Freiburg: Enttäuschung trotz toller Saison – aber keine Zeit dafür

Königsklasse verpasst. Trotz einer erfolgreichen Saison muss der SC Freiburg durch zwei Niederlagen am Ende auch mit Enttäuschung umgehen – sollte sie jedoch schnell überwinden. Am Samstag steht der erste Auftritt im Pokalfinale an.

Chance vertan, aber keine Zeit für Enttäuschung: Freiburgs Kapitän Christian Günter.

Chance vertan, aber keine Zeit für Enttäuschung: Freiburgs Kapitän Christian Günter.

IMAGO/Jan Huebner

In der 73. Minute kommt die 1:0-Führung der Bielefelder gegen Leipzig beim Freiburger Bankpersonal an. Christian Streich rudert mit den Armen, fordert und feuert seiner Mannschaft an, die nach einem vorne eher uninspirierten und zu fehlerhaften Auftritt gerade 0:1 in Leverkusen zurückliegt. Sollte sie das Spiel noch drehen und Bielefeld tatsächlich die Überraschung gegen RB schaffen, dann wäre es doch noch gelöst, das Champions-League-Ticket für die Breisgauer.

“Wir haben das mitbekommen, dann ging nochmal ein Ruck durch die Mannschaft. Durch das 1:1 ist nochmal Energie aufgekommen, dann hatten wir noch ein, zwei Situationen – aber Leipzig hat schlussendlich noch das 1:1 gemacht. Wenn wir vor der Saison gesagt hätten, wir spielen nächstes Jahr Europa League …”, sagte SC-Kapitän Christian Günter bei “Sky” und bekannte: “Trotzdem tut es ein bisschen weh, wenn man zwei Spieltage vor Schluss dort steht und enge Spiele hat.”

“Es ist extrem ärgerlich”

Nach dem 32. Spieltag stand das Streich-Team auf Platz vier und hätte mit einem Sieg und einem Remis erstmals in der Vereinsgeschichte in die Königsklasse einziehen können. Doch es folgte ein vom Ergebnis her deutliches und ernüchterndes 1:4 gegen Union Berlin und nun das 1:2 in letzter Minute in Leverkusen. So zog Union in der Abschlusstabelle noch am Sport-Club vorbei, der als Sechster die Saison mit dem zweitbesten Tabellenrang und der zweiten Zulassung zur Europa-League-Gruppenphase in der über zehnjährigen Streich-Ära beendet.

“Wir haben eine extrem erfolgreiche Saison gespielt”, betonte Nicolas Höfler im “Sky”-Interview, räumte aber auch ein: “Trotzdem ist es extrem ärgerlich, dass wir die letzten zwei Bundesligaspiele und zwei Tabellenplätze verloren haben.”

Für die nachvollziehbare Enttäuschung, die Chance auf den sportlich und wirtschaftlich mit großem Abstand attraktivsten Europacup verspielt zu haben, bleibt allerdings keine Zeit. “Wir schauen nach vorne, wir spielen nächste Saison international. Das hätten wir Anfang der Saison unterschrieben und nächste Woche kommt das Pokalfinale. Das ist ein großes Highlight für uns, da wollen wir erfolgreich sein”, so Höfler.

Wie Freiburg Leipzig “das Leben schwer machen” will

Um gegen Leipzig erfolgreich zu sein, bedarf es allerdings einer Steigerung, vor allem im Angriffsdrittel. “Wenn wir mit der Energie auf den Platz gehen wie heute, vorne ein bisschen zielstrebiger sind, um die Abschlusssituationen zu haben, werden wir Leipzig das Leben schwer machen”, meint Günter. Höfler ist ähnlicher Meinung und unterstrich die Bedeutung guter Regeneration: “Die nächsten Tage müssen wir auf jeden Fall Erholung reinbringen, Kraft tanken, dass wir am Samstag volle Energie auf den Platz bringen.” Damit wolle man Leipzig unter Druck setzen, aber auch Höfler weiß, dass offensiv mehr kommen muss: “Mit Ball sollten wir ein bisschen mehr Qualität hinbekommen als heute. Dann bin ich guten Mutes, dass wir das Spiel erfolgreich gestalten.”

Gelingt der Pokaltriumph, wäre für die meisten Freiburger die verpasste Königsklasse schnell vergessen. Günter hatte schon betont, dass ihm der Pott in der Abwägung wichtiger wäre. Andererseits droht die dritte Niederlage in Serie. Damit will keiner in den Sommerurlaub starten.

Carsten Schröter-Lorenz