Nächste Überraschung im DHB-Kader: Gislason zaubert Grgic aus dem Hut

Nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation liegt der volle Fokus bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft auf dem Turnier im Sommer. Für den kommenden Lehrgang zauberte Bundestrainer Alfred Gislason einen 20-jährigen Senkrechtstarter aus dem Hut.

Er darf sich im DHB-Umfeld beweisen: Marko Grgic.

Er darf sich im DHB-Umfeld beweisen: Marko Grgic.

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Die deutschen Handballer legen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen einen Zwischenstopp ein: Bundestrainer Alfred Gislason ruft Anfang Mai 18 Spieler zu einem Lehrgang zusammen – mit einem überrascht der Isländer dabei besonders.

Nach ihrer verletzungsbedingten Auszeit bei der Olympia-Qualifikation im vergangenen März kehren Linkshänder Kai Häfner (TVB Stuttgart) und Kreisläufer Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf) zurück. Durchaus überraschend kommt die Nominierung auf Rechtsaußen: Magdeburgs Tim Hornke, nach dem wegen überragender Leistungen in der Liga die Rufe immer lauter wurden, zählt erstmals seit fünf Jahren wieder zum Aufgebot der Nationalmannschaft.

Die Nominierung ist auch ein Kompliment für die Arbeit des ThSV Eisenach.

Axel Kromer über Marko Grgic

Die fraglos größte Überraschung ist allerdings ein anderer Name auf der Liste. Gislason zauberte nämlich Marko Grgic, einen 20-jährigen Halblinken von Bundesliga-Aufsteiger ThSV Eisenach, aus dem Hut. Es ist seine erste Nominierung für die A-Nationalmannschaft.

“Marko soll reinschnuppern”, erklärt DHB-Sportvorstand Axel Kromer: “Die Nominierung ist Lohn für seine tolle erste Saison in der Bundesliga und auch ein Kompliment für die Arbeit des ThSV Eisenach.” Grgic kam in dieser Spielzeit bislang 21-mal in Eisenach zum Einsatz und erzielte dabei 62 Tore.

Die Maßnahme beginnt am 6. Mai mit der Anreise in die dänische Hauptstadt Kopenhagen, die Standort des deutschen Trainingslagers sein wird. Am 10. Mai zieht der DHB-Tross schließlich nach Südschweden weiter. Dort wartet in der Neu-Auflage des kleinen Finals der EHF EURO 2024 zum Abschluss des Lehrgangs (12. Mai, 14.30 Uhr) in Växjö das Duell mit Schweden. Durchaus kurios dabei: Beide Mannschaften werden sich auch am 27. Juli in Paris am ersten Spieltag des olympischen Handballturniers gegenüberstehen.

Kromer sieht “passende sportliche Herausforderung”

Warum aber ein Freundschaftsspiel? Als EM-Halbfinalist umgeht das DHB-Team die eigentlich in der zweiten Mai-Woche angesetzten Qualifikationsspiele für die kommende WM, die im Januar 2025 in Dänemark, Kroatien und Norwegen stattfindet. Deutschland ist als EM-Vierter bereits für das Turnier qualifiziert.

“Mit diesem Lehrgang schlagen wir vom Olympia-Qualifikationsturnier im März eine Brücke zur Ende Juni beginnenden Olympia-Vorbereitung”, so Kromer: “Das olympische Handballturnier ist bereits in unseren Köpfen, aber wir setzen auch erste über diesen Höhepunkt hinausweisende Impulse. Und dabei ist ein Auswärtsspiel bei einem Top-Team wie Schweden die passende sportliche Herausforderung.”

Der DHB-Kader auf einen Blick:

Tor: David Späth (Rhein-Neckar Löwen), Andreas Wolff (Lomza Vive Kielce/Polen)
Linksaußen: Rune Dahmke (THW Kiel), Lukas Mertens (SC Magdeburg)
Rückraum links: Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), Julian Köster (VfL Gummersbach), Marko Grgic (ThSV Eisenach)
Rückraum Mitte: Nils Lichtlein (Füchse Berlin), Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen), Marian Michalczik (TSV Hannover-Burgdorf)
Rückraum rechts: Kai Häfner (TVB 1898 Stuttgart), Franz Semper (SC DHfK Leipzig), Christoph Steinert (HC Erlangen)
Rechtsaußen: Lukas Zerbe (TBV Lemgo Lippe), Tim Hornke (SC Magdeburg)
Kreis:  Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf), Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen)

“Große Gastgebernationen”: Handball-WM 2029 in Deutschland und Frankreich

Das vom DHB ausgerufene “Jahrzehnt des Handballs” bekommt einen weiteren Meilenstein: Wie am Dienstag offiziell wurde, erhalten Frankreich und Deutschland den Zuschlag für die Handball-WM 2029.

Er wird auch 2029 dabei sein wollen: Renars Uscins.

Er wird auch 2029 dabei sein wollen: Renars Uscins.

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Nun ist es also raus: Als Juniorpartner Frankreichs wird der Deutsche Handballbund im Januar 2029 Co-Gastgeber der Männer-Weltmeisterschaft sein. 2031 richten dann Dänemark, Norwegen und Island gemeinsam die WM aus. Dies entschied der Rat des Weltverbandes IHF am Dienstag im Maison du Handball in Paris, dem Sitz des französischen Handball-Verbandes.

In Frankreich wird sich die WM auf den Nordosten konzentrieren, der deutsche Strang soll sich “aus dem Westen und Süden nach Paris ziehen”. Philippe Bana, Präsident des französischen Verbandes, dankte der IHF für das Vertrauen. “Dies unterstreicht die Qualität der Bewerbung unserer beiden Verbände “, so Bana, der anfügt: “Nach den Weltmeisterschaften 1970, 2001 und zuletzt 2017 in Frankreich stellt das Turnier einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Handballs dar. Diese Verbindung mit unserem deutschen Nachbarn markiert auch einen Wendepunkt in der Geschichte der beiden größten Handballverbände.”

Es sei ein Paradebeispiel “für unseren Wunsch, gemeinsam Geschichte zu schreiben. Die Bündelung unserer jeweiligen Fachkenntnisse wird unser gemeinsames Ziel stärken: eine außergewöhnliche Veranstaltung zu organisieren, die für alle zugänglich ist”, ist Bana überzeugt.

“Deutsche” Vorrundengruppe in einem Nachbarland?

Der DHB befindet sich mitten im “Jahrzehnt des Handballs”. Dieses begann im Sommer 2023 mit der U-21-Weltweltmeisterschaft und erreichte mit der Männer-EM 2024 im Januar einen ersten Höhepunkt. Ende 2025 folgt gemeinsam mit den Niederlanden die nächste Frauen-Weltmeisterschaft. 2027 findet die Männer-WM erstmals seit 2007 wieder komplett in Deutschland statt.

“Diese WM-Vergabe ist in vielerlei Hinsicht ein Vertrauensbeweis”, wird DHB-Präsident Andreas Michelmann zitiert: “Frankreich traut uns die Rolle des Juniorpartners zu, der Weltverband IHF tut dies mit Blick auf die französisch-deutsche Ausrichtergemeinschaft. Frankreich und Deutschland sind zwei große Gastgebernationen, mit denen sich der Welthandball auf einen nächsten Entwicklungsschritt freuen darf.”

Der “kompakte Rahmen” der WM 2029 biete auch die Möglichkeit, “weitere Partner mit ins Boot zu nehmen”: Der Deutsche Handballbund spricht mit benachbarten Verbänden, im Zuge einer WM-Partnerschaft Teile des Programms zu übernehmen. Konkret heißt das? “Denkbar ist, dass eine Vorrundengruppe des deutschen Strangs in einem Nachbarland stattfindet”, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender beim DHB.

Seinen Platz kennt Deutschland genau. “Das Turnier 2027 soll in der Fläche stattfinden und ein Ereignis für Handball-Fans in ganz Deutschland sein, 2029 werden wir eine internationale Rolle einnehmen und die Bühne für Frankreich bereiten”, erklärt Schober. “Die räumliche Nähe von Frankreich und Deutschland, die damit sehr kurzen Wege und die Nutzung bereits vorhandener Arenen – all das ermöglicht auch ein ökologisch nachhaltiges Sportgroßereignis.”

Gille und Gensheimer voller Vorfreude

Paris wird mit dem Eröffnungsspiel und als Standort der Finalrunde das “Herz der WM” sein. Bertrand Gille und Uwe Gensheimer präsentierten die WM-Bewerbung – der ehemalige französische Kreisläufer und der frühere deutsche Nationalmannschafts-Kapitän übernahmen den Part des jeweils anderen Landes.

“Ich habe sehr gute Jahre in Deutschland erlebt und habe eine enge Verbindung zu diesem Land”, so Gille, der viele Jahre lang für den HSV Hamburg spielte und mittlerweile Vizepräsident des französischen Handballverbandes ist. “Diese gemeinsame Weltmeisterschaft ist ein äußerst wichtiger und symbolischer Schritt für unsere beiden Verbände und für unsere Nationalmannschaften, die regelmäßig in internationalen Wettbewerben gegeneinander antreten.”

Auch Gensheimer, der von 2016 bis 2019 für Paris St. Germain auflief, freut sich auf das gemeinsame Turnier: “Frankreich ist seit der Zeit in Paris in meinem Herzen. Wir haben viele große Spiele gegen Frankreich erlebt. Es gibt so viele Geschichten, die Frankreich und Deutschland über den Handball hinaus teilen.”