ManCitys Bruch mit Haaland

Der Haaland-Transfer ist ein Novum für Manchester City – und könnte für die Premier League noch zum Problem werden. Ein Kommentar.

Bald im gleichen Trikot unterwegs: John Stones und Erling Haaland (re.).

Bald im gleichen Trikot unterwegs: John Stones und Erling Haaland (re.).

picture alliance/dpa

Wenn einer der bestbezahlten Fußballer der Welt als Schnäppchen gefeiert wird, kann man sich nur in der Premier League befinden. Egal, welcher Experte sich am Dienstag in den englischen Medien äußerte – und es waren ziemlich genau alle -, Manchester Citys Verpflichtung von Erling Haaland galt mindestens als großartiger Deal.

“Sehr teuer für die, die es sich nicht leisten können, ein gutes Geschäft für die, die es sich leisten können”, fasste es der “Guardian” zusammen und hätte damit auch den deutschen Immobilienmarkt meinen können.

So jedenfalls gehen Scheren auseinander: zwischen arm und reich, zwischen reich und sehr reich; zwischen der Premier League, die um ein Haar zum zweiten Mal in Serie das Champions-League-Finale unter sich bestritten hätte, und dem Rest von Fußballeuropa; zwischen ManCity, das vielleicht bald zum vierten Mal in fünf Jahren Meister wird, und dem Rest der englischen Liga.

Erstmals kauft ManCity einen Superstar

Denn Haalands Transfer ist selbst für ManCity ein Novum: Teuer waren auch schon andere Neuzugänge, aber erstmals kauft der Abu-Dhabi-Klub einen echten Superstar ein, ohne ihn erst zu einem zu entwickeln. Was im Vorjahr mit Harry Kane scheiterte und diesen Sommer offenbar mit Paul Pogba, lässt sich als Bruch mit der bisherigen Transferpolitik interpretieren, der die nationale Konkurrenz zu distanzieren droht.

“Das ist leider ein sehr guter Transfer”, sagte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp am Dienstag. “Sehr gut” für ManCity, “leider” für alle anderen.

Zwar hat die Premier League immer noch eine Ausnahmestellung, weil der Titel nicht schon Wochen vor dem letzten Spieltag vergeben ist und eine Cristiano-Ronaldo-Mannschaft den Europapokal verpassen kann. Doch ihre besondere Form der Ausgeglichenheit, weil ja alle Mitglieder dank ungehemmter Öffnung für Investoren reich sind, bröckelt zunehmend.

Und das sollte auch eine Warnung für alle sein, die sich Ähnliches in der Bundesliga vorstellen können, um die lähmende Bayern-Dominanz zu durchbrechen. Eine Liga, in der alle reicher werden, wird nicht automatisch spannender, sondern erst mal nur automatisch reicher.

Jörn Petersen