Der unvollendete Teamplayer Busk verlässt Köpenick

Bei Union war Jakob Busk so etwas wie der Trainings-Weltmeister. Obwohl der Däne nur in seiner Anfangszeit spielte, blieb er trotzdem über acht Jahre lang treu.

Verlässt Union nach etwas mehr als acht Jahren: Jakob Busk.

Verlässt Union nach etwas mehr als acht Jahren: Jakob Busk.

IMAGO/Matthias Koch

Die Entscheidung stand seit Wochen fest. Am Freitagvormittag gab es der 1. FC Union Berlin offiziell bekannt. Torwart Jakob Busk wird den Verein in diesem Sommer nach achteinhalb Jahren verlassen.

Was Pflichtspiel-Statistiken betrifft, taucht der Name Busk seit Jahren nicht mehr als Aktiver auf. Den letzten seiner 57 Einsätze bestritt er am 7. April 2018 daheim in der Zweitliga-Begegnung gegen den MSV Duisburg (0:0).

Ich habe hier Freunde und eine zweite Familie gefunden.

Jakob Busk

Das ist fast sechs Jahre her. Wie hält das ein Leistungssportler aus, immer nur zu trainieren? Diese Frage bekam Busk mehr als einmal gestellt. Er selbst hat seinen Frieden mit der Dauer-Bankrolle offensichtlich gefunden. “Ich hatte sportlich viele Höhen und Tiefen, aber auch das große Glück, mit diesem Verein alles erleben zu dürfen”, sagte Busk. “Zudem habe ich hier Freunde und eine zweite Familie gefunden. Meine Mitspieler, die Mitarbeiter und die Fans haben diese Zeit bei Union zu etwas ganz Besonderem gemacht.”

Busk war bei den großen Union-Erfolgen wie dem Bundesliga-Aufstieg 2019 und der dreimaligen Qualifikation für Europacup-Wettbewerbe dabei, aber für Außenstehende nur als Randfigur.

Die kleinen Wutausbrüche gehören zum Trainingsalltag

Dennoch gehörte er bei den Einheiten stets zu den ehrgeizigsten Profis. Seine kleinen Wutausbrüche inklusive Schreie und Grummeln bei Gegentoren gehörten in Köpenick einfach zum Trainingsalltag.

Und als Mitglied des Mannschaftsrates sorgte er seit 2020 mit dafür, dass die Profis trotz der permanenten und riesigen Fluktuation im Kader immer wieder zu einer Einheit zusammenfanden. “Jakob Busk hat es sportlich so schwer. Aber er ist so wichtig für uns und den Mannschaftsrat, weil er so lange im Verein ist”, sagte Kapitän Christopher Trimmel. “Ihn haben die neuen Spieler vielleicht nicht auf dem Schirm. Aber er kennt die Strukturen und die Fanszene. Er repräsentiert den Verein mit am besten.”

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Das war am 15. Januar 2016 noch nicht abzusehen, als Busk im Winter-Trainingslager im spanischen Oliva Nova sein erstes Interview als neuer Torwart des damaligen Zweitligisten Union gab.

Die Verpflichtung vom FC Kopenhagen war erst 22 Jahre alt, aber erstaunlich selbstbewusst. “I’m a winner”, sagte Busk in einer Medienrunde. Dieser Satz genießt unter alteingesessenen Union-Reportern Kult-Status. Den Konkurrenzkampf mit Daniel Mesenhöler ging Busk forsch an: “Ich komme nach Berlin, um zu spielen.”

Busk wollte noch kein Torwarttrainer in Köpenick werden

Unter den Trainern Sascha Lewandowski beziehungsweise André Hofschneider avancierte er in der Rückrunde 2015/16 (14 Einsätze) auch auf Anhieb zur Nummer eins. Aber schon 2016/17 (22) und 2017/18 (20) gab es sportliche und verletzungsbedingte Rückschläge.

Ab und an dachte Busk an einen Vereinswechsel. Nun stand wohl auch im Raum, dass er irgendwo im Verein Torwarttrainer werden könnte. Aufs Altenteil wollte der 30-Jährige dann aber dann doch noch nicht. Zwei, drei Jahre möchte der zweifache Familienvater noch auf höherem Niveau kicken. “Die Zeit bei Union war für Jakob nicht immer einfach, dennoch hat er sich nie zufrieden- oder aufgegeben. Wir sind ihm sehr dankbar und wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste”, sagte Profifußball-Geschäftsführer Oliver Ruhnert.

Berlin und Union wird Busk in bester Erinnerung behalten. Ärzte der Stadt sowie die Verantwortlichen, Mitspieler und Fans des Klubs standen auch hinter Busk und seiner Familie, als es seinem zweiten Sohn lange gesundheitlich nicht gut ging.

Abschiedsspiel endet mit einer Wadenverletzung

Zur sportlichen Tragik des unvollendeten Teamplayers gehört, dass er durch den Ausfall von Torwart Alexander Schwolow zwar am Donnerstag im Test gegen den FC Magdeburg (3:1) endlich mal wieder von Beginn an, aber nicht zu Ende spielen konnte. Eine Wadenverletzung machte ihm nach 69 Minuten beim mutmaßlichen “Abschiedsspiel” einen Strich durch die Rechnung.

Wie schlimm es ist, ist wohl erst nächste Woche abzusehen. Egal, wie es kommt. Auch davon wird sich ein Busk nicht unterkriegen lassen.

Matthias Koch