“Entwicklung lange nicht am Ende”: BVB bindet Top-Talent Wätjen

Borussia Dortmund hat den erst 18-jährigen Kjell Wätjen am Mittwoch mit seinem ersten Profivertrag ausgestattet. Sportdirektor Sebastian Kehl hält große Stücke auf den Junioren-Nationalspieler.

Er überzeugte in der Jugend des BVB: Kjell Wätjen erhielt am Mittwoch einen Profivertrag.

Er überzeugte in der Jugend des BVB: Kjell Wätjen erhielt am Mittwoch einen Profivertrag.

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Es hatte sich abgezeichnet, seit Mittwoch ist es offiziell: Kjell Wätjen bleibt Borussia Dortmund erhalten, der 18-Jährige setzte seine Unterschrift unter einen Profivertrag bis 30. Juni 2028.

“Kjell hat sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt und sich diesen Schritt absolut verdient”, wird Sportdirektor Sebastian Kehl vom BVB zitiert: “In unserer U 19 hat er sowohl in der Bundesliga als auch in der UEFA Youth League durch starke Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und sich kontinuierlich an den Profikader herangearbeitet. Seine Entwicklung sehen wir noch lange nicht am Ende.”

Bei Wätjen können die Westfalen getrost von einem Eigengewächs sprechen. Bei einem Osterferienkurs vor zehn Jahren machte der Mittelfeld-Antreiber auf sich aufmerksam, nahm die Herausforderung im Dortmunder NLZ an und spielte sich sogar in den Fokus der deutschen Junioren-Nationalmannschaften.

Im Juni 2023 krönte sich Wätjen mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft zum Europameister, beim Turnier in Ungarn kam der Dortmunder viermal zum Zug und erzielte zum Abschluss der Gruppenphase gegen Schottland den Treffer zum 3:0-Endstand. Seit dem Wintertrainingslager 2024 in Marbella gehört Wätjen regelmäßig zur Trainingsgruppe von BVB-Cheftrainer Edin Terzic.

Kehl: “Trauen ihm zu, sich bei unseren Profis zu etablieren”

“Uns freut es sehr, dass es uns als Verein gelungen ist, Kjell durch die sehr gute Arbeit in unserem NLZ von klein auf bis zu diesem Punkt entwickelt zu haben”, sagt Kehl: “Nun folgen die ersten Schritte im Herren-Fußball, und wir trauen Kjell auf jeden Fall zu, sich mit seinen Qualitäten und seiner Persönlichkeit bei unseren Profis zu etablieren.”

Bis dato stand Wätjen dreimal im Profi-Kader der Borussia, kam allerdings weder in der Bundesliga gegen Heidenheim (0:0) noch in den CL-Duellen mit Eindhoven (1:1, 2:0) zum Einsatz. “Obwohl ich noch sehr jung bin, darf ich bereits viele Jahre für meinen Herzensverein spielen – und ich habe richtig Bock, dies auch in den nächsten Jahren bei den Großen zu dürfen”, gesteht Wätjen.

Vorsänger gesucht: Füllkrug formuliert “Vorschlag an alle Deutschen”

Mit dem zweiten Sieg im zweiten März-Länderspiel hat die deutsche Nationalmannschaft die Euphorie mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft im Sommer geschürt. Einen besonderen “Vorschlag an alle Deutschen” hatte Torschütze Niclas Füllkrug.

Er entschied die Partie zugunsten der DFB-Elf: Torschütze Niclas Füllkrug.

Er entschied die Partie zugunsten der DFB-Elf: Torschütze Niclas Füllkrug.

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Die Quote, die Niclas Füllkrug im Trikot der deutschen Nationalmannschaft vorweisen kann, ist bemerkenswert. Der Dortmunder Stürmer schoss in 15 Länderspielen bereits elf Tore. Am Dienstagabend in Frankfurt erzielte Füllkrug beim 2:1 über die Niederlande das goldene Tor nach einer Ecke. Kurz war Bangen angesagt, doch der VAR bestätigte, dass der vom starken Torhüter Bart Verbruggen vermeintlich gerettete Ball bereits die Linie passiert hatte.

Die größer werdende EM-Euphorie war im ausverkauften Stadion teilweise zu spüren. Bestätigen können das auch die TV-Zahlen: Für den übertragenden Sender RTL war es das erfolgreichste Länderspiel seit fünf Jahren. Im Durchschnitt waren 10,81 Millionen Menschen vor den TV-Geräten, was einen Marktanteil von 41 Prozent bedeutete.

Die nach einer Online-Petition kurzfristig geänderte Torhymne – “Kernkraft 400” von Zombie Nation wurde durch “Major Tom” von Peter Schilling ersetzt – sorgte zusätzlich für Stimmung. Doch Torschütze Füllkrug fehlte etwas, was er auf den sozialen Medien des DFB ausführte.

“Es hat Spaß gemacht und war schön, die eigenen Fans dabei zu haben”, erklärte Füllkrug in einem kurzen Video: “Man hat gemerkt, es entsteht eine Euphorie, die Leute sind anders drauf, wir wurden sehr positiv empfangen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Vorsänger!”

“Wir brauchen eine kleine Gruppierung”

Ein ungewöhnlicher Vorstoß, dem der ehemalige Bremer noch einmal Nachdruck verleihen wollte. Es sei ein “Vorschlag an alle Deutschen”, weil “man hat gemerkt, die Leute wollten uns anfeuern und uns unbedingt positive Gefühle auf den Platz geben, aber die sind nicht auf einen Nenner gekommen. Also brauchen wir eine kleine Gruppierung, die den Takt vorgibt für die EM.”

Eine organisierte Unterstützung, die es bei deutschen Vereinsmannschaften für gewöhnlich gibt, sucht man beim DFB-Team vergebens. Der 2003 gegründete “Fanclub Nationalmannschaft” ist lediglich für Choreographien bei Heimspielen verantwortlich und unterstützt die Mannschaft auch bei Auswärtsspielen.

“Du schon wieder”: Malen scherzte mit Füllkrug über das 2:1

BVB-Spieler blickt bereits auf den Samstag 27.03.2024

“Du schon wieder”: Malen scherzte mit Füllkrug über das 2:1

0:40Nach dem 1:2 mit der Elftal ist vor dem Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München. BVB-Spieler Donyell Malen blickt auf die Partie und drückt seinem Teamkollegen Niclas Füllkrug die Daumen, dass er wieder trifft.

“Du schon wieder”: Malen scherzte mit Füllkrug über das 2:1

BVB-Spieler blickt bereits auf den Samstag 27.03.2024

“Du schon wieder”: Malen scherzte mit Füllkrug über das 2:1

0:40Nach dem 1:2 mit der Elftal ist vor dem Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München. BVB-Spieler Donyell Malen blickt auf die Partie und drückt seinem Teamkollegen Niclas Füllkrug die Daumen, dass er wieder trifft.

Schulter-Tor als persönliche Bewerbung: Füllkrug und das “gute Gefühl”

Zweimal kam Niclas Füllkrug bei den DFB-Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) von der Bank – und nahm vor allem in Frankfurt durch sein entscheidendes Tor zum 2:1 Einfluss. Der Stürmer bewirbt sich um die Rückkehr in die Startelf – und verspürt zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

Er erzielte das entscheidende 2:1 fürs DFB-Team: Niclas Füllkrug.

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Es gibt nicht viele Spieler im Kader, zu denen der Retro-Look der aktuellen DFB-Trainingskollektion so gut passt wie zu Niclas Füllkrug. Der 31-Jährige wirkt schließlich mit seiner lockeren Art, seinem körperlich robusten Stürmerstil und seinem eher unkonventionellen Weg in die Nationalmannschaft – im guten Sinne – etwas aus der Zeit gefallen. Als “positiv verrückt” bezeichnet Bundestrainer Julian Nagelsmann den Dortmunder Angreifer und bilanziert: “Er ist ein Typ, der für die Mannschaft wertvoll ist.”

Nagelsmann: “Oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend”

Für die Startelf nominierte er ihn bei den jüngsten Siegen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) dennoch nicht. Den Vorzug in der Sturmzentrale erhielt beide Male Kai Havertz. Füllkrug kam im Laufe der zweiten Hälfte von der Bank – und setzte vor allem am Dienstag in Frankfurt durch sein Siegtor in der 85. Minute positive Akzente als “Rollenspieler”, wie Nagelsmann seine Einwechselspieler bezeichnet.

“Bei einem Turnier sind oft nicht die ersten 30 Minuten entscheidend, sondern die letzten 30”, sagte der Bundestrainer in Frankfurt. “Wir haben eine ganz gute Struktur, haben Spieler für verschiedene Situationen auf der Bank. Das sind Spieler mit großen, tragenden Rollen – auch wenn es mal nur für 20 Minuten ist.” So wie David Raum, der die entscheidende Ecke herausholte. Wie Chris Führich, Thomas Müller oder Pascal Groß, die Esprit und Struktur brachten. Oder eben wie Füllkrug, der per Schulter das siegbringende Tor erzielte. Auftrag: erfüllt.

“Die Einwechslungen haben allgemein sehr gut gefruchtet, nicht nur weil ich das Tor gemacht habe”, bilanzierte Füllkrug. “Alle haben neue Energie und neue Dynamik ins Spiel gebracht. Insofern waren die Einwechslungen alle positiv, aber die Jungs vorher haben auch sehr gute Vorarbeit geleistet.”

Der Angreifer lobte das “sehr kontrollierte Spiel”, die Tatsache, “dass es nicht wild war, sondern konstant in der Leistung”, und “dass wir sehr gut umgesetzt haben, was wir uns im Training erarbeitet haben”. Wenige Einheiten genügten für eine signifikante Verbesserung in vielen Details des Spiels. Nicht nur in der Arbeit mit dem Ball, sondern insbesondere auch in der Struktur gegen den Ball sowie den Standards, die sowohl in Frankreich als auch gegen die Niederlande zu Torerfolgen führten.

Füllkrug: “Es ist eine sehr homogene Gruppe”

Die Ursache für die positive Entwicklung? Für Füllkrug lag sie auf der Hand: “Du hast natürlich eine ganz andere Gruppe beisammen, die anders zusammengestellt ist als die vorherige. Und dann helfen natürlich auch Erfolgserlebnisse”, sagte der BVB-Profi, der als einziger Dortmunder von Nagelsmann für die Länderspielperiode im März nominiert worden war – und möglicherweise auch der einzige Borusse bei der EM sein wird.

Mit großen Veränderungen im aktuellen Aufgebot ist derzeit nicht zu rechnen. Verständlich aus Füllkrugs Sicht: “Es ist eine sehr homogene Gruppe, die gerade gut funktioniert. Jeder, der dazukommen will, wird sich in diese Gruppe dort eingliedern müssen, wo er eingeplant ist. Der Bundestrainer wird bewerten, welche Qualitäten er noch hinzunehmen möchte oder muss.”

Perfektes Rollenspiel

Er selbst muss sich um seinen Platz im Aufgebot keine Gedanken machen. Je nach Gegner und Ausgangslage dürfte Nagelsmann situativ entscheiden, ob er Havertz oder Füllkrug den Vortritt lässt. Der Dortmunder akzeptiert diese Rollenaufteilung, hat das große Ganze im Blick – und zweieinhalb Monate vor der EM ein “gutes Gefühl”: “Wir haben gegen zwei Gegner gespielt, die mit einer Top-Besetzung angetreten sind, die in der Weltrangliste sehr gut dastehen. Und wir haben sie beide meiner Meinung nach ziemlich souverän geschlagen”, sagte Füllkrug in der Frankfurter Mixed Zone. “Ich bleibe in solchen Momenten gerne demütig, aber besonders die Zuschauer dürfen schon eine gewisse Euphorie verspüren.” Auch dank Füllkrugs perfektem Rollenspiel.

Matthias Dersch

Wegen DFL-Investorenprotest: DFB verurteilt BVB zu Geldstrafe

Auch in Dortmund haben die Fanproteste gegen den schlussendlich gescheiterten Investorenplan der DFL monetäre Konsequenzen. Insgesamt muss der BVB 30.000 Euro Strafe zahlen.

Die Proteste gegen den geplanten DFL-Investoreneinstieg haben Konsequenzen für Borussia Dortmund. Der Verein muss insgesamt 30.000 Euro Strafe zahlen.

Die Proteste gegen den geplanten DFL-Investoreneinstieg haben Konsequenzen für Borussia Dortmund. Der Verein muss insgesamt 30.000 Euro Strafe zahlen.

IMAGO/Noah Wedel

Als Protest gegen den geplanten und schlussendlich doch gescheiterten Investoren-Deal der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatten Fans von Borussia Dortmund sowohl beim Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am 18. Bundesliga-Spieltag, als auch beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am 21. Spieltag “diverse Gegenstände” auf den Rasen geworfen. Wegen dieser beiden Fälle “unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger” hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes nun Geldstrafen gegen den BVB ausgesprochen.

Weil die Partie beim 3:0-Auswärtssieg in Köln “für etwa drei Minuten” unterbrochen werden musste, nachdem aus dem BVB-Block mehrere Gegenstände, laut dem DFB insbesondere Schokomünzen, auf dem Rasen geworfen worden waren, müssen die Dortmunder für dieses Vergehen 10.000 Euro Strafe zahlen.

Die Strafe aus dem Heimsieg gegen Freiburg fällt sogar noch höher aus: Dort musste das Spiel laut DFB für insgesamt neun Minuten unterbrochen werden, weil neben Schokomünzen auch noch Tennisbälle auf dem Rasen gelandet waren. Hierfür muss der BVB insgesamt 20.000 Euro büßen.

Von den insgesamt 30.000 Euro kann Dortmund allerdings “bis zu 9900 Euro für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden, was dem DFB bis zum 30. September 2024 nachzuweisen wäre”, so der Verband weiter. Nachdem der Verein beiden Urteilen bereits zugestimmt hat, sind diese rechtskräftig.

Erfolgserlebnis für Sorgenkind Reyna

Bei der US-Nationalmannschaft war Giovanni Reyna wieder einmal erfolgreich, bei seiner Leihstation Nottingham Forest läuft es für den Profi von Borussia Dortmund dagegen nicht gut.

Giovanni Reyna entschied das Finale der CONCACAF Nations League.

Giovanni Reyna entschied das Finale der CONCACAF Nations League.

Getty Images

21 Jahre alt ist Giovanni Reyna erst, angesichts der gefühlt schon so langen Karriere bei Borussia Dortmund und im US-Nationalteam ist das durchaus erstaunlich. In der Nacht auf Montag gewann der Offensivspieler mit seiner Auswahl bereits zum dritten Mal nach 2021 und 2023 die Nations League des nord- und mittelamerikanischen Verbands CONCACAF, die USA gewann 2:0 gegen Mexiko, Reyna erzielte den zweiten Treffer.

Die Finalspiele des neuen Wettbewerbs sind so etwas wie die Paradedisziplin des derzeit an Nottingham Forest verliehenen Dortmunders, der zudem zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde. Schon 2021 war er mit einem Treffer und einer Vorlage beim 3:2-Sieg nach Verlängerung entscheidend am Triumph gegen Mexiko beteiligt, im vergangenen Jahr bereitete er beim 2:0-Erfolg der USA gegen Kanada beide Treffer vor.

Vier Kurzeinsätze für Nottingham

Für Reyna ist es willkommene Abwechslung zum derzeit grauen Vereinsalltag. Im Winter ging er für ein halbes Jahr zum Premier-League-Verein aus Nottingham, um dort mehr Spielpraxis zu sammeln als im ersten Halbjahr in Dortmund, als er weniger als 400 Einsatzminuten in 14 Pflichtspielen sammeln konnte. Auf der Insel läuft es aber nicht. In der Liga wurde er bislang in fünf möglichen Spielen dreimal für insgesamt rund 40 Minuten eingewechselt, dazu kommt ein Kurzeinsatz im FA Cup bei der 0:1-Niederlage gegen Manchester United.

Seine Zukunft könnte ohnehin wieder in Dortmund liegen, Forest besitzt keine Kaufoption. Vor dem Leihgeschäft hatte der BVB den Kontrakt mit dem 2019 in die Dortmunder U19 gewechselten Profi bis 2026 verlängert. „Wir freuen uns, dass wir den Vertrag mit Gio vorzeitig um ein weiteres Jahr verlängern konnten. Er ist ein Spieler, der enorme Fähigkeiten besitzt, und in dem wir noch eine Menge Potenzial sehen,” hatte Sportdirektor Sebastian Kehl damals gesagt.

Patrick Kleinmann

Deutsche Spieler in der Startaufstellung der 18 Klubs

Die 18 Bundesligisten setzen 2023/24 mehr als in den vergangenen Spielzeiten auf deutsche Spieler. Allerdings sticht ein Team deutlich heraus. Seit über zehn Jahren war der Wert an potentiellen Kandidaten für die Nationalelf nicht mehr so hoch.

Stuttgart satt: Gegen Frankreich waren am Ende mit Führich, Mittelstädt, Undav und Anton vier Stuttgarter auf dem Feld.

Stuttgart satt: Gegen Frankreich waren am Ende mit Führich, Mittelstädt, Undav und Anton vier Stuttgarter auf dem Feld.

IMAGO/Eibner

Haben die Probleme der Nationalelf in der jüngeren Vergangenheit womöglich mit wenig Einsatzzeiten deutscher Spieler, die für den DFB spielberechtigt wären, in der Bundesliga zu tun? Hierzu geben die aktuellen Daten eine im ersten Moment deutliche Antwort: Nein.

Bis zum 26. Spieltag lag der Anteil deutscher Spieler in den Startformationen der Klubs bei historisch starken 48,9 Prozent. Seit Beginn dieses Jahrtausends war dieser Wert überhaupt erst zweimal höher. Die absolute Spitze stellt dabei die Saison 2000/01. Damals war der Anteil von deutschen Spielern in den Startformationen der 18 Bundesligisten bei 50,7 Prozent.

Stefan Effenberg, Carsten Jancker und Mehmet Scholl (v.l.) im Bayern-Trikot.

In der Saison 2000/01 stellte die Bundesliga in diesem Jahrtausend einen Rekordwert auf.
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Als der FC Bayern durch ein spätes 1:1 beim HSV auf dramatische Weise vor Schalke 04 Meister wurde, tummelten sich etwa Spieler wie Oliver Kahn, Thomas Linke, Mehmet Scholl oder Carsten Janker im Kader der Münchner. So kamen beispielsweise 13 unterschiedliche deutsche Spieler zum Einsatz (Im Vergleich: In der aktuellen Saison sind bisher neun unterschiedliche Akteure zum Einsatz gekommen).

Auch in der Saison 2010/11 lag der Wert mit 49,8 Prozent höher als in der laufenden Spielzeit. In der drauffolgenden Saison wurden – genau wie aktuell – 48,9 Prozent für den DFB spielberechtigte Akteure in den Startformationen der 18 Klubs eingesetzt.

Tiefstwert liegt nur vier Jahre zurück

Gar nicht so lange zurück liegt der Tiefstwert, wenn man den Zeitraum bis 2000 genauer unter die Lupe nimmt. 2020/21 kamen nur 38,7 Prozent deutscher Spieler in der Startelf zum Einsatz. Allerdings steigerte sich der Wert in den letzten Jahren von 40,9 auf 41,4 Prozent in der vergangenen Saison bis hin zu den aktuellen 48,9 Prozent.

Der Spezialfall Heidenheim

Wie ist der Sprung also zu erklären? Da kommt Aufsteiger Heidenheim eine gewichtige Rolle zu. Denn Frank Schmidt setzt nahezu ausschließlich auf deutsche Spieler. In Zahlen heißt das: 90,4 Prozent beträgt der Startelfanteil. Dabei ist “Störenfried” Lennard Maloney zwar US-Nationalspieler, allerdings ist der 24-Jährige sogar in Berlin geboren. Bleibt nur noch Nikola Dovedan, der als Österreicher einige Einsätze verbucht (hier geht es zum Heidenheimer Kader …).

Schlusslicht Wolfsburg – VfB mit hoher Quote und vier Nationalspielern

Die schlechteste Quote weist bis dato der VfL Wolfsburg mit 23,4 Prozent auf. Kurz davor rangiert Leverkusen mit 27,3 Prozent. Der Werksklub stellt mit Jonathan Tah, Florian Wirtz und Robert Andrich derzeit aber trotzdem drei Nationalspieler und setzt auf Qualität statt Quantität. Nur der VfB Stuttgart (66,8 Prozent) und der FC Bayern (45,8 Prozent) schicken mit aktuell jeweils vier Nominierten (Aleksandar Pavlovic musste absagen) mehr Spieler zur DFB-Elf. Übrigens ist nur bei Köln und Heidenheim die Quote deutscher Spieler in der Startelf höher als bei den derzeit so erfolgreichen Schwaben.

Terzic: “Das ist mein Weg. Und den mag ich.”

Im kicker-Interview spricht Trainer Edin Terzic über die bisherige Saison von Borussia Dortmund, schaut auf das Saisonfinale und gibt persönliche Einblicke in seinen Werdegang und seine Ideen.

Spricht ausführlich im kicker: Edin Terzic.

Spricht ausführlich im kicker: Edin Terzic.

IMAGO/Jan Huebner

Auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund sind an diesem Nachmittag in der Länderspielpause die Rasenmäher unterwegs, es riecht nach Frühling. Nach einer Einheit mit seiner Mannschaft kommt Edin Terzic vom Areal der Profis und nimmt sich viel Zeit. Zweieinhalb Stunden dauert das Gespräch und es liefert viele Einblicke in die Arbeitsweise und die Vorstellungen des 41-Jährigen.

Ein Thema des großen Interviews ist der große Druck, den auch Terzic als Trainer eines Vereins wie dem BVB erlebt – der ja zudem seine erste Stelle als Cheftrainer ist. “Ich bin jetzt 41 Jahre alt. Meine erste Trainerlizenz habe ich mit 21 gemacht. In einer Hälfte meines bisherigen Lebens habe ich also in gewissen Situationen bereits wie ein Trainer gedacht. Dazu durfte ich wertvolle Erfahrungen als Co-Trainer machen, fast zehn Jahre lang. Ich war als Assistent in Trainerbüros, als es gut lief, aber auch als es schlecht lief”, blickt er zurück und erklärt: “Es gibt keine Schlagzeile, die ich noch nicht gelesen hatte, bevor ich Trainer von Borussia Dortmund wurde.”

“Jetzt steht mein Name in der Schlagzeile”

Der Unterschied nun ist aber: “Jetzt steht mein Name in der Schlagzeile.” Dass das so ist, habe er “bewusst entschieden – indem ich nicht nur einmal Ja gesagt habe”. Und doch fragt er: “Ob die Verhältnisse immer stimmen bei der Kritik? Das weiß ich nicht. Aber es ist ein Teil meines Jobs, und es gibt ohnehin keinen Druck von außen, der so groß sein kann wie der, den ich mir selbst mache. Weil ich jeden Tag besser werden und bessere Lösungen finden will. Solange die Freude an der Reise zum Erfolg größer ist als der Druck, den ich verspüre, mache ich das gerne. Und ich kann versichern: Ich habe richtig Bock darauf.”

Podcast

KMD #203

01:52:48 Stunden

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Es habe auch zuletzt eine Phase gegeben, in der ihm der Spaß drohte verloren zu gehen. “Ich war lange Teil des BVB, ehe ich als Co-Trainer in der Türkei und in England gearbeitet habe. Ich bin jetzt seit sechs Jahren wieder beim BVB. Ich kenne Borussia Dortmund. Ich kenne die Erwartungshaltung. Und ich kenne den Weg des BVB: Wir bauen Jahr für Jahr um anstatt auf, weil uns wichtige Spieler verlassen. Wir versuchen dennoch, jedes Jahr um Titel mitzuspielen. Das ist unser Weg. Diesen Weg habe ich auch zu meinem Weg zum Erfolg gemacht. Und den mag ich.” Er habe sich “bewusst dafür entschieden, auch wenn er manchmal nicht leicht, sondern oft herausfordernd ist – und oft auch richtig anstrengend”, wie er lachend ergänzt.

“Das ist jetzt ein Teil unseres Weges”

Das gilt vor allem für Tage wie den 27. Mai 2023, an dem der BVB die zum Greifen nahe Meisterschaft durch ein Unentschieden gegen Mainz 05 verspielte. “Ich habe direkt nach der vergangenen Saison gesagt, dass ich sehr gerne auf dieses Erlebnis verzichtet hätte. Aber das ist jetzt ein Teil unseres Weges, um eines Tages unser Ziel zu erreichen. Ebenso wie die Höhen und Tiefen, die wir im Verlauf dieser Saison erlebt haben”, glaubt Terzic: “Wir wünschen uns alle, dass man jedes Jahr erfolgreich ist im Sport. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass das extrem schwierig ist und es keine Garantie dafür gibt.”

Dara müsse er aber niemanden erinnern und auch selbst nicht daran erinnert werden. “Ich stehe jeden Morgen auf, um alles für den maximalen Erfolg zu investieren und um ihn zu kämpfen. Dafür war Borussia Dortmund in seiner 114-jährigen Vereinsgeschichte immer bekannt. Ist der BVB jedes Jahr Meister geworden oder ins Viertelfinale der Champions League gekommen? Nein! War deshalb alles schlecht? Nein!”, sagt er: “Ich habe kein Problem damit, wenn mein Weg zum Erfolg etwas länger dauert, solange ich das Gefühl habe, dass die Richtung stimmt.”

Lesen Sie im kicker-Interview am Montag oder im eMagazine ab Sonntagabend, wie Terzic die Probleme und Fortschritte der aktuellen Saison bewertet, welche Rolle die Notizen-App auf seinem Handy für seine Ideen spielt und wie er auf den Endspurt blickt.

Matthias Dersch, Patrick Kleinmann