Romantik in der Hafenstraße: Rot-Weiss Essen steigt in die 3. Liga auf

Rot-Weiss Essen ist in die 3. Liga aufgestiegen. Am Samstag gewann RWE mit 2:0 gegen Rot Weiss Ahlen und kam damit vor Preußen Münster über die Ziellinie der Regionalliga West. Essens Titelgewinn ist nicht nur ein großer Wurf – er befriedet auch all jene, die sich nach Fußballromantik sehnen.

Cedric Harenbrock brachte Essen gegen Ahlen in die Aufstiegsspur und die Hafenstraße zum Kochen.

Cedric Harenbrock brachte Essen gegen Ahlen in die Aufstiegsspur und die Hafenstraße zum Kochen.

IMAGO/Eibner

Vor etwas mehr als einem Jahr, als Rot-Weiss Essen durch den DFB-Pokal fräste, da war der Klub wieder in aller Munde. Auf einmal sprach Fußballdeutschland über RWE, der WDR lehnte sich an die Essener Klublegende Helmut Rahn an und schrieb nach dem Einzug ins Viertelfinale von “Rahnsinn” – und den Romantikern im Lande ging mal wieder das Herz auf, weil die Tradition, das Echte, das Wahre triumphierte.

Saisonfinale im Westen

In der ersten Runde musste Arminia Bielefeld dran glauben, dann Fortuna Düsseldorf und schließlich sogar Bayer Leverkusen, der Fünfte der Bundesliga, eine Mannschaft von internationalem Format. Plötzlich war RWE auch im nationalen Kontext wieder wer – doch dann folgte das jähe Aus. In der Runde der letzten Acht, nur zwei Siege vor Berlin, da war Endstation gegen Zweitligist Kiel. 0:3 nach 90 Minuten, vorbei der Traum, das Ende des Rahnsinns.

Heute, gut 14 Monate später, lohnt sich der Rückblick auf die Essener Pokalsaison alleine deshalb, weil der Regionalligist den Leuten schon damals mit ziemlich eindrücklichen Bildern vor Augen geführt hat, wie gigantisch das Potenzial ist, das seit Jahren in diesem Klub schlummert. Und das, obwohl die Spiele durch die Pandemie vor leeren Rängen ausgetragen werden mussten.

Wucht, Strahlkraft und Geschichte: RWE hat alles

RWE hat Wucht. RWE hat Strahlkraft. RWE hat Geschichte, ja im Grunde hat RWE alles, was es braucht, um ein Fixpunkt auf der Fußballlandkarte zu sein – doch in der jüngeren Vergangenheit waren es Mannschaften wie Sprockhövel, Erndtebrück und Wegberg-Beeck, die zu Punktspielen an die Essener Hafenstraße kamen.

Das ist nun Geschichte, denn nach 13 Jahren der Viertklassigkeit hat es RWE an diesem Samstag geschafft, die Regionalliga hinter sich zu lassen und damit “etwas Großes zu erreichen”, wie Sportdirektor und Interimsteamchef Jörn Nowak schon vor dem finalen Spiel gegen Ahlen sagte.

Beinahe wäre ein Böllerwurf dazwischengekommen


Böllerwurf: Im Februar wurde die Partie zwischen Essen und Münster abgebrochen.

Böllerwurf: Im Februar wurde die Partie zwischen Essen und Münster abgebrochen.
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Der Sprung in die 3. Liga ist ein lang ersehnter und schon deshalb auch einer, der eine Menge Emotionen freisetzt. Beinahe wäre es ja wieder schiefgegangen. Beinahe wäre es ein Böllerwurf gewesen, der Essen im Februar beim Duell mit Preußen Münster um einen Punkt und damit erneut um den Aufstieg gebracht hätte. Beim Stand von 1:1 wurde die Partie abgebrochen, zwei Spieler der Preußen hatten sich verletzt, das Spiel wurde mit 2:0 für Münster gewertet.

Die Entscheidung am Grünen Tisch hätte den Ausschlag geben können, doch dann patzten die Preußen am vorletzten Spieltag und ließen in Wiedenbrück Punkte. 0:0 nach 90 Minuten, vorbei der Vorsprung, das Ende der Tabellenführung. RWE war mit einem 3:0 beim SV Rödinghausen der Nutznießer, ging mit einem Mehr von zwei Toren ins letzte Saisonspiel und kam schließlich als Erster ins Ziel.

Jetzt ist Rot-Weiss Essen, Pokalsieger 1953 und deutscher Meister 1955, zumindest wieder drittklassig. In der nächsten Saison bekommt es RWE mit Klubs wie dem TSV 1860 München, dem MSV Duisburg und möglicherweise auch mit dem 1. FC Kaiserslautern zu tun. Es ist die Rückkehr auf die große Bühne – und dieses Mal ist es nicht nur für vier Pokalspiele wie vor gut einem Jahr.