Dreesen feiert “totgesagte” Bayern und hebt zwei Spieler hervor

In seiner Bankettrede an einem Ort mit Vorgeschichte schwärmte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen vom Auftritt der Bayern bei Arsenal – und von einem Duo besonders.

Sie können's noch: Harry Kane jubelt über sein Tor zum 2:1 gegen Arsenal, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Serge Gnabry nehmen die Verfolgung auf.

Sie können’s noch: Harry Kane jubelt über sein Tor zum 2:1 gegen Arsenal, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Serge Gnabry nehmen die Verfolgung auf.

IMAGO/Sportsphoto

Mit einem beachtlichen Auftritt bei Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal haben die Profis des FC Bayern sich und ihren Vorgesetzten weitere unangenehme Diskussionen vorerst erspart – und auch Jan-Christian Dreesen die Arbeit erleichtert. Der Vorstandschef der Münchner durfte seine obligatorische Bankettrede nach dem 2:2 im Champions-League-Viertelfinalhinspiel am Dienstagabend mit einem Lächeln halten.

“Was soll ich sagen? Totgesagte leben länger – das ist, glaube ich, das Motto des heutigen Abends”, sprach Dreesen im noblen Mannschaftshotel The Landmark. “Das war ein schwerer Monat, und was war das heute für ein Tag! Die Mannschaft hat ihr wahres Gesicht gezeigt, ein fantastisches, intensives Spiel abgeliefert. Ihr dürft wirklich stolz auf euch sein, das war ein mehr als ein verdientes 2:2.”

Das wollen wir von euch, liebe Mannschaft, noch viel, viel öfter sehen. Dann muss sich jeder in Europa vor uns in Acht nehmen.

Jan-Christian Dreesen

Wie von Sportvorstand Max Eberl eingefordert, habe die Mannschaft den FC Bayern “ehrwürdig vertreten”, “unter besonderen Umständen” – ohne eigene Fans im Emirates – “bravourös” dagegengehalten “und dieses fantastische Ergebnis erzielt”, so Dreesen weiter. “Wir sind uns alle einig, dass das heute vor allem eines war: eine Teamleistung. Jeder hat für den anderen gekämpft, das war richtig schön anzuschauen. Das hat große Freude gemacht. Das wollen wir von euch, liebe Mannschaft, noch viel, viel öfter sehen. Dann muss sich jeder in Europa vor uns in Acht nehmen.”

Zwei Spieler hob Dreesen dennoch explizit hervor: Serge Gnabry, dem er nach langer Verletzungspause zu einem “fantastischen Tor” gratulierte, ob seiner später zugezogenen Oberschenkelverletzung aber auch “von Herzen” gute Besserung wünschte. Und Harry Kane, der seinen Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 “wahnsinnig cool” verwandelt habe. “Danke dafür, Harry!”

Auch wenn im Rückspiel am kommenden Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in München “noch mal ein ganz schweres Paket” warte, schielt Dreesen schon jetzt Richtung Finale. “Dieser Ort ist ein besonderer, wir haben ihn nicht ohne Grund ausgesucht”, sagte er über das Hotel, in dem die Bayern 2013 den Champions-League-Titel gefeiert hatten. “Er soll uns daran erinnern, was uns hier vor mehr als zehn Jahren gelungen ist, und euch motivieren, diesen Geist wieder aufleben zu lassen.” Das diesjährige Endspiel steigt am 1. Juni wie 2013 in Wembley.

Verwirrung um den Schlussakt: Elfmeter für Saka – oder nicht?

Es laufen die letzten 30 Sekunden der Nachspielzeit, Bukayo Saka kommt im Strafraum des FC Bayern München zu Fall. Schiedsrichter Glenn Nyberg entscheidet sich gegen einen Elfmeter – und die Gunners verstehen die Welt nicht mehr.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Elfmeter oder nicht? Bukayo Saka bleibt an Manuel Neuer hängen und kommt frei vor dem Tor zu Fall.

Getty Images

Am Ende herrschte noch einmal ein großes Durcheinander. Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm die Pfeife in den Mund und zeigte auf den Punkt. Nicht aber etwa, wie es sich die Spieler des FC Arsenal erhofften, auf die Markierung genau elf Meter vor dem Tor des FC Bayern München, sondern auf jene im Mittelkreis: Spiel vorbei – zum völligen Unverständnis der Gunners.

Was war passiert? Wenige Sekunden zuvor war ein Steilpass von Arsenals Thomas durch die Viererkette des FCB gerutscht, weil Eric Dier und Alphonso Davies sich nicht einig waren. Bukayo Saka spritzte dazwischen, legte frei vor dem Tor den Ball am herauseilenden Manuel Neuer vorbei, blieb an dessen rechtem Bein hängen – und ging zu Fall.

Nichts einzuwenden für Nyberg

Nyberg breitete sofort die Hände aus, entschied sich klar gegen einen Elfmeter – und beendete die Partie gut 20 Sekunden später inmitten einer Ballbesitzphase der Münchner. Während sich in Sekundenschnelle eine Protesttraube um Nyberg bildete, ging dessen Hand noch einmal kurz zum Ohr, doch das VAR-Team aus den Niederlanden hatte offensichtlich nichts einzuwenden. Der schwedische Unparteiische schüttelte Harry Kane, Matthijs de Ligt und Co. die Hand, das 2:2 war besiegelt – und die Gunners verstanden die Welt nicht mehr.

Auch beim übertragenden Sender Prime Video herrschte im Anschluss Verwunderung über die Entscheidung, die auf der Insel ganz anders aufgefasst wurde als etwa von Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Der 50-Jährige sah seinen generellen Eindruck vom Schiedsrichtergespann im Schlussakt bestätigt: “Das hat ein bisschen dazu gepasst.” Für ihn, der die Szene nur aus der Distanz verfolgt hatte, ist indes klar: “Für mich war es ein Kontakt, aber viel zu spät. Der Ball war weg, er hat keine Chance mehr. Er läuft in das Bein von Manu rein. Plötzlich hat er abgepfiffen. Da wusste auch keiner so genau, wie das geprüft wurde; ob es geprüft wurde”.

“Das ist eine fifty-fifty Entscheidung. Wenn das mein Team ist, würde ich ihn gerne haben wollen”, gab Kane zu, Joshua Kimmich sah es wiederum so: “Er spielt den Ball nur weg. Manu macht die Bewegung raus. Nicht unbedingt die Bewegung in seinen Fuß oder dass er ihn stoppen will. Für mich war es keine aktive Foulbewegung. Ich habe es ehrlicherweise aber auch nicht perfekt gesehen.“

Spielentscheidende Szene?

In England gingen die Reaktionen bis hin zu einem Skandal, wie beispielsweise der ehemalige Verteidiger von Manchester United und der englischen Nationalmannschaft, Rio Ferdinand, gegenüber TNT Sports äußerte: “Manuel Neuer lässt sein Bein draußen. Das muss ein Elfmeter sein. Sie (der VAR, Anm. d. Red.) hätten ihn (Nyberg) schicken müssen, damit er sich das ansieht. Das ist eine so wichtige Entscheidung in einem Spiel wie diesem. Es hängt so viel davon ab.” Der ehemalige Arsenal-Verteidiger Martin Keown pflichtete ihm bei: “Ich finde es sehr bedenklich, dass er diesen Elfmeter nicht gegeben hat.”

Arsenal-Trainer Mikel Arteta wiederum gab sich nach dem Spiel diplomatisch: “Sie haben gesagt, dass sie die Situation gecheckt haben und es kein Elfmeter war.” Womöglich, weil der Spanier genau wusste, dass er und sein Team in einer anderen Szene, weit vor dem eigenen Ausgleich, ordentlich Glück hatten, dass Nyberg bei einem Aussetzer von Arsenal-Verteidiger Gabriel mehr als ein Auge zudrückte – aber das ist ein anderes Thema.

Handelfmeter für Bayern: “Hundertprozentig” oder “Kids’ Mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: Ein Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seite der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Sako im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abschlag von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfallbei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein Kids’ Mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, “aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.

Kuriose Szene: “Hundertprozentiger Handelfmeter” für Bayern oder “kids’ mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: ein möglicher Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seiten der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Sako im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abstoß von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfall bei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger, und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein kids’ mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Viertelfinale

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.

Kuriose Szene: “Hundertprozentiger Handelfmeter” für Bayern oder “kid’s mistake”?

Die Partie zwischen Arsenal und dem FC Bayern bot reichlich Gesprächsstoff. Eine Szene war vielen Betrachtern gar nicht aufgefallen: ein möglicher Handelfmeter.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

Wurde zur Zielscheibe des Bayern-Zorns: Schiedsrichter Glenn Nyberg.

picture alliance / empics

Auf Seiten der Bayern war der späte Aufreger, als Bukayo Saka im Strafraum nach einem Kontakt mit Manuel Neuer in der Nachspielzeit im Strafraum zu Fall kam, weniger Gesprächsthema als ein harmloser Abstoß von Arsenal in der 67. Minute.

Joshua Kimmich beschrieb den Vorfall bei Prime Video folgendermaßen: “Ich weiß nicht, ob man das im Fernsehen gesehen hat, aber für mich war das ein klarer Elfmeter. Der Schiri pfeift den Abstoß an, der Torwart spielt ihn zum Verteidiger, und der nimmt ihn nochmal in die Hand. Das habe ich so noch nie gesehen.”

Arsenal-Torwart David Raya spielte in besagter Szene einen Abstoß quer zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel. Der Brasilianer nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes deutlich hörbar angepfiffen.

Schiedsrichter mit kurioser Ausrede

Die Spieler haben den Schiedsrichter direkt darauf aufmerksam gemacht. Doch der hatte eine ganze eigene Sicht der Dinge. “Er sagt zu unseren Spielern: ‘Das ist ein kid’s mistake, das pfeife ich nicht im Champions-League-Viertelfinale’, beschrieb Tuchel, was sich wohl auf dem Platz abspielte. “Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich. Es war ein hundertprozentiger Handelfmeter.”

Viertelfinale

Kane: “Der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe”

Kimmich war da der gleichen Meinung. Das sei kein Anfängerfehler, “denn am Ende ist es spielentscheidend. Bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben”.  Kane sprach von einem “blöden Fehler, aber das ist der eindeutigste Elfmeter, den ich je gesehen habe. Das ist eben der Fußball.”

Ganz so locker nahm es Tuchel nicht, denn der Coach fühlte sich vom schwedischen Schiedsrichter insgesamt benachteiligt. “Die ganzen Kleinigkeiten gingen in eine Richtung”, bemängelte er. “Das erste Foul gegen Saka war direkt eine Gelbe Karte (Davies in der 9. Minute, Anm. d. Red.), die Spieler von Arsenal konnten reklamieren, wie sie wollten.” In England wurde dagegen sehr viel intensiver und kontroverser über die Szene in der Nachspielzeit mit Neuer und Saka diskutiert. Fortsetzung folgt so oder so am 17. April im Rückspiel.

Bayern vorerst ohne Gnabry: “Ist auf jeden Fall raus”

Der FC Bayern hat sich mit einer reifen Leistung ein Remis beim FC Arsenal und somit eine gute Ausgangslage für das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League verschafft. Zwei zwei Akteure werden in München aber fehlen.

Es zwickt im Oberschenkel: Serge Gnabry verletzte sich beim FC Arsenal.

Es zwickt im Oberschenkel: Serge Gnabry verletzte sich beim FC Arsenal.

DeFodi Images via Getty Images

Es lief die 69. Minute, als Serge Gnabry in der Hälfte Arsenals ohne Einwirkung eines Gegenspielers auf dem Boden liegen blieb. Die herbeigeeilten Bayern-Mediziner gaben nach einer kurzen Behandlungspause das Zeichen, dass es für den Torschützen des zwischenzeitlichen 1:1 nicht weitergehen würde. Für Gnabry wurde Raphael Guerreiro eingewechselt.

Eine genaue Diagnose steht noch aus, doch Gnabry wird dem FC Bayern vorerst nicht zur Verfügung stehen. “Es ist wieder eine Oberschenkelverletzung, er ist auf jeden Fall raus”, bestätigte FCB-Coach Thomas Tuchel nach der Partie bei Prime Video. “Das ist auf jeden Fall ein Thema, wir müssen eine Lösung finden für nächste Woche.”

CHAMPIONS LEAGUE – VIERTELFINALE

Nicht nur in der Personalie Gnabry muss Tuchel im Rückspiel am Mittwoch (21 Uhr) kommender Woche eine Lösung finden, sondern auch auf der Position von Alphonso Davies. Der Kanadier hatte sich bereits in der Frühphase der Partie eine Gelbe Karte eingehandelt, als er in der 9. Minute im Zweikampf mit Bukayo Sako zu spät gekommen war. Es war seine insgesamt dritte Verwarnung im laufenden Wettbewerb, was ihm folglich eine Sperre einbrachte.

Tuchel: “Wir spielen zuhause und brauchen die gleiche Atmosphäre”

Mit der Reaktion seiner Mannschaft nach den beiden Niederlagen in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund (0:2) und beim 1. FC Heidenheim (2:3) war Tuchel einverstanden: “Uns war klar, dass wir bessere 90 Minuten als gegen Heidenheim spielen müssen. Das haben wir getan”, sagte er.

Die Ausgangslage für das Rückspiel sei klar, Tuchel setzt in einer Woche auch auf die eigenen Fans, auf die der FCB wegen der UEFA-Sperre in London verzichten musste. Tuchel lobte dennoch die “extrem guten Zuschauer” in London – und wünscht sich nun für das Heimspiel etwas Vergleichbares. “Wir spielen zuhause und brauchen die gleiche Atmosphäre.” Aber in erster Linie ist erneut die Mannschaft gefordert: “Wir brauchen die gleiche Hingabe, Leidenschaft und Qualität wie heute, dann kommen wir weiter.”

Eberl zum Team: “Wir haben die Aufgabe, den Klub ehrwürdig zu vertreten”

Nach dem bedenklichen Auftritt beim 1. FC Heidenheim und vor dem Viertelfinale bei Arsenal gab es beim FC Bayern eine Aussprache. Max Eberl erklärte vor dem Spiel in London, worum es jetzt geht und warum Thomas Tuchel nicht zur Disposition stand.

Hatte eine Botschaft für die Mannschaft: Sportvorstand Max Eberl.

Hatte eine Botschaft für die Mannschaft: Sportvorstand Max Eberl.

IMAGO/Sven Simon

Dem FC Bayern München bleibt nur noch die Champions League, um eine titellose Saison zu vermeiden. Dafür brauche es mit “Hingabe und Leidenschaft absolute Basics, die wir zuletzt haben vermissen lassen”, sagte Tuchel bei Prime Video im Interview kurz vor dem Spiel.

Damit waren die jüngsten Niederlagen gegen Dortmund (0:2) und in Heidenheim gemeint. Tuchel, der ohnehin im Sommer aufhört beim FCB, stand dennoch nicht zur Disposition – auch wenn es nach der Partie auf der Alb keinen Freibrief gab.

“Ich bin bei den Sitzungen dabei, merke wie Thomas die Mannschaft vorbereitet”, erklärte Eberl zur Personalie bei Prime Video und fügte an die Mannschaft gerichtet an: “Wenn Tim Kleindienst achtmal bei uns vorbeilaufen darf, ohne dass ihm jemand den Laufweg blockiert und dann relativ simpel ins Tor schießen kann, kannst du der beste Trainer der Welt sein und die beste Taktik haben. Das muss die Mannschaft schon auf dem Platz lösen.”

Eberl: “Der weiße Rauch wird irgendwann aufsteigen”

Bei der Aussprache des Teams am Sonntag nach dem “Albtraum” gab es von Eberl eine Botschaft ans Team für die kommenden Wochen – egal worum es noch geht: “Wir haben die Aufgabe, den Klub ehrwürdig zu vertreten – sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League. Diese Motivation müssen wir haben.”

Derweil gibt es in der Nachfolge von Tuchel noch keine belastbaren Nachrichten. “Wenn es was gibt, werden wir es verkünden”, sagte Eberl. “Ich arbeite dran, wir arbeiten dran. Der weiße Rauch wird irgendwann aufsteigen.”

Helmer: “Immer nur auf Hoffnung zu setzen, reicht auch bei Bayern nicht”

Thomas Helmer spielte lange beim FC Bayern und verfolgt das Geschehen bei seinem Ex-Klub noch immer intensiv. Nun sprach er über die Probleme und liefert auch Ideen, was man in München ändern könnte.

Ist dem Fußball noch immer verbunden, als Experte oder auch als Teil der Legenden-Mannschaft des FC Bayern: Thomas Helmer.

Ist dem Fußball noch immer verbunden, als Experte oder auch als Teil der Legenden-Mannschaft des FC Bayern: Thomas Helmer.

IMAGO/Crystal Pix

Das 2:3 in Heidenheim war nur ein weiteres anschauliches Beispiel dafür, dass es in dieser Saison nicht gut läuft für den FC Bayern. “Ich weiß gar nicht wie lange es her ist, dass sie so eine Krise hatten”, rätselte Thomas Helmer (244 Spiele, 31 Tore für den FC Bayern) im Podcast “kicker Daily” und meinte: “Logischerweise muss das mehr als zehn Jahre her sein.” Die Ursachen seien vielfältig. Da wäre beispielsweise die Situation von Thomas Tuchel, dessen Aus im Sommer bereits feststeht.

Tuchels Niedergang begann Helmer zufolge, als dieser anfing, zu sagen, dass er selbst nicht wisse, was los sei. “Er war ein bisschen hilflos – und diese Hilflosigkeit, die er nach außen verkörpert, ist nicht gerade gut”, meint Helmer, für den Tuchels fachliche Qualitäten außer Frage stehen. “Er versucht sehr viel, aber vielleicht gelingt es ihm nicht, aus dieser Mannschaft ein Team zu bilden – also eine Einheit, die in schweren Spielen da ist.” Schwierige Spiele seine dabei nicht die in der Champions League, das seien “Selbstläufer, da ist es leichter, Spannung aufzubauen”. Die “große Kunst” sei, das auch in der Bundesliga zu schaffen.

Helmer hält es nicht für sinnvoll, sich gleich von Tuchel zu trennen, dieser Zug sei bereits abgefahren. “Jetzt ist es zu spät”, meint der 58-Jährige und mutmaßt, warum die Münchner überhaupt an Tuchel weiter festgehalten haben, nachdem klar gewesen sei, dass der den Klub im Sommer wieder verlassen wird. “Ich glaube, dass man nach der Nummer mit Julian Nagelsmann” nicht noch einmal einen ähnlich geraten Fall mit viel medialem Getöse haben wollte. Deswegen hat man gehofft, dass es irgendwie gutgeht. Aber: Immer nur auf das Attribut Hoffnung zu setzen, reicht auch bei Bayern nicht.” Allgemein sei an der Säbener Straße in dieser Saison “viel unglücklich gelaufen”.

Die ungeklärte Trainer-Frage

Sicher ist: Auf die Münchner und Sportvorstand Max Eberl kommt eine Menge Arbeit zu – Personal muss geholt werden, aber vor allem ein neuer Trainer. Die Wunschlösung Xabi Alonso sagte ab, bleibt vorerst in Leverkusen, auch Ralf Rangnick wies Spekulationen vehement zurück, bleibt noch Roberto de Zerbi von Brighton Hove & Albion.

Einige Spieler haben das als Alibi hergenommen.

Thomas Helmer über die schlechten Deutsch-Kenntnisse von Giovanni Trapattoni

“Für de Zerbi spricht sein guter Ruf, Jürgen Klopp hat ihn geadelt und er ist einer, den man auch bekommen könnte”, sagt Helmer und verweist auf die Wichtigkeit, dass ein Trainer seine Ideen der eigenen Mannschaft gut vermittelt – naturgemäß ist das schwieriger, wenn es eine Sprachbarriere gibt; de Zerbi spricht kein Deutsch. Dennoch sieht Helmer das nicht als großes Problem, weil “in der Bayern-Kabine angeblich alles auf Englisch kommuniziert wird” und de Zerbis “Englisch-Kenntnisse sollten ganz gut sein, wenn er Brighton trainiert”.

Verständnisprobleme: Giovanni Trapattoni gibt Thomas Helmer (re.) Anweisungen.

Verständnisprobleme: Giovanni Trapattoni gibt Thomas Helmer (re.) Anweisungen.

Aus eigener Erfahrung weiß Helmer aber auch, dass es schwierig werden kann, “wenn ein Trainer seine Idee nicht in seiner Sprache und Art vermitteln” könne. “Das habe ich damals aus dem Fall Trapattoni gelernt.” Giovanni Trapattoni hatte den FC Bayern 1994/95 und von 1996 bis 1998 trainiert, legendär seine “Flasche-Leer-Ansprache”, die er in gebrochenem Deutsch gehalten hat.

Trapattonis schlechte Deutsch-Kenntnisse hätten damals “einige Spieler als Alibi hergenommen”, verrät Helmer, aber für den Italiener sei es “viel schlimmer gewesen, dass er es den Spielern nicht so erklären konnte, wie er es wollte.”

Helmers Vorstellung des Bayern-Trainers

Im Hinblick auf die Frage, was für einen Trainer die Bayern denn brauchen, hat Helmer konkrete Vorstellungen: “Der Trainer sollte nicht zu unerfahren sein und schon eine gewisse Erfahrung mitbringen, da es nicht so einfach mit so vielen Nationalspielern und Stars ist. Im Optimalfall wäre das jemand wie Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld, die das sehr gut moderiert haben und die die nötige Ausstrahlung hatten.” Einen konkreten Namen nannte er nicht, verwies lieber darauf, dass es eine komplexe Frage ist. “Wer das genau sein kann, da rätseln wir alle – nicht nur Max Eberl.”

Im Gespräch mit den kicker-Redakteuren Carsten Schröter-Lorenz und Michael Bächle spricht Helmer bei “kicker Daily” auch über personelle Fehler, die Tuchel gemacht haben könnte und erörtert die knifflige Lage in der FCB-Hintermannschaft. Auch geht er der Frage nach, auf welchen Positionen der Rekordmeister nachlegen müsste, er benennt dabei den Spieler, der wunderbar zu Jamal Musiala passen könnte und verrät, warum es für den Fall einer Übergangslösung auf dem Trainerstuhl jemanden wie Franz Beckenbauer  bräuchte.

Podcast

Trainer und Kader: Wie soll es bei Bayern weitergehen? (mit Thomas Helmer)


14:37 Minuten

alle Folgen

Brightons Groß: “Darauf muss Bayern bei Arsenal aufpassen”

Der FC Arsenal siegt und siegt. Am Samstag verlor Nationalspieler Pascal Groß mit Brighton & Hove Albion gegen die Gunners. Dem kicker schildert der Sechser seine frischen Eindrücke von Bayerns Champions-League-Gegner.

Pascal Groß (re.) gegen Kai Havertz und den FC Arsenal.

Pascal Groß (re.) gegen Kai Havertz und den FC Arsenal.

Arsenal FC via Getty Images

Es ist nicht so, dass die Seagulls daheim gegen den neuen Spitzenreiter der englischen Eliteliga chancenlos gewesen wären. Sowohl Tormöglichkeiten als auch gute Ansätze von Angriffen, die dann nicht sauber zu Ende gespielt wurden, waren gegeben. Doch unterm Strich stand eine verdiente Niederlage, mit 0:3 vielleicht einen Tick zu hoch, bei der Arsenal die Gastgeber und auch Groß sichtlich frustrierte.

Arsenal ordnet er logischerweise als “absolute Topmannschaft” ein, auch deshalb, “weil sie keine Verletzungssorgen haben” und der Kader so natürlich in der Tiefe auch Optionen anbietet, die es Trainer Mikel Arteta erlauben, ohne Qualitätsverlust wechseln zu können. Die Angriffsweise der Nordlondoner beschreibt Groß so: “Sie probieren, immer ihre Außenstürmer in Eins-gegen-eins-Duelle zu bringen. Da haben sie ja mit Bukayo Saka, Gabriel Jesus und Gabriel Martinelli auch eine starke Auswahl.”

Saka wird auf rechts beginnen, links könnte Gabriel Martinelli im Duell der Brasilianer gegenüber Gabriel Jesus den Vorzug gegen Bayern erhalten, weil er Tempovorteile hat. Die Flügelspieler sollen dann den total variablen und im Moment auch sehr gefährlichen Mittelstürmer Kai Havertz füttern.

Arsenals spielstarkes Mittelfeld mit Jorginho, Declan Rice und Kapitän Martin Ödegaard ist bekannt, Groß hebt zudem hervor, dass diese “gute Mischung” zu einer “großen Zweikampfstärke” führt. Die wiederum führt zu einem unglaublich guten Gegenpressing. Dass Bayerns Viertelfinal-Kontrahent erst vier Gegentore kassierte, ist ebenfalls kein Zufall, Groß spricht in diesem Kontext von “viel Stabilität, es ist sehr schwer, sie zu bespielen” – natürlich auch festzumachen am Innenverteidiger-Duo William Saliba und Gabriel, das nicht wenige für das derzeit beste der Premier League halten. Bayern sollte sein Glück also eher über außen suchen. Das sagt nicht Groß, ist aber eine logische Folge der Stärke im Zentrum.

“Aufpassen muss Bayern auch bei Standards, da sind sie außergewöhnlich gut”, warnt Groß. Und wer Arsenal verfolgt, weiß, was er damit unter anderem meint: Bei Freistößen aus dem Halbfeld stellen sich bewusst zunächst mehrere Spieler ins Abseits, um dann mit gegenläufigen Bewegungen die Abwehrreihe des Gegners zu verwirren.

Echte Schwächen gibt es nach den jüngsten Eindrücken nicht, auch Groß konnte keine gravierenden ausmachen. Und dennoch, obwohl im Paket mit Bayerns aktueller Form alles für die Gunners zu sprechen scheint, sagt der deutsche Nationalspieler, der natürlich auch um die vorhandenen Stärken vieler Kollegen aus München weiß: “Nein, das wird keine klare Sache für Arsenal. Bayern ist Bayern, in dem Wettbewerb haben sie auch mehr Erfahrung. Auf diesem Niveau entscheiden Kleinigkeiten.”

Gemünzt auf Arsenals aktuelle Top-Form bedeutet dies, dass der FC Bayern eben kleinste Fehler, die sicher auch den Gunners unterlaufen werden, ausnutzen muss.

Thomas Böker