Ajax-Coach van’t Schip kündigt Rückzug an

Ajax Amsterdam muss sich für die kommende Spielzeit nach einem neuen Cheftrainer umsehen. John van’t Schip gab seinen Rückzug zum Saisonende bekannt.

John van't Schip wird nach der Saison als Cheftrainer von Ajax Amsterdam aufhören.

John van’t Schip wird nach der Saison als Cheftrainer von Ajax Amsterdam aufhören.

picture alliance / ANP

Van’t Schip verkündete vor dem Gastspiel beim PEC Zwolle am Sonntag, dass er in der kommenden Saison nicht mehr für das Amt als Cheftrainer zur Verfügung stehen werde.

Erst im vergangenen Oktober hatte van’t Schip den Trainerposten übernommen. Der tiefgefallene Traditionsklub stand damals auf dem letzten Tabellenrang. Unter der Anleitung des Europameisters von 1988 arbeitete sich Ajax bis auf den fünften Platz vor und hat inzwischen wieder Chancen auf die Europapokal-Teilnahme – blamierte sich allerdings im Pokal bei Viertligist Hercules (2:3) und schied im Achtelfinale der Conference League gegen Aston Villa aus (0:0, 0:4).

Ajax in den kommenden wochen

Der niederländische Rekordmeister weit weg von Kontinuität. Seit der erfolgreichen Ära Erik ten Hags (bis Juni 2022) haben sich mit Alfred Schreuder, Johnny Heitinga, Maurice Steijn, Interimscoach Hedwiges Maduro und van’t Schip fünf Coaches an der Seitenlinie versucht. Wer einen weiteren Neuanfang ab Sommer bewerkstelligen soll, steht noch nicht fest.

Dagegen zeichnet sich ab, dass van’t Schip dem Klub erhalten bleiben wird. Der Ex-Profi, der für Ajax zu aktiver Zeit über 340 Pflichtspiele bestritten hat, will nach Absprache mit der Vereinsführung eine andere Funktion einnehmen – eine solche hatte er in Amsterdam bereits mehrmals inne. Ende der 1990er Jahre war er erst als Jugendcoach aktiv, später auch als Co- und Interimstrainer.

Als Coach verdingte er sich außerdem bei Twente Enschede, PEC Zwolle, bei der niederländischen Nationalmannschaft (als Assistent von Marco van Basten) und in Australien bei Melbourne. Zuletzt war er von Juli 2019 bis Dezember 2021 Nationaltrainer Griechenlands.

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1:59Beim Duell der Legenden-Teams gewann Liverpool gegen Ajax Amsterdam mit 4:2. Die Reds boten Stars wie Steven Gerrard, Fernando Torres und den Ex-Leverkusener Sami Hyypiä auf, bei Ajax führte unter anderem der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart Regie.

Sosas pikanter Agenturwechsel

Rund um den Transfer von Borna Sosa zu Ajax Amsterdam hatte sich massive Kritik an Sven Mislintat entzündet, die den Technischen Direktor am Ende den Job kostete. Eine Untersuchung versandete offensichtlich. Nun hat Sosa eine neue Berateragentur – ein Wechsel mit pikanter Fußnote.

Kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart: Sven Mislintat und Borna Sosa.

Kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart: Sven Mislintat und Borna Sosa.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Am 8. März war man recht glücklich bei der Sports Entertainment Group, kurz SEG. Voller Stolz verkündete die Spielerberatungsagentur, die nach eigenen Angaben mehr als 600 Talente weltweit unter Vertrag hat, dass sich Borna Sosa ihr angeschlossen habe. Das wäre an sich keine Geschichte wert, gäbe es da nicht eine interessante Konstellation und eine Vorgeschichte.

So fungiert Alex Kroes, der SEG mitgegründet und seine Anteile an der Agentur anno 2018 verkauft hatte, seit 15. März als CEO von Ajax. Eine Wettbewerbsklausel in seinem alten Vertrag bei AZ Alkmaar verzögerte Kroes‘ Einstieg beim niederländischen Rekordmeister, der bereits im Sommer 2023 bekanntgegeben hatte, dass Kroes Edwin van der Sar an der Spitze des Klubs beerben werde. Wie eng die Drähte zwischen SEG und Kroes offenkundig noch sind, untermauert eine Anzeige der Agentur in der Amsterdamer Tageszeitung “Het Parool”, die am 15. März, also am Tag des Starts des neuen CEO erschien. Darin wünschte SEG Kroes “good luck, Alex”. Also “viel Erfolg, Alex”.

Mislintat fädelt Sosa-Deal ein

Spannend wird die ganze Sache unter Betrachtung der Vorgeschichte, die sich rund um Borna Sosa dreht. Der Kroate kam am 1. September für 8 Millionen Euro vom VfB Stuttgart. Eingefädelt hatte den Transfer Sven Mislintat, der Sosa aus seiner Zeit bei den Schwaben bestens kannte, im Zusammenspiel mit der deutschen Beratungsagentur AKA Global. Mislintat war Mitte Mai noch von van der Sar eingestellt worden, dessen Aus wiederum zum 30. Mai publik wurde. Am 2. August verkündete der Klub, dass Kroes im Frühjahr 2024 als CEO übernehmen werde.

Keine drei Wochen nach dem Sosa-Transfer meldeten niederländische Medien plötzlich Unregelmäßigkeiten. Mislintat, so hieß es, führe eine Geschäftsbeziehung mit AKA Global. In der Tat ist AKA mit 3,16 Prozent an der Matchmetrics GmbH beteiligt, deren größter Anteilseigner als Gründer Mislintat selbst mit 35 Prozent ist. Von Mislintats Matchmetrics-Anteil war die alte Klubführung, die Mislintat eingestellt hatte, in jedem Fall informiert. Das bestätigte eine Untersuchung, die Ajax gegen den 51-Jährigen eingeleitet hatte. Ob das für die AKA-Global-Beteiligung auch galt, ist unklar.

In der Sachfrage des Sosa-Deals allerdings geht es nicht nur um diese Konstellation, sondern auch um den Umgang mit Exklusivvereinbarungen zwischen Beratern und Fußballprofis, die in den Niederlanden erlaubt sind, in Deutschland hingegen nicht. Sosa bediente sich offenbar mehrerer Vermittler, am Ende machte AKA Global den Deal zu Ajax.

Sosa springt Mislintat zur Seite

Stellt sich die Frage: Wie kamen belastende Nachrichten an die Öffentlichkeit und wem nutzten sie? Denn dass ausgerechnet Nachrichten eines Geschäftsführers der Agentur Stellar an die Öffentlichkeit kamen, die offenbar zeitweise ein Mandat für Sosa hatte, aber am Ende nicht zum Zug kam, wirft Fragen auf. Den Nachrichten zufolge jedenfalls habe Mislintat bei Sosa darauf gedrängt, den Deal mit AKA Global durchzuziehen.

Die Leute urteilten über Dinge, die Sven, wie ich weiß, nicht getan hat.

Borna Sosa

Eine Darstellung, der der Kroate wiederholt widersprach, zuletzt beim niederländischen Sender NOS, der die ganze Affäre mit losgetreten hatte. “Ich war schockiert. Vor allem, als sie anfingen, in den Zeitungen Dinge zu schreiben, die völlig unwahr waren. Die Leute urteilten über Dinge, die Sven, wie ich weiß, nicht getan hat”, wird Sosa da zitiert. Ende September 2023 war Mislintat freigestellt worden. Der ganze Ablauf der Sache erweckt den Eindruck, dass die Konstellation bei Matchmetrics öffentlichkeitswirksam dazu ausgeschlachtet werden sollte, um den noch vom vorherigen CEO van der Sar installierten Mislintat, an dessen Transferpolitik sich auch diverse Ajax-Altstars abgearbeitet hatten, loszuwerden.

Dazu passt, dass Ajax bei der turnusmäßigen Veröffentlichung seiner Halbjahreszahlen am 28. Februar die Untersuchung erwähnte und erklärte, dass diese in der Endphase stecke, jedoch bis heute mit keiner Silbe kundtat, dass der Vertrag mit Mislinat längst aufgelöst ist, wie der ehemalige BVB- und Arsenal-Direktor auf eine kicker-Anfrage erklärt: “Mein Arbeitsvertrag mit AFC Ajax wurde zu den vertraglich vereinbarten Bedingungen im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst. Es war nie meine Art, mich öffentlich im Detail zu meinen ehemaligen Klubs zu äußern und ich werde das auch jetzt nicht tun. Intern dagegen ist dies von meiner Seite ausführlich, transparent und absolut eindeutig gegenüber meinem ehemaligen Arbeitgeber erfolgt. Ich hoffe, dass AFC Ajax nach den vielen Wechseln auf Führungspositionen zur Ruhe kommt und sportlich schnellstmöglich an die Serie nach dem Trainerwechsel und vor der Winterpause anknüpfen kann.”

Untersuchung offenbar versandet

Stellt sich die Frage, warum ein Klub einen noch bis 2026 gültigen Vertrag auflöst – trotz einer noch laufenden Untersuchung. Die lange Laufzeit dürfte durchaus Auswirkungen auf eine mögliche Abfindung gehabt haben. Mislintats Aussage, der Kontrakt sei zu “vertraglich vereinbarten Bedingungen” beendet worden jedenfalls klingt schwer nach einer solchen. Vieles spricht dafür, dass die Untersuchung offenbar versandet ist, ohne dass es konkrete Erkenntnisse über ein Fehlverhalten Mislintats gäbe. Auch der VfB hatte übrigens seinerzeit, aufgeschreckt von den Meldungen aus Amsterdam, eine Untersuchung gegen Mislintat eingeleitet. Hängengeblieben allerdings ist an dem ehemaligen Sportdirektor: Nichts.

Benni Hofmann

Bailey und Diaby treffen: Aston Villa zerlegt dezimiertes Ajax

Aston Villa setzte sich im Achtelfinale der Conference League souverän gegen Ajax durch. Nach einem torlosen Hinspiel machten die Villans es im Rückspiel deutlich.

Torschützen unter sich: Leon Bailey und Moussa Diaby stellten die Weichen endgültig auf Sieg.

Torschützen unter sich: Leon Bailey und Moussa Diaby stellten die Weichen endgültig auf Sieg.

CameraSport via Getty Images

Nach einem zähen 0:0 im Hinspiel begann auch das Rückspiel in Birmingham zunächst schleppend. Erst nach gut 20 Minuten drehten die Gastgeber auf und kamen durch die beiden ehemaligen Leverkusener Bailey (22.) und Diaby (24.) zu den ersten Chancen der Partie, denen prompt die Führung durch Watkins folgte (25.).

Watkins trifft und muss raus – Cash rettet auf der Linie

Nur wenige Minuten nach seinem Treffer musste der Zielspieler der Villans dann jedoch die Segel streichen. Bei einem Foul gegen Ramaj (15.) hatte sich Watkins am Knie verletzt, noch eine gute Viertelstunde auf die Zähne gebissen, letztendlich aber nicht mehr weiterspielen können. Der erste von insgesamt fünf verletzungsbedingten Wechseln beider Teams – und nicht die einzige englische Schrecksekunde dieser Minuten, entging Rogers doch nur Augenblicke nach dem 1:0 glücklich einer frühen Gelb-Roten Karte (27.).

conference league, achtelfinale

Ajax enttäuschte offensiv im ersten Durchgang quasi auf ganzer Linie. Den einzigen nennenswerten Abschluss der Gäste gab es erst mit dem Pausenpfiff, nachdem auch die Niederländer unfreiwillig hatten wechseln müssen und Akpom für Kaplan gebracht hatten. Eben jener Akpom war es in der fünften Minute der Nachspielzeit, der einen eigentlich schon verlorenen Ball noch einmal heiß machte und Brobbey fand. Der ehemalige Leipziger scheiterte allerdings am auf der Linie rettenden Cash, der den 1:0-Halbzeitstand sicherte.

Villa bestraft Ajax’ Fehler eiskalt

Nach Wiederbeginn bedurfte es erneut etwas Anlauf, ehe es Aston Villa war, das das Tempo wieder anzog. Duran scheiterte nach Alex Morenos Hereingabe noch knapp (59.), einen haarsträubenden Fehlpass des schwachen Mannsverks, der kurz nach seinem Fehler mit Gelb-Rot vom Platz flog (66.), bestraften die Hausherren dann jedoch in Person von Bailey – 2:0 (60.). Fast wäre Diaby nach einem wiederholten Patzers von Ramaj dann auch noch das 3:0 gelungen, doch der alles andere als souveräne Schlussmann der Niederländer bügelte selbst aus (68.).

Aufgeschoben war in diesem Fall jedoch nicht aufgehoben. Die Mannen aus Birmingham eröffneten die Schlussviertelstunde mit einem wahren Kracher und Doppelschlag zur endgültigen Entscheidung: Erst hämmerte Duran das Rund unhaltbar an die Unterkante der Latte, von welcher der Ball hinter die Linie sprang (75.), ehe Diaby einen weiteren Aussetzer – diesmal durch Sosa – eiskalt zum 4:0-Endstand nutzte (81.).

Zwei späte Platzverweise: Zähe Angelegenheit in Amsterdam endet torlos

Ajax Amsterdam und Aston Villa haben sich im Achtelfinale der Conference League nach zähen 90 Minuten torlos getrennt. Zwei späte Platzverweise blieben zwei der wenigen Höhepunkte der zähen Partie.

Leon Bailey gejagt von Sivert Mannsverk.

Leon Bailey gejagt von Sivert Mannsverk.

Getty Images

Das Highlight-Spiel der Achtelfinals in der Conference League stieg am Donnerstagabend in Amsterdam: Mit Ajax und Aston Villa trafen zwei ehemalige Europacupsieger aufeinander, sorgten im ersten Durchgang jedoch erst einmal kaum für Höhepunkte.

Von Beginn an neutralisierten sich beide Mannschaften. Viel spielte sich im Mittelfeld ab, in den Torräumen passierte wenig. Ajax, das mit dem Ex-Stuttgarter Sosa in der Startelf begann, hatte mehr Ballbesitz und suchte in der Defensive der Villans nach Lücken.

Brobbey hat die beste Möglichkeit

Conference League, Achtelfinale

Diese taten sich jedoch nur selten auf: Brobbey hatte die beste und gleichzeitig einzige echte Chance des ersten Durchgangs, als er in der 34. Minute nur das Außennetz traf. Die Engländer verteidigten konzentriert, enttäuschten allerdings offensiv: Die Angreifer um den ehemaligen Leverkusener Diaby kamen abgesehen von einem zentralen Flachschuss in der Anfangsphase (6.) überhaupt nicht rein und blieben bis zum Pausenpfiff harmlos.

Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts. Die zähe Angelegenheit enttäuschte die Zuschauer, die sich von diesem Duell ein Spektakel erwartet hatten. Vielmehr sahen sie viel Stückwerk und kaum sehenswerte Offensivaktionen auf beiden Seiten. Auch einige Wechsel der Trainer trugen nicht die erhofften Früchte.

Zwei Platzverweise binnen drei Minuten

Die beste Chance hatten wie schon in Hälfte eins die Niederländer: Taylor spielte einen Doppelpass mit Sosa und kam dann zum Abschluss, doch Martinez war schnell im richtigen Eck und parierte (68.). So blieb es bis in die Schlussphase torlos, dann brachten zwei Platzverweise nochmal etwas Feuer rein: Erst sah Konsa auf Seiten der Villans nach einer strittigen Szene Gelb-Rot (83.), wenig später flog Gooijer auf der anderen Seite ebenfalls mit der zweiten Verwarnung des Abends vom Feld. Am Ergebnis sollte das nichts mehr ändern.

Am Ende blieb es beim 0:0, im Rückspiel in Birmingham am 14. März ist somit alles offen.