. Elfmeter und Rot hätte es geben müssen, es gab Abstoß für Deutschland.

Umso empörter war die Fußballwelt, als ausgerechnet Schumacher – nachdem Frankreich in der Verlängerung mit 3:1 in Führung gegangen war, Deutschland aber durch ein Fallrückzieher-Tor von Klaus Fischer noch zum 3:3 ausgeglichen hatte – im ersten Elfmeterschießen der WM-Geschichte auch noch zum Helden wurde. Ein zeitloser Klassiker.

Klaus Fischers Fallrückzieher gegen Frankreich

Akrobatisch ins Glück: Der unvergessene Fallrückzieher von Spezialist Klaus Fischer.
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Rolff lässt Platini verpuffen

Nachdem sich die französischen Schönspieler um Spielmacher Michel Platini bei der Heim-EM 1984 mit Silberware belohnt hatten, sollte bei der WM 1986 in Mexiko die Krönung her – und am besten auch gleich die Revanche gegen Deutschland, auf das man erneut im Halbfinale traf. Und das erneut zum Spielverderber wurde.

Die Schlüsselspieler der Franzosen waren nicht nur vier Jahre älter geworden, sie hatten auch mehr als 120 Minuten aus dem epischen Viertelfinale gegen Brasilien in den Knochen. Physisch ohnehin überlegene Deutsche setzten Manndecker Wolfgang Rolff erfolgreich auf Platini an, schossen durch Andreas Brehme und Rudi Völler die Tore und zogen durch einen ziemlich ungefährdeten 2:0-Sieg abermals ins Endspiel ein, das – wie schon vier Jahre zuvor – allerdings verloren ging.

Zidane und Co. zu elegant

Im November 2003 begrüßte Vizeweltmeister Deutschland, der sich zu diesem Titel mehr grandios pariert (Oliver Kahn) und schmeichelhaft geschossen (Michael Ballack) als überzeugend gespielt hatte, Frankreichs große Generation. Ein gutes halbes Jahr vor dem bitteren Gruppen-Aus bei der EM 2004 konnte die Mannschaft von Rudi Völler nur körperlich dagegenhalten.

Als die französischen Ausnahmekönner um Zinedine Zidane, Thierry Henry und David Trezeguet nach der Pause mit eleganten Drehungen und lässigen Übersteigern einen Gang hochschalteten, stand es in Gelsenkirchen schließlich 0:3. Eine Vorführung. Und das achte Spiel in Folge, das Deutschland gegen “eine große Nation” (kicker) nicht gewinnen konnte. Noch war der Aufschwung, der unter Jürgen Klinsmann und Joachim Löw erfolgen sollte, nicht abzusehen.

Christian Wörns gegen Thierry Henry

Eine Nummer zu groß: Christian Wörns kann Thierry Henry (re.) nicht halten.
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Zwei Teleskop-Arme, zwei verschiedene Ausgänge

2014, als einige schon nicht mehr damit gerechnet hatten, krönten sich Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. unter Löw, bei der WM in Brasilien. Vor allem das unvergessliche 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien täuscht aber darüber hinweg, dass die Reise zu Deutschlands viertem Stern gar nicht so geschmeidig verlief.

Schon im Achtelfinale gegen Algerien hatte das DFB-Team zittern und sich auf einen überragenden Manuel Neuer verlassen müssen – ähnlich im Viertelfinale gegen Frankreich, das trotz des 1:0-Siegtreffers von Mats Hummels nach einem Standard eigentlich das etwas bessere Team war. Karim Benzema hätte in den Schlussminuten beinahe den Ausgleich besorgt, scheiterte wuchtig aus spitzem Winkel jedoch an Neuers emporgerissenem “Teleskop-Arm”.

Diesmal folgte die Revanche, schon zwei Jahre später. Frankreich gewann bei der zweiten EM im eigenen Land das Halbfinale gegen Deutschland mit 2:0, als Schweinsteigers abgestreckter Arm einen Elfmeter verursachte. So wie Frankreich den Anfang vom Ende der Ära Löw.

Niklas Baumgart

Siebert: “Wir haben das Ganze in der eigenen Hand”

Das Ergebnis war beileibe nicht optimal. Aber das 0:0 der deutschen U 21 im EM-Qualifikationsspiel gegen den Kosovo soll keine Langzeitwirkung haben. Schwerer wiegt die Kreuzbandverletzung, die sich der Kieler Innenverteidiger Colin Kleine-Bekel zugezogen hat.

Jamil Siebert wird erneut den verletzten Colin Kleine-Bekel ersetzen.

Jamil Siebert wird erneut den verletzten Colin Kleine-Bekel ersetzen.

IMAGO/Beautiful Sports

Jamil Siebert und Jonas Urbig machten aus ihrer Einschätzung zu den Ereignissen vom Freitagabend kein Geheiminis. “Einen Tag später ist es immer noch enttäuschend”, so Innenverteidiger Siebert im Rahmen einer Medienrunde am Samstagnachmittag. Und auch Torhüter Urbig, der gegen den Kosovo seine Chance erhalten hatte, sprach von “einem zähen Spiel” und davon, dass die Deutsche U 21 vor allem in der  ersten Halbzeit “kein gutes Spiel” gemacht habe.

Nachhaltig unterwandern soll das nicht optimale Resultat gegen eine hingebungsvoll verteidigende Mannschaft des Kosovo das Zutrauen des Teams von Trainer Antonio di Salvo allerdings nicht. Die Zuversicht des Abwehrspielers von Fortuna Düsseldorf und des vom 1. FC Köln an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehen Keepers für das kommende Qualifikations-Duell am Dienstag in Halle gegen Israel (18 Uhr, LIVE! bei kicker) speist sich auch aus dem Umstand, dass sich das DFB-Team am Freitag in Chemnitz nach der Pause zu steigern wusste. “In der 2. Halbzeit haben wir es besser gemacht”, sagt Urbig, “wir haben den Ball besser laufen lassen, haben schneller gespielt und uns Torchancen erspielt.” Leider, so der Torhüter weiter, “haben wir es nicht geschafft, das Spiel mit einem dreckigen Tor zu entscheiden.”

“Wir brauchen eine gute Kontrolle”

Gegen Israel soll indes auf jeden Fall wieder getroffen werden. Und natürlich gewonnen. Schon allein deshalb, um in der Qualifikations-Gruppe D zur Europameisterschaft im Duell um die Tabellenspitze und die direkte Qualifikation für das Turnier 2025 in der Slowakei mit Tabellenführer Polen – der hat ein Spiel und zwei Punkte mehr – Schritt zu halten. “Wir haben das Ganze in der eigenen Hand”, betont Siebert mit Blick auf noch fünf ausstehende Gruppenspiele inklusive einer Partie in Polen (das Hinspiel am 21. November 2023 gewann di Salvos Team übrigens 3:1). “Am Dienstag haben wir eine neue Chance, uns zu beweisen.” Er selbst, so Siebert weiter, denke nicht so sehr darüber nach, wie die Perspektiven in der Qualifikation seien, “sondern nur an das nächste Spiel”. Das beschert der deutschen U 21 allerdings nach Ansicht von Urbig “einen Gegner, der uns herausfordert. Wir brauchen eine gute Kontrolle.”

Der 20 Jahre alte Torhüter wird dann wieder seinem Kollegen Noah Atubolu vom SC Freiburg den Vortritt lassen müssen, die etatmäßige Nummer 1 wird gegen Israel ins Tor zurückkehren. Verzichten muss die Deutsche U 21 derweil auf Colin Kleine-Bekel (21). Der 1,92 Meter lange Innenverteidiger von Holstein Kiel zog sich gegen den Kosovo in der 26. Minute in einem Zweikampf mit dem kosovarischen Stürmer Fatjon Bunjaku eine Kreuzbandverletzung zu und wird längere Zeit ausfallen. Für ihn kam gegen den Kosovo Siebert zum Zug, der auch gegen Israel die erste Option ist. Als weiterer Kandidat für die Innenverteidigung steht noch Linus Gechter von Hertha BSC bereit, der gegen den Kosovo nicht zum Spieltags-Aufgebot gehörte.

Andreas Hunzinger

Bitter für Kiel und die U 21: Kreuzbandriss bei Kleine-Bekel

Bittere Nachrichten für Holstein Kiel und die deutsche U-21-Nationalmannschaft. Beim 0:0 gegen den Kosovo verletzte sich Verteidiger Colin Kleine-Bekel schwer am linken Knie.

Brajan Gruda kümmert sich um den verletzten Colin Kleine-Bekel.

Brajan Gruda kümmert sich um den verletzten Colin Kleine-Bekel.

IMAGO/Passion2Press

Colin Kleine-Bekels sechster Einsatz für die Deutsche U 21 war einer mit Folgen. Bei der Nullnummer gegen den Kosovo in Chemnitz kam der 21-Jährige in Minute 26 während eines Zweikampfs mit Fatjon Bunjaku an der Außenlinie unglücklich auf und musste daraufhin am linken Knie behandelt werden. Sofort war klar, dass es für ihn nicht weitergehen würde.

Am Samstag folgte nun die Diagnose: Der Verteidiger hat sich eine Kreuzbandverletzung zugezogen. “Das ist bitter für Colin, der gerade in dieser Saison mit einer sehr guten Leistung auf dem Platz mit zum Erfolg der Mannschaft beigetragen hat. Wir wünschen ihm gute Besserung und werden ihn in dieser schweren Situation in jeder erdenklichen Weise unterstützen. Natürlich wird er alle Zeit bekommen, die er braucht, um wieder fit zu werden”, wird Carsten Wehlmann, Holstein Kiels Geschäftsführer Sport, in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Kleine-Bekel war bei den Störchen in dieser Saison absolut gesetzt, absolvierte 24 Spiele von Beginn an und hat großen Anteil an der starken Saison der KSV. Nach 26 Spielen belegt Kiel mit 49 Punkten Platz zwei und ist somit auf Kurs Bundesliga. Die letzten Spiele der Saison müssen die Norddeutschen aber nun ohne den gebürtigen Bielefelder bestreiten. Wie der Verein weiter mitteilte, werde “in den kommenden Tagen (…) das weitere medizinische Vorgehen in Kiel abgestimmt.”

Ohne Kleine-Bekel geht es für Kiel nach der Länderspielpause mit einem Heimspiel gegen Hansa Rostock weiter (30. März, 13 Uhr).

Nagelsmann über seine Zukunft: “Habe meine Karten auf den Tisch gelegt”

“Müssen wir nicht jeden Tag diskutieren” 23.03.2024

Nagelsmann über seine Zukunft: “Habe meine Karten auf den Tisch gelegt”

0:44Die Zukunft von Julian Nagelsmann über den Sommer hinaus ist weiterhin unklar. Der Bundestrainer gibt ein Update über seine Situation und erklärt, ohnehin schon offener als andere darüber zu sprechen.

Trotz Doppelpack von Pejcinovic: Deutsche U 19 unterliegt Rumänien und verpasst EM

Die deutsche U-19-Nationalmannschaft war mit einer Niederlage in die EM-Qualifikation gestartet – und gegen Rumänien gab es den nächsten Rückschlag. Durch das 2:3 verpasst die Elf von Trainer Christian Wörns die EM in Nordirland.

Der Doppelpack von Dzenan Pejcinovic genügte Deutschlands U 19 gegen Rumänien nicht.

Der Doppelpack von Dzenan Pejcinovic genügte Deutschlands U 19 gegen Rumänien nicht.

IMAGO/Jan Huebner

Nachdem es zum Auftakt in die zweite Runde der EM-Qualifikation einen Fehlstart gegen Kroatien gab, war die Deutsche U 19 gegen Rumänien bereits gehörig unter Druck – nur der Gruppenerste löst das Ticket für das Turnier in Nordirland, welches in der zweiten Juli-Hälfte stattfindet.

EM-Qualifikation U 19 2023/24, Eliterunde

Atom, Kömür, Grüger und Ulrich waren neu in der Startelf von Christian Wörns, dessen Auswahl aber keinen guten Start ins Spiel erwischte. Rumänien war die gefährlichere Mannschaft, erspielte sich in den ersten 20 Minuten einige Chancen. Meist fehlte es im Abschluss aber an Genauigkeit, auch Seimen konnte sich das ein oder andere Mal auszeichnen. Nach 28 Minuten war der Keeper vom VfB Stuttgart aber geschlagen, Dulcea traf satt aus 18 Metern ins linke Eck.

Rückstand zur Pause

Der Gegentreffer war ein Weckruf für die DFB-Elf, die nun mehr Druck machte und prompt ausglich. Bischof marschierte in den Strafraum und bediente Pejcinovic, der nur noch ins halbleere Tor vollenden musste (30.). Nun war die DFB-Elf klar dominant, verpasste es aber, nachzulegen – und dann schlug es wieder hinten ein: Stan zog an der Strafraumgrenze ab, sein Schuss wurde abgefälscht und fand den Weg ins linke Eck (43.).

Diesen Rückschlag nahm Deutschland mit in die Kabine, nach Wiederanpfiff tat sich die DFB-Auswahl erstmal schwer. Nach 56 Minuten brachte Wörns mit Maza den Torschützen aus dem Kroatien-Spiel in die Partie – und der Herthaner leitete direkt den Ausgleich ein: Maza setzte sich auf rechts durch und fand am ersten Pfosten Pejcinovic, der den Ball – leicht abgefälscht – ins linke Eck verlängerte (58.).

Tore und Karten

0:1
Patrick Dulcea (28′)

1:1
Pejcinovic (30′)

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Rumänien

Rumänien

Vlad Rafaila – Mario Aioanei, Mario Tudose, Robert Badescu, Andrei Borza – Andrei Florea , Robert Jalade , Patrick Dulcea – Adrian Mazilu , Rares Pop , Alexandru Stan

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In der gesamten Schlussphase arbeitete Deutschland am Siegtreffer, doch Rumänien verteidigte leidenschaftlich – und fuhr in der Nachspielzeit den entscheidenden Angriff. Mazilu erzielte den dritten Führungstreffer für Rumänien, der dem Außenseiter letztlich zum Sieg reichte (90.+4). Für Deutschland bedeutete das 2:3 das Aus in der Qualifikation, die EM in Nordirland findet ohne die DFB-Auswahl statt. Dennoch muss die Wörns-Elf in der Eliterunde nochmal ran, am Dienstag trifft Deutschland um 14 Uhr auf die Türkei.

Starke Antwort: Deutsche U 17 schlägt Irland

Im zweiten Spiel der EM-Qualifikation hat die deutsche U-17-Nationalmannschaft den ersten Sieg gefeiert. Gegen Irland setzte sich der amtierende Europameister mit 2:0 durch.

Im zweiten Spiel der EM-Qualifikation bezwang die deutsche U-17-Nationalmannschaft Irland mit 2:0.

Im zweiten Spiel der EM-Qualifikation bezwang die deutsche U-17-Nationalmannschaft Irland mit 2:0.

IMAGO/Avanti

Nach dem 3:3 gegen Kroatien zum Auftakt der EM-Qualifikation befand sich die deutsche U-17-Nationalmannschaft als amtierender Titelträger unter Druck. Im zweiten Spiel der Eliterunde gegen Irland musste der erste Dreier her.

Die von Trainer Michael Prus auf einigen Positionen veränderte deutsche Elf zeigte sich von Beginn an bemüht und kam auch schon früh zu ersten Chancen. Culbreath testete in der achten Minute Irlands Schlussmann Collins, der aber sicher zupackte (8.). Noch in der Anfangsphase schlug der deutsche Nachwuchs dann aber zu. Ein weiter Seitenwechsel aus der eigenen Hälfte fand den Gladbacher Sauck, der noch einen Doppelpass mit Onyeka spielte und dann zum Strafraum zog. Mit einem Haken ließ er dort noch den letzten irischen Verteidiger hinter sich und traf in der Folge aus spitzem Winkel zur frühen 1:0-Führung für Deutschland (19.).

Noch vor der Pause legten die deutschen Junioren dann nach: Wieder war Sauck der Ausgangspunkt, der den startenden Husser steil schicken wollte. Weil dieser den Ball nicht unter Kontrolle bringen konnte, landete die Kugel vor den Füßen von Leverkusens Onyeka, der aus 18 Metern den Abschluss suchte. Von einem irischen Verteidiger abgefälscht schlug der Ball unhaltbar in den Maschen ein – 2:0 (36.).

DFB-Elf bringt die Führung über die Zeit

Im zweiten Durchgang bemühte sich die deutsche Elf noch einmal, rund zehn Minuten nach dem Seitenwechsel hatte Poller die nächste gute Möglichkeit auf einen Treffer. Seinen Schuss von der Strafraumkante setzte der Hoffenheimer aber knapp über das Tor (55.). In der Folge konnten die Deutschen Collins kein weiteres Mal überwinden, standen defensiv aber sehr sicher und brachten die Führung ohne größere Probleme über die Zeit.

So blieb es am Ende beim 2:0-Sieg, durch den die deutsche U 17 nun vier Zähler auf dem Konto hat und zuversichtlich in das abschließende Spiel der Eliterunde gegen Portugal am Dienstag (12 Uhr) gehen kann. Dort könnte Deutschland die Qualifikation für die EM endgültig sicher machen. Die acht Gruppensieger der Eliterunde sowie die sieben besten Zweitplatzierten sind neben Ausrichter Zypern für die Europameisterschaft, die vom 20. Mai bis zum 5. Juni ausgetragen wird, qualifiziert.

Gwinn im Interview: “Mit Wolfsburg habe ich noch eine Rechnung offen”

Am Samstag tritt Giulia Gwinn (24) mit Bayern München zum Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg an. Im kicker-Interview spricht sie über die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga, Lena Oberdorfs Wechsel und ihr persönliches Überraschungsteam.

kicker: Frau Gwinn, das vergangene Wochenende hätte nicht besser laufen können für den FC Bayern.

Giulia Gwinn: Ja, das stimmt. Für uns ist das Wichtigste, dass wir unsere Aufgaben erfüllen, in dem Fall gegen Leipzig gewinnen und die drei Punkte zu behalten. Aber es war natürlich auch nicht unwichtig, dass Hoffenheim gegen Wolfsburg gewonnen hat.

Sie konnten mit dem Wissen, dass Wolfsburg am Freitag verloren hat, in das Spiel gegen Leipzig gehen. War das auch ein Faktor, der Sie zusätzlich beflügelt hat?

Ja, schon. Aber wir müssen primär auf uns gucken. Es bringt uns ja nichts, wenn Wolfsburg verliert und wir unsere Aufgaben nicht erfüllen. Aber natürlich hat uns beflügelt, dass wir wussten, dass wir einen großen Schritt gehen können. Unserem Trainer ist es generell wichtig, dass wir nicht zu sehr nach Wolfsburg gucken, aber angeschaut habe ich mir das Spiel natürlich schon. Ich gucke sowieso gerne Bundesliga-Spiele, wenn es zeitlich möglich ist. Das sind ja unsere Gegner und ich kann mir dann ansehen, wie die Teams sich taktisch aufstellen.

Die Winterpause haben wir alle gebraucht.

Giulia Gwinn

Die Bayern sind ja unglaublich konstant geworden.

Stimmt. Wir hatten vor der Winterpause eine Phase, in der es nicht so prickelnd lief. Wir haben in Nürnberg nur remis gespielt und sind in der Champions League ausgeschieden. Die Winterpause haben wir alle gebraucht. Jeder für sich, um Kräfte zu sammeln. Gut getan hat uns das Trainingslager in Spanien im Januar, weil wir da wir viel miteinander gesprochen haben und unser Teamspirit wieder so richtig auflebte. Und seitdem haben wir fast alle Spiele souverän gewonnen. Das gibt natürlich Selbstvertrauen. Wir verstehen uns neben dem Platz alle gut, das ist auch ein Schlüssel dafür, dass es im Spiel funktioniert.

Aktuell hat man das Gefühl, keiner kann die Bayern schlagen. Erleben Sie das auch so auf dem Platz?

Ja, aber wir sind trotzdem sehr selbstkritisch, hatten auch nach unserem 2:1-Sieg in Frankfurt eine sehr lange Analyse. Wir sind nicht zufrieden, sondern wollen immer noch ein paar Prozent besser werden. Wir haben momentan ein gesundes Selbstvertrauen, das uns hoffentlich durch den Rest der Saison trägt.

Gesundes Selbstvertrauen werden Sie am Samstag in Wolfsburg brauchen.

Auf jeden Fall (lacht). Ich glaube, das wird ein Spiel auf Augenhöhe. In Wolfsburg ist es immer schwer. Seit ich beim FC Bayern spiele, habe ich dort nie gewonnen. Von daher ist es ein großes Ziel, drei Punkte mitzunehmen.

Topspiel in der Frauen-Bundesliga

Aber selbst im Fall einer Niederlage bleiben Sie Tabellenführer. Wenn Sie gewinnen sollten, wäre dann aus Ihrer Sicht die Meisterschaft entschieden?

Das glaube ich nicht. Es wären aber Big Points, wir hätten ein Super-Polster. Aber ausruhen dürften wir uns darauf nicht.

Worauf muss man in Spielen gegen Wolfsburg besonders aufpassen?

Wichtig wird sein, dass wir die Wolfsburger Offensive im Griff haben, weil sie dort sehr gefährliche Spielerinnen haben, die uns wehtun können. Auch bei unserem 2:1-Sieg im Hinspiel wurde es noch mal eng für uns. Wir müssen gemeinsam verteidigen, präsent sein in den Zweikämpfen.

Sind Spiele gegen Wolfsburg etwas anderes als gegen andere Bundesligisten?

Tatsächlich nicht, weil die Liga so eng ist, dass jedes Spiel ausschlaggebend sein kann, in welche Richtung es geht. Das hat man ja jetzt gerade bei Wolfsburg gegen Hoffenheim gesehen. Uns ging es in der Hinrunde in Nürnberg ähnlich. Deshalb gehe ich in jedes Spiel mit der gleichen Einstellung.

Ist die Liga wirklich ausgeglichener geworden? Hoffenheim und Frankfurt sind punktemäßig doch weit entfernt von den beiden Spitzenteams.

Insgesamt schon. In den direkten Duellen haben Frankfurt und Hoffenheim ja auch gegen uns und Wolfsburg gepunktet bzw. gewonnen. Und die Überraschungsmannschaft in dieser Saison ist für mich die SGS Essen, die eine Super-Serie spielt und es den großen Klubs schwermacht. Das ist ein positives Zeichen für die gesamte Bundesliga. Es tut sich einiges.

In der Zukunft wird mit uns in der Champions League wieder zu rechnen sein.

Giulia Gwinn

Lena Oberdorf wechselt nach München. Verschiebt das die Gemengelage noch mal mehr Richtung FC Bayern?

Ich hoffe schon. Obi hat trotz ihrer erst 22 Jahre schon viel Erfahrung und bringt eine super Qualität mit. Dass sich so eine Spielerin für den FC Bayern entscheidet, ist ein Zeichen für unsere gute Arbeit in den vergangenen Jahren. Es macht uns sehr stolz, dass Obi an unsere Visionen und unseren Weg glaubt. Sie wird uns sehr guttun, passt gut in unsere Mannschaft und unsere Spielphilosophie.

Sind Sie froh, zukünftig nicht mehr gegen Oberdorf spielen zu müssen?

(lacht) Ja, es ist schon besser, sie zukünftig in unserer Mannschaft zu haben – obwohl wir fast nie direkt gegeneinander spielen. Sie hat einfach eine enorme Präsenz und Ausstrahlung. Es ist ein Mehrwert, wenn man sie im Team hat.

Sie haben eben auch das Aus in der Champions League in der Gruppenphase angesprochen. Nagt das noch an Ihnen oder ist das abgehakt?

Es ist immer unser Anspruch, über die Gruppenphase hinaus in der Champions League vertreten zu sein und weit zu kommen. Das haben wir leider nicht geschafft. Wichtig war aber, das aufzuarbeiten und dann aus den Köpfen zu bekommen. Wir haben ja noch zwei Wettbewerbe, Meisterschaft und Pokal, bei denen wir alles selbst in der Hand haben und auf die wir uns voll konzentrieren. In der Zukunft wird mit uns aber in der Champions League wieder zu rechnen sein, dabei wird uns auch Lena Oberdorf helfen.

Im DFB-Pokal ist der FC Bayern ja auch noch vertreten. Sie spielen im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt, Wolfsburg empfängt Essen. Zuletzt hat Wolfsburg neunmal den Pokal gewonnen. Schaffen Sie es in diesem Jahr, diese Serie zu durchbrechen?

Das wäre sehr schön und ein Traum von mir persönlich. Bayern hat zuletzt vor zwölf Jahren den DFB-Pokal gewonnen. Das ist lange her. Aber wir müssen uns erstmal gegen Frankfurt durchsetzen. Ich war ja 2019 mit dem SC Freiburg im Finale gegen Wolfsburg und habe verloren. Von daher habe ich noch eine Rechnung offen.

Das hat mich schon an die EM in England erinnert

Giulia Gwinn über den Nations-League-Sieg gegen die Niederlande

Thema Nationalmannschaft: Sie haben die Qualifikation für Olympia geschafft. Sind die Olympischen Spiele auch ein Traum, den Sie schon lange geträumt haben?

Ja, ein großer Traum. Ich durfte ja 2019 schon eine WM und 2022 eine EM spielen. Aber dieses Event Olympia ist für Sportler mit nichts zu vergleichen. Ich gucke auch immer die Olympischen Spiele im Fernsehen und habe schon die tollen Geschichten von Olympia 2016 von Mitspielerinnen und Horst Hrubesch gehört. Ich freue mich sehr darauf!

Es stand ja schon vor der Auslosung fest, dass die deutsche Mannschaft in der Gruppenphase gegen die USA antreten muss.

Die zwölf Teams, die bei Olympischen Spielen teilnehmen werden, haben alle ein Top-Niveau. Die USA gehören zu den besten Mannschaften der Welt und ich finde es cool, wenn man sich bei einem Turnier auf dieser Ebene messen kann. Es sollte unser Ziel sein, solche Mannschaften auch schlagen zu können.

Wo steht die Nationalmannschaft aktuell?

Wir stecken immer noch ein Stück weit in der Findungsphase, müssen wieder eine Identität entwickeln nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Jahre mit der tollen EM 2022 und der enttäuschenden WM im vergangenen Jahr. Aber ich glaube, wenn man sich unsere Qualität anschaut und wieviel Spielfreude Horst Hrubesch aus uns herausholt, dann geht’s wieder aufwärts. Das hat zuletzt auch der Sieg in den Niederlanden gezeigt. Das hat mich schon an die EM in England erinnert. Als Kollektiv waren wir da richtig stark! Wir haben ja nicht mehr so viel Zeit bis Olympia und müssen dafür sorgen, dass der Kader gemeinsam funktioniert. Das wird der Schlüssel sein, damit wir unsere Qualität wieder auf den Platz bringen.

Was ist aus Ihrer Sicht zwischen der EM 2022 und der WM 2023 passiert?

Ich war ja nicht so nah dran, weil ich nach der EM lange verletzt war. Es ist schwierig zu sagen. Aber ich hatte von außen den Eindruck, dass das blinde Vertrauen und die Spielfreude nicht mehr da waren.

Kennen Sie Christian Wück, der nach Olympia Bundestrainer wird?

Nein, ich kenne ihn noch nicht. Aber mein Freund (der frühere Torwart Constantin Frommann, Anm. d. Red.) hat bei Christian Wück in der U 17 gespielt und mir viel Positives von ihm erzählt. Er weiß, wie man Titel gewinnt, und ich hoffe, dass er uns auch zurück in die Erfolgsspur führt.

Lautsprecherin? Giulia Gwinn feiert nach dem Sieg über Frankfurt mit den Fans.

Lautsprecherin? Giulia Gwinn feiert nach dem Sieg über Frankfurt mit den Fans.
IMAGO/Eibner

2022 EM, 2023 WM, 2024 Olympia, 2025 EM – ist es schwierig, in jedem Jahr ein großes Turnier zu spielen?

Einerseits ist es schon schwierig, und gerade nach dem Negativereignis WM war es nicht so einfach, sich als Mannschaft wieder zu finden. Andererseits ist es eine große Chance, die Menschen bereits in diesem Jahr wieder bei einem großen Turnier von uns zu überzeugen. Und es ist schon unser Traum, dass es wieder so ein Turnier gibt wie die EM 2022, als auf und neben dem Platz alles harmoniert hat. Deswegen sehe ich diesen jährlichen Rhythmus eher als Chance, wieder einen Schritt nach vorne zu machen und die Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen.

Maximiliane Rall und Lina Magull sind im Winter ins Ausland gegangen. Wäre das für Sie auch irgendwann mal eine Option?

Ich will das nicht ausschließen, war aber noch nie eine Spielerin, die unbedingt mal im Ausland spielen will. Mein Herzensverein war immer Bayern München, auch schon, als ich Kind war. Ich bin total von dem Klub überzeugt und fühle mich sehr wohl. Und ich bin total glücklich und dankbar, dass ich dem Verein nach den zwei langen Verletzungen etwas zurückgeben kann.

Ich beschäftige mich nach meinen Verletzungen viel mehr mit der Aktivierung vor dem Training und vor dem Spiel.

Giulia Gwinn

Sie gelten sowohl offensiv als auch defensiv als komplette Spielerin. Haben Sie Schwächen?

Auf jeden Fall.

Verraten Sie uns die Schwächen?

Eine wirklich komplette Spielerin gibt es sowieso nicht. Mein Kopfballspiel kann ich noch verbessern, auch in Eins-zu-eins-Situationen kann ich noch besser werden. Früher habe ich ja auch offensiver gespielt, bevor ich dann nach hinten gewandert bin. Ich möchte aber trotzdem in Zukunft wieder Richtung Tor und Torbeteiligungen gehen. Ich möchte nicht aus den Augen verlieren, dass ich mich auch offensiv immer wieder einbringen kann.

Sie haben sich in Ihrer Karriere schon zweimal das Kreuzband gerissen. Ändert das etwas an ihrer Herangehensweise an die Spiele? Müssen Sie sich anders vorbereiten?

In erster Linie hat der Fußball nach zwei schweren Verletzungen für mich persönlich eine ganz andere Wertschätzung bekommen. Wenn man täglich auf dem Platz steht, vergisst man manchmal auch, wie schön es ist, dass man das Hobby zum Beruf machen durfte. Und wenn man zweimal jeweils ein Jahr raus war, dann spürt man, wie schlimm es ist, wenn man das auf einmal nicht mehr hat. Ich beschäftige mich nach meinen Verletzungen viel mehr mit der Aktivierung vor dem Training und vor dem Spiel, habe das Gefühl, dass ich meinem Körper damit die optimale Vorbereitung geben kann. Ich habe mich in den langen Verletzungspausen sehr viel mit Dingen am Rande des Fußballs beschäftigt, beispielsweise mit Ernährung und mentaler Gesundheit. Auch damit versuche ich, das Beste für mich herauszuholen, um meinen Körper bestmöglich zu unterstützen.

Haben Sie noch Probleme mit den Knien?

Nein, ich habe Gott sei Dank gar keine Probleme. Dafür bin ich sehr dankbar, weil ich auch weiß, dass es bei vielen Spielerinnen anders ist. Oft gibt’s im Nachgang immer noch Probleme – bei mir nicht.

Interview: Gunnar Meggers