Baller League, Pokal und Bayern-Testspiel: Viel los beim 1. FC Düren

In der Regionalliga West steht der 1. FC Düren jenseits von Gut und Böse. Abseits des Liga-Alltags rücken andere Themen an der Rur in den Fokus.

Einer von drei Dürener Baller-League-Teilnehmern: Meik Kühnel

Einer von drei Dürener Baller-League-Teilnehmern: Meik Kühnel

IMAGO/Nordphoto

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Der 7. Spieltag der Baller League diente Meik Kühnel (29) zur schnellen Frustbewältigung. Zwei Tage nach der bitteren 3:5-Pleite mit dem 1. FC Düren gegen den SC Wiedenbrück führte der Routinier Calcio Berlin mit einem Doppelpack zum 6:3-Erfolg über Hollywood United. In seinen beiden Fernschusstoren lagen ganz viel Wucht und wohl auch ein bisschen Wut.

Das willkommene Erfolgserlebnis hat Kühnel dem grünen Licht seines Dürener Trainers zu verdanken. “Zum einen ist montags ohnehin trainingsfrei”, sagt Carsten Wissing. “Zum anderen haben wir nicht das Gefühl, dass die Baller League unsere Arbeit in irgendeiner Form beeinträchtigt. Ansonsten hätten wir längst interveniert. Wir sehen das Thema daher unaufgeregt.”

Wohlwissend, dass ambitionierte Amateurvereine wie der FV Bonn-Endenich zuletzt weniger entspannt reagierten. Sechs Akteure des abstiegsbedrohten Fünftligisten waren unlängst vor die Wahl gestellt worden: entweder Mittelrheinliga oder Baller League. Mit dem Ergebnis, dass sich fünf lieber für den Budenzauber 2.0 entschieden. Sportdirektor Markus Köppe verteidigte die rigorose Haltung des Klubs mit einer “vergifteten Stimmung in der Kabine. Der Fokus lag plötzlich nicht mehr auf dem Abstiegskampf, sondern alles drehte sich nur noch um die Baller League”.

In Düren löst die nationale Kleinfeld-Liga offenbar keine Unruhe aus. Und das, obwohl mit Angreifer Christian Clemens (32) und Keeper Jannick Theißen (26) zwei weitere Akteure im Kader eines Baller-League-Klubs (VfR Zimbos) stehen. “Das liegt in erster Linie an unserer offenen Kommunikation”, betont Wissing. “Wir entscheiden Woche für Woche aufs Neue, ob ein Einsatz in der Baller League vertretbar ist. Gemeinsam, aber primär im Sinne des Vereins.”

Im Fall Theißen hat man bereits eine dauerhafte Vereinbarung getroffen: Angesichts des vorzeitigen Saison-Aus seines Vertreters Max Schreiber (Schultereckgelenksprengung) sind weitere “Ausflüge” unters Hallendach gestrichen. “Wir können und wollen da nichts riskieren”, sagt Wissing über seine Nummer eins. Während Englischer Wochen sei auch für Kühnel und Clemens die Baller League tabu. Letzterer ist nach hartnäckigen Rückenproblemen wieder voll ins Mannschaftsstraining eingestiegen – und durfte folglich auch am Montag in der Baller League ran (2:1-Sieg gegen die Gönrgy Allstars).

Wir entscheiden Woche für Woche aufs Neue, ob ein Einsatz in der Baller League vertretbar ist. Gemeinsam, aber primär im Sinne des Vereins.

Carsten Wissing, Trainer 1. FC Düren

Ein Entgegenkommen, das auch Wolfgang Spelthahn befürwortet. “Die Entscheidung trifft allein das Trainerteam”, sagt der Präsident. “Aber auch aus meiner Sicht wäre es unverhältnismäßig, den Jungs einen maximal 30-minütigen Einsatz pro Woche in der Baller League kategorisch zu verbieten. Da würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen.” Er baue vielmehr auf eine “friedliche Koexistenz. Aber klar: Der Fokus unserer Jungs muss jederzeit auf der Regionalliga West liegen”.

Dort musste man zuletzt zwei Niederlagen in Folge einstecken. Den Auftritt gegen Wiedenbrück bezeichnete Spelthahn als “nicht Düren-like. Nach der frühen Führung haben wir das Fußballspielen komplett eingestellt. Das zwischenzeitliche 1:5 war folgerichtig”. Auch Wissing fordert vor der Partie beim Schlusslicht Velbert (Freitag, 19.30 Uhr) eine Reaktion: “Die Jungs waren selbst ihre schärfsten Kritiker. Wir müssen uns wieder auf die Grundtugenden besinnen – gerade gegen Gegner, die ums Überleben kämpfen.”

FC Bayern soll im Juli zum Testspiel kommen

Und ganz bestimmt auch am 22. März, wenn das Verbandspokal-Halbfinale bei Alemannia Aachen ansteht. Während Spelthahn bereits jetzt einem “echten Adrenalinkick vor gut und gerne 25.000 Zuschauern” entgegenfiebert, träumt Wissing offen vom Titel: “Wenn man im Halbfinale steht, will man das Ding natürlich auch holen und in den DFB-Pokal einziehen.”

Zuletzt durfte sich der 1. FC Düren im Oktober 2020 auf nationaler Bühne präsentieren, als man dem FC Bayern in der Allianz-Arena mit 0:3 unterlag. Im Gegenzug für den Heimrechttausch sagten die Münchener seinerzeit ein Testspiel in Düren zu. Dieses Versprechen wird der deutsche Rekordmeister voraussichtlich im Juli einlösen.

Tim Miebach