Schalkes Hoffnung auf eine neue Stabilität

Kein Tor erzielt, aber auch keins kassiert: Der FC Schalke 04 nimmt aus dem 0:0 gegen den Karlsruher SC die defensiven Ansätze mit für den Auftritt bei Hannover 96.

Schalkes Torwart Marius Müller lobt die Defensivarbeit.

Schalkes Torwart Marius Müller lobt die Defensivarbeit.

IMAGO/Beautiful Sports

Auch wenn das torlose Remis gegen den Karlsruher SC nicht der erhoffte Befreiungsschlag im Kampf um den Klassenerhalt war, konnte Trainer Karel Geraerts eine positive Erkenntnis aus dem Spiel ziehen. “Ich bin sehr zufrieden mit der Defensive. Es war eine stabile Leistung”, befand der Belgier und lag damit richtig. Das sechste Spiel in der Saison ohne Gegentor war insofern bemerkenswert, als es direkt auf die 2:5-Klatsche bei Hertha BSC folgte und gleichzeitig gegen den KSC passierte, der zuvor 16 Treffer in fünf Spielen erzielt hatte.

“Jetzt haben wir uns reingeworfen und unsere Knöchel reingehalten”

“Der KSC hat schon einige Mannschaften aus dem Stadion geschossen”, ordnete auch Keeper Marius Müller seine weiße Weste ein. Für ihn ist “die Stabilität in der Defensive Überzeugung. Will ich den Zweikampf gewinnen? Bin ich bereit dahin zu gehen, wo es wehtut?”. Gegen den KSC gelang das, in Berlin nicht. “Jetzt haben wir uns reingeworfen und unsere Knöchel reingehalten. Gegen Karlsruhe haben wir in den ersten zehn Minuten schon zehn Flanken geblockt, in Berlin kann ich mich nicht erinnern, dass wir eine geblockt haben.”

Und das trage Früchte. “Wir hatten direkt eine andere Körpersprache und das trägt uns ein Stück weit.” Müller findet mit Blick auf die nächste Begegnung bei Hannover 96 aber auch: “Auswärts bekommen wir es nicht gebacken, diese Geilheit auf dem Platz zu leben. Ich werde alles daran setzen, dass wir das endlich hinbekommen. Jetzt ist es unsere Verantwortung, die defensive Stabilität auch in Hannover zeigen.”

Zwei Vordermänner von Müller standen gegen den KSC symbolisch für die Verbesserung in der Abwehr. Rechtsverteidiger Cedric Brunner und Innenverteidiger Marcin Kaminski haben bisher keine leichte Saison hinter sich, überzeugten am Sonntag aber beide mit soliden bis guten Auftritten. “Es war nicht leicht für sie, aber beide haben eine sehr gute Leistung gezeigt”, lobte Geraerts. Durchaus wahrscheinlich, dass sie die gegen Hannover bestätigen dürfen – zumal Ron Schallenberg und Brandon Soppy auch am Mittwoch noch nicht mit dem Team auf dem Platz standen.

Patrick Kleinmann

Kollektiver Frust auf Schalke: “Das ist doch geisteskrank”

Mit dem Ziel den Vorsprung auf die Abstiegsränge zu vergrößern, ging der FC Schalke 04 ins Heimspiel gegen den Karlsruher SC. Gelungen ist dieses Vorhaben beim torlosen Remis nicht; auch, weil Robert Hartmann eine entscheidende Situation gegen Königsblau wertete. Der Ärger darüber war bei den Beteiligten groß.

Entschied sich nach Sichtung der Live-Bilder gegen einen Elfmeter für Schalke: Schiedsrichter Robert Hartmann.

Entschied sich nach Sichtung der Live-Bilder gegen einen Elfmeter für Schalke: Schiedsrichter Robert Hartmann.

IMAGO/Steinbrenner

Es lief die 87. Minute als David Herold den Ball im Karlsruher Strafraum an den Arm bekam. Kurze Zeit später beorderte Video-Assistent Daniel Schlager Schiedsrichter Robert Hartmann, der die Situation erst einmal laufen ließ, zum Monitor an die Seitenlinie. Nachdem der Referee einige Augenblicke die Bilder studierte, revidierte er seine Entscheidung nicht und gab keinen Strafstoß für Schalke.

“Das ist eine Frechheit”, ärgerte sich S04-Angreifer Keke Topp nach dem Spiel in der Mixed Zone. “Ich habe noch nie gesehen, dass der Schiedsrichter rausgeht und nicht auf Strafstoß entscheidet.” Für den 20-jährigen Mittelstürmer – 2021 wechselte Topp von Werder Bremen nach Gelsenkirchen – “ein klarer Elfmeter”.

Will der mich verarschen?

Simon Terodde in der Mixed Zone über den nicht gegebenen Elfmeter

Auch Knappen-Coach Karel Geraerts präsentierte sich wenig erfreut über die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns. “Da gibt es keine Diskussion, das ist Strafstoß”, äußerte der 42-Jährige klar seine Meinung. “Ich habe gelernt: Wenn ein Spieler den Ball mit dem Arm im Strafraum spielt, ist es Elfmeter.” Kapitän Simon Terodde wurde in seiner Wortwahl sogar noch deutlicher und machte ebenso wie sein Sturm-Kollege und Trainer klar, einen “klaren Elfmeter” gesehen zu haben. “Das ist doch geisteskrank. Will der mich verarschen?”

Trainer-Lob für Defensivarbeit

Doch trotz dieses Ärgernisses wollten die Königsblauen den Rest des Spiels nicht unter den Tisch kehren. So hielt Topp fest, dass die “erste Halbzeit Hoffnung für nächste Woche macht”. In der Tat spielte der Bundesliga-Absteiger in Durchgang eins relativ befreit auf, verpasste es aber Tore zu erzielen. Anders als in den Vorwochen durften Cedric Brunner und Marcin Kaminski mal wieder von Beginn an spielen und halfen erfolgreich dabei, die Defensive zu stabilisieren.

Denn bei aller Kritik, die sich die Schalker wegen ihrer Chancenverwertung gefallen lassen mussten, sollte nicht außenvor bleiben, dass die Hintermannschaft die Null hielt. “Es war nicht einfach für die beiden, sie haben heute gut performt”, lobte Geraerts die Leistung der beiden Abwehrmänner.

Wohlwissend, dass der erste Durchlauf ordentlich war, wies Terodde aber auch auf die letzten 30 Minuten hin, die “kritisch zu sehen” wären. In dieser Phase genoss der KSC Oberwasser und erarbeitete sich Chance für Chance. Mit Blick auf die nächste Aufgabe am kommenden Sonntag in Hannover kündigte der 36-Jährige an, Gespräche führen zu wollen. “Auswärts müssen wir anders als zuletzt auftreten. Das ist ein Riesenpunkt, über den wir diese Woche sprechen müssen.” Das Fazit lautete unisono, dass keiner so wirklich mit dem Spielausgang zufrieden war. Geraerts fasste es treffend zusammen: “Heute ist niemand glücklich.”

Das Ziel, den Abstand auf die unteren Ränge auszubauen, verpasste der S04 am Ostersonntag – und dennoch machte die erste Halbzeit Hoffnung für die entscheidenden Wochen im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Während der Vorsprung auf Kaiserslautern (16. Platz) zwei Punkte groß ist, sind es drei auf Hansa Rostock (Rang 17).