“Nicht jeder Weltspitze”: Hirtl-Stanggaßinger beendet Ski-Karriere

Katrin Hirtl-Stanggaßinger beendet ihre Karriere als aktive Skirennfahrerin. Im Weltcup konnte die 25-Jährige die hohen Erwartungen nicht erfüllen.

Hängt ihre Skischuhe an den Nagel: Katrin Hirtl-Stanggaßinger.

Hängt ihre Skischuhe an den Nagel: Katrin Hirtl-Stanggaßinger.

IMAGO/GEPA pictures

Katrin Hirtl-Stanggaßinger macht nach fast neun Jahren im Europa- und Weltcupzirkus Schluss. “Die letzten Jahre verliefen nicht ganz einfach und ich musste mit vielen Enttäuschungen umgehen. Leider kann es nicht jeder an die Weltspitze schaffen und seine Karriere mit Medaillen bei Weltmeisterschaften oder gar Olympischen Spielen krönen”, schrieb die 25-jährige Bundespolizistin bei Instagram. “Ich habe immer alles gegeben, um nach ganz oben zu gelangen, dennoch muss ich jetzt leider eingestehen, dass es für mich bedauerlicherweise nicht gereicht hat.”

Hirtl-Stanggaßinger fuhr bei den Olympischen Jugend-Winterspielen 2016 in Lillehammer Bronze in der Kombination und Silber im Riesenslalom ein. Bei der Junioren-WM 2016 in Sotschi sicherte sie sich eine Silbermedaille in der Kombination. Im Weltcup schaffte sie es 2016 in St. Moritz im Team aufs Podium, konnte die hohen Erwartungen insgesamt jedoch nicht erfüllen.

“Ich habe mein Hobby und meinen Kindheitstraum zum Beruf machen dürfen”

“Alles in allem bin ich doch sehr stolz darauf, was ich alles erreichen konnte”, erklärte die Athletin von Schönau am Königssee und blickte zurück: “Ich bin dankbar für die erlebnisreiche Reise, die ich durch den Skirennsport gemacht habe. Ich durfte so viel erleben, viele Menschen kennenlernen, Freundschaften schließen, die Welt bereisen und vieles über mich selbst lernen. Ich habe mein Hobby und meinen Kindheitstraum zum Beruf machen dürfen.”

Dieses Kapitel schließe sie nun “schweren Herzens.” Ihrem Leben gebe sie jetzt “Platz für neue Aufgaben und Herausforderungen”.

Drei Wochen zuvor hatte schon Andrea Filser vom SV Wildsteig ihre Karriere als aktive Skirennfahrerin beendet. Die 31-jährige Technik-Spezialistin gehörte 16 Jahre dem Kader des Deutschen Skiverbandes an. Auch sie hatte zur ihrem Rücktritt erklärt: “In der vergangenen Saison konnte ich trotz meines enormen Engagements im Rennen nicht an meine Leistungsgrenze gehen und somit meine persönlichen Ziele nicht erreichen.”

“Alles, was er vorhat, wird scheitern”: Wasmeier attackiert FIS-Boss Eliasch

Die Ski-Saison ist beendet, trotzdem gibt es weiter Schlagzeilen. Mittendrin mal wieder der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch.

Markus Wasmeier (li.) äußerte deutliche Kritik an Johan Eliasch.

Markus Wasmeier (li.) äußerte deutliche Kritik an Johan Eliasch.

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Bereits am Montag hatte FIS-Präsident Johan Eliasch eine herbe Niederlage einstecken müssen: In der Saison 2024/25 werden keine Weltcup-Abfahrten am Matterhorn stattfinden. Eliasch hatte das Projekt maßgeblich vorangetrieben, 2022/23 konnte allerdings wegen Schneemangels nicht gefahren werden, im November 2023 erfolgte die Absage des kompletten Renn-Wochenendes dagegen wegen des vielen Neuschnees und starker Winde.

“Es ist echt eine Katastrophe”

Einen Tag nach dem Matterhorn-Aus für 2024/25 kassierte Eliasch die nächste Breitseite, denn der zweimalige Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier holte zum verbalen Rundumschlag aus. “Alles, was er geplant hat, ist gescheitert. Alles, was er vorhat, wird scheitern. Er nimmt die Verbände nicht mit, er scheint vieles nicht zu verstehen, es ist echt eine Katastrophe”, sagte der 60-Jährige im Interview mit Sport1 über den Boss des Ski-Weltverbandes.

Immer wieder gibt es Kritik an Eliasch, auch Deutschlands Alpinchef Wolfgang Maier hatte sich mehrfach kritisch geäußert. Wasmeier sieht bei Eliasch zudem einen Interessenskonflikt. Der schwedisch-britische Geschäftsmann komme nicht aus dem Skisport und denke “alles von der geschäftlichen Seite her”: “Diese ganze Konstellation mit seinen Interessenkonflikten als Verbands- und als Unternehmenschef finde ich schon von Grund auf höchst zweifelhaft und dieser ganze Führungsstil ist eine Unart.”

“Irre Verschwendung von Energie auf vielen Ebenen”

Wasmeier fordert deshalb einen neuen Präsidenten an der Spitze der FIS – gerade, weil der Weltverband unter Eliasch die Folgen des Klimawandels völlig außer Acht lasse: “Bei der FIS hat man das Gefühl, dass es da nach dem Motto geht: Wir machen die Pläne und die Natur muss sich nach unseren Plänen richten. Das allein ist schon ein Wahnsinn und eine irre Verschwendung von Energie auf vielen Ebenen.”

2022 war Eliasch aber ohne Gegenkandidaten für vier weitere Jahre bis 2026 wiedergewählt worden.

Paukenschlag: Abfahrten am Matterhorn für kommenden Winter gestrichen

Gerade einmal einen Tag nach dem Saisonfinale der Weltcup-Saison 2023/24 kam das überraschende Aus für die umstrittenen Weltcup-Abfahrten am Matterhorn.

Leere Tribünen im vergangenen November beim Weltcup in Zermatt/Cervinia, im Hintergrund das Matterhorn.

Leere Tribünen im vergangenen November beim Weltcup in Zermatt/Cervinia, im Hintergrund das Matterhorn.

IMAGO/GEPA pictures

Zumindest in der Saison 2024/25 werden am wohl berühmtesten Berg der Schweiz keine Rennen ausgetragen. Am Montag einigten sich der Internationale Ski- und Snowboard-Verband FIS sowie die Verbände der Schweiz (Swiss-Ski) und Italiens (FISI) auf eine Streichung der geplanten Rennen im kommenden Winter.

Damit muss der Weltcup-Zirkus weiterhin auf sein Debüt am Fuße des Matterhorns warten. Denn seit der Einführung der Speed-Wettbewerbe ab der Saison 2022/23 konnte noch kein einziges Rennen ausgetragen werden. Denn die Wettbewerbe waren als “Matterhorn Cervino Speed Opening” geplant und sollten Ende November jeweils zum Weltcup-Auftakt spektakuläre Bilder mit der grandiosen Bergwelt im Hintergrund auf die Fernsehbildschirme zaubern. So jedenfalls war der Plan von FIS-Präsident Johan Eliasch, der das Projekt maßgeblich vorangetrieben hat.

Doch Ende November und Anfang Dezember herrschen oft unstabile Witterungsbedingungen rund um die Skiorte Zermatt in der Schweiz sowie Cervinia in Italien. 2022/23 konnte wegen Schneemangels nicht gefahren werden, im November 2023 erfolgte die Absage des kompletten Renn-Wochenendes dagegen wegen des vielen Neuschnees und starker Winde.

Die FIS hatte deshalb den lokalen Organisatoren vorgeschlagen, die Wettbewerbe auf einen späteren Zeitpunkt zu terminieren, wo der Erfahrung nach die Chancen auf bessere meteorologische Verhältnisse höher sind. Dieser Vorschlag wurde zumindest für die kommende Saison aber abgelehnt, da wegen der Hochsaison in beiden Gebieten im Wallis und im Aostatal keine ausreichende Zahl an Unterkünften zur Verfügung stünde. Zudem sei der enorme Aufwand für die Vorbereitung des Rennens mitten in der Winter-Tourismus-Saison nicht zu stemmen. Wie es ab der Saison 2025/26 mit den “Matterhorn Cervino Speed Opening” weitergehen wird, ist noch offen.

Mögliche negative Auswirkungen auf die Natur sorgen für Diskussionen

Die Rennen sind nicht nur wegen des frühen Zeitpunkts umstritten, sondern auch wegen möglicher negativer Auswirkungen auf die Umwelt. Denn auf der Piste “Gran Becca” wird auf einer Höhe von 3720 Metern am Theodulgletscher in der Schweiz gestartet, das Ziel liegt dann auf 2835 Metern im italienischen Cervinia. Eingriffe in die ökologisch sensible Gletscherregion hatten schon vor der ersten geplanten Austragung für Diskussionen und heftige Auseinandersetzungen gesorgt. Doch die Baukommission des Kantons Wallis hatte nach einer Prüfung keine Einwände gegen die geplanten Arbeiten.

Odermatt: Der Außerirdische, der im Fanbus nach Hause fährt

Marco Odermatt dominiert den alpinen Skizirkus – und strahlt auch über den Sport hinaus. Der Schweizer Ausnahmekönner im Portrait.

Die Sonne versteckt sich noch hinter dem Bergmassiv, als sich an diesem Sonntagvormittag Ende Januar die nostalgisch anmutende Zugspitzbahn von Garmisch-Partenkirchen in Richtung Kreuzeckbahnhof schlängelt. Dort, am Fuße der legendären Kandahar-Abfahrt, wollen nahezu alle Passagiere aussteigen. Um entweder selbst auf die Piste zu gehen, oder sich an diesem Tag das Super-G-Rennen der Profis anzuschauen.

Wer zeitig dran ist, hat Glück. Denn auch die besten Skirennfahrer der Welt tummeln sich an der Talstation. Sie sind nicht zu übersehen, stecken schon in ihren Rennanzügen und trotten mit Sack und Pack zum Lift. Bei einem Kaffee lässt sich das Männleinlaufen ungestört beobachten. Keine Absperrung, kein Sicherheitsdienst. Undenkbar wäre das bei der Ankunft einer Profi-Fußballmannschaft am Stadion.

Ein Foto, eine Reaktion und die obligatorische Champagnerdusche

Ganz nahbar zeigt sich auch der Beste der Szene. Marco Odermatt stiefelt mit den Skiern auf der Schulter und den Stöcken in der Hand zum Lift – und erfüllt dabei ohne zu zögern noch einen Fotowunsch. Der Strahlemann aus der Schweiz muss sich an diesem Morgen ein Lächeln abringen, schließlich lief das Rennen am Tag zuvor nicht nach seinem Geschmack. Nur Platz vier nach zuvor zwölf Super-G-Podestplätzen in Serie. Als “nicht weltcupwürdig” bezeichnete der 26 Jahre alte Ausnahmekönner die Bedingungen. Die warmen Temperaturen der letzten Tage hatten der Piste zugesetzt. Zudem kritisierte Odermatt die einfache Kurssetzung auf der kurzen Strecke. Seine herausragenden Fähigkeiten konnte er diesmal nicht ausspielen.

Doch Odermatt wäre nicht Odermatt, würde er nicht zurückschlagen. Bei deutlich besseren Bedingungen als am Vortag fährt der Eidgenosse einmal mehr am Limit – und diesmal zahlt sich das Risiko wieder aus. Odermatt schließt Frieden mit der Kandahar und strahlt bei der Champagnerdusche mit der Sonne, die sich inzwischen über den Berg gekämpft hat, um die Wette.

Bilder dieser Art wiederholen sich seit Odermatts erstem Weltcupsieg im Dezember 2019, als der damals 22-jährige Nidwaldner sensationell den Super G in Beaver Creek gewann. Damals nahm die “Odi-Mania” so langsam ihren Lauf …

In anderen Sphären

Kugel-Kuss: Marco Odermatt.

Kugel-Kuss: Marco Odermatts Sammlung wächst.
AFP via Getty Images

Inzwischen ist Odermatt Doppelweltmeister, Olympiasieger und dreimaliger Gesamtweltcup-Sieger. Bereits in der vergangenen Saison hatte er den 23 Jahre alten Punkterekord von Österreichs Ski-Legende Hermann Maier getoppt, indem er als zweiter Mann die 2000-Punkte-Marke (2042) knackte. In diesem Winter bewegte er sich erneut in außerirdischen Sphären und deklassierte seine Konkurrenten teils regelrecht, wobei man auch dazusagen muss, dass der österreichische Allrounder Marco Schwarz sowie der norwegische Speed-Spezialist Aleksander Aamodt Kilde die Saison verletzungsbedingt vorzeitig beenden mussten.

Odermatts Paradedisziplin ist der Riesenslalom, der als Basis für alle Disziplinen gilt. Die kleine Kristallkugel für den Gewinn dieser Wertung heimste er zum dritten Mal in Folge und quasi nebenbei ein. Nicht jedoch ohne große Emotionen zu zeigen, schließlich gewann er neun von zehn Rennen – auch für ihn “unglaublich”.

Insgeheim aber jagte er in dieser Saison die Abfahrtskugel, denn die fehlte noch in seiner Sammlung. Bei der WM 2023 in Courchevel hatte er Blut geleckt, war Abfahrtsweltmeister geworden, ohne zuvor eine Weltcup-Abfahrt gewonnen zu haben. Rückblickend sprach er vom “wahrscheinlich verrücktesten Tag” seines Lebens. Den ersten Weltcup-Abfahrtssieg seiner Karriere fuhr Odermatt schließlich beim Heimspiel am Lauberhorn im Januar ein. Und weil beim finalen Showdown in Saalbach-Hinterglemm die letzte Abfahrt dem Wetter zum Opfer fiel, krönte er sich tatsächlich zum Abfahrtskönig.

Ein Österreicher hilft beim Muskelaufbau

Um für das Pensum – nur Slalom fährt Odermatt nicht – gewappnet zu sein, investierte der eher schmächtige “Odi” in der Sommervorbereitung viel mehr in den Bereichen Kraft und Kondition. Eine wichtige Rolle spielte dabei ausgerechnet ein Österreicher: Athletiktrainer Kurt Kothbauer, ein ehemaliger Kugelstoßer, Speer- und Diskuswerfer, der schon mit Maier arbeitete, formte Odermatt. Mehr Muskelmasse für die Abfahrtsrennen musste her. Kothbauer holte nach eigener Aussage das Optimum heraus und räumt nun auf eigenen Wunsch das Feld. Mehr könne er nicht tun.

Freestyle für die Körperbeherrschung

Das Skifahren an sich wurde Odermatt quasi in die Wiege gelegt. Im Alter von zwei Jahren steht er in Begleitung von Papa Walti, der jeden einzelnen Skitag seines Sohnes notiert, erstmals auf Skiern. Bald fährt der kleine “Odi” die ersten Rennen und besucht in Engelberg die Sportmittelschule. In seinen jungen Jahren legt er eine wichtige Grundlage für seinen späteren Erfolg: Koordination. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Fabian Bösch meistert er in der Turnhalle spektakuläre Parcours, draußen im Schnee üben die beiden Back- und Frontflips. Bösch wechselt in Teenager-Jahren von Alpin auf Freestyle-Ski, wo er später große Erfolge feiert.

Odermatt wiederum profitiert noch heute von der damals erlangten Körperbeherrschung. Die Kombination aus seinem außergewöhnlichen Gefühl für die schnellste Linie und den körperlichen Voraussetzungen, diese auch zu fahren, ist einzigartig und macht ihn vielleicht zum besten alpinen Skirennläufer der Geschichte. Er kann Situationen meistern, in denen andere im Fangnetz landen.

Neureuther: “Odermatt ist der moderne Athlet”

Seine Schwünge sind unnachahmlich.

Seine Schwünge sind unnachahmlich.
picture alliance / IPA

“Marco Odermatt ist der moderne Athlet”, sagt der ehemalige Skirennläufer und heutige TV-Experte Felix Neureuther. “Er ist nicht nur in einer Sache gut, er ist allgemein athletisch extrem gut aufgestellt. Er kann Wakeboarden, Ballsportarten und vieles mehr. Da haben die Eltern viel richtig gemacht, indem sie ihn alles haben probieren lassen”, freut sich Neureuther, der “diese frühe Spezialisierung auf eine Sportart sowieso kritisch sieht”.

Man könne sich im Skisport schon vieles erarbeiten, aber das, was Odermatt auszeichnet, eben nicht. “Er hat die perfekten Hebel für einen Skifahrer, die perfekten körperlichen und mentalen Voraussetzungen – und ist ein extrem intuitiver Skifahrer”, sagt Neureuther und schwärmt: “Die Linien, die er fährt, wie schnell er mit dem Schwung fertig ist, dieses Auflösen des Schwungs, seine Hoch-Tief-Bewegungen – das ist so schwer umzusetzen, und er macht es.”

In Federers Fußstapfen

Zu diesem perfekten Gesamtpaket gehört auch der Charakter. Trotz all seiner Erfolge ist Odermatt bodenständig, authentisch, nahbar, offen und mannschaftsdienlich geblieben – und auch deshalb so beliebt in der Schweiz, wo er schon dreimal als Sportler des Jahres ausgezeichnet wurde. Einer Studie zufolge verdrängte er im vergangenen Frühling sogar Tennis-Ikone Roger Federer von der Spitze des Schweizer Popularitätsrankings.

Seltener öffentlicher Auftritt von Marco Odermatt mit Freundin Stella.

Seltener öffentlicher Auftritt von Marco Odermatt mit Freundin Stella.
picture alliance/KEYSTONE

Heimat, Familie, Freundin und Freunde sind Odermatt extrem wichtig, sie erden ihn, wenn er von seinen Reisen nach Hause kommt. Im Kanton Nidwalden genießt das Ausnahmetalent die naheliegenden Berge und den Vierwaldstättersee gleichermaßen. In seiner Freizeit liebt er das “Powdern”, das Tiefschneefahren also, das er als “Ursprung der Freude am Skifahren” bezeichnet. Im Sommer zieht es ihn ans Meer. Und wenn es was zu feiern gibt, lässt er es auch mal krachen.

Fanbus statt Luxus-Limousine

Der Schweizer Ski-Reporter Marcel Perren vom “Blick” begleitet den Weltcup-Zirkus schon seit über 20 Jahren und sagt über das Phänomen Odermatt: “Marco weiß, dass er in einer absoluten Nischensportart zu Hause ist und verhält sich auch so.” Eine Anekdote aus dem Januar 2023 belegt dies eindrucksvoll: Statt nach seinem Erfolg in Adelboden – für jeden Riesenslalomfahrer ein Saison-Höhepunkt – mit einer von einem Sponsor zur Verfügung gestellten Limousine nach Hause zu fahren, steigt Odermatt lieber in den Bus von seinem Fanclub. Im Januar 2024 wiederholt er nicht nur seinen Erfolg am Chuenisbärgli, sondern steigt erneut zu den grölenden Fans in den Bus.

Odermatt braucht keine Sonderbehandlung, verlangt kein Privatteam wie seine Landsfrau Lara Gut-Behrami. Er ist ein Teamplayer und reißt die ganze Mannschaft mit.

Er habe noch keine Schwäche an Odermatt entdeckt, sagt Perren. Odermatt selbst bezeichne sich als sehr schlechten Verlierer, das sei alles. Spannend werde es, wenn eine Phase kommt, in der er nicht in jedem Rennen auf dem Podium steht. Doch die ist vorerst nicht in Sicht, Odermatt trägt pure Fahrfreude in sich. “Er ist süchtig nach Skifahren”, sagt Perren. Odermatt werde fahren, solange er Spaß hat. Und natürlich von Verletzungen verschont bleibt.

Christina Flohr

Letztes Rennen abgesagt: Odermatt auch Abfahrts-Gesamtsieger

Das finale Rennen im Kampf um die Abfahrts-Kugel zwischen Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin sollte auch das letzte der Saison sein. Am Ende machte das Wetter dem Spektakel einen Strich durch die Rechnung. Odermatt sicherte sich dadurch die nächste Kristallkugel.

Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin konnten sich nicht im finalen Rennen ein letztes Mal messen.

Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin konnten sich nicht im finalen Rennen ein letztes Mal messen.

IMAGO/Hartenfelser

Das letzte Rennen der alpinen Ski-Saison ist dem Wetter zum Opfer gefallen, der Schweizer Marco Odermatt hat damit auch den Abfahrts-Weltcup gewonnen. Nachdem der Start dreimal verschoben worden war, sagten die Veranstalter die Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm in Österreich am Sonntag schließlich ab. Aufgrund von Schneefall und Wind wäre die Sicherheit der Athleten nicht gewährleistet gewesen, hieß es.

Odermatt lag in der Abfahrtswertung vor dem Saisonfinale 42 Punkte vor Cyprien Sarrazin. Der Franzose, der im Januar die beiden Rennen auf der legendären Streif in Kitzbühel gewonnen hat, war der einzige Verfolger, den der 26-Jährige noch zu fürchten hatte.

Odermatt kopiert den Herminator

Nachdem er schon den Gesamtweltcup sowie die Disziplinwertungen im Riesenslalom und im Super G für sich entschieden hat, beendet Odermatt seine herausragende Saison nun mit vier Trophäen. Zuletzt war dieses Kunststück im alpinen Männer-Bereich dem Österreicher Hermann Maier in den Jahren 2000 und 2001 gelungen. Odermatt fuhr in diesem Winter 13 Weltcup-Siege und insgesamt 20 Podestplätze ein.

Deutsche Athleten hatten sich in den schnellen Disziplinen für das Saisonfinale in Saalbach-Hinterglemm nicht qualifiziert.

Alpinchef Maier: Selbstreflexion in Ski-Krise zentrales Thema

In den schnellen Disziplinen haben die deutschen Skirennfahrer den Anschluss verloren. Die Ursachenforschung beginne bei jedem selbst, sagt der Alpindirektor – und bleibt zuversichtlich.

Wolfgang Maier im Gespräch mit Romed Baumann.

Wolfgang Maier im Gespräch mit Romed Baumann.

IMAGO/GEPA pictures

Nach Meinung von Alpindirektor Wolfgang Maier ist die Selbstreflexion der deutschen Skirennfahrer das zentrale Thema auf dem angestrebten Weg zurück Richtung Weltspitze. “Viele hatten diese Saison keine überzeugende Körpersprache und kein Zutrauen in ihr eigenes Fahren”, sagte der 63-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. “Die Gründe dafür sind individuell. Die muss jeder herausfinden. Erst dann kommen Dinge wie technische Feinabstimmung oder Trainingsplan. Dass wir den Trend verschlafen und im Speed-Bereich zum Beispiel zu wenig Riesenslalom trainiert hätten, dagegen wehre ich mich. Es geht eher darum, mit welcher Überzeugung ich ihn dann trainiere.”

Diskrepanz in den Leistungen von Speed- und Technik-Disziplinen

Besonders die Männer in den schnellen Disziplinen blieben im zu Ende gehenden Winter weit hinter den Erwartungen. Keiner von ihnen konnte sich für das Saisonfinale in Saalbach-Hinterglemm qualifizieren. Kira Weidle, WM-Zweite von 2021, fuhr zwar achtmal in die Top Ten, aber kein einziges Mal auf das Podest.

Die Slalom-Spezialisten Linus Straßer und Lena Dürr, die in ihren Disziplinwertungen jeweils Zweite wurden, überzeugten hingegen und fuhren die einzigen deutschen Podiumsplätze der gesamten Saison ein.

In der Abfahrt ruhen die Hoffnungen nach dem Rücktritt des einstigen Streif-Siegers Thomas Dreßen künftig auch auf Simon Jocher und Luis Vogt, der zuletzt sowohl im Welt- als auch im Europacup unterwegs war. “Wir werden uns der Herausforderung stellen”, sagte Maier. “Wir hatten schon öfter solche Situationen und werden es auch diesmal wieder schaffen, junge Athleten so zu entwickeln, dass sie auf Sicht mit der Weltspitze konkurrieren können.”

Packendes Saison-Finale: Hütter fängt Gut-Behrami im Abfahrts-Weltcup noch ab

Lara Gut-Behrami hat im letzten Super G der Saison ihre dritte Kristallkugel in diesem Winter abgeräumt, die vierte blieb der Schweizerin verwehrt. In der Abfahrt holte sich Cornelia Hütter den Tagessieg und damit auch die Disziplinenwertung.

Cornelia Hütter strahlt mit der kleinen Kristallkugel in den Händen.

Cornelia Hütter strahlt mit der kleinen Kristallkugel in den Händen.

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Lara Gut-Behrami hat den Gesamtsieg in der Weltcup-Abfahrtswertung und damit die erhoffte vierte Kristallkugel der Saison in einem dramatischen Finale noch verloren. Die 32-Jährige belegte in der Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm am Samstag nur Rang 17 – ihre schlechteste Saisonplatzierung – und fiel in der Disziplinwertung dadurch noch hinter Cornelia Hütter zurück. Die Österreicherin raste zum Heimsieg und sicherte sich die erste Kristallkugel ihrer Karriere.

Zweite wurde die Slowenin Ilka Stuhec vor der Italienerin Nicol Delago. Die einzige deutsche Starterin, Kira Weidle, beendete eine für sie unbefriedigende Saison mit Platz acht.

“Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es sich noch ausgeht”, sagte Hütter dem ZDF nach ihrem Überraschungs-Coup. Im Ziel hatte sie große Emotionen gezeigt und auch ein paar Tränen verdrückt. “Ich war maßlos überfordert”, so die 31-Jährige schmunzelnd.

Gut-Behrami verpasst Historisches

Gut-Behrami hatte zuvor den Gesamtweltcup und die Disziplinwertungen im Riesenslalom und im Super-G gewonnen. Beinahe hätte sie als erste Athletin seit der Amerikanerin Mikaela Shiffrin 2019 in einem Winter die große und drei kleine Kristallkugeln abgeräumt. Hütter zog mit einer famosen Fahrt und ihrem insgesamt sechsten Weltcup-Sieg aber noch vorbei und entschied die Abfahrts-Wertung letztlich mit 28 Punkten Vorsprung für sich.

Das Rennen im Ticker und alle Ergebnisse

Weltcup-Gesamtwertung Abfahrt, Endstand nach 8 Wettbewerben

1. Cornelia Hütter (Österreich) 397 Pkt.; 2. Lara Gut-Behrami (Schweiz) 369; 3. Sofia Goggia (Italien) 350; 4. Stephanie Venier (Österreich) 346; 5. Federica Brignone (Italien) 281; 6. Jasmine Flury (Schweiz) 275; 7. Mirjam Puchner (Österreich) 251; 8. Ilka Stuhec (Slowenien) 242; 9. Marta Bassino (Italien) 236; 10. Laura Pirovano (Italien) 216; … 15. Kira Weidle (Starnberg) 163; 27. Emma Aicher (Mahlstetten) 55

Weltcup-Gesamtwertung, Endstand nach 39 Wettbewerben

1. Lara Gut-Behrami (Schweiz) 1716 Pkt.; 2. Federica Brignone (Italien) 1581; 3. Mikaela Shiffrin (USA) 1409; 4. Sara Hector (Schweden) 922; 5. Cornelia Hütter (Österreich) 913; 6. Petra Vlhová (Slowakei) 802; 7. Sofia Goggia (Italien) 792; 8. Michelle Gisin (Schweiz) 785; 9. Marta Bassino (Italien) 739; 10. Stephanie Venier (Österreich) 726; … 16. Lena Dürr (Germering) 517; 22. Kira Weidle (Starnberg) 384; 48. Emma Aicher (Mahlstetten) 191; 106. Jessica Hilzinger (Oberstdorf) 16

Schweizer Machtdemonstration: Auch Odermatt Super-G-Gesamtsieger

Schweizer Machtdemonstration beim Saisonfinale: Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami verpassen zwar das Podest, sichern sich aber jeweils die dritte Kristallkugel in diesem Winter.

Strahlte mal wieder mit der Sonne um die Wette: Marco Odermatt.

Strahlte mal wieder mit der Sonne um die Wette: Marco Odermatt.

AFP via Getty Images

Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami haben für den nächsten Schweizer Ski-Festtag gesorgt. Das Duo sicherte sich beim Saisonfinale in Saalbach-Hinterglemm am Freitag jeweils den Gesamtsieg im Super G. Beide hatten zuvor schon den Gesamtweltcup und die Disziplinwertung im Riesenslalom gewonnen. Im Laufe des Wochenendes könnten sie zudem noch die kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt holen.

Schweizer Dreifachsieg

Odermatt wurde im letzten Super G des Winters Fünfter. Der Österreicher Vincent Kriechmayr, der noch eine minimale Chance auf den Gesamterfolg hatte, landete direkt hinter dem 26-Jährigen auf Rang sechs. Auf das Podest fuhren gleich drei Teamkollegen von Odermatt: Stefan Rogentin siegte vor Loic Meillard und Arnaud Boisset. “Der erste Weltcupsieg ist sicher ein spezieller Moment, vor allem mit zwei Teamkollegen. Darauf arbeitet man lange hin”, sagte Rogentin gegenüber SRF.

In die Entscheidung in der Abfahrt (Sonntag, 11.15 Uhr, LIVE! bei kicker) geht Odermatt mit einem Vorsprung von 42 Punkten auf den Franzosen Cyprien Sarrazin. “Das ist das große Ziel”, sagte Odermatt im ZDF und kündigte an: “Vollgas ist die Devise.”

Deutsche Männer hatten sich für den Saisonabschluss in den schnellen Disziplinen nicht qualifiziert.

Das Rennen im Ticker

Gut-Behrami belegte bei den Frauen Platz sieben. Die Italienerin Federica Brignone als Zweite und die österreichische Lokalmatadorin Cornelia Hütter als Fünfte waren zwar schneller, konnten die 32-Jährige aber nicht mehr von der Spitze des Gesamtklassements verdrängen. Den Sieg sicherte sich die Tschechin Ester Ledecka.

Schweizer Machtdemonstration: Auch Odermatt Super-G-Gesamtsieger

Schweizer Machtdemonstration beim Saisonfinale: Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami verpassen zwar das Podest, sichern sich aber jeweils die dritte Kristallkugel in diesem Winter.

Strahlte mal wieder mit der Sonne um die Wette: Marco Odermatt.

Strahlte mal wieder mit der Sonne um die Wette: Marco Odermatt.

AFP via Getty Images

Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami haben für den nächsten Schweizer Ski-Festtag gesorgt. Das Duo sicherte sich beim Saisonfinale in Saalbach-Hinterglemm am Freitag jeweils den Gesamtsieg im Super G. Beide hatten zuvor schon den Gesamtweltcup und die Disziplinwertung im Riesenslalom gewonnen. Im Laufe des Wochenendes könnten sie zudem noch die kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt holen.

Schweizer Dreifachsieg

Odermatt wurde im letzten Super G des Winters Fünfter. Der Österreicher Vincent Kriechmayr, der noch eine minimale Chance auf den Gesamterfolg hatte, landete direkt hinter dem 26-Jährigen auf Rang sechs. Auf das Podest fuhren gleich drei Teamkollegen von Odermatt: Stefan Rogentin siegte vor Loic Meillard und Arnaud Boisset. “Der erste Weltcupsieg ist sicher ein spezieller Moment, vor allem mit zwei Teamkollegen. Darauf arbeitet man lange hin”, sagte Rogentin gegenüber SRF.

In die Entscheidung in der Abfahrt (Sonntag, 11.15 Uhr, LIVE! bei kicker) geht Odermatt mit einem Vorsprung von 42 Punkten auf den Franzosen Cyprien Sarrazin. “Das ist das große Ziel”, sagte Odermatt im ZDF und kündigte an: “Vollgas ist die Devise.”

Deutsche Männer hatten sich für den Saisonabschluss in den schnellen Disziplinen nicht qualifiziert.

Das Rennen im Ticker

Gut-Behrami belegte bei den Frauen Platz sieben. Die Italienerin Federica Brignone als Zweite und die österreichische Lokalmatadorin Cornelia Hütter als Fünfte waren zwar schneller, konnten die 32-Jährige aber nicht mehr von der Spitze des Gesamtklassements verdrängen. Den Sieg sicherte sich die Tschechin Ester Ledecka.

Gut-Behrami holt sich Super-G-Kugel – Weidle fehlen 15 Hundertstel aufs Podest

Die Schweizerin Lara Gut-Behrami verpasst im letzten Super G der Saison zwar das Podest, räumt aber ihre dritte Kristallkugel in diesem Winter ab. Eine vierte könnte folgen. Kira Weidle wird Sechste.

Als Siebte zur Kugel: Lara Gut-Behrami.

Als Siebte zur Kugel: Lara Gut-Behrami.

IMAGO/GEPA pictures

Lara Gut-Behrami hat auch die Gesamtwertung im Super G gewonnen. Die 32-Jährige belegte beim Saisonfinale in Saalbach-Hinterglemm am Freitag Rang sieben. Die Italienerin Federica Brignone als Zweite und die österreichische Lokalmatadorin Cornelia Hütter als Fünfte waren zwar schneller, konnten Gut-Behrami aber nicht mehr von der Spitze des Gesamtklassements verdrängen. Den Sieg im letzten Super G des Winters sicherte sich die Tschechin Ester Ledecka.

Gut-Behrami hatte zuvor bereits den Gesamtweltcup und die Disziplinwertung im Riesenslalom gewonnen. Am Samstag kann sie sich noch zur Abfahrts-Königin krönen. Das Kunststück, in einer alpinen Ski-Saison die große Kristallkugel und drei kleine Pokale zu holen, ist bislang nur der amerikanischen Ausnahmeathletin Mikaela Shiffrin gelungen. Für Gut-Behrami ist es bereits der fünfte Gesamtsieg im Super G.

Weidle kündigt an: “Müssen viele Dinge überdenken”

Die einzige deutsche Starterin, Kira Weidle, fuhr am Freitag auf Platz sechs. Zum Podest fehlten der Starnbergerin 0,15 Sekunden. Die WM-Zweite von 2021 war nicht ganz zufrieden. Zumindest gehe es aber “wieder in die richtige Richtung”, sagte sie dem ZDF. Insgesamt sei es “nicht die Saison, die ich mir erhofft hatte”, erklärte Weidle. Man werde im Sommer “viele Dinge überdenken müssen”, kündigte die 28-Jährige an.