Henriksen: “Jetzt schon wie ein Wunder”

Nach dem 2:0 gegen Bochum sieht der Mainzer Trainer seine Zuversicht bestätigt. Vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl rund um den Verein wie innerhalb des Teams hat es ihm hörbar angetan.

Pure Freude nach dem 2:0-Sieg gegen Bochum: Mainz-Coach Bo Henriksen (re.).

Pure Freude nach dem 2:0-Sieg gegen Bochum: Mainz-Coach Bo Henriksen (re.).

IMAGO/Revierfoto

“Alles gut ?” – mit dieser fröhlich vorgetragenen Formel begrüßt Bo Henriksen seine Gesprächspartner am liebsten. Sein eigenes Befinden, verriet der Mainzer Trainer nach der öffentlichen Einheit am Dienstag lachend, sei “etwas besser als letzte Woche” nach dem 1:8 beim FC Bayern. Womit Henriksen natürlich kolossal untertrieb. Das 2:0 gegen Bochum und der Sprung auf Platz 16 haben den 05ern Auftrieb gegeben.

Auch ihrem Coach, der sich in seinem Ansatz des positiven Denkens aktuell bestätigt sehen darf: “Es ist ein verrücktes Jahr für alle in diesem Klub. Aber ich spüre eine Menge Energie und Glauben. Speziell von der Stadt und von den Fans. Gegen Bochum vor einem vollen Haus zu spielen und das, was schon vor dem Spiel los war – das ist unglaublich. Was Stadt und Fans abliefern nach so vielen Enttäuschungen in dieser Saison, fühlt sich jetzt schon an wie ein Wunder. Mit diesem Level an Positivität ist alles möglich.”

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Henriksens Herangehensweise verfängt im Verein und drumherum nach wie vor. Doch selbstverständlich ist dem Dänen auch bewusst, dass der Klassenerhalt nicht mit Worten allein zu bewerkstelligen ist – sondern dass seine Profis auf dem Platz dafür sorgen müssen. Vor den anstehenden “acht Finals” (Henriksen) misst er der aktuellen Länderspielpause daher eine immense Bedeutung bei.

“Dienstag, Mittwoch, Donnerstag wird hart gearbeitet mit Intensität und Power”, erläutert der Fußballlehrer. Danach dürfen die Spieler drei Tage lang “mental ein bisschen zur Ruhe kommen, auch das ist wichtig”. Ohne allerdings die körperliche Verfassung zu vernachlässigen: “Jeder Spieler bekommt sein Programm mit, niemand wird komplett Pause machen.” Denn: “Für die Art und Weise, wie wir spielen wollen, brauchen wir 100-prozentig fitte Spieler.” Und diesbezüglich besteht bei diversen Akteuren nach längeren Ausfallzeiten noch Nachholbedarf.

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Etwa bei Bochum-Matchwinner Johnny Burkardt oder den Verteidigern Edimilson Fernandes und Andreas Hanche-Olsen. Letztgenannter ist für die norwegische Nationalmannschaft abgestellt, soll aber dort von Coach Stale Solbakken, laut Henriksen ein “guter Freund”, absprachegemäß so aufgebaut und eingesetzt werden, dass er in bestmöglicher Verfassung zurückkehrt.

Erfreulich entwickelt sich auch die Situation bei Angreifer Nelson Weiper nach langwieriger Knieverletzung. Am Dienstag absolvierte der Youngster bereits die Spielformen ohne Körperkontakt mit den Kollegen. “Nelson kann vielleicht in zwei, drei Wochen wieder voll trainieren und in einem Monat Bundesliga spielen”, hofft Henriksen. Dagegen wird Routinier Stefan Bell infolge seiner Herzmuskelentzündung wohl keine Rolle mehr im Abstiegskampf spielen: “Ich glaube nicht, dass er diese Saison nochmal zur Verfügung steht”, lautet die Prognose des Trainers.

Für mich zählt nur, dass wir überleben. Wie, das kümmert mich nicht.

Bo Henriksen

Noch lieber als über Einzelne spricht Henriksen ohnehin übers Mainzer Kollektiv: “Es ist fantastisch zu sehen, wie die Jungs dem Druck standhalten. Das beruht auf einer tollen Kultur als Gruppe.” Zugleich wehrt er sich gegen die Deutung, sein Team habe in der zähen ersten Hälfte gegen Bochum gehemmt agiert: “Wenn viele Leute sagen, dass wir gegen Bochum eine schlechte erste Hälfte gespielt hätten, dann halte ich dagegen: Bochum hatte in der ersten Hälfte einen x-goal-Wert von 0,01. Das ist so ziemlich der kleinste Wert, den du überhaupt haben kannst. Ich glaube, wir haben richtig clever gespielt. Und genau das müssen wir beibehalten sein. Wir wollen mutig sein – aber auch clever.”

Ob nach dem ersten Schritt weg von den direkten Abstiegsplätzen nun sogar Rang 15 das nächste Ziel sei? Bei dieser Frage zeigt sich auch Henriksen kontrolliert offensiv: “Wir wollen immer lieber etwas jagen als etwas zu verteidigen. Aber für mich zählt nur, dass wir überleben. Wie uns das gelingt, kümmert mich nicht.” Und ergänzt mit einem Lächeln: “Vielleicht macht es ja sogar Spaß, am Ende noch zwei Spiele mehr zu haben …”

Thiemo Müller